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digitaler Rollout in Deutschland

Ein flächendeckender Rollout des Digitalen Kinos hat in Deutschland noch nicht begonnen. Und doch kommt die Umstellung in Schwung: von 30 digitalen Leinwänden Ende 2008 hat sich die Anzahl zum Ende des ersten Quartals 2009 auf 45 Leinwände erhöht, zum heutigen Stand existieren in Deutschland 59 digitale Leinwände. Eine flächendeckende Umstellung der rund 5000 Leinwände in Deutschland soll in einem Zeitraum von fünf Jahren erfolgen. Eine Übersicht als Landkarte erhaltet ihr auf der Seite Digitale Leinwände.
Kinobetreiber müssen sich entscheiden, ob sie direkt auf digitale Inhalte umschwenken oder einen Hybridbetrieb mit digitaler und analoger Technik fahren wollen. Mit aktuellem Stand können die Verleiher augenscheinlich Neuerscheinungen mit digitalen Content liefern, da es bereits reine digitale Kinos gibt. Natürlich ist bei der Menge der herkömmlichen Kinos der Großteil der Filmkopien weiterhin analog. Kinos mit Filmreihen älterer Filme müssen sorgfältig planen, da eine Verfügbarkeit des gesamten Backkataloges noch nicht absehbar ist.
Ich sehe bei der Umstellung vor alle zwei Probleme: zum einen die Finanzierung, zum anderen die Unsicherheit und Unkenntnis gegenüber der Technik. Die Zukunft Kino Marketing (ZKM) hat im August 2008 die digitale Roadshow durchgeführt, um Kinobetreibern mal die Technik zu demonstrieren, Fragen zu beantworten und den Dialog zu starten. Dies ist sicherlich ein wichtiger Schritt gewesen, vor allem für die Kinobetreiber, die nur unter Protest die dunkle Abgeschiedenheit ihres Vorführraums verlassen.
Das größte Problem bleibt die Finanzierung: es gehört nicht nur die Anschaffung eines digitalen Projektors zur Umrüstung, sondern auch eine komplette Anpassung der Hintergrundsysteme. So wird zum Beispiel ein Server benötigt, eine Netzwerkinfrastruktur muss verlegt werden und der Vorführraum klimatisierbar sein, mitunter ist eine neue silberbeschichtete Leinwand erforderlich. Insgesamt rechnet man an Kosten pro Leinwand (also nicht für jedes Kino, sondern für jeden Saal) etwa 70.000 Euro. Dies können die meisten Kinobetreiber nicht mal eben aus der Portokasse zahlen. Die Verbände haben zusammen mit den Verleihern ein Modell zur Finanzierung entwickelt, das sogenannte 100er-Modell. Damit soll die Umstellung aller Leinwände in Deutschland ermöglicht werden, die Kosten teilen sich der Kinobetreiber, die Filmverleiher und der Staat. (Über das 100er Modell gibt es in den nächsten Tagen noch einen ausführlicheren Artikel.)

Bisher sind als nur etwa 1,2% aller Kinoleinwände digital. Letztlich geht es bei der Digitalisierung nicht nur um das Erschließen neuer Märkte, sondern auch um das Überleben einzelner Kinos. Der Zeitpunkt des Markteintritts bestimmt die Möglichkeiten es Wettbewerbsvorteils, ist aber auch an die potentiellen Risiken gekoppelt. Dem Fortschritt des Kinos zu seiner digitalen Form wird man sich letztlich nicht verweigern können. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis sich digitale Filme als ausschließlicher Content etabliert haben. Auch wenn der Zeitpunkt der flächendeckenden Versorgung ungewiss ist, die Zukunft des Kinos ist digital.

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