Das Kino nach Corona – ersetzt das Streaming zu Hause die große Leinwand?
Seit einiger Zeit diskutieren Filmfans, Medienexperten und Kinomacher über den Tod der großen Leinwand in der näheren Zukunft. Bis 2020 gingen viele Deutschen gerne regelmäßig ins Kino. Doch dann kam mit der Corona-Pandemie der große Knick, der nicht nur für existenzbedrohende hohe Umsatzausfälle bei Kinobetreibern sorgte, sondern auch für ein wachsendes Angebot für das Streaming zu Hause. Mit welchen Herausforderungen Kinos aktuell zu kämpfen haben und welche Vorteile das Streaming auf der Couch hat, stellen wir euch hier vor.
Hohe Umsatzausfälle der Kinos durch die Corona-Pandemie
Mit knapp 700 Millionen Euro Umsatzausfall für 2020 rechnet die Filmförderungs-Anstalt FFA als Folge der Corona-Pandemie und auch das Ende von Lockdowns oder Kontaktbeschränkungen hat die Besucherentwicklung kaum verbessert. So sind die Verkaufszahlen für Tickets im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 immer noch ein Drittel niedriger, was große Auswirkungen auf die Branche hat. Viele Branchen profitierten nach dem Ende der Corona-Beschränkungen von einem Boom, der bei den Kinobetreibern bislang jedoch ausgeblieben ist.
Gerade kleinere Kinos können bei den aktuellen Besucherzahlen auf Dauer kaum überleben, aber auch der breite Mittelstand und die Multiplexe haben zu kämpfen. Eine mögliche Folge ist die Erhöhung der Ticketpreise, die bereits deutlich gestiegen sind. Und das zweite fianzielle Standbein: höhere Preise bei Concession wie Popcorn, Nachos und Getränken. Die erhöhten Preise könnten wiederum die Besucherzahlen weiter senken, was einen katastrophalen Kreislauf für die Kino-Branche in Antrieb setzen könnte.
Nachteile des Kinos im Vergleich zum Streaming zu Hause
Ein Faktor für den Rückgang bei Kinobesuchern ist neben Corona auch die immer größere Streaming-Auswahl zu Hause. Im Kino leidet man seit Monaten an einem recht bechränkten Programm, gerade große zugkräftige Titel fehlen. Kein Wunder, dass Verleiher große Titel wie TOP GUN: MAVERICK oder PHANTASTISCHE TIERWESEN 3 nochmal auf die Leinwand schicken, obwohl sie schon fürs Heimkino zu haben sind. An die Vorteile des Streamings hat man sich in den letztem jahren sehr gewöhnt. Auf dem Sofa könnt ihr auf einen riesigen Berg an Filmen und Serien zugreifen. Man kann auch mal auf die Pause-Taste drücken. Und vor allem lenken keine Gesprächen anderer Kino-Besucher ab oder rütteln am Sitz. Durch OLED-Fernseher und Übertragungen in hoher Bitrate hat das Fernsehen zu Hause in Sachen Bildqualität deutliche Fortschritte gemacht, sodass selbst Action-Blockbuster und Effekte-Spektakel auf dem TV hervorragend aussehen. 4K-Fernseher sind verbreitet, die Inhalte verfügbar, auch in High Dynamic Range und einige Titel auch mit immersiven Ton wie Dolby Atmos. Die früheren Zeiten, dass der Film auf der eigenen Couch mit dem Erlebnis im Kino nicht zu vergleichen ist, dürften sich endgültig dem Ende neigen.
Hinzu kommen die Kosten für die Tickets bei Blockbustern, sodass ein Besuch im Kino mit zwei Personen häufig teurer ist als mehrere Monate für ein Streaming-Abonnement. Wer zusätzlich ein Erfrischungsgetränk oder Popcorn kauft, muss noch mehr Geld bezahlen. Ja, der letzte Familienbesuch mit Concession schlug sich mal in satte 85 Euro nieder (okay, mit 3D-Zuschlag, aber dafür Parkett und „Familientag“…). Für manche Familien wird die große Leinwand immer unerschwinglicher, während das Streaming zu Hause wesentlich günstiger und bequemer ist.
