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EVERY THING WILL BE FINE: Wim Wenders 3D-Drama feiert Weltpremiere im Berlinale-Wettbewerb

Verleihung des Ehrenbären für sein Lebenswerk, filmische Homage auf der 65. Berlinale, Oscar-Nominierung für DAS SALZ DER ERDE und nun die Weltpremiere von EVERY THING WILL BE FINE im Wettbewerb der 65. Berlinale- läuft bei Wim Wenders. In seinem neuen Film setzt Wenders erstmals die dreidimensionale Bildsprache in einem Drama ein und erreicht eine Intensivierung der Emotionen.

Every thing will be fine - Szenenbild 1 -845px

Die Schauspieler Charlotte Gainsbourg (l.) und James Franco in einer Szene aus EVERY THING WILL BE FINE

Weltpremiere auf der Berlinale

Es hat ja schon fast ein bisschen Tradition: auf der Berlinale 2011 faszinierte Wenders‘ 3D-Tanzfilm PINA das Publikum im Wettbewerb (außer Konkurrenz), 2014 feierte die dreistündige 3D-Architektur-Serie KATHEDRALEN DER KULTUR in der Sektion Berlinale Special seine Welturaufführung. Ich freue mich ganz besonders, dass Wim Wenders neues Projekt EVERY THING WILL BE FINE nun auf der 65. Berlinale seine Weltpremiere im Wettbewerb feiern wird, wenn auch Außer Konkurrenz. Das Drama nach dem Drehbuch von Bjørn Olaf Johannessen vereint einen spannenden Cast mit James Franco (sorgte gerade mit „The Interview“ für, ähm, weltweite Aufmerksamkeit) zwischen den drei fasziniernden Schauspielerinnen Charlotte Gainsbourg (zuletzt mit „Nymphomaniac“ auf der Berlinale) , Rachel McAdams (begeisterte 2014 in „A Most Wanted Man“) und Marie-Josée Croze (ich bekomme schon beim Gedanken an „Schmetterling und Taucherglocke“ feuchte Augen).

Intensivierung der Emotionen

Für Wim Wenders ist EVERY THING WILL BE FINE nach dem 3D-Kurzfilm IL VOLO, der Biennale-3D-Videoinstallation IF BUILDINGS COULD TALK, dem 3D-Tanzfilm PINA und dem Gebäude-Omnibusfilm KATHEDRALEN DER KULTUR mittlerweile das fünfte stereoskopische Projekt. Erstmals arbeitet er aber nicht dokumentarisch, sondern erkundet die dreidimensionale Bildsprache in einem intimen Drama. Es ist eine Geschichte über Schuld und Vergebung: Ein unvorhersehbarer Unfall hebt das Leben des Schriftstellers Tomas (James Franco) aus den Angeln und stürzt ihn in eine Depression- sein Leben zerbricht. Die Suche nach Vergebung und dem Sin in seinem Leben spannt sich über mehr als ein Jahrzehnt.
Ich konnte das Promomaterial zum Film sehen, möchte aber noch gar nichts vom Inhalt vorweg nehmen, sondern nur meine emotionale Erfahrung teilen. Nach der Sichtung des 2D-Promos war ich ergriffen, es gibt einen guten Einblick in den Film, erzählerisch, darstellerisch, was die Bilder liefern und auch emotional. Etwas später wurde mir das Promo nochmals in der 3D-Fassung gezeigt. Und siehe da: die emotionale Wirkung hat sich fühlbar verstärkt. Normalerweise ist es ja umgekehrt, der erste Eindruck ist der intensivste. Die Antwort auf die Frage Braucht man ein Drama in 3D? scheint sich hier bereits zu beantworten: 3D kann durch seine immersiven Möglichkeiten die Emotionen verstärken. Man schafft in der räumlichen Ausgestaltung Tiefen, Nähen und Distanzen zu den Charakteren und intensiviert die Handlung. Der Flug in einem Kettenkarussel auf einem kleinen Jahrmarkt erzählt beispielsweise einen unbeschwerten, glücklichen Moment. In 3D wird es ein unvergesslich schöner, unbeschwerter Moment, in dem das Licht zwischen den Baumblättern im Hintergrund wie Sterne funkelt. Man ist wirklich glücklich ob der Schönheit dieser Bilder.
Diese handvoll Minuten hat mich sehr neugierig gemacht: funktioniert die emotionale Vertiefung durch die 3D-Dramaturgie den ganzen Film über? Mutet man seinem Publikum emotional nicht zu schwere Umstände auf, wenn das Drama intensiviert wird? Wird die Geschichte durch 3D nicht nur nachvollziehbar, sondern auch erfahrbarer? Darauf kann ich noch keine Antwort geben, das werden wir erst in der Weltpremiere erfahren. Ich bin sehr dankbar, dass sich jemand mal kreativ dem Einsatz der Stereoskopie in einem Drama widmet. Nicht nur mit Blick auf das eher mäßige 3D-Filmangebot im letzten Kinojahr, wo man mit der technischen Form beschäftigt blieb. Der dramaturgische Einsatz von Stereoskopie ist weiterhin ein zu schreibendes Buch, ein Gebiet, auf dem viel zu wenig experimentiert wird.

