Thrill und Fun an Pixars MONSTER UNI – Interview mit Regisseur Dan Scanlon und Produzentin Kori Rae (Teil 1)
Seit heute drücken der glotzäugige Mike Glotzkowski und der haarige James P. Sullivan die Collegebank- mit DIE MONSTER UNI startet der vierzehnte Spielfilm der Pixar Animation Studios bundesweit in den Kinos. Ich konnte letzte Woche in einem exklusiven Interview mit dem Regisseur der Monster Uni, Dan Scanlon, und seiner Produzentin Kori Rae über das erste Prequel der Pixar-Filmgeschichte sprechen. Bevor es morgen um die technische Seite der Produktion geht, lest ihr heute im ersten Teil des Interviews mit Dan Scanlon und Kori Rae über ihre eigenen Erlebnisse am College, den Einsatz von 3D als Storytelling-Tool, die Auswahl der Synchronsprecher und die komplexeste Szene des Films. Viel Spaß!
Haben sie im Film Die Monster Uni eigene Erlebnisse aus ihrer College- oder Unizeit verarbeitet?
KORI RAE [lacht] Schon ein bisschen. Vielleicht nicht das ganze verrückte Partyzeug.
DAN SCANLON: Ich denke, wir waren mehr wie Mike. Die meisten von uns sind auf das Art-College gegangen, daher hatten wir keine Erlebnisse mit Studentenverbindungen oder Bruderschaften in unseren Collegeerfahrungen. Das mussten wir erforschen, wir haben uns daher verschiedene Colleges angesehen.
Was uns verbindet war wohl sehr ähnlich zu Mikes Start an der Monster Uni: als man beim Ankommen feststellte, dass alles viel härter wird, als man erwartete. Und man eigentlich auch nicht so gut ist, wie man vorher annahm. Das haben wir emotional alle durchgemacht.
KORI RAE: [lacht]. In der Tat!
Aber die wilden Partyszenen mit Mike als lebende Diskokugel sind nun gar nicht im Film gelandet, wurde doch zuviel an der Monster Uni gefeiert und später gekürzt?
KORI RAE: Diese Szenen aus dem Teasertrailer waren erstes Material, das wir vor der Produktion des Films anfertigten, das war eine eigenständige Episode.
Welche Szene in DIE MONSTER UNI war für Sie die größte Herausforderung?
DAN SCANLON: [wendet sich an Kori Rae] Oh, was denkst Du?
KORI RAE: Möglicherweise die Scare Games-Sequenzen, vor allem das erste Event des Wettbewerbs, bei der man in den Tunneln den leuchtenden giftigen Seeigeln ausweichen musste.
DAN SCANLON: Ohja, das war wirklich eine große Herausforderung- in jeder Hinsicht. Das war schwierig in der Geschichte, man musste definieren, welches Event der Scare Games für die voranschreitende Handlung die passende ist. Es war im Layout komplex alle Bühnen klar zu definieren. Und auch die Animation war eine echte Herausforderung, es galt das richtige Tempo zu finden, wann verschwindet welche Figur und wann ist wer im Bild zu sehen. Technisch war die Beleuchtung der Szene wirklich schwierig umzusetzen, wir wollten ein sehr spezielles Licht setzen, damit die passende Atmosphäre entsteht.
Jede Abteilung verhielt sich nach Beendigung ihrer Arbeit an der Szene wie Kriegsheimkehrer. Sie waren stolz mit einer Medaille der Ehre als Auszeichnung an der Brust, das man diese Herausforderung meisterte. Und wenn ich dann zum nächsten Department kam, haben wir oft Schwierigkeiten festgestellt und mussten erneut dran arbeiten.
Aber die Mühe hat sich absolut gelohnt, wir sind sehr glücklich mit der finalen Szene, das ist ein großer Spaß. Und wir sind alle rausgekommen, zwar verschrammt, aber glücklich.
Was fügt der Einsatz von 3D dem Storytelling in der Monster Universität hinzu?
DAN SCANLON: Ich denke, dass 3D in diesem Film ein weiteres Tool ist, um den Zuschauer in eine immersive Welt der Monster University zu entführen. Unser Ziel war es, den Zuschauer glauben zu machen, dass diese Universität real ist. Ganz ähnlich wie bei Mike im Film: wir wollten die Uni groß und wichtig und einnehmend erscheinen lassen. 3D bringt einen deutlich mehr in die Leinwand und in das Geschehen, als dass es den Zuschauer distanziert. Man wird Teil dieser gigantischen Universität.
Waren Sie nicht besorgt, dass jüngere Kinder in dieser immersiven Welt zu sehr erschreckt werden und fortwährend Angst haben könnten?
