Schlagwortarchiv für: Digitalisierung

Nicht nur Schauspieler und Regisseure werden mit dem Academy Award, besser bekannt als Oscar, ausgezeichnet, sondern auch Firmen, die für die Filmindustrie fortschrittliche Technik entwickeln. Sie gehen in der Regel an Erfindungen, die nicht im zurückliegenden Jahr entwickelt wurden, sondern schon eine Zeitlang in der Praxis Einsatz finden. Im Jahr 2010 vergibt die Academy of Motion Picture Arts and Sciences insgesamt 15 Technik-Oscars, zwei davon gehen nach Deutschland.

Zum einen erhalten die Ingenieure Michael Cieslinski, Reimar Lenz und Bernd Brauner von Arri Film & TV Services den Scientific and Engineering Award für die Entwicklung des ARRISCAN. Dies ist ein Filmscanner, der analoges Bildmaterial in hochauflösende digitale Daten umwandelt. Ein wesentlicher Schritt für das digitale Kino, aber auch für die Umwandlung für DVD oder Blu-ray.

Der zweite Technik-Oscar dieses Jahr geht an den deutschen Software-Ingenieur Hilmar Koch. Gemeinsam mit seinen amerikanischen Kollegen Hayden Landis und Ken McGaugh wird er mit dem Technical Achievement Award ausgezeichnet. Die Ingenieure haben mit dem sogenannten Ambient Occlusion Rendering eine besondere Abschattungsmethode entwickelt, die in der 3D-Computergrafik verwendet wird. Laut Academy schafft diese noch realistischere Bilder und wird bereits als auf breiter Ebene beim Lichtsetzen im CGI-Bereich angewendet.

Die Auszeichnungen werden am 20. Februar bei einem Gala-Dinner in Beverly Hills verliehen. Die Oscar-Show gibt es in diesem Jahr später als gewohnt am 7. März live aus Hollywood.

DigitaleLeinwand gratuliert herzlich zur entwickelten Technik und natürlich zu dieser großartigen Auszeichnung!

Gestern Abend erreichte mich eine Mail von  Katharina Uppenbrink, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Drehbuchautoren e.V. Anlass war die Bitte um die Entfernung eines bei mir veröffentlichten Artikels. Inhalt war eine Pressemitteilung des Verbandes als Reaktion auf das Platzen des branchenweiten Digitalisierungsmodells. Der Verband sah einen Grund für das Nichtzustandekommen in der  wirtschaftlich motivierten Blockade eines Kinobetreibers.

Diesen Artikel musste ich nun im Interesse des Verbandes entfernen, da anhand der einstweiligen Verfügung AZ 15 O 519/09 des Amtgerichts Berlin vom 8.12.2009 diese Pressemitteilung nicht veröffentlicht werden darf und zurückgezogen werden muss.

Ja, ich verstehe, dass es sich beim Kino auch um einen Wirtschaftszweig handelt. Den Vorgang an sich bedaure ich. Die Diskussion um die Finanzierung erachte ich für sehr wichtig. Und es schmerzt mich, wenn Meinungsäußerungen, zudem sie nicht mal von einer direkten Konkurrenz stammen, durch einstweilige Verfügungen unterbunden werden. Diese Zerrüttung der Kinolandschaft finde ich sehr bedauerlich, gerade im Hinblick auf die Fortschritte in der Digitalisierung in anderen Ländern.  Die Chance auf ein funktionierendes Modell für die gesamte Branche wird sich hoffentlich nur verzögern, nicht aber Scheitern.

