Die Deutsche Filmakademie erweitert offiziell ihre Sektionen. Auf der letzten Mitgliederversammlung der Akademie wurde die Gründung der neuen Sektion Animationsfilm beschlossen. Damit wird eine bessere Vertretung der Animationsfilmer*innen möglich, die sich bisher in anderen Sektionen wiederfanden, wie in den Bereichen Produktion, Regie, Drehbuch oder Visual Effects. Auch Produzentin Emely Christians von Ulysses Filmproduktion GmbH aus Hamburg, die gerade OOOPS! 2 – LAND IN SICHT in die deutschen Kinos brachte, begrüßt diese Entwicklung:
„Animationsfilme „Made in Germany“ haben es die letzten Jahre in die obere Liga des europäischen Animationsfilmgeschäftes geschafft, dank vieler Unterstützer und der vielen Kreativen an den unterschiedlichen Standorten. Dass die Deutsche Filmakademie nun die Sektion Animationsfilm gründet, freut mich deshalb umso mehr! Das Schaffen der Kreativen und Produzenten aus der Animationsbranche hat damit eine neue künstlerische Heimat gefunden.“
Emely Christians
Als eigene Sektion bekommen die Mitglieder auch mehr Mitspracherecht bei Abstimmungen, ab einer gewissen Größe an Sektionsmitgliedern besteht ein Anrecht auf einen Platz im Vorstand. Möglichkeiten, um die eigenen Belange besser vertreten zu können und gehört zu werden.
Das scheint durchaus erforderlich zu sein, findet der Animationsfilm hierzulande durchaus zu wenig Beachtung und wird oft sogar gerne als Kinderfilm abgetan. Ralf Kukula vom Balance Film GmbH in Dresden, der selbst dieses Jahr mit FRITZI – EINE WENDEWUNDERGESCHICHTE für den Deutschen Filmpreis 2020 nominiert war, dazu:
„Mit der Gründung einer eigenen Sektion für Animationsfilm verbindet sich die Hoffnung auf eine deutlich bessere Wahrnehmung unserer Gattung, auch und insbesondere unter Kollegen. Das Prinzip der Animation verbindet sich zunehmend mit allen anderen Bereichen des Filmschaffens. Insofern freue ich mich sehr, dass die Filmakademie dieser Entwicklung nun Raum gibt.“
Ralf Kukula
Nicht gesehen oder als Kinderfilm abgetan zu werden – auch bei der Vergabe des Deutschen Filmpreises findet sich dieses Bild wieder, dessen Preisträger die Mitglieder der Deutschen Filmakademie wählen. Konstellationen Realfilm versus Animationsfilm gingen bisher zugunsten des Realfilms aus: 2011 unterlag DIE KONFERENZ DER TIERE dem sehr schönen CHANDANI UND IHR ELEFANT (ein Dokumentarfilm!), dieses Jahr triumphierte die Buchverfilmung ALS HITLER DAS ROSA KANINCHEN STAHL über die animierte Buchverfilmung FRITZI, EINE WENDEWUNDERGESCHICHTE in der Kategorie Bester Kinderfilm. Lediglich 2005 wurde LAURAS STERN von den Produzenten Thilo Graf Rothkirch und Maya Gräfin Rothkirch als Bester Kinderfilm ausgezeichnet. Das sind insgesamt drei Nominierungen für Animationsfilme seit Bestehen der Deutschen Filmakademie. Und auch nur in der Kategorie „Bester Kinderfilm“. Deutlich zu wenig, wenn man sich den Anteil von Animationsfilmen im deutschen Kino anschaut. Und hat ein gut erzählter und produzierter Animationsfilm nicht auch das Zeug zum Besten Film?
Um Missverständnissen vorzubeugen: bisher ist keine Lola für den Besten Animationsfilm als weitere Kategorie beim Deutschen Filmpreis geplant (die 71. Verleihung ist für den 01. Oktober 2021 in Berlin geplant). Da muss der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aktiv werden, derzeit Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters, die den Preis und die Preisgelder vergibt.
Das wird wohl noch eine Weile dauern, aber der erste Schritt ist gemacht. 2020 wurde erstmals eine Lola für die Besten VFX an DIE KÄNGURU-CHRONIKEN vergeben, man zeigt sich also dem animierenden Handwerk gegenüber aufgeschlossen. Allerdings ist die Auszeichnung in einem Gewerk deutlich weniger aufwändig, als eine Lola für den Besten Animationsfilm zu erschaffen, die den Kategorien Bester Spielfilm oder Bester Kinderfilm gleichgestellt wäre.
Fairerweise muss man auch genauer hinschauen, was so alles als „deutscher Animationsfilm“ gehandelt wird. Viele Animationsfilme sind aufgrund der Kosten und der möglichen Finanzierung europäische und internationale Koproduktionen. Dass beispielsweise in China animiert wird, ist üblich. Dass ein Animationsfilm aber lediglich in Rechenzentren in deutschen Städten gerendert wird, reicht nicht aus, um das künstlerische Schaffen auch hierzulande zu verorten.
Ich bin gespannt, wie die Arbeit der Sektion in den Deutschen Filmakademie geführt wird! Eine Übersicht aller Kinostarts von Animationsfilmen gibt es natürlich auf DigitaleLeinwand.
Bilder (c) Deutsche Filmakademie