Wie berichtet hat der chinesische Starpianist Lang Lang seine 3D-Konzertaufnahmen als Weltpremiere im Cinestar in Berlin vorgestellt. Vor ausverkauftem Haus präsentierte Lang Lang dem Publikum und dem Sony Corporation Board seine im Berliner Club Berghain in stereoskopischem 3D aufgenommenen Stücke. Dabei intonierte er Stücke aus dem Wiener Konzert von Beethoven, Prokofjew, Albeniz und Chopin. Die in nativem 3D gefiltem Aufnahmen zeigen den Musiker an seinem Instrument aus verschiedenen Blickwinkeln, mit einem Live-Gefühl, aber durch die immersive Technik noch deutlich näher dran am Geschehen, als es dem normalen Publikum sonst möglich ist.

Starpianist Lang Lang auf der Weltpremiere seines 3D-Konzertfilms "The Third Dimension" | Foto © Gerold Marks

Lang Lang steht als Sony Botschafter natürlich sehr im Rampenlicht. Und passend zur 3D-Strategie von Sony haben sie einen jungen technikaffinen Star, der von 3D als Möglichkeit begeistert ist. Lang Lang kommentiert sein 3D-Debüt: „Ich finde es sehr aufregend, in vorderster Linie daran mitzuwirken, dass 3D seinen Weg in die Wohnzimmer der Menschen überall auf der Welt findet. Diese neue Technologie eröffnet allen Musikfreunden eine völlig neue Dimension. Durch die 3D-Aufzeichnung wird das Musikerlebnis noch viel intensiver und mitreißender. Ich bin sehr froh, dass ich mit Sony einen starken Partner an meiner Seite habe, der meine Vision teilt.“

Wer bei der Weltpremiere von Lang Langs Film „The Third Dimension“ nicht dabei sein konnte, kann das 3D-Konzert „The Third Dimension“ auf 3D-Blu-ray sehen. Das Konzert wird als Zusatztmaterial auf der Blu-ray „Lang Lang – Live in Vienna“ enthalten sein, die am 17. September erscheint.

Natürlich war ich bei der Weltpremiere von Lang Langs 3D-Konzertfilm persönlich anwesend. „The Third Dimension“ überzeugt absolut. Es ist eine Freude, Lang Lang beim Spielen zu beobachten, ungewöhnliche Blickwinkel auf ihn und sein Instrument einzunehmen. Hautnah dabei zu sein, wenn seine Finger über die Tasten fliegen. Die Gestaltung der Aufnahmen ist auf die jeweiligen Musikstücke abgestimmt und folgen einer Bild-Dramaturgie, die Abwechslung bietet, deutlich mehr als „Mann am Klavier“. Die Bildqualität der Aufnahmen ist sehr gut, leider säuft schwarzer Flügel in neutral schwarzem Raum (sprich Tanzfläche Berghain) farblich etwas ab, was aber an der dunkel eingestellten Projektion im CineStar OV Saal 3 (wir kennen uns…) liegt. Das 3D-Konzert begeistert. Und liegt in der Bildqualität deutlich über dem anschließendend per Beamer projizierten Blu-ray-Konzertausschnitt aus Wien, der auf der großen Leinwand arg mit Halbbildern zu kämpfen hatte.

Die eigentlich Sensation ist aber das Kinoerlebnis drumherum. Menschen zwischen 30 und 65 sitzen im vollständig ausverkauften Kino-Saal. Statt Cola gibt es gepflegten Rotwein, man hat im Kino eine kleine Bar errichtet, vor dem Saal kann man an der Garderobe seine Jacken abgeben. Man merkt, dass es sich um einen Klassik-Künstler handelt. Und doch verliert das Arthaus- und Bildungsbürger-Publikum die Angst vorm Multiplex, wie die regelmäßigen Opern-Live-Übertragungen zusätzlich beweisen. Ein spannendes Bild, wenn in einem 3D-Kino Damen und Herren in Abendgarderobe, Anzug und Kleid sitzen. Und alle haben eine 3D-Brille auf der Nase, egal wie alt oder wie jung. Die Stimmung ist brillant, zwischen den einzelnen Stücken wird wie im Konzertsaal auch applaudiert und gejubelt, wenn der Meister durch sein Können besonders beeindruckte. Ein kurzes Stimmungsbild bei älteren Besucherinnen, die noch nie im 3D-Kino waren, spiegelt die absolute Begeisterung wieder: so etwas Tolles haben sie im Kino noch nie erlebt! Von wegen 3D-Kino bietet keine Attraktionen für Silver Ager.

Womit wir mal wieder bei der beliebten Diskussion Arthaus versus Multiplex sind, die unter dem Deckmantel analoges gegen digitales Kino ausgetragen wird. Das Argument der Arthaus-Kinos lautet weiterhin: Die Umrüstung auf Digitales Kino ist zu teuer. Und schließlich gibt es keine 3D-Arthaus-Inhalte. Die Zeiten ändern sich. Natürlich ist die Finanzierung der Digitalisierung für finanzschwache Kunstkinos weiterhin ein Problem, bei dem die Verbände weiter rummähren, ohne dass schnelle Lösungen für die gesamte Branche schon morgen umsetzbar wären.

Doch nun stehen die 3D-Arthaus-Inhalte vor der Tür, 3D-Konzert mit Lang Lang, im nächsten Jahr Wim Wenders‘ 3D-Tanzfilm PINA über das Werk der verstorbenen Choreografin Pina Pausch, Werner Herzogs 3D-Höhlenmalerei-Dokumentation feiert in Toronto Premiere, Scorsese und Soderbergh drehen gerade 3D-Produktionen. Wenn die Arthaus-Kinos nicht über ihre Zukunft nachdenken und sich vorwärtsgerichtet positionieren, werden sicher einige Häuser schließen müssen.

