Als Vater kann man eigentlich nur alles falsch machen. Eine leidvolle Erfahrung, die Familienvater Grug im aktuellen DreamWorks Animation-Film DIE CROODS durchlebt. Im turbulenten 3D-Steinzeit-Abenteuer geht um eine Sippe, die im täglichen Kampf um das Überleben klare Regeln zu befolgen hat- bis ihre bekannte Welt untergeht. Es geht um den Zusammenhalt und das Loslassen, um Vertrautes und die Neugier. Nicolas Cage, der als Voicetalent Crood-Vater Grug sprach, hat sich zur Weltpremiere des Films auf der 63. Berlinale mit DigitaleLeinwand. de zum Interview getroffen. Und mir verraten, warum er kein Problem mit Black Metal hat, dass ihn Filmstunts eigentlich entspannen und er derzeit an einem Wendepunkt seiner schauspielerischen Karriere steht.
Herzlich Willkommen in Berlin! Wie ist es wieder zur Berlinale zu Gast zu sein?
Wunderbar. Ich war hier ja bereits für LEAVING LAS VEGAS und ADAPTATION hier. Und auch im letzten Jahr habe ich einen Film in Berlin vorgestellt.
Und wie ist es jetzt mit einem Unterhaltungsfilm wie Die Croods?
Großartig! Ich glaube, das ist erst der zweite Animationsfilm, den man zum Festival eingeladen hat. Alle sind begeistert. Jeffrey Katzenberg und alle anderen Beteiligten freuen sich sehr hier zu sein. Und Die Croods ist visuell so kreativ, man kann sich wirklich darin verlieren, er ist emotional, er ist humorvoll.
Sind sie ein entspannter Vater?
Ich bin eher ein beunruhigter Vater. Ich versuche zwar, nicht wie Grug zu sein und vor allem Angst zu haben. Man sollte Risiken eingehen, seinem Herzen folgen und an sich selbst glauben. Wenn der eigene Sohn also ein Musikgenre wie Black Metal entdecken will, soll er es machen.
Ihr älterer Sohn Weston hat in einer Death Metal-Band gespielt?
Junge Leute versuchen sich in verschiedenen Dingen, um rauszufinden, was gerade passiert. Das kann Kunst sein, Sound oder Musik. Er hat etwas erkundet, ich war darüber nie besorgt. Was auch immer die Ängste von manchen gegenüber Black Metal sind, es ist ehrliche Musik. Als damals Punk Rock aufkam, war auch jeder verängstigt. Black Metal sagt: „Wir werden alle sterben.“ Ja, das stimmt, das ist ehrlich. Big Deal. Metal ist in verschiedenen Ebenen stark beeinflusst von klassischer Musik. Musik, die in Deutschland entstanden ist. Bach, Wagner, Beethoven.
Und Black Metal ist toll, wenn man leidenschaftlich Auto fährt.
War eine Entscheidung für Ihre Rolle in Die Croods die Überlegung den Film später mit ihrem jüngeren Sohn sehen zu können?
Immer wenn man einen Familienfilm macht, hofft man, dass es den Sohn auch zum Lachen bringt. Aber Die Croods richtet sich sehr wohl auch an Erwachsene, da dürfte viel drin sein, bei dem sich Eltern angesprochen fühlen. Eltern können überfürsorglich sein, immer in der Angst, dass die Tochter an den falschen Typen – wie Guy im Film – gerät. Ich mag die Entwicklung der Figur, die zunächst unglaublich besorgt ist, aber schließlich ihren Emotionen entdeckt und zulässt.
Hätten Sie gerne noch eine Tochter?
Ja, da wäre sicher eine magische und poetische Erfahrung. Aber ich fürchte, ich wäre genau wie Grug im Film. Vermutlich hätte sie überhaupt keine Freiheiten. Ich bin glücklich mit meiner Familie, wie sie jetzt ist.
Sie haben gesagt, dass sie ihre Familie nach Berlin gebracht haben, Grug hat auch versucht seine Familie überall hin mitzunehmen. Ist das eine Ähnlichkeit?
Mein Sohn ist gerade 7 geworden und geht in die Grundschule. Ich kann ihn nicht immer aus der Schule und mit auf Reisen nehmen. Aber wir konnten viel Zeit zusammen verbringen, wofür ich sehr dankbar bin. Wir waren nie länger als vier Tage getrennt. Jetzt muss ich der Vater sein, der loslässt. Nun ist es Zeit für die Bildung.
