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Am 1. Juli starten die Kinos bundesweit wieder durch. Der Hauptverband deutscher Filmtheater HDF stellte heute seine Wiedereröffnungskampagne mit Spot und Social Media-Assets vor: endlich wieder Kino!
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Um es mal direkt zu sagen: Kinobetreiber, die sich bisher nicht um die Digitalisierung ihrer Säle gekümmert haben, stehen schon bald vor dem Aus. Und das wird, wie ein Blick in Startlisten belegt, schneller passieren, als sie gehofft hatten.

20th Century Fox erklärte bereits im Vorjahr, dass man in den USA und in anderen Territorien die Belieferung mit analogen Kopien zum Ende 2013 einstellen werde. Ein Blick in die Startlisten weiterer Majors zeigt ein ähnliches Bild: Paramount Pictures hat als letzten Film Paranormal Activity 2013 angegeben, der sowohl digital wie in analogen 35mm zum 24. Oktober 2013 vertrieben wird. Schon der am 25.12.2013 startende Thriller Jack Ryan ist ausschließlich digital zu haben. Disney zeigt den Lone Ranger ab 8. August ausschließlich digital, wird aber die Family-Titel wie Planes Ende August und die Eiskönigin im November für einen breiten Start noch auf analogen Film anbieten. Ab 2014 sind hingegen sämtliche Titel von Disney als Digital gekennzeichnet.

Digitaler Shift der Datenträger: links ein Trailer auf 35mm, rechts ein ganzer Spielfilm in HD-Qualität

Nun steigen auch die deutschen Verleiher sukzessive aus dem analogen Format aus: Concorde Film hat gegenüber den Kinobetreibern aktuell das Ende der Belieferung mit analogen 35mm-Kopien zum Ende August 2013 direkt kommuniziert. Der Kinostart des 3D-Dramas Upside Down ist der Wendepunkt für Concorde, zukünftig werden nur noch digitale Kopien als DCPs an Kinos ausgeliefert. Universum Film hat bereits einzelne Titel ausschließlich digital distribuiert, beispielsweise wurden die 3D-Titel wie Streetdance (ebenfalls Constantin Film mit den letzten Teilen der Step Up-Franchise) ausschließlich digital verteilt, was bei 3D eh sinnvoll ist. Bis zum Jahresende hat Universum Film neben ausschließlich digitalen Filmen wie Riddick noch einige Titel in beiden Formen im Programm, vor allem im Bereich Kinderfilm. Laut Universum-Startliste wird mit Das kleine Gespenst letztmalig ein Film auch in 35mm vertrieben, selbst Kinderfilme im Jahr 2014 sind nur noch mit dem Vermerk 2D und 3D gekennzeichnet.

Szenenbild Upside Down

Die parallele Existenz von zwei Projektionsformaten wird bei Concorde Film mit dem Kinostart von UPSIDE DOWN beendet sein.

Selbst wenn Verleiher den traditionsreichen 35mm positiv gegenüber stehen, sind sie von der Belieferung durch die Weltvertriebe abhängig, die zunehmend via Festplatte und Satellit distribuieren. Die Abwärtsspirale beschleunigt sich dabei zunehmend: durch die Reduktion des Massenmarktes steigenden die Herstellungskosten für analoge Kopien; der IMAX-Präsident für das Gebiet EMEA Andrew Cripps bezifferte im Interview mit DigitaleLeinwand die aktuellen durchschnittlichen Kosten für eine analoge 70mm-IMAX-Kopie auf 35.000 bis 45.000 US-Dollar gegenüber 100 Dollar für das digitale DCP auf dem Datenträger. Analoge Distribution rechnet sich nicht mehr für Verleiher, die letzte Phase der Digitalisierung des Kinos ist eingeläutet. Über 75% der deutschen Kinosäle sind mittlerweile digitalisiert, für die geht der Betrieb problemlos weiter. Was jedoch mit den übrigen 25 % geschieht, lässt sich in dunklen Szenarien ausmalen, wenn der erste große Kinderfilm, dessen Umsatz man dringend zum Weitermachen benötigt hätte, eben nicht mehr zur Verfügung steht.