Ever Thing Will be Fine - Dreharbeiten Wim Wenders James Franco

Regisseur Wim Wenders (r) besprich mit Darsteller James Franco eine Szene während der Dreaharbeiten

EVERY THING WILL BE FINE bietet faszinierende Bilder, natürlich in echtem, nativen 3D gefilmt. Formal spielt die Kamera gekonnt mit dezenten Bewegungen, die Plastizität vermitteln, Bewegungen in der Entfernung, man setzt den Vertigo-Effekt der Verlagerung der Kamera mit gleichzeitigen Zoom als Gestaltungsmittel ein, fängt spannende Reflektionen in spiegelnden Oberflächen in camera. Kameramann Benoît Debie, der zuletzt „Lost River“ mit Ryan Gosling und „Spring Breakers“ von Harmony Korine filmte, liefert mit Every Thing Will Be Fine sein stereoskopisches Debut ab. Der 3D-Producer dieser Produktion war erneut Erwin M. Schmidt. Wenders setzte als Stereographin wieder auf die erfahrene Joséphine Derobe, Tochter des verstorbenen Alain Derobe, die mit Wenders bereits an der außergewöhnlichen 3D-Architekturserie KATHEDRALEN DER KULTUR arbeitete. Auch wenn ich mich bei der Promo-Sichtung deutlich mehr auf die Bilder fokussierte, sollte man dem Film auch Gehör schenken: Den Score zu Every Thing Will Be Fine lieferte der französische Komponist Alexandre Desplat, der bei den Oscars 2015 für seine Arbeiten „The Imitation Game“ und „The Grand Budapest Hotel“ gleich zwei Chancen auf einen Academy Award hat.

Every Thing Will Be Fine ist eine Produktion von Neue Road Movies unter Gian-Piero Ringel, in Koproduktion mit Montauk Productions (Kanada), Bac Films (Frankreich), Göta Film (Schweden), und MER Film (Norwegen).

Für alle, die keine Tickets für die Premiere auf der Berlinale ergattern können- EVERY THING WILL BE FINE startet im Verleih von Warner Bros. Pictures Germany deutschlandweit am 2. April in den Kinos.

Nach einem Originaldrehbuch des Norwegers Bjørn Olaf Johannessen erzählt Wim Wenders in EVERY THING WILL BE FINE die Geschichte des Schriftstellers Tomas (James Franco). Ein Autounfall stellt sein Leben von heute auf morgen unter vollkommen neue Vorzeichen. Auch wenn er keine direkte Schuld an dem Unglück trägt, zerbricht die Beziehung zu seiner Freundin an diesem Ereignis. Tomas fällt in ein tiefes Loch. Er rettet sich in sein Schreiben und versucht, mit einer neuen Liebe eine eigene Familie aufzubauen. Der Film folgt Tomas‘ Versuch, seinem Leben wieder einen Sinn zu geben und erzählt auf vorsichtige und genaue Weise von der Suche nach Vergebung, und davon, dass es nicht die Zeit ist, die Wunden heilt, sondern nur der Mut, sich zu stellen und zu verzeihen. Vor allem sich selber.

65 Internationale Filmfestspiele Berlin - Plakat Berlinale
Bilder © Donata Wenders/ Neue Road Movies/ Warner Bros (1), Berlinale (2).  · Alle Rechte vorbehalten.

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