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Wie Heise berichtet, hat das Kino-Center in Nastätten seinen vollständig digitalen Betrieb aufgenommen. Es ist zwar nicht wie beschrieben das erste volldigitale Kino, da es schon kleinere Kinos mit rein digitaler Projektion gibt (z.B. die Astor-Filmlounge in Berlin), aber das gesamte Kino-Center mit seinen drei Sälen Royal, Roxy und Cherie wird nun digital bespielt. Das neue Zeitalter wurde zum Start des Horrorfilms My Bloody Valentine 3D eingeläutet. Und das Programm glänzt mit einer kompletten 3D-Reihe, auch Reise zum Mittelpunkt der Erde, Bolt, Monsters vs. Aliens und Oceans Wonderland 3D stehen auf dem Spielplan.

voll digitales Kino-Center in Nastätten

voll digitales Kino-Center in Nastätten

Kinobetreiber Ralf Holl hat seine Vorführräume mit 1600C-DLP-Projektoren von NEC ausgestattet, die natürlich DCI-konform sind. Die 4-KW-Lampen erzeugen einen Lichtstrom von bis zu 17.000 Lumen, die Auflösung liefert 2K, was für die vorhandene Leinwandgröße von knapp 50 qm absolut ausreichend ist. Die Filme werden von DoReMi-Kinoservern mit jeweils 1,9 Terabyte Plattenkapazität abgespielt. Für die stereoskopischen Vorstellungen kommt das XPAND 3D- System zum Einsatz.

Nun ist das Kino-Center kein Metropolen-Multiplex, sondern liegt in einer Kleinstadt mit 4000 Einwohnern. Aber gerade für diese Kinos, die als örtlicher Kinoalleinversorger oft einen Mix des aktuellen Filmprogramms spielen, ist die Umstellung auf digitale Inhalte einfach- und vor allem sinnvoll. Alle großen Verleiher liefern das aktuelle Programm auch als digitale Fassung aus. Im Gegensatz zu den analogen Kopien, die aufgrund der Kosten von 800-1000€ vom Verleiher nach einem Rollout-Plan distribuiert wurden. Gerade kleine Kinos hatten hier oft das Nachsehen, wollten die Verleiher doch lieber in großen Kinos größerer Städte spielen, um den erforderlichen Umsatz zu generieren. Die kleinen Kinos haben mitunter erst nach Monaten eine Kopie erhalten, was sicherlich nicht besucherfördernd war. Nun sind die Festplatten der digitalen Version schon zum Filmstart erhältlich, können auf den Server übertragen und zurückgeschickt werden. Auch entgeht das Kino späteren Engpässen: sollte ein deutschlandweiter Rollout verabschiedet werden, kann es nicht nur zu Engpässen bei Servern, Projektoren und anschließenden Technikern kommen. Wenn ein Großteil der deutschen Kino digitalisiert ist, werden analoge Filmkopien aufgrund sinkender Mengen teurer. Was die Verleiher sicherlich nicht motiviert mehr davon zu produzieren. Und ob die wenigen Filmrollen dann in Kleinstadt-Kinos geschickt werden, dürfte fraglich sein.

Das Kino-Center in Nastätten steigt also in einer frühen Phase in das digitale Kinogeschäft ein, viele Kinobetreiber warten noch ab, bis eine Finanzierung geklärt ist. In Nastätten kann man sich hingegen schon über digitales Kino und stereoskopische Filme freuen. Und auch über einen neuen Geschäftszweig- die Werbung ist nun ebenfalls digital. Das ermöglicht einen Umstieg der regionalen Werbung von Dias auf animierte Bilder oder auch Filme- analog bisher aufgrund der Produktionskosten für viele regionale Werber eher undenkbar.

Wer im Taunus wohnt, sollte am Pfingstwochenende mal zu den „Vormittagen der offenen Tür“ vorbeischauen. Ralf Holl und sein Team gewähren Einblicke hinter die Kulissen und in die Vorführräume. Natürlich werden auch die neuen digitalen Errungenschaften präsentiert und kostenlose Trailershows in 2D und 3D vorgeführt. Ich bin mir sicher, dem Publikum gefällt’s. Genaue Informationen gibt es auf der Webseite.

Digitale Leinwand sendet die besten Glückwünsche zum digitalen Neustart nach Nastätten!

Wie verwandelt man Einsen und Nullen in Licht? Dafür benötigt man neben dem Film und der Serverarchitektur vor allem einen digitalen Projektor. Doch hier gibt es mal wieder unterschiedliche Techniken mit fantastischen Akronymen. Dieser Artikel soll ein wenig Licht ins Dunkel der unterschiedlichen Systeme bringen, sowie die Vor- und Nachteile der digitalen Projektion beleuchten.