Nun sind Startlisten für die Presse kein Garant, da sind Häkchen schnell gesetzt oder entfernt. Um Klarheit zu schaffen, startete der Verband HDF Kino eine Umfrage unter allen Verleihern über die zukünftige Distribution und hat um Stellungnahme gebeten. Dieses Ergebnis dürften nicht nur ihre eigenen Mitglieder mit Spannung erwarten.

Bilder © Gerold Marks (1), Concorde Film (2) · Alle Rechte vorbehalten.

Wie der HDF Kino e.V. mitteilte, hat ihr Hauptausschuss die inhaltlichen und finanziellen Startvoraussetzungen für die DCPGermany GmbH mit großer Mehrheit beschlossen.

Die DCPGermany wird das vom HDF Kino e.V. gewünschte digitale Content Portal für bundesdeutsche Kinos betreiben. Sie wird die Akquisition geeigneter Partner aus den Bereichen Wirtschaft und Technologie fortsetzen. Die im September 2009 gegründete Gesellschaft soll möglichst bald das operative Geschäft aufnehmen.

Der Name der GmbH ist vielleicht etwas unglücklich gewählt, da DCP auch das „Digital Cinema Package“ ist (siehe Glossar). Aber die Akronyme werden ja bekanntlich knapp…

Quelle: HDF

Eine ungelöste Frage ist die Finanzierung des Digitalen Rollouts in Deutschland. Pro Saal entstehen Kosten für den Projektor und den Server mitsamt erforderlicher Infrastruktur wie klimatisiertem Vorführraum, Netzwerkanbindung und entsprechender Stromversorgung. Je nach Modellen, Ausstattung und Leistungsumfang summieren sich Kosten pro Saal von 50.000- 100.000 Euro. Dies ist für Kinobetreiber in der Regel nicht aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Auch die Filmverleiher sehen sich außerstande die Gesamtkosten zu tragen. Staatliche Förderungen werden zwar für einzelne Projekte vergeben, allerdings steht auch hier der erforderliche Gesamtbetrag nicht zur Disposition.

Als Kompromiss wurde von den Verbänden das sogenannte 100er-Modell als Vorschlag entwickelt. Demnach zahlt die Gemeinschaft der Verleiher eine virtuelle Printfee (VPF) von 100 Mio. Euro. Dieser Beitrag wird nutzt die Einsparungen der Verleiher bei den Kosten für analoge Kopien und deren Distribution. Die Kinobetreiber zahlen pro Saal und Monat 100 Euro. Dritte, wie der Staat, die Filmförderungsanstalt, Werbung und Produzenten sollen in der Gesamtheit den Betrag von 100 Mio. Euro finanzieren. Auf Ausnahmen hat sich der HDF mit der AG Kino für Programmkinos geeinigt: „Filmkulturell engagierte Kinos sind von der Zahlung des monatlichen Grundbetrags in Höhe von 100 EUR befreit, sofern sie im Vorjahr mit dem Kinoprogrammpreis des Bundes ausgezeichnet wurden oder mit dem entgeltlichen Abspiel von deutschen und europäischen Filmen einen nachgewiesenen Besucheranteil von mindestens 50 % erzielt haben. Gleiches gilt in Orten unter 20.000 Einwohnern für Leinwände in Filmtheatern mit bis zu vier Sälen, deren Kinokartenumsatz im Vorjahr weniger als 100.000 EUR betrug.“ (Pressemitteilung HDF)

Insgesamt sollen diese Leistungen über den Zeitraum von 5 Jahren erbracht sein, um die flächendeckende Digitalisierung zu gewährleisten. Allerdings sind die Zeiten nicht gerade rosig: Aufgrund der Finanzkrise werden derzeit keine verbindlichen Aussagen über die tatsächliche Finanzierung oder den Zeitpunkt der Bereitstellung der Mittel getroffen.