Liebe Leser,

heute konnte Digitale Leinwand den 50.000 Besucher begrüßen- und das innerhalb von gut 3 Monaten! Und die Kurve zeigt steil nach oben: 1000 Besucher im ersten Monat, 10.000 im zweiten, 50.000 im dritten. Bleibt mir nur festzustellen: Tendenz steigend.  🙂

DL - Besucherzahlen

Das ist ein sensationelles Feedback, für das ich mich bei meinen Lesern herzlich bedanken möchte. Es zeigt nicht nur, wie groß das Interesse an der Digitalisierung des Kinos, stereoskopischen Filmen und neuen digitalen Werbeformen ist. Digitale Leinwand ist somit auch der erfolgreichste deutsche Blog zu eben diesen Themen.  Neben Filmfreunden und Kinogängern gehören auch Verleiher, Kinobetreiber und Filmwissenschaftler zu den Lesern, was mich natürlich besonders freut. Digitale Leinwand entwickelt sich somit von einem Blog zu einer gemeinsamen Wissensplattform.

Und ich verspreche euch an dieser Stelle auch zukünftig täglich mindestens einen neuen Artikel – trotz Sommerferien. In der nächsten Woche erwarten euch spannende Themen wie Filmstudios auf Twitter, Updates für den AVATAR-Day, neue Augmented Reality-Applikationen und eine Übersicht über Motionposter als neue Werbeform. Das sollte man natürlich nicht verpassen.

Noch eine Bitte: Ich freue mich sehr, dass meine Artikel so breiten Anklang als Nachrichtenquelle und Ideengeber für andere Webseiten und Blogs finden. Die Verbreitung ist zum Nutzen für Film und Kino sogar ausdrücklich erwünscht, daher vergebe ich auch die Creative Commons-Lizenz BY-NC-SA. Es wäre allerdings schön, wenn dabei zukünftig gemäß Lizenz auch die Quelle DigitaleLeinwand.de genannt würde. Und kommerziellen Seiten, also alle, die das hauptamtlich machen und damit ihr (Förder-)Geld verdienen, fragen bitte vorher per kurzer Mail an- in der Regel gibt es eine sehr schnelle Antwort. Danke.  🙂

Beste digitale Grüße, Gerold

Wie Heise berichtet, hat das Kino-Center in Nastätten seinen vollständig digitalen Betrieb aufgenommen. Es ist zwar nicht wie beschrieben das erste volldigitale Kino, da es schon kleinere Kinos mit rein digitaler Projektion gibt (z.B. die Astor-Filmlounge in Berlin), aber das gesamte Kino-Center mit seinen drei Sälen Royal, Roxy und Cherie wird nun digital bespielt. Das neue Zeitalter wurde zum Start des Horrorfilms My Bloody Valentine 3D eingeläutet. Und das Programm glänzt mit einer kompletten 3D-Reihe, auch Reise zum Mittelpunkt der Erde, Bolt, Monsters vs. Aliens und Oceans Wonderland 3D stehen auf dem Spielplan.

voll digitales Kino-Center in Nastätten

voll digitales Kino-Center in Nastätten

Kinobetreiber Ralf Holl hat seine Vorführräume mit 1600C-DLP-Projektoren von NEC ausgestattet, die natürlich DCI-konform sind. Die 4-KW-Lampen erzeugen einen Lichtstrom von bis zu 17.000 Lumen, die Auflösung liefert 2K, was für die vorhandene Leinwandgröße von knapp 50 qm absolut ausreichend ist. Die Filme werden von DoReMi-Kinoservern mit jeweils 1,9 Terabyte Plattenkapazität abgespielt. Für die stereoskopischen Vorstellungen kommt das XPAND 3D- System zum Einsatz.