Gab es Momente wo Sie ihre Kinder bewegen mussten, etwas Neues zu tun, wovor sie Angst hatten?
Das ist privat, darüber möchte ich nicht reden.
Im DIE CROODS gibt es mit Grug und Guy zwei verschiedene Rollen, den Beschützer und den Entdecker. Sind das zwei Seiten, die auch in Ihnen wohnen? Und welche Seite ist stärker?
Sicher. Eigentlich der Beschützer. Ich bin nicht glücklich mit allem, was man in den Nachrichten hört oder sieht. Das ist alles sehr beunruhigend. Gerade in meinem Land. Es ist schwer über all das Nachzudenken und dabei nicht zum Beschützer zu werden.
Was genau meinen Sie, was macht Ihnen Angst?
Ich möchte an dieser Stelle nicht politisch werden. Sie wissen, wovon ich rede.
ZURÜCK ZU DEN SCHAUSPIELERISCHEN WURZELN
In Kick-Ass spielten Sie auch einen besorgten Vater, was können wir vom zweiten Teil erwarten?
Ich spiele in der Fortsetzung nicht mit. Ich bin da ganz deutlich: es gibt viele Gerüchte im Internet über Filme, in denen ich angeblich spiele, aber in Kick Ass 2 bin ich nicht zu sehen.
Würden Sie in einer anderen Comicverfilmung spielen, die ihr Sohn bereits sehen dürfte?
Klar, es kommt auf das Drehbuch und die Charaktere an.
Gibt es eine Graphic Novel oder einen Comic, das Sie gerne verfilmt sähen, möglicherweise mit Ihnen in einer Rolle?
Hmm, da fällt mir gerade keiner ein.
Man hört viel über Rollen in Filmen, Sie haben es aber in den letzten Jahren etwas ruhiger angehen lassen und etwas Abstand gewonnen. Wollen Sie nun etwas anders machen als bisher?
Ich habe einen großen Traum, ich möchte einen Roman schreiben, aber dafür ist zu wenig Zeit. Ich habe ein Jahr pausiert, im letzten Jahr habe ich einen Film gedreht, JOE ein Drama von Regisseur David Gordon Green. Das Material habe ich zwar noch nicht gesehen, bin aber sehr begeistert von dem, was wir am Set drehten. Derzeit befinde ich mich im Prozess mich selbst neu zu erfinden. Es gibt eine Art von Filmen, die ich gerne machen würde. Ich bin da gerade sehr wählerisch in meiner Filmauswahl. Und bin glücklich, dass ich zu meinen Wurzeln von unabhängigen, beseelten dramatischen Charakteren zurückkehren kann.
Haben Sie das Gefühl mit Ihren letzten Filmen auf dem falschen Weg gewesen zu sein?
Nein, so blicke ich nicht zurück. Ich weiß, man redet viel darüber, dass ich diverse Actionfilme gemacht habe. Der Grund liegt darin, dass man mir mal gesagt hat, dass ich es nicht könnte, dass ich keinen Actionheld spielen könnte. Also sah man im Kino einen Drama-Darsteller, der einen Actionhelden spielte und versuchte innerhalb des Genres spannende Charaktere zu finden. Ich habe das gemischt mit Filmen wie LORD OF WAR, WORLD TRADE CENTER, WEATHER MAN oder BAD LIEUTENANT um das Spektrum weiterzuführen. Jetzt will ich mich auf Dramen fokussieren, daher auch meine Arbeit mit David Gordon Green.
Der andere Film, den ich drehte ist THE FROZEN GROUND von Regisseur Scott Walker, ein weiterer junger, enthusiastischer Filmemacher, der tief schürft. Er hat in seinem Film eine großartige Performance aus Vanessa Hudgens herausgeholt.
David Gorden Green hat in einem Interview gesagt, dass sie in JOE eine neue Seite von sich zeigen können.
Wissen Sie, es ist Davids Performance. Seine Vision von mir als Schauspieler. Wir hatten zuvor nicht zusammen gearbeitet, also ist es eine neue Seite, er dirigiert ein neues Instrument, mich. Seine persönliche Vision kommt zum Tragen und wir hatten ein hervorragendes Drehbuch.
Haben Sie in der gemeinsamen Arbeit etwas über sich selbst gelernt?
Ohne jetzt ins Detail zu gehen, ich habe versucht die negativen Aspekte ins Positive zu kehren. Lasst uns die Dinge, die in New Orleans passiert sind, in den Film stecken und kreativ damit umgehen. Ohne ausführlich zu werden- es gab mir die die Integrität den Charakter Joe mit einer Tiefe zu spielen.