Streaming-Angebote wie das Filme- und Serienpaket von WOW zeigen Blockbuster inzwischen kurze Zeit nach dem Erscheinen im Kino und lassen sich unkompliziert zu Hause auf der Couch nutzen. Durch die Unterstützung von verschiedenen Geräten könnt ihr Filme am großen Fernseher im Wohnzimmer oder unterwegs mit dem Smartphone auf dem Weg zur Arbeit anschauen. Die Auswahl von Filmen und Serien ist im Vergleich zum Kino deutlich größer, sodass sich für jeden Geschmack der passende Titel finden lässt. Zusätzlich könnt ihr das Paket von WOW monatlich kündigen und geht keine lange Vertragsbindung ein.
Sind 3D-Filme am Ende?
Punkten konnte die große Leinwand vor einigen Jahren mit 3D-Filmen, die für staunende Zuschauer sorgten. Mit Titeln wie Avatar, Gravity, Hugo Cabret oder Tron: Legacy wurde von vielen Experten der endgültige Durchbruch für 3D angenommen. Mit Blick auf den 3D-Startkalender zeigt sich klar: nur noch große Studios bringen 3D-Filme ind Kino, das ist entweder Animation oder erst nachträglich stereoskopisch konvertiert. Zudem legten die Titel mit 3D zu stark den Fokus auf Effekte, während Dialoge oder Story vielfach nicht überzeugen konnten. Wirklich für 3D als filmisches Stilmittel begeistern sich nur wenige Filmemacher, die Studios interessiert der Extra-Dollar an der Kinokasse. Was wieder zu höheren Kosten führt, siehe oben.
Die Folge: meist „okayes 3D“, aber eben auch oft verzichtbar. Noch schwieriger wird es im 3D-Heimkino, die TV-Produzenten haben die Technik für tot erklärt und viele Hersteller haben sich aus der Produktion von Geräten mit 3D-Funktion zurückgezogen. Für die 3D-Fans wird es immer schwieriger an Material zu kommen , selbst wenn die Filme in 3D im Kino liefen, erscheinen die wenigsten noch auf Blu-ray 3D, in seltenen Fällen hilft ein weltweiter Import.
Ob Erfolgsregisseur James Cameron mal wieder mit seinen Pandora-Sequels AVATAR- THE WAY OF WATER (und AVATAR 3,4 und 5) die Begeisterung für das 3D-Kino eweckt, wird sich schon in Kürze zeigen. Atemberaubende Landschaften in exzellenter Animationsqualität mit Cinematic HFR lassen hoffen.
Kino bietet weiterhin Vorteile gegenüber dem Streaming zu Hause
Komplett abschreiben sollte man das Kino allerdings nicht, denn im Vergleich zum Streaming von Filmen oder Serien zu Hause gibt es weiterhin Alleinstellungsmerkmale. So haben nur wenige Haushalte das Geld, um sich ein TV- und Soundsystem zu kaufen, das mit der großen Leinwand und Dolby Atmos konkurrieren kann. So eine kleine Atmos-Soundbar bringt nicht die leistung wie eine 150.000 Watt-Anlage im Kino. Wer Filme in bester Qualität erleben möchte, ist im Kino weiterhin am besten aufgehoben. Auch die Sperrfristen, bei denen ein Titel zuerst auf der großen Leinwand erscheint, machen einen Kinobesuch bei Blockbustern attraktiv, wenn ihr Spoiler vermeiden möchtet.
Zukunft der Kino-Branche in Gefahr?
Die Kino-Branche könnte durch die hohe Inflation und eine für 2023 erwartete Rezession nach Corona und die massiv gestiegenen Energiekosten direkt die nächste Krise schlittern. Nicht nur kleinere Betreiber müssen voraussichtlich die Preise anheben, was bei ausbleibenden Besuchern das Aus bedeuten kann. Dies könnte zu einer Konsolidation der Branche führen. Zusammen mit der Dominanz von Disney und anderen Mega-Studios würde dies die Vielfalt von Filmen weiter einschränken.