In der Diskussion um PINA hatte ich im letzten Jahr das Problem noch als Frage formuliert: Werden eher Arthaus-Kinos in digitale und 3D-Technik investieren oder das Arthaus-Publikum ins Multiplex-Kino gehen, um sich den 3D-Arthaus-Film anzusehen? So wie die Zeichen der Zeit derzeit stehen, liegt die Antwort auf der Hand. Das klassische Arthaus-Publikum hat keine Scheu mehr vor großen Kinokomplexen und auch nicht vor der 3D-Brille auf der Nase. Und gönnt sich einen hochpreisigen Abend in 3D im Multiplex. Arthaus-Kinos, ihr verliert derzeit euer Publikum…

Bild © Gerold Marks, Blu-ray Cover © Sony · Alle Rechte vorbehalten.

Seit gestern läuft der erfolgreichste Film aller Zeiten in einer Extended Special Edition wieder in den Kinos: AVATAR- Aufbruch nach Pandora von James Cameron. Der Film läuft als längere Fassung ausschließlich in den 3D-Kinos. Denn dafür wurde der Film zweifelsohne produziert.
Und es gibt mehr zu sehen als jemals zuvor. Mit mehr als 8 Minuten zusätzlichem Material gibt es nicht nur neue Szenen, sondern auch neue Kreaturen zu sehen. Ihr lernt den Flugrochen kennen und es gibt eine große Jagdszene mit den neu im Film zu sehenden Sturmbeasts. Da zeigt sich, ob Jake Sully wirklich ein großer Jäger ist. Wie versprochen gibt es noch mehr Alien-Petting mit Jake uns Neytiri. Und auch sonst gibt es viele Kleinigkeiten zu entdecken, die die Welt von Pandora für uns bereit hält. Immer wieder staunt man über Details, die man neu oder anders wahrnimmt und fragt sich, ob dies neues Material ist oder man es einfach vorher nicht wahrnahm. Vieles wird durch die Erweiterungen deutlicher, besser erklärt, das eine oder andere „Ach so, jetzt ist es klar!“ entfleucht. Am spannendsten fand ich zwei Szenen, die dem Film doch neue Facetten hinzufügen. Wer Spoiler hasst: ab ins Kino, nicht weiterlesen.

Zum einen begleiten wir Grace, Jake und Norm in die Schule, die nun verwahrlost ist. Dort finden sich alte Tische und Stühle, Schränke, Modelle von Planeten als Mobile- aber auch Einschusslöcher in der Wand. Es ist klar, dass diese nur von den Menschen abgefeuert sein können- doch wer schießt auf Kinder? Man ahnt, dass es eine vergangene Geschichte gibt, die im Dunkeln liegt, da sie nicht nur grausam, sondern auch ein Einschnitt in der friedlichen Kommunikation zwischen Mensch und Navi darstellt.

Die zweite Nebengeschichte dreht sich zum Tsu’tey, der als Anführer der Omaticaya mit in die große Schlacht zieht. Und dort getroffen vom Kugeln aus dem Samson-Kampfhubschrauber abstürzt. Das letzte was wir bisher sahen, war Tsu’teys hoffnungsloser Fall in die Tiefe. Doch war das nicht sein Ende. Die Special Edition zeigt, wie er schwer verletzt sich für sein Volk entscheidet. Und durch ein grausames aber notwendiges Ritual Jake Sully zum neuen Anführer der Omaticaya macht.

Wer AVATAR nicht in 3D im Kino gesehen hat, hat den Film einfach nicht erlebt. Jetzt habt ihr nochmals die Gelegenheit dazu, James Camerons Schöpfung so zu sehen, wie der Film bestimmt war. Da kommt keine Blu-ray mit und alles andere darunter schon gar nicht.
Kino- dafür werden Filme gemacht. Und das gilt vor allem für AVATAR in 3D.

Hier nochmal der deutsche TV-Spot:

[quicktime]https://s3-eu-west-1.amazonaws.com/digitaleleinwand-media/AVATAR%20-%20TV-Spot%20-%20deutsch.mov[/quicktime]

Bild © 20th Century Fox · Alle Rechte vorbehalten.

Am 23. August 2010 haben die Dreharbeiten zum Mystery-Thriller „The Forbidden Girl“ begonnen. Bis Ende Oktober 2010 wird der 3D-Stereo-Kinofilm der Independent Produktion EMP 1. Stereofilm als Independent-3D-Produktion mit einem internationalen Cast in Jena, Berlin und Umgebung gedreht. „The Forbidden Girl“, deutsch „Das verbotene Mädchen“, steht in der Tradition der erfolgreichen Vampir-Formate wie „Twighlight“, „True Blood“ oder „Vampire Diaries“ und soll für den internationalen Markt produziert werden. Das Besondere: Holger Hage und Ingo Hamacher Bellacoola produzieren den Mystery-Thriller in stereoskopischen 3D.

Autor und Regisseur Till Hastreiter erzählt eine Geschichte von Leidenschaft und ewiger Abhängigkeit: Der junge Priestersohn Toby McClift (Allan Peter Gadiot) verliert über den Verlust seiner großen Liebe Laura (Jytte-Merle Böhrnsen) fast den Verstand. Auf der Suche nach ihr riskiert er im Kampf gegen die mächtige Hexe Lady Wallace (Jeanette Hain) und ihren treu ergebenen Werwolf Mortimer (Klaus Tange) mehr als sein eigenes Leben.