DAN SCANLON: Schon. Wir wollten thrilling und fun sein, genau wie die Disney Klassiker, mit denen wir aufgewachsen sind. Noch heute erinnern wir uns an die großen Bösewichte der Filme, weil uns das als Kinder so herausgefordert und beschäftigt hat. Wir haben daher versucht mit dem Schreck etwas zurückhaltend zu sein. Aber natürlich sollte der Film aufregend sein.
Man hatte durchaus intensivere Bilder herausholen können , es gibt Monster mit langen Tentakeln oder fliegende Kreaturen, die auch aus dem Screen herauskommen und im Zuschauersaal herumfliegen könnten. Das wollten sie nicht nutzen, fanden sie eine solche Ebene zu beängstigend?
KORI RAE: Ich denke, das wäre wirklich zu viel gewesen, ja. Wir wollten die richtige Balance finden wo die Handlung und die Darstellung zwar spannend aber nicht verstörend ist. Die Monster Uni soll ein Film für das ganze Publikum sein.
Wie haben sie die deutschen Voicetalents ( Ilja Richter, Reinhard Brock, Axel Stein, Elyas M’Barek, Manuel Neuer, uva.) gefunden, hatten sie ein Mitspracherecht beim Auswahlprozess?
KORI RAE: Wir arbeiten hier mit den Agenturen der verschiedenen Territorien. Wir sagen ihnen, was wir gerne hätten und nach welchen Kriterien wir die amerikanischen Sprecher selektierten, welche Performance wir suchen. Die Mitarbeiter in den Synchronländern machen dann einen fantastischen Job Sprecher zu finden, die perfekt auf die Rolle passen. Es ist immer spannend für uns, die neuen Sprecher dann zu hören.
DAN SCANLON: Wie Kori sagt, wir vertrauen den regionalen Castings und sind immer beeindruckt, wenn wir mitbekommen, wen sie für unsre Figuren bekommen konnten. Da geht es ja auch um Bekanntheiten im jeweiligen Markt.
Ist nicht die übersetzte Version manchmal ein Spur anders als ihre ursprüngliche Idee?
DAN SCANLON: Ich verstehe ja die Sprache nicht. Und von dem bisschen, was ich heraus höre und von der Performance erwarte, ist es immer exakt auf den Punkt. das ist wirklich erstaunlich. Ich bin da immer sehr beeindruckt von der Energie der Synchronsprecher. Du kannst fühlen, dass sie verstanden haben, worum es geht, was in der Szene für den Film wichtig ist.
KORI RAE: Selbst wenn wir wissen, dass manche der Gags etwas angepasst sind, weil es sich nicht in den regionalen Markt übersetzen lässt, transportieren sie immer die wichtige Essenz, damit der Witz auch territorial funktioniert. Wir haben vor einigen Monaten einen Teil der russischen Fassung der Monster Universität gesehen, und es war phänomenal wie sie Feinheiten erfasst und transportiert haben.
DAN SCANLON: Und wenn dann das russische Publikum noch an der richtigen Stelle lacht, war es toll.
KORI RAE: [lacht]: Hat definitiv funktioniert!
Da es sich um eine Prequel-Geschichte handelt, konnte man die bezaubernde BOO aus der Monster AG nicht zurückzubringen- war das eine harte Entscheidung?
[Beide lachen] DAN SCANLON: Sicher. Wir lieben Boo. Aber als klar war, dass wir ein Prequel zur Monster Uni machen, gab es keinen Weg sie in den Film zu bringen, so verliebt wir auch in die Idee waren. Boo kann nicht ersetzt werden. Aber wir haben festgestellt, dass die Jungs von Oozma Kappa auch diese faszinierende kindliche unschuldige Naivität mit sich bringen. Und ich finde, dass Mike und Sulley am besten sind, wenn sie sich um jemanden kümmern. Wir haben oft gescherzt, dass Mike und Sulley gegenüber den Jungs Oozma Kappa wie Eltern agieren. Das war eigentlich nicht intendiert, verstärkt aber die Verbindung von Mike und Sulley in ihrer Beziehung.
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Im zweiten Teil des Interviews mit Regisseur Dan Scanlon und Produzentin Kori Rae zur MONSTER UNI könnt ihr über die technische Innovation der Global Illumination lesen, über die Dolby Atmos 3D-Soundmischung des Films, territoriale Adaptionen und Pixars Vorstellungen zur Weiterführung der Geschichten und TV-Serien. Außerdem sprechen wir über die aggressive Startplanung innerhalb der CGI-Branche.
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