Nun ist das Kino-Center kein Metropolen-Multiplex, sondern liegt in einer Kleinstadt mit 4000 Einwohnern. Aber gerade für diese Kinos, die als örtlicher Kinoalleinversorger oft einen Mix des aktuellen Filmprogramms spielen, ist die Umstellung auf digitale Inhalte einfach- und vor allem sinnvoll. Alle großen Verleiher liefern das aktuelle Programm auch als digitale Fassung aus. Im Gegensatz zu den analogen Kopien, die aufgrund der Kosten von 800-1000€ vom Verleiher nach einem Rollout-Plan distribuiert wurden. Gerade kleine Kinos hatten hier oft das Nachsehen, wollten die Verleiher doch lieber in großen Kinos größerer Städte spielen, um den erforderlichen Umsatz zu generieren. Die kleinen Kinos haben mitunter erst nach Monaten eine Kopie erhalten, was sicherlich nicht besucherfördernd war. Nun sind die Festplatten der digitalen Version schon zum Filmstart erhältlich, können auf den Server übertragen und zurückgeschickt werden. Auch entgeht das Kino späteren Engpässen: sollte ein deutschlandweiter Rollout verabschiedet werden, kann es nicht nur zu Engpässen bei Servern, Projektoren und anschließenden Technikern kommen. Wenn ein Großteil der deutschen Kino digitalisiert ist, werden analoge Filmkopien aufgrund sinkender Mengen teurer. Was die Verleiher sicherlich nicht motiviert mehr davon zu produzieren. Und ob die wenigen Filmrollen dann in Kleinstadt-Kinos geschickt werden, dürfte fraglich sein.

Das Kino-Center in Nastätten steigt also in einer frühen Phase in das digitale Kinogeschäft ein, viele Kinobetreiber warten noch ab, bis eine Finanzierung geklärt ist. In Nastätten kann man sich hingegen schon über digitales Kino und stereoskopische Filme freuen. Und auch über einen neuen Geschäftszweig- die Werbung ist nun ebenfalls digital. Das ermöglicht einen Umstieg der regionalen Werbung von Dias auf animierte Bilder oder auch Filme- analog bisher aufgrund der Produktionskosten für viele regionale Werber eher undenkbar.

Wer im Taunus wohnt, sollte am Pfingstwochenende mal zu den „Vormittagen der offenen Tür“ vorbeischauen. Ralf Holl und sein Team gewähren Einblicke hinter die Kulissen und in die Vorführräume. Natürlich werden auch die neuen digitalen Errungenschaften präsentiert und kostenlose Trailershows in 2D und 3D vorgeführt. Ich bin mir sicher, dem Publikum gefällt’s. Genaue Informationen gibt es auf der Webseite.

Digitale Leinwand sendet die besten Glückwünsche zum digitalen Neustart nach Nastätten!

Wie filmwoche|filmecho in der aktuellen Ausgabe berichten, wird der Filmverleih Warner Bros. Deutschland (mit Sitz in Hamburg) sämtliche hauseigenen Filme auch im digitalen Format herausbringen. Sie sind neben der Paramount Pictures Germany der zweite Major, der die Kinos wahlweise mit analogem oder digitalem Filmmaterial beliefert- so auch dem kommenden sechsten Teil der Harry Potter-Franchise.
Warner Bros. ist im Kinojahr 2009 nach Kassenzahlen mit 47,79 Mio € Gesamtumsatz (16,8% Marktanteil) und 6,85 Mio Besuchern (15,6% Marktanteil) Marktführer in Deutschland. Vor allem hat der Film Twilight (dt.Titel: Twilight- Biss zum Morgengrauen) mit 2,49 Mio Besuchern und einem Einspiel von rund 16,6 Mio. Euro dazu beigetragen.

Der nächste Blockbuster steht mit Harry Potter und der Halbblut-Prinz ab dem 16. Juli in den Startlöchern.

3D ist nur was fürs Genrekino, vornehmlich Animations, SciFi- und Horrorfilme? Willkommen im Heute. Wim Wenders hat ganz frisch per Pressemitteilung die Produktion seines ersten 3D-Films bekanntgegeben. Zusammen mit der Choreographin Pina Bausch erarbeitet Wenders derzeit einen stereoskopischen Tanzfilm mit dem Titel „Pina“.