"The Forbidden Girl": Jeanette Hain und Regisseur Till Hastreiter

"The Forbidden Girl": Jeanette Hain und Regisseur Till Hastreiter

Als Location für das verwunschene und mysteriöse Schloss, in dem Lady Wallance und ihr Werwolf ihren teuflischen Plan zu realisieren versuchen, wurde das Schloss Hummelshain gefunden. Für die Bildgestaltung von „The Forbidden Girl“ konnte der preisgekrönte ungarische Kameramann Tamas Kemenyffy als DoP gewonnen werden. Die Hauptrolle des Toby McClift spielt der Londoner Schauspieler Allan Peter Gadiot, die Rolle der Lady Wallace wurde mit Jeanette Hain besetzt. Die Postproduktion wird die neu gegründete Post-Production Firma SPB Stereo-Postproduction Berlin GmbH übernehmen, die sich auf digitale Kinoproduktionen und 3D Stereografie spezialisiert hat.

„The Forbidden Girl“ ist eine Produktion der European Motion Pictures (EMP) Tochtergesellschaft EMP 1. Stereofilm mit dem Geschäftsführer Holger Hage. Produzenten des „Verbotenen Mädchens“ sind Holger Hage und Ingo Hamacher Bellacoola. Gefördert wird der 3D-Mysterie-Thriller vom Medienboard Berlin-Brandenburg und dem DFFF. Der Film wird 2011 durch den Berliner farbfilm verleih in die deutschen Kinos gebracht.

Quelle: medienboard, Foto © EMP1.Stereofilm

Im Herbst wird abgetaucht: In „Sammys Abenteuer“ geht der kleine Schildkröten-Held auf die Suche nach der geheimen Passage. Und auch auf die Suche nach seiner großen Liebe. Nun wurde „Sammys Abenteuer“ von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet. Mir scheint, die Juroren haben ein Faible für stereoskopische 3D-Filme, die regelmäßig mit dem Spitzenprädikat ausgezeichnet werden.

Die FBW findet: Auf der Suche nach der geheimen Passage“ erleben die mutige Schildkröte Sammy, sein bester Freund Ray und seine große Liebe Shelly so manches Abenteuer. Sie müssen Umweltkatastrophen wie auch anderen menschlichen Einflüssen trotzen, um ihren Instinkten bis ans Ende ihrer Lebensreise zu folgen. Diese hervorragende belgische Animation vereint liebevolle Figuren und eine herzliche Geschichte mit dem Engagement für Naturschutz und weiß auch die 3D-Technik geschickt für die Vertiefung der visuellen Wunder einzusetzen. Nicht nur geborene Wasserratten tauchen gern mit Sammy durch die bunten Unterwasserwelten der abwechslungsreichen Ozeanlandschaften, die von unterschiedlichsten Fischen und anderen Bewohnern bevölkert sind. Die einfühlsame Erzählweise zeichnet den Film auch für die ganz Kleinen aus. Musikalische Unterstützung bekommt Synchronsprecher Matthias Schweighöfer auch von Musiksternchen Lena. Beide hauchen den Figuren mit viel Pfiff und gutem Humor ihren ganz eigenen Charme ein. Rundum gelungen bezaubert diese filmische Reise, die man gern auch ein zweites Mal antritt! Sympathische und anspruchsvolle Familienunterhaltung vom Feinsten.

Sammy begrüߟt einen Enkel am kalifornischen Strand.

Sammy begrüߟt einen Enkel am kalifornischen Strand.

Die ausführliche Jury-Begründung lautet:

Sammy wird in wenigen Augenblicken Großvater, doch statt in aufgeregte Hektik zu verfallen, lädt er den Zuschauer auf eine Reise durch sein Leben ein. Dass Sammy so gelassen bleibt, ist nur zu verständlich, denn er ist eine Wasserschildkröte und hat in den vergangenen Jahren schon größere Abenteuer erlebt, als die Geburt seiner Enkel.

„Sammys Abenteuer“ ist perfektes und zugleich anspruchsvolles Unterhaltungskino, wie man es selten findet. Die absolut kind- und familiengerechte Geschichte entführt in faszinierend schön gestaltete Unterwasserwelten, die mit ihrem Farben- und Formenreichtum begeistern. Doch diese Welten sind kein dekorativer Selbstzweck, sondern dienen auch dazu, die Eingriffe des Menschen in die Natur sichtbar zu machen, etwa wenn eine Ölpest das Unterwasserparadies bedroht. Dabei gelingt immer die Gratwanderung zwischen Aufklärung über die ökologischen Folgen der Eingriffe des Menschen in die Natur und leicht verständlichem Unterhaltungskino. Denn SAMMY kommt niemals mit erhobenem Zeigefinger daher. Alles, was der Zuschauer über die Veränderungen der Meere in diesen 50 Jahren erfährt, ist schlüssig durch ein gelungenes Konzept miteinander verbunden. Das ausgeklügelte Drehbuch holt kleinste Kinobesucher dort ab, wo sie sich in der Welt auskennen oder wie sie der Geschichte folgen können, lässt zugleich die größeren Kinder und Erwachsenen nicht unterfordert den Abenteuern folgen. Zugleich versucht der Film nicht den Spagat zwischen allen Zielgruppen. Die Geschichte ist herzlich, ohne süßlich zu werden, die Tiere sind ansatzweise vermenschlicht, ohne Tiermenschen zu werden.

3D-Technik ist bei modernen CGI-Filmen mittlerweile Standard und man sieht dem Film an, dass er von vornherein in 3D konzipiert wurde, ohne Effekthascherei. Wie ein Taucher folgt der Zuschauer den Schildkröten und Fischen durch ihre Welt und dadurch gelingt es, die Probleme der Umweltveränderungen so nachvollziehbar darzustellen. SAMMY macht den Zuschauern zugleich klar, dass es eine persönliche Verantwortung gibt, wie man mit der Umwelt umgeht. Es geht nicht nur um die großen Probleme, Ölkatastrophen etwa, sondern auch um die durch einfache Unachtsamkeit entstehenden, etwa weggeworfener Müll oder Plastiktüten.

