IMAX ist zurück. Hieß es zwar schon im Mai, aber jetzt gibt es im Berliner CineStar OV im Sony Center noch mehr IMAX als zuvor. Nachdem der Umbau-Hinweis auf der CineStar-Programmseite des IMAX angezeigt wurde, bekam ich hektische Mails: was passiert dort? Kommt das Laser-Projektionssystem doch früher? Wird ein neues 3D-Soundsystem wie Dolby Atmos eingebaut? Ich hatte eine andere Vermutung, wie sich das aktuelle Kino-Erlebnis im Berliner IMAX steigern liesse. Ein kurzes Grübeln und einen Spaziergang später gab es Gewissheit: die neue Leinwand kommt.
Die neue Leinwand
Mittlerweile ist der Einbau der neuen Leinwand auch offiziell per Pressemitteilung bestätigt. Zwei Mankos weiste die bisherige Leinwand auf: zum einen war sie auf Filme im Breitbild-Format der Vorgänger-Bestimmung CineStar EVENT-Cinema ausgelegt. Zum anderen gab es eine optische Macke auf der linken oberen Seite, einen leichten grauen Streifen, der vor allem in 3D und auf weißen Flächen störte. 3D-Filme bestimmen die Lage des Fensters mit dem Null-Level immer dynamisch durch die Parallaxe. Und wenn die Leinwand mir eine andere Nullebene durch den Bildfehler vorgibt, irritiert es das Sehen.
Als man zum CineStar EVENT Cinema umbaute, war im Jahr 2011 die Breite von 23,5 das Höchstmaß, für das sich eine Silberleinwand technisch aus einem Stück herstellen ließ. Und die wurde bereits aus den USA eingeflogen und mit einem Kran in den Saal transportiert. Nun lebt IMAX eben nicht nur von der Brillanz der Bilder, sondern auch von der Größe. Mit dem Breitbild-Seitenverhältnis schrumpfte die Gesamtfläche der Leinwand auf „nur“ 300 Quadratmeter zusammen. Natürlich war die Leinwand damit nochimmer die größte in der Stadt. Auf der neuen Leinwand mit der exakten Größe von 26,05 Meter Breite und 19,02 Meter Höhe wird eine Bildfläche von exakten 495,471 Quadratmeter erreicht, die wir gerne der Einfachheit halber auf 500 qm aufrunden. Dies entspricht einem Seitenverhältnis von 1: 1,37.
In dieser Skizze habe ich euch die verschiedenen Größen und Seitenverhältnisse abgebildet, so bildlich dürfte es jedem klar werden. Blau ist die Leinwand-Fläche der 300 Quadratmeter des CineStar Event Cinemas und des wiedereröffneten IMAX, wie sie vom März 2011 bis Oktober 2013 bespielt wurde. Die grüne Fläche beschreibt die Größe der neuen Leinwand von fast 500 Quadratmetern, die ab Ende Oktober 2013 im IMAX zu sehen sein wird. Der Unterschied zur Leinwandgröße der ursprünglichen IMAX-Installation von 588 Quadratmetern vor dem EVENT-Cinema-Umbau mit seinen 588 Quadratmetern ist nun nur noch ein kleiner Rahmen an allen Seiten der Fläche.
Ich gehe davon aus, dass es sich dabei wieder um eine Silberleinwand handelt. Doch wie bekommt man die jetzt technisch größer produziert? Aufschluss gab mir dort ein Video von den IMAX-Kollegen aus Melbourne, die ebenfalls gerade eine neue Leinwand eingezogen haben. Das IMAX Melbourne Museum besitzt mit einer Breite von 32 Metern die drittgrößte IMAX-Leinwand der Welt- das Verfahren sollte also auch in Berlin funktionieren. Der Trick: die Leinwand wird erst nach dem Aufspannen mit Silber beschichtet, bei der vorigen Leinwand war die Beschichtung ein Teil des Fertigungsprozesses in der Fabrik. Ob es so gemacht wurde, weiß ich erst kommenden Sonntag, aber es ist technisch plausibel.
Das bedeutet, dass auch Filme mit nativen IMAX-Szenen, also im Großformat mit einem Seitenverhältnis mit bis zu 1: 1.4 dargestellt werden können, in dem die Flächen über und unter dem klassischen Breitbildfenster mit Inhalt bespielt werden. Viele erinnern sich an das Aufziehen des Bildes in The Dark Knight, mancher mag auch die schwindelnden Höhen in Mission Impossible 4 gesehen haben. IMAX pusht ihre Kooperation mit Filmemachern exklusive Inhalte für IMAX zu erstellen. So werden beispielsweise Die Tribute von Panem – Catching Fire oder Der Siebte Sohn mit nativen IMAX-Szenen zu sehen sein, Michael Bay dreht Transformers 4 gerade mit der neuen digitalem IMAX 3D-Kamera, Christopher