Digitale Projektion – Systeme und Vorteile
Wie verwandelt man Einsen und Nullen in Licht? Dafür benötigt man neben dem Film und der Serverarchitektur vor allem einen digitalen Projektor. Doch hier gibt es mal wieder unterschiedliche Techniken mit fantastischen Akronymen. Dieser Artikel soll ein wenig Licht ins Dunkel der unterschiedlichen Systeme bringen, sowie die Vor- und Nachteile der digitalen Projektion beleuchten.
Derzeit konkurrieren vier unterschiedliche Techniken für digitale Projektoren miteinander: Digital Light Processing (DLP) steuert das Licht durch bewegliche Spiegel, die Digital Mirror Devices (DMD). Matrixförmig angeordnete Spiegel sind auf beweglichen Wippen gelagert, die je nach Position das Licht reflektieren oder vorbeileiten. Bei Kinoprojektoren kommen drei Chiplösungen mit den Farben Rot, Grün und Blau zum Einsatz. DLP-Projektoren bieten sehr hohe Kontrastverhältnisse.
Bei der Direkt Drive Image Light Amplifier-Technik (D-ILA) wird das Licht über gesteuerte Pixel auf einem LCD-Panel reflektiv projiziert. Je dunkler der Punkt auf dem LCD, desto höher ist die Reflextivität in Richtung Leinwand. Kontrast und Schwarzwert entsprechen denen der DLP-Projektoren. Allerdings ist die Lichtausbeute höher, da im Vergleich zu den DMD-Chips keine Stege zwischen den Pixeln anfallen.
Sony setzt Liquid Crystal on Silcon-Projektoren (LCoS) ein. In einem LCD-Display werden elektrisch ausgerichtete Kristalle unterschiedlich hell geschaltet. Je nach Helligkeit wird das Projektionslicht mehr oder weniger stark reflektiert. Sichtbare Raster werden bei dieser Technik vermieden. Aufgrund der erforderlichen Polarisation des Lichtes ist eine höhere Lichtintensität erforderlich.
Eine vierte Möglichkeit sind Laserprojektoren mit drei Festkörperlasern (für die Farben Rot, Grün und Blau), die das Bild ähnlich dem Röhrenfernseher zeilenweise aufbauen. Sie benötigen keine Optik, womit auch das Bespielen von gewölbten Leinwänden ohne Schärfeverluste ermöglicht wird. Laserprojektoren finden trotz ihrer Bildqualität aufgrund von Größe und Preis mit der Ausnahme von Planetarien derzeit keine Verbreitung.
Durch die digitale Projektion wird eine Qualitätssteigerung erreicht. Die Vorteile gelten für alle Projektorentypen. Da es gegenüber dem Rollfilm keine Mechanik zum Transport des Films benötigt, liegt ein besserer Bildstand vor. Es gibt zudem keine Verschleißerscheinungen des Filmmaterials durch Kratzer, Staubkörner oder Laufstreifen, sondern eine gleichbleibende Qualität der Kopien, unabhängig von der Anzahl der erfolgten Vorführungen. Digitale Projektionen wirken insgesamt schärfer, ruhiger und kühler. Durch die Ergänzung mit einer 3D-Optik und der erforderlichen Peripherie (Brillen, ggf. aktives Shuttersystem) können auch stereoskopische Filme projiziert werden.
Grundsätzlich besteht bei allen Produkten, die von Mechanik auf Elektronik umgestellt werden, der Nachteil im Falle eines Defektes das Problem nicht mehr selbst, sondern nur durch einen Techniker lösen zu können.
Kritiker bemängeln den Look, der durch das Fehlen des Filmkorns und der Transportmechanik entsteht. Mitunter werden dem Film diese Charakteristika in der Postproduktion zugefügt, um das typische Aussehen analogen Filmmaterials zu erreichen. Ein wirklicher Vergleich von digitaler und analoger Projektionsqualität ist schwierig, da Faktoren wie Leinwandgröße, Entfernung zur Leinwand, Kontrast, Helligkeit, Bildwiederholfrequenz, Pixel Visibility oder Farbreinheit zum Gesamtbild beitragen. Klassischer 35mm-Film erreicht eine theoretische Auflösung von 8K, also 8192 x 4096 Pixel. Allerdings wird die Qualität durch die typischen Charakteristika des Filmkorns und des Projektionsobjektives, sowie dem Verschleiß in etwa eine mit 4K vergleichbarer Projektion erreicht (siehe auch Artikel über Formate). Der DCI-Standard von 2K hat sich etabliert, da die Qualität der digitalen Projektion mit der erlebten Qualität von 35mm zufriedenstellend vergleichbar sein sollte.
Der größte Nachteil der digitalen Projektion sind derzeit die Kosten für die Umstellung, was die Kosten für den Projektor mit einschließt. Pro Leinwand fallen je nach System und Ausstattung Kosten zwischen 50.000 und 100.000 Euro an. Aber das soll in den nächsten Jahren durch das 100er-Modell ja gelöst werden…
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!