„Sammys Abenteuer“ hat durch seine Mischung aus technischer Perfektion und gelungenem Drehbuch das höchste Prädikat ohne jeden Zweifel verdient. Wo viele Filme aus Marketinggründen zum Zielgruppenspagat ansetzen und letztlich nicht Fisch, nicht Fleisch werden, ist dieser Film eindeutig Fisch – und zwar eine Delikatesse.

Ich muss gestehen, dass ich in einigen Punkten nicht mit der Begründung der Film- und Medienbewertung mitgehe. Der Film nutzt den gesamten zur Verfügung stehenden 3D-Raum, lässt aber auch keine Möglichkeit aus, dem Zuschauer etwas entgegen zu schleudern, zu schlängeln oder zu hacken- was es für die Kinder deutlich aufregender macht. Aber natürlich ist Sammys Abenteuer ein durchaus sehenswerter Film – und meines Erachtens die bisher beste Produktion des belgischen Produktionsstudios nWave Pictures. Ab dem 28.10.2010 begibt sich Sammy in allen 3D-Kinos des Landes auf die Suche.

Bild © Kinowelt · Alle Rechte vorbehalten.

Heute ist in Deutschland 3D-Tag. Zwei bipolare Medien bringen heute exklusiven Content in stereoskopischem 3D- zum einen zeigt ARTE heute Abend die Kultklassiker „Bei Anruf Mord“ von Alfred Hitchcock und Jack Arnolds „Schrecken vom Amazonas“, zum anderen erscheint heute wie berichtet die größte Tageszeitung Deutschlands als vollständige 3D-Ausgabe: die BILD-Zeitung.

Die Auflage von über 4 Millionen Exemplaren war an den Kiosken in meiner Umgebung am Morgen bereits weitgehend vergriffen. Der dritte Laden hatte noch Exemplare. BILD heute komplett in 3D! Alle Bilder wurden für diese Sonderausgabe in anaglyphe Raumbilder konvertiert. Und ich freue mich auf eine Ausgabe mit Berichten über das 3D-Kino, die neue Dimension im Film. Und was sehe ich auf der Titelseite. Verteidigungs-Minister Guttenberg im Kampfanzug und pomadierter Frisur (der Hightech-Helm in der Hand) vor einem Eurofighter, den er im Herbst auch mal befliegen will. Und ich dachte Karl Theodor wird der neue Tom Cruise in einem Top Gun-3D-Remake…

Und man lässt es sich nicht nehmen noch weiter Partiepolitik zu betreiben. Auf Seite zwei nochmal Guttenberg vorm Eurofighter und Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt den mächtigsten Schreibtisch Deutschlands. nein, nicht den von Kai Diekmann, sondern ihren eigenen. Deutschland-Flagge, PC und Monitor, zwei Telefone, Notizbuch von Sarkozy und Obstschale. Wahnsinn! In 3D! Auf Seite 6 nochmal große Politik, Berlins CDU-Chef Henkel erklärt, was in Berlin schief läuft. Das Volk wählt ihn nicht. Aber das war nicht gemeint.

Wo wir gerade bei Werbung sind, der gewählte Zeitpunkt ist nicht zufällig: nächste Woche startet mit der IFA in Berlin die weltgrößte Heimgeräte- und Elektronikmesse, die ganz im Zeichen von 3D steht. Und so hoffte man auf zahlungsfreudige Werbekunden, die allerdings tief in die Tasche greifen mussten. Inkl. MwSt. lag die Doppelseite für die BILD 3D bei knapp 1 Million Euro! Volkswagen, Möbel Höffner, LOTTO, Das Erste, Computer Bild und Kinder Überraschung haben sich Werbeplätze gekauft. Die Millionen-Eure-Seite wurde auch verkauft, Mediamarkt bewirbt ein Sony 3DTV-Package incl. 40″ 3DTV 3D-Playstation, 2 aktiven Brillen und der 3DBD „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ für schlappe 1999 €.

Doch bietet die BILD 3D leider keine Inhalte zu 3D-Filmen. Okay, zwei Werbeanzeigen, eine für Step Up 3D, eine für ICH-einfach unverbesserlich. Ein Hinweis auf die ARTE-Filme heute Abend. Und sie haben „3D-Papst James Cameron“ eine Dummy-3D-Bild geschickt, mit kurzem Interview über die 3D-Hauptfragen.Ansonsten nichts über 3D-Film?! Ich bin enttäuscht. Das System Kino lässt sich mal wieder aussaugen, dabei ist es doch das Kino, was diesen Hype überhaupt erst möglich machte und dazu führte, dass es heute diese Sonderausgabe gibt. Und wo ist eigentlich das Interview mit Deutschlands bekanntestem 3D-Film-Blogger und Chefredakteur von DigitaleLeinwand.de?

Was gibt es sonst noch? Michelle Hunziker ist neu verliebt in 3D, neue Show im Friedrichstadt-Palast in 3D, Fortsetzung der Ärzte-Serie (schon wieder 3D-Brüste), alte stereoskopische Fotos von Berlin inkl. Hitler in 3D, Udo Lindenberg und das krebskranke Kind Lisa in 3D, 3D-Bilder aus der Tornado- und Grubenhölle, 6 Seiten Stereo-Sport, ein 3D-Heimbesuch bei Wolfgang Joop und stereoskopische Lokal- und Regionalnachrichten.Das noch in der Dummy-Ausgabe auf der Titelseite babusige Mädchen von nebenan mit den 3D-Brüsten und entsprechendem Wortwitz hat man weit nach hinten verbannt.