„Die zweidimensionale Kinoleinwand war bislang nicht in der Lage, weder emotional noch ästhetisch, Pina Bauschs Arbeit gerecht zu werden. Als ich vor 25 Jahren zum ersten Mal ihr Tanztheater sah, war ich zutiefst bewegt und verzaubert. Sie hat mich menschliche Bewegung, Gesten und Gefühle vollkommen neu verstehen und wahrnehmen lassen. Und diese Magie möchte ich in enger Zusammenarbeit mit Pina Bausch und ihren Tänzern und Tänzerinnen auf die Leinwand transponieren. 3 D wird uns die Möglichkeit geben, den Zuschauer direkt mit auf die Bühne zu nehmen, mitten hinein ins Zentrum des Geschehens.“

Wer Pina Bausch nicht kennt: sie gilt als eine der bedeutendsten Tänzerinnen und Choreographinnen weltweit. Seit 1973 leitet die Deutsche das Tanztheater Wuppertal. Ihr Stil ist unverkennbar: neben dem Tanz haben auch Gesang, Pantomime, Sprache und Alltagsgesten einen wichtigen Anteil am Bühnengeschehen. Ab September soll gedreht werden. Elemente werden unter anderem Bauschs Stücke „Café Müller“, „Das Frühlingsopfer“ und „Vollmond“ sein. Dafür produziert Neue Road Movies zusammen mit dem Tanztheater Wuppertal. Musikfilme sind für Wenders kein Novum, man erinnere sich an den weltweit sehr erfolgreichen „Buena Vista Social Club“ und den eher lokal erfolgreichen „Viel passiert – Der BAP-Film“.

Liebe Kritiker digitaler und stereoskopischer Kino-Inhalte, hier ein Aufruf. Bisher haben vor allem die Arthouse-Kinos keinerlei Interesse an der Digitalisierung gezeigt. Es fehle überhaupt an 3D-Inhalten. Die verfügbaren Filme sprechen ein reines Multiplex-Klientel an. Und überhaupt müsste man erstmal schauen, ob sich die Digitalisierung durchsetzt. Diese Argumente kennen wir. Nun kommt ein ambitioniertes Kunstprojekt von Wim Wenders. Jenseits des Mainstreams wagt er etwas Neues. Lasst es nicht daran scheitern, dass es nicht ausreichend 3D-fähige Leinwände gibt, die den Film erlebbar werden lassen. Ansonsten laufen Wenders-Filme ab demnächst im Multiplex. Das nennt man verscheuchte Zielgruppen…

Während Deutschland noch grundsätzlich über eine Digitalisierung seiner Kinos nachdenkt, hat in den USA das Wettrüsten begonnen. Die Kinokette AMC hatte vor einiger Zeit einen 315 Mio. Dollar-Deal zur Digitalisierung von 309 Kinos mit insgesamt 4628 Leinwänden mit digitalen Sony 4K-Projektoren bekanntgegeben. Nun hat Sony auch mit Regal Entertainment einen Deal zur Ausstattung von mindestens 5000 der 6700 Leinwände in ihren 550 Kinos unterzeichnet. Die Umstellung soll in den nächsten drei bis fünf Jahren erfolgen. Sony hat damit über 11.000 digitale 4K-Projektoren in den USA platziert.
Damit wird nicht nur die Umstellung von analogem auf digitales Filmmaterial beschleunigt, wir werden auch in den nächsten Jahren mehr 3D-Inhalte erwarten können. Kein Wunder, gerade die Erfahrung aus den IMAX-Experience-Vorstellungen zeigt, dass Kinobesucher für einen hochwertigen, immersiven Kinogenuss einen saftigen Aufpreis von bis zu 5€ pro Ticket bezahlen.

Die DCI-Spezifikation für den deutschen Rollout sieht übrigens 2K-Projektoren vor. Von 2K zu 4K ist doch nur doppelt so groß? Irrtum, es bezeichnet nur die Anzahl der Pixel in der Seitenlänge. Wir reden dabei von der vierfachen Fläche, Größenvergleiche der Formate gibt es unter diesem Link. Im Vergleich ist halt 4K der Maßstab für „Großes Kino“.