Was haben Sie vermisst in den Filmen der letzten Jahre?
Eigentlich nichts. Ich habe Vergnügen mich beim Sport auszupowern, dann funktioniere ich besser. Je älter ich werde, desto mehr muss ich meinen Körper regeln. Ich kann das Instrument gut spielen. Als ich mit 20 anfing, musste ich nicht darüber nachdenken, ob ich am Freitag oder Samstag Abend was Trinken ging. Wenn ich jetzt drehe, gibt es höchstens was Kleines am Freitag Abend, damit ich am Montag wieder in Höchstform agieren kann.
Sie sehen auch zehn Jahre jünger aus.
Vielen Dank, das freut mich. [Lacht.]
ÜBER DAS SYNCHRONSPRECHEN
Worin lag der Unterschied in der Sprecherrolle zum Schauspiel?
Es ist absolut anders für mich. Ich habe die Möglichkeit über die Stimme zu sprechen, normalerweise ist es ja das Gesamtpaket.
Wie war es nur mit ihrer Stimme zu arbeiten?
Es hat mich zwischen meinen Filmen in Form gehalten. Der Vorgang dauerte über zwei Jahre. Während ich auf das richtige Skript wartete konnte ich Spielen und mit meinen Instrumenten arbeiten. Das hat mir die Gewissheit gegeben, dass ich weiter zur Performance imstande bin.
Konnten Sie sich entspannen, weil Sie im Film nicht physisch zu sehen waren?
Ja, da gab es keinen Druck, sondern einfach mehr Freiheiten, man musste nicht über alles nachdenken.
Schauen Sie sich manchmal ihre Filme auch in einer Synchron-Fassung an?
Nein. Ich sehe mir meine Filme nicht an.
Warum nicht?
Ich glaube an das Vorwärtsgehen und rühre nicht so sehr in der Vergangenheit. Ich will meine Filme nicht im Haus ansehen, damit mein Sohn nicht verwirrt über seinen Vater und die gespielten Charaktere ist. Vielleicht kommt das mit dem Alter. Ich sehe mir den Film einmal an, dann geht es weiter. Es interessiert mich nicht, mir selbst zuzusehen.
Aber Sie haben Ihre Filme mal gesehen?
Ja, eben einmal. Aber ich zappe nicht durch das Fernsehen auf der Suche nach einem Film mit mir.
STUNTS ZUR ENTSPANNUNG
Im Gegensatz zu Gru mögen Sie aber gefährliche Reisen und Abenteuer?
Zu sehr. Wenn ich drei Tassen Kaffee trinke, entspanne ich mich. Wenn ich Stunts mache, entspannt mich das sehr. Das ist einer der Gründe, warum ich gerne Actionmovies gedreht habe. Wenn man eine Auto in hoher Geschwindigkeit gegen die Wand fährt, muss man sich bei der Aufnahme konzentrieren. Es ist wie eine Meditation für mich.
Was ist denn dann ein Nervenkitzel für Sie?
Mehr die einfache Dinge. Aber das kann ich nicht im Detail erzählen, Sie wissen schon, die Lebensversicherung liest mit. Ich finde Motorräder aufregend. Oder einen guten Film zu sehen. Ein Buch zu lesen, das meine Phantasie beflügelt.
Was war denn das beste Buch, dass Sie in den letzten Monaten gelesen haben?
Ich denke, dass war JOE von Larry Brown. Beim Lesen hab ich ständig zurückgeblättert, bin wieder in die Stellen gegangen, hab über den Charakter und die filmische Umsetzung nachgedacht. Eine Szene stand nicht im Drehbuch, aber ich konnte den Regisseur überzeugen, dass sie wichtig war, und es gefiel ihm.
Sie haben mal gesagt, Sie würden gerne mehr Deutsch lernen?
Ich würde gern, habe es aber nicht getan. Ich könnte nicht in Deutschland leben, bevor ich die Sprache nicht spreche.
Daher haben Sie ihr Schloss verkauft?
Nein, das hatte andere Gründe. Verschwenden wir unsere Zeit nicht damit, das können Sie gut dokumentiert nachlesen.
Aber könnten Sie sich vorstellen in Berlin oder in Deutschland zu Filmen?
Ja, selbstverständlich, laden Sie mich ein. Holen Sie mich und Bruno Ganz für einen gemeinsamen Film!
Mr. Cage, vielen Dank für das Interview!
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