Am vergangenen Mittwoch versuchte die Berliner Zeitung mit einer 24-seitigen 3D-Beilage die erste 3D-Printzeitung Deutschlands zu sein. Doch kamen sie mit welliger Brille und leider auch keinen Artikeln über das 3D-Kino, nur 3DTV wegen der Anzeigenkunden. Die 24 3D-Seiten bestanden auch 13 Seiten Werbung, 6,5 Seiten Bildern und 4,5 Seiten Text. Die BILD hat es wenigstens konsequent durchgezogen und die ganz Ausgabe in S3D gebracht, wenn auch in historischer 3D-Anaglyph-Technik. Doch anders geht es eben bei Printerzeugnissen nicht. Und das fachliche Ergebnis ist durchaus amtlich, zwar muss man sich die 3D-Brille erst noch zurrechtschneiden und kann sie aufgrund fehlender Bügel nicht aufsetzen, die Stereo-Bilder funktionieren aber durchaus gut, trotz des billigen Papiers und der regulären Drucks.

Eines muss sich euch aber lassen, Redakteure der BILD. Während im 3D-Dummy noch alle Formulierungen in hässlichen „3-D“ geschirben waren, habt ihr den unnützen Bindestrich in eurer Ausgabe gekillt. Das sieht nicht nur besser aus (der Grafiker wird es euch gedankt haben), sondern entspricht auch dem heutigen Verständnis, in dem keine Filmproduktion mehr „3-D“ schreibt, das machen nur noch unwissende Neulinge und sturköpfige Printjournalisten.

Und wer jetzt noch nicht genug hat, wechselt einfach zu Bild.de, wo es weiteren 3D-Content gibt. Von Klitschko, Netrebko und Blondine Daniela Katzenberger mit freizügiger Fotostrecke und 3D-Video. Natürlich auch in Anaglyph-3D mit der beiliegenden Brille in Rot/Cyan zu betrachten.

HINTER KLITSCHKOS FAUST STECKEN 430 KILO

DANIELA KATZENBERGER: Was ist der Unterschied zwischen 3D und Doppel-D?

Und Shakira performt dern WM-Song Waka Waka in 3D

Und wem das zu trashig ist: heute Abend ARTE! 🙂

Wie die UFA Cinema meldet, werden sie HONKY TONK PIRATES von Bestsellerautor und Regisseur Joachim Masannek als spektakuläres 3D-Family Entertainment verfilmen. Die Dreharbeiten des ersten Films sind für Ende 2011 geplant. Bereits am 1. November 2010 werden die ersten beiden Bände im cbj Verlag, dem Kinder- und Jugendbuchverlag der Verlagsgruppe Random House, erscheinen.

Joachim Masannek, der für die internationale Produktion nicht nur das Drehbuch liefert, sondern auch Regie führen wird, entführt das Publikum nach den Erfolgsgeschichten um DIE WILDEN KERLE nun in die fantastische Welt des 14-jährigen Will, der sich mit seinem besten Freund Regentropfen-Jo in ein aufregendes Piratenabenteuer um die Suche nach einem geheimnisumwobenen Schatz, der Rose der Aweiku, begibt. Dabei liefert er sich einen atemberaubenden Wettlauf mit dem schwarzen Baron Talleyrand, dem gefährlichen Pirat Blind Black Soul Whistle und der jungen, gewieften wie bildhübschen Piratenprinzessin Honky Tonk Hannah.

Mit HONKY TONK PIRATES realisiert UFA Cinema einen außergewöhnlichen Piratenfilm. Ein fantasiebeflügelndes Kino-Abenteuer, das die Zuschauer durch seine bewegende Geschichte, spektakuläre Effekte und atemberaubende Sets begeistern wird.

„Wer wollte nie ein großer Pirat oder eine clevere Prinzessin werden? Diesen millionenfachen Traum wollten wir mit Joachim Masannek wahr werden lassen und haben gemeinsam HONKY TONK PIRATES entwickelt. Ich kenne niemanden in Deutschland, der sein Publikum so authentisch, modern und unterhaltsam in eine Geschichte einführen kann wie Joachim und freue mich sehr, dass wir nach DIE WILDEN KERLE den Grundstein für ein neues, dieses Mal internationales Roman- und Kinofranchise legen konnten“, so Thomas Peter Friedl, Produzent und Geschäftsführer der UFA Cinema.

HONKY TONK PIRATES ist eine Kinoproduktion der UFA Cinema. Die Produzenten sind Thomas Peter Friedl, Jürgen Schuster und Nina Maag. Die Entwicklung des Projektes wurde vom FilmFernsehFond Bayern gefördert. Die Vermarktung im Bereich Merchandising und Lizenzen der Marke HONKY TONK PIRATES wird von der Full Service Lizenzagentur UFA brand communication übernommen. Die erste Produktlinie ist bereits Anfang November im Handel erhältlich.

Mit seinem Bestseller DIE WILDEN FUSSBALLKERLE schrieb Joachim Masannek eine der erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchreihen der letzten Jahre. Die 13 Bände und Hörbücher wurden neun Millionen Mal verkauft und in weit über 30 Sprachen übersetzt. Mit der Umsetzung seiner Bücher in fünf Kinofilme schuf Joachim Masannek die bisher erfolgreichste Kinder- und Jugendfilmreihe aller Zeiten mit neun Millionen Zuschauern. Alle UFA Cinema Produktionen werden in den deutschsprachigen Gebieten von Universal Pictures International Germany im Kino und auf Home-Entertainment in Kooperation mit UFA Cinema ausgewertet.

Unsere heimischen Gewässer wurden bisher von Fisch in Eingeweiden verschont. Aber es gibt zwei Updates zum Einspiel-Ergebnis von „Piranha 3D“ von gestern. Zwischen den Leichenteilen haben sich noch ein paar Dollar versteckt, so dass wir insgesamt auf 10,1 Mio. Dollar Einspiel für das Startwochenende kommen. Auch bei Piranha 3D gilt wieder deutlich: wenn es einen Film in 3D zu sehen gibt, wollen in die Leute auch stereoskopisch sehen. 95% des Einspiels wurde mit der 3D-Fassung des Films erzielt.