Eine ungelöste Frage ist die Finanzierung des Digitalen Rollouts in Deutschland. Pro Saal entstehen Kosten für den Projektor und den Server mitsamt erforderlicher Infrastruktur wie klimatisiertem Vorführraum, Netzwerkanbindung und entsprechender Stromversorgung. Je nach Modellen, Ausstattung und Leistungsumfang summieren sich Kosten pro Saal von 50.000- 100.000 Euro. Dies ist für Kinobetreiber in der Regel nicht aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Auch die Filmverleiher sehen sich außerstande die Gesamtkosten zu tragen. Staatliche Förderungen werden zwar für einzelne Projekte vergeben, allerdings steht auch hier der erforderliche Gesamtbetrag nicht zur Disposition.

Als Kompromiss wurde von den Verbänden das sogenannte 100er-Modell als Vorschlag entwickelt. Demnach zahlt die Gemeinschaft der Verleiher eine virtuelle Printfee (VPF) von 100 Mio. Euro. Dieser Beitrag wird nutzt die Einsparungen der Verleiher bei den Kosten für analoge Kopien und deren Distribution. Die Kinobetreiber zahlen pro Saal und Monat 100 Euro. Dritte, wie der Staat, die Filmförderungsanstalt, Werbung und Produzenten sollen in der Gesamtheit den Betrag von 100 Mio. Euro finanzieren. Auf Ausnahmen hat sich der HDF mit der AG Kino für Programmkinos geeinigt: „Filmkulturell engagierte Kinos sind von der Zahlung des monatlichen Grundbetrags in Höhe von 100 EUR befreit, sofern sie im Vorjahr mit dem Kinoprogrammpreis des Bundes ausgezeichnet wurden oder mit dem entgeltlichen Abspiel von deutschen und europäischen Filmen einen nachgewiesenen Besucheranteil von mindestens 50 % erzielt haben. Gleiches gilt in Orten unter 20.000 Einwohnern für Leinwände in Filmtheatern mit bis zu vier Sälen, deren Kinokartenumsatz im Vorjahr weniger als 100.000 EUR betrug.“ (Pressemitteilung HDF)

Insgesamt sollen diese Leistungen über den Zeitraum von 5 Jahren erbracht sein, um die flächendeckende Digitalisierung zu gewährleisten. Allerdings sind die Zeiten nicht gerade rosig: Aufgrund der Finanzkrise werden derzeit keine verbindlichen Aussagen über die tatsächliche Finanzierung oder den Zeitpunkt der Bereitstellung der Mittel getroffen.

Frankreich legt in Europa vor: wie PRinside berichtet, haben die französische Filmkette CGR Cinemas und der 3D-Kino- Ausrüster RealD heute eine exklusive Partnerschaft bekannt gegeben. CGR gilt bereits als Pionier im Bereich Digitalkino- sämtliche Multiplexe verfügen über digitale Projektionssysteme.

„Wir sind glücklich, für das französische und europäische Kino eine Vorreiterrolle im Bereich neuer Technologien einzunehmen und uns mit RealD, dem weltweit führenden Unternehmen im Bereich von 3-D-Systemen, zu verbünden. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, dass CGR Cinemas sich bietende Gelegenheiten beim Schopf packt, was uns heute zu einer Stütze des Kinobetriebs in Frankreich macht. Dank dieser Zusammenarbeit können wir von bevorstehenden 3-D-Filmen wie ‚Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los‘ profitieren“, sagt Jocelyn Bouyssy, Chief Executive Officer bei CGR Cinemas.

An allen 33 Standorten der Kette werden mit rund 200 die Hälfte der Leinwände auf 3D aufgerüstet. Bis zum Start von Ice Age 3 sollen bereits zwei Drittel der Leinwände bespielbar sein, die restlichen 75 folgen zum Herbst, so dass dem Erlebnis von Camerons Avatar nichts im Wege steht. Bis zum Juni 2010 sollen alle Häuser zumindest eine 3D-fähige Leinwand besitzen. Auch rechnet man mit einem Preisaufschlag von nicht mehr als zwei Euro- trotz Einwegbrillen (siehe auch hier).