NEC Kino DLP Beamer NC2500 auf der CeBIT 2006 © Darkking3

NEC Kino DLP Beamer NC2500 auf der CeBIT 2006 - © Darkking3

Derzeit konkurrieren vier unterschiedliche Techniken für digitale Projektoren miteinander: Digital Light Processing (DLP) steuert das Licht durch bewegliche Spiegel, die Digital Mirror Devices (DMD). Matrixförmig angeordnete Spiegel sind auf beweglichen Wippen gelagert, die je nach Position das Licht reflektieren oder vorbeileiten. Bei Kinoprojektoren kommen drei Chiplösungen mit den Farben Rot, Grün und Blau zum Einsatz. DLP-Projektoren bieten sehr hohe Kontrastverhältnisse.

Bei der Direkt Drive Image Light Amplifier-Technik (D-ILA) wird das Licht über gesteuerte Pixel auf einem LCD-Panel reflektiv projiziert. Je dunkler der Punkt auf dem LCD, desto höher ist die Reflextivität in Richtung Leinwand. Kontrast und Schwarzwert entsprechen denen der DLP-Projektoren. Allerdings ist die Lichtausbeute höher, da im Vergleich zu den DMD-Chips keine Stege zwischen den Pixeln anfallen.

Sony setzt Liquid Crystal on Silcon-Projektoren (LCoS) ein. In einem LCD-Display werden elektrisch ausgerichtete Kristalle unterschiedlich hell geschaltet. Je nach Helligkeit wird das Projektionslicht mehr oder weniger stark reflektiert. Sichtbare Raster werden bei dieser Technik vermieden. Aufgrund der erforderlichen Polarisation des Lichtes ist eine höhere Lichtintensität erforderlich.

Eine vierte Möglichkeit sind Laserprojektoren mit drei Festkörperlasern (für die Farben Rot, Grün und Blau), die das Bild ähnlich dem Röhrenfernseher zeilenweise aufbauen. Sie benötigen keine Optik, womit auch das Bespielen von gewölbten Leinwänden ohne Schärfeverluste ermöglicht wird. Laserprojektoren finden trotz ihrer Bildqualität aufgrund von Größe und Preis mit der Ausnahme von Planetarien derzeit keine Verbreitung.

Durch die digitale Projektion wird eine Qualitätssteigerung erreicht. Die Vorteile gelten für alle Projektorentypen. Da es gegenüber dem Rollfilm keine Mechanik zum Transport des Films benötigt, liegt ein besserer Bildstand vor. Es gibt zudem keine Verschleißerscheinungen des Filmmaterials durch Kratzer, Staubkörner oder Laufstreifen, sondern eine gleichbleibende Qualität der Kopien, unabhängig von der Anzahl der erfolgten Vorführungen. Digitale Projektionen wirken insgesamt schärfer, ruhiger und kühler. Durch die Ergänzung mit einer 3D-Optik und der erforderlichen Peripherie (Brillen, ggf. aktives Shuttersystem) können auch stereoskopische Filme projiziert werden.

Grundsätzlich besteht bei allen Produkten, die von Mechanik auf Elektronik umgestellt werden, der Nachteil im Falle eines Defektes das Problem nicht mehr selbst, sondern nur durch einen Techniker lösen zu können.

Kritiker bemängeln den Look, der durch das Fehlen des Filmkorns und der Transportmechanik entsteht. Mitunter werden dem Film diese Charakteristika in der Postproduktion zugefügt, um das typische Aussehen analogen Filmmaterials zu erreichen. Ein wirklicher Vergleich von digitaler und analoger Projektionsqualität ist schwierig, da Faktoren wie Leinwandgröße, Entfernung zur Leinwand, Kontrast, Helligkeit, Bildwiederholfrequenz, Pixel Visibility oder Farbreinheit zum Gesamtbild beitragen. Klassischer 35mm-Film erreicht eine theoretische Auflösung von 8K, also 8192 x 4096 Pixel. Allerdings wird die Qualität durch die typischen Charakteristika des Filmkorns und des Projektionsobjektives, sowie dem Verschleiß in etwa eine mit 4K vergleichbarer Projektion erreicht (siehe auch Artikel über Formate). Der DCI-Standard von 2K hat sich etabliert, da die Qualität der digitalen Projektion mit der erlebten Qualität von 35mm zufriedenstellend vergleichbar sein sollte.

Der größte Nachteil der digitalen Projektion sind derzeit die Kosten für die Umstellung, was die Kosten für den Projektor mit einschließt. Pro Leinwand fallen je nach System und Ausstattung Kosten zwischen 50.000 und 100.000 Euro an. Aber das soll in den nächsten Jahren durch das 100er-Modell ja gelöst werden…