Und Dimension Films scheint entweder sehr zufrieden mit dem Ergebnis des Horror 3D-Trashs zu sein oder will die Kinobesucher zusätzlich pushen. Ganz frisch wurde per Pressemitteilung eine Fortsetzung der Unterwasser-Schlacht bekannt gegeben, die der Idee Ajas zur Full Moon Party nach Thailand folgen könnte. Na dann: Mahlzeit!

Bild @ Kinowelt

Und wieder springt ein 3D-Film auf Anhieb auf Platz 1 der Kinocharts. Das Fantasy-Epos „Die Legende von Aang“ von M. Night Shyamalan ist der neue Spitzenreiter in den deutschen Kinos! Nachdem das Abenteuer um die vier Elemente bereits am Starttag rund 95.000 Zuschauer in seinen Bann zog, setzte sich der Film trotz sommerlicher Hitze in Deutschland souverän an die Pole Position der Kinocharts. Rund 355.000 Besucher wollten das Fantasy-Spektakel um den Luftbändiger im Kino sehen. Und der 3D-Anteil ist absolut deutlich: rund 291.000 Tickets wurden für die 3D-Version gelöst, das ist ein Anteil von 81%. Gemeinsam mit den Previews erreichte Aang 400.000 Zuschauer mit einem Einspielergebnis von 3,6 Mio. Euro. Weltweit konnte der Film bisher über 224 Mio. Dollar einspielen, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück.

Ihr könnt übrigens noch beim großen Legende von Aang-Gewinnspiel mitmachen- es warten T-Shirts und ein von M. Night Shyamalan handsigniertes Filmplakat auf euch! Hier geht es zum Gewinnspiel.

Bild © Paramount · Alle Rechte vorbehalten.

Gehört Printerzeugnissen die Zukunft? Oder muss man Tageszeitungen und Magazine als digitale aktualisierbare Editionen auf Computer, Smartphone und iPad bringen? Die Süddeutsche hat sich auf das Experiment eingelassen und verknüpft das heute erschienene Süddeutsche Magazin mit Augmented Reality-Inhalten, kurz AR. Mit der Mobile-App für Smartphones Junaio der Firma Metaio erwachen einzelne Seiten des Magazins zum Leben. Und bringen erweiterte Inhalte des Magazins auf das Display von iPhone, Android und Co.

Hier ein kurzes Video mit den Redakteuren Till Krause und Marc Baumann die via iPhone das AR-Magazin vorführen:

Der „Pressetext“ zum Video liest sich reißerischer als das Ergebnis letztlich ausfällt:

Das Süddeutsche Zeitung Magazin Nr. 33 (Erscheinungstermin 20.August 2010) präsentiert seinen Lesern ein Medien-Erlebnis, das es in dieser Form noch nie gegeben hat. Gemeinsam mit den Augmented Reality (AR) Spezialisten metaio wurde ein ganzes Heft mit multimedialen Inhalten angereichert, die über ein Smartphone abgerufen werden können. Damit ist das SZ-Magazin das erste Printmedium, das die gedruckte mit der mobilen und digitalen Welt auf konsequente Art kombiniert.

Ein ganzes Heft angereichert heißt: es gibt auf fünf Seiten einen Marker für eine AR-Interaktion. „Damit ist das SZ-Magazin das erste Printmedium, das die gedruckte mit der mobilen und digitalen Welt auf konsequente Art kombiniert“. Das ist etwas mißverständlich formuliert. In den USA gab es schon einige Experimente mit AR auf Print-Erzeugnissen, der Esquire brachte 2009 eine komplette AR-Ausgabe. Die SZ ist das erste deutsche Print-Erzeugnis, dass eine mobile AR-Applikation einsetzt.

Die Junaio- App funktioniert auf den verschiedenen Plattformen durchaus gut. Doch sind die angebotenen Inhalte nicht mehr als eine Spielerei mit wenig Informationsgehalt. Sandra Maischberger lugt hinter ihren Händen vor, Eurovisionssternchen Lena Meyer-Landrut legt man Sprechblasen in den Mund, der Bauer aus Garmisch-Partenkirchen sieht seine Weide als Olympia-Parkplatz, die Lösung des Kreuzwort-Rätsels wird gespoilert und die Illustration der Axel Hacke-Kolumne erscheint dimensionalisiert im Raum. Nichts, was man nicht durch gedruckten Text oder Bild auch hätte umsetzen können. Will sagen: der Weg zu erweiterten Inhalten und erweiterten Realitäten ist durchaus der richtige, allerdings gilt auch hier „Content is King“.

Die mobile App Junaio kann man hier herunterladen, die Süddeutsche gibt es samt Süddeutsche Magazin für 2,10 € an jedem Kiosk.

UPDATE: Trotz der Unterstützung Junaios von Android SDK 1.6 lässt sich der Süddeutsche Zeitung Magazin-Channel auf einem G1 mit SDK 1.6 nicht starten: „Your Phone currently does not support Glue.“. Schade.