Ich bin gespannt, wie die Konkurrenz in Frankreich reagiert- zieht sie nach, oder verschenkt sie Wettbewerbsvorteile? Und natürlich bin ich auf die Reaktionen in Deutschland gespannt- wann sind wohl hier die ersten 200 Leinwände digital?

Ein flächendeckender Rollout des Digitalen Kinos hat in Deutschland noch nicht begonnen. Und doch kommt die Umstellung in Schwung: von 30 digitalen Leinwänden Ende 2008 hat sich die Anzahl zum Ende des ersten Quartals 2009 auf 45 Leinwände erhöht, zum heutigen Stand existieren in Deutschland 59 digitale Leinwände. Eine flächendeckende Umstellung der rund 5000 Leinwände in Deutschland soll in einem Zeitraum von fünf Jahren erfolgen. Eine Übersicht als Landkarte erhaltet ihr auf der Seite Digitale Leinwände.
Kinobetreiber müssen sich entscheiden, ob sie direkt auf digitale Inhalte umschwenken oder einen Hybridbetrieb mit digitaler und analoger Technik fahren wollen. Mit aktuellem Stand können die Verleiher augenscheinlich Neuerscheinungen mit digitalen Content liefern, da es bereits reine digitale Kinos gibt. Natürlich ist bei der Menge der herkömmlichen Kinos der Großteil der Filmkopien weiterhin analog. Kinos mit Filmreihen älterer Filme müssen sorgfältig planen, da eine Verfügbarkeit des gesamten Backkataloges noch nicht absehbar ist.
Ich sehe bei der Umstellung vor alle zwei Probleme: zum einen die Finanzierung, zum anderen die Unsicherheit und Unkenntnis gegenüber der Technik. Die Zukunft Kino Marketing (ZKM) hat im August 2008 die digitale Roadshow durchgeführt, um Kinobetreibern mal die Technik zu demonstrieren, Fragen zu beantworten und den Dialog zu starten. Dies ist sicherlich ein wichtiger Schritt gewesen, vor allem für die Kinobetreiber, die nur unter Protest die dunkle Abgeschiedenheit ihres Vorführraums verlassen.
Das größte Problem bleibt die Finanzierung: es gehört nicht nur die Anschaffung eines digitalen Projektors zur Umrüstung, sondern auch eine komplette Anpassung der Hintergrundsysteme. So wird zum Beispiel ein Server benötigt, eine Netzwerkinfrastruktur muss verlegt werden und der Vorführraum klimatisierbar sein, mitunter ist eine neue silberbeschichtete Leinwand erforderlich. Insgesamt rechnet man an Kosten pro Leinwand (also nicht für jedes Kino, sondern für jeden Saal) etwa 70.000 Euro. Dies können die meisten Kinobetreiber nicht mal eben aus der Portokasse zahlen. Die Verbände haben zusammen mit den Verleihern ein Modell zur Finanzierung entwickelt, das sogenannte 100er-Modell. Damit soll die Umstellung aller Leinwände in Deutschland ermöglicht werden, die Kosten teilen sich der Kinobetreiber, die Filmverleiher und der Staat. (Über das 100er Modell gibt es in den nächsten Tagen noch einen ausführlicheren Artikel.)

Bisher sind als nur etwa 1,2% aller Kinoleinwände digital. Letztlich geht es bei der Digitalisierung nicht nur um das Erschließen neuer Märkte, sondern auch um das Überleben einzelner Kinos. Der Zeitpunkt des Markteintritts bestimmt die Möglichkeiten es Wettbewerbsvorteils, ist aber auch an die potentiellen Risiken gekoppelt. Dem Fortschritt des Kinos zu seiner digitalen Form wird man sich letztlich nicht verweigern können. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis sich digitale Filme als ausschließlicher Content etabliert haben. Auch wenn der Zeitpunkt der flächendeckenden Versorgung ungewiss ist, die Zukunft des Kinos ist digital.