Während einzelne Kinos und die großen Kinoketten längst Gewinne durch die Digitalisierung ihrer Leinwände einfahren, ist die Zukunft der kleinen und der Arthaus-Kinos weiter ungewiss. Bisher sind alle Modellvorschläge für eine gemeinsame flächendeckende Digitalisierung gescheitert, die Verbände argumentieren gegeneinander. Und je länger die Diskussion währt, desto mehr Kinos nehmen die Umrüstung auf Digitales Kino in die eigene Hand. Mit Unterstützung der regionalen Film- und Kinoförderungen oder eben mit Third-Party-Umrüstern, die sowohl die technische Umsetzung wie die Finanzierung gewährleisten. Ein Wettrennen gegen die Zeit, umso mehr Kinos auf eigene Kosten und Risiko digital umgerüstet haben, desto unwahrscheinlicher wird die Unterstützung für einen branchenweiten digitalen Rollout.
Die AG Verleih – Verband unabhängiger Filmverleiher sieht aufgrund der Standes und der aktuellen Diskussion über die Digitalisierung die Vielfalt der Kino- und Filmlandschaft bedroht. Und wendet sich mit einer Stellungnahme an die Allgemeinheit. Mit Kritik am Modell der BKM, der DCI-Spezifikation und der zusätzlich erzeugten Wertschöpfung der Third-Party-Unternehmen. Mit Forderungen, die ich persönlich nicht zwangsläufig für zielführend halte. Formulierungen wie „Knebelung durch den von Hollywood vorgebenen DCI-Standard“ sprechen eine klare Sprache. Und ich wäre neugierig auf ein deutsches Standardisierungs-Konsortium, das die weltweite Maßgabe für die Zukunft des Kinos beschreibt. Defacto gelingt es der deutschen Film- und Kinobranche nicht mal die Basisprobleme im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und Bewahrung des Kulturgutes Kino zu lösen. Und zerfasert sich an den Haltungen und Interessen der Gesamt-Verbände, Verleiher und Kinobetreiber..

Es folgt die wörtliche Stellungnahme der AG Verleih:

Der Vorstand der AG Verleih – Verband unabhängiger Filmverleiher beobachtet mit großer Sorge die aktuelle Diskussion und die konkrete Entwicklung der Einführung des digitalen Kinos. Nachdem ein branchenweites Modell zum digitalen Roll Out mit definierten Finanzierungsanteilen von Verleihern, Kinos, Werbewirtschaft und Filmförderern – das von der AG Verleih unterstützt wurde – bisher nicht zustande kam, stellte der BKM auf der Expertenanhörung des Kulturausschusses des Deutschen Bundestags ein Modell vor, das in einer reduzierten Form Förderbeihilfen zur Einführung des digitalen Kinos vorsieht. Wir begrüßen den grundsätzlichen Ansatz dieses Modells, das von der Notwendigkeit von Förderbeihilfen gerade für kleinere Filmkunsthäuser ausgeht. Allerdings erscheint uns dieses Modell nicht ausreichend geeignet, um den vitalen Anforderungen des ohnehin schwierigen Arthouse-Marktes in der Praxis gerecht zu werden.

Gleichzeitig werden durch die kürzlich angekündigten Digitalisierungs-Initiativen einzelner Kinoketten in Partnerschaft mit neu auf den Markt drängenden Teilnehmern Fakten geschaffen, deren Auswirkungen auf den unabhängigen Verleihmarkt äußerst besorgniserregend sind. Wir sehen uns einer Situation gegenüber, in der das bisherige Geschäftsmodell zwischen Kinos und Verleihern und damit der gesamte unabhängige Arthouse-Markt massiv gefährdet sind. Drei Bereiche erscheinen uns besonders wesentlich – tatsächlich geht es dabei um den Erhalt der einzigarten, vielfältigen Kino- und Filmlandschaft in Deutschland:

1. Kriterienkinos für die Förderung der Digitalisierung
Das aktuelle BKM-Modell berücksichtigt durch die Festlegung von Umsatzgrenzen zu Recht viele kleinere Kinos in der geplanten Digitalisierungsförderung. Allerdings wären die allerwenigsten Arthouse-Kinos oberhalb dieser Umsatzgrenzen in der Lage, die DCI-Digitalisierung selbst oder über den Markt zu finanzieren – schon jetzt ist die wirtschaftliche Lage dieser Kinos, die ihr Programm mit einem hohen Anteil an deutschen und europäischen Filmen gestalten, äußerst angespannt. Die Auswirkungen einer frei zu finanzierenden Digitalisierung dieser Kinos wären für den Verleihmarkt jenseits der Majors verheerend. Wir halten deshalb die Kombination von Umsatzgrenzen sowie kulturellen Kriterien wie das Abspiel deutscher und europäischer Filme und die Auszeichnung mit BKM-Kinoprogrammpreisen für unbedingt notwendig, um die Förderung der Kinodigitalisierung zu gestalten. Die dafür notwendigen finanziellen Spielräume würden sich auf einen Schlag durch den Verzicht auf den von Hollywood vorgegebenen DCI-Standard zugunsten von an die jeweiligen Gegebenheiten angepassten Lösungen ergeben.

2. DCI-Standard / E-Cinema
Die Diskussion um die Umstellung der Kinoprojektion auf digitale Technik orientierte sich bislang fast ausschließlich
an dem von den Hollywood-Majors gesetzten DCI-Standard. Tatsächlich ist der DCI-Standard gerade für die mittleren und kleinen Arthousekinos technisch nicht notwendig – abhängig von Saal- und Leinwandgröße erzielen digitale Projektionen unterhalb dieses Standards (E-Cinema) absolut gleichwertige Ergebnisse bei erheblich geringeren Umrüstungskosten. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es in der Praxis des analogen Kinos keine vorgeschriebene technische Standardnorm gibt: es bleibt den Kinos überlassen, mit welcher Lichtstärke sie ihre 35mm-Projektoren ausrüsten, welche Tonanlage sie verwenden, wie sorgfältig sie ihre Anlagen warten. Es ist aus unserer Sicht nicht einzusehen, warum diese jahrzehntelang bewährte Praxis durch die willkürliche Setzung einer Standardnorm verändert werden soll. Eine Öffnung des DCI-Standards zugunsten technisch gleichwertiger, an den Anforderungen und Möglichkeiten der jeweiligen Kinos ausgerichteter und ungleich preiswerterer Lösungen würde erhebliche finanzielle Spielräume für die flächendeckende Digitalisierung des Kinos und die entsprechenden Unterhalts- und Upgrade-Kosten eröffnen. Nur so können die in den vergangenen Jahren immer wieder beschworenen neuen Möglichkeiten des Digitalen Kinos wirklich zur Entfaltung kommen – die Knebelung durch den von Hollywood vorgebenen DCI-Standard würde hingegen eine eindeutige Verschlechterung gegenüber dem analogen Kino zur Folge haben.

3. „Third-Party“-Modelle / Virtual Print Fee (VPF)
Die ersten Kinoketten haben bereits die DCI-Digitalisierung mithilfe von sogenannten „Third-Parties“ angekündigt –privaten Unternehmen, die sowohl in der Finanzierung der DCI-Digitalisierung wie auch in der technischen Dienstleistung engagiert sind. Soweit wir die bisherigen Geschäftsmodelle übersehen können, ist damit ein neuer Marktteilnehmer im Spiel, der im Nadelöhr des technischen Zugangs zur Kinoprojektion die Marktbedingungen wesentlich mitbestimmt. Nach den bisherigen Informationen ergeben sich dabei folgende schwerwiegende Probleme:

  • Die „Third Parties“ schließen nicht nur mit den jeweiligen Kinobetreibern Verträge zur DCI-Umrüstung und der entsprechenden Finanzierung, sondern auch mit den Verleihern, die ihre Filme dort zeigen wollen. Bereits jetzt ist abzusehen, dass die „Third Parties“ den Verleihfirmen unterschiedliche Angebote machen – auf unabhängige Verleiher mit weniger und weniger flächendeckenden Kinostarts werden dabei mit großer Wahrscheinlichkeit höhere Kosten zu erwarten haben. Zudem erhöht sich – durchaus im Interesse der „Third Parties“ – der Druck auf die Kinos, die Filme weniger lang einzusetzen, um mit dem nächsten Neustart wieder eine neue VPF einzunehmen. Nach unseren Informationen ist die Unterzeichnung einer Geheimhaltungsklausel Vorbedingung der Verhandlungen mit den bisher auf den Plan getretenen „Third Parties“. Eine Transparenz und flexible, an den jeweiligen Anforderungen ausgerichtete Handhabbarkeit, wie sie das analoge Kino durch Vereinbarungen zwischen Kino- und Verleihverbänden sowie rechtliche Vorgaben des FFG garantiert, ist hier nicht gegeben.
  • Frühere Modelle der Digitalisierung gingen davon aus, dass eine VPF (und damit der Finanzierungsanteil der Filmverleiher) einmalig pro Kopie fällig werden. Allein dieses Modell ist in der Praxis des Arthouse-Marktes gangbar. Nun sehen wir uns Bedingungen gegenüber, die eine VPF bei jedem Kino-Neueinsatz aufrufen: kürzere Einsätze in Programmkinos und die für das Arthouse-Segement essentiell wichtigen Einzel- und Sondervorstellungen wie Filmkunsttage oder Schulkino werden damit für Kino und Verleih mindestens unrentabel, vermutlich sogar wirtschaftlich unmöglich gemacht. Ein Abrücken von der einmalig pro Kopie fälligen VPF hätte damit verheerende Auswirkungen inbesondere auf den Arthouse- Markt.
  • Ungeklärt ist für uns die Kompatibilität der VPF mit den Richtlinien der Filmförderung, sowohl der nationalen durch die FFA wie der Regionalförderung. Gehören die erst in der Auswertung entstehenden, nicht seriös kalkulierbaren VPFs zu den abzugsfähigen Verleihvorkosten? Lassen sie sich als Regionaleffekt bei den regionalen Filmförderungen darstellen? Auch hier lässt die Praxis aus unserer Sicht nur das Modell einer einmaligen, vorab kalkulierbaren VPF zu. Bei jeder anderen Regelung werden auf der einen Seite erfolglose Kinostarts noch teurer, während bei veritablen Kinoerfolgen ein Teil des Gewinns von „Third Parties“ abgeschöpft wird, zulasten von Kinos, Verleihern und Filmproduzenten. Im Zusammenhang mit den „Third-Party“-Modellen ist aus unserer Sicht unbedingt sicherzustellen, dass Förderung nur bei Berücksichtigung der oben beschriebenen, für den Arthouse-Markt vitalen Kriterien gewährt wird, insbesondere bezüglich der VPF-Regelungen. Ebenso sollten umgehend das FFG bzw. die entsprechenden Richtlinien ein verbindliches Regelwerk für die sich durch die Digitalisierung des Kinos ergebenden Veränderungen insbesondere in Hinsicht auf kalkulierbare Filmherausbringungen vorgeben.

Es sei abschließend festgestellt, dass wir als unabhängige Filmverleiher der bevorstehenden Digitalisierung des Kinos weiterhin positiv gegenüberstehen und bereit sind, uns mit angemessenen Anteilen an ihrer Finanzierung zu beteiligen. Oberste Kriterien dabei sind die Beibehaltung des offenen, unbeschränkten Zugangs zu den Kinoprojektionen und die Bewahrung, möglichst den Ausbau der einzigartigen und vielfältigen deutschen Kino- und Filmlandschaft. Die derzeitige Entwicklung des digitalen Roll Outs stellt nach unserer festen Überzeugung aber im Gegenteil eine massive Bedrohung dieser Kino- und Filmlandschaft dar, deren Auswirkungen noch nicht ausreichend durchdacht und berücksichtigt wurden.

Für den Vorstand
Thomas Matlok (Pandora Film)
Torsten Frehse (Neue Visionen)
Hans-Chrstian Boese (Piffl medien)

Quelle: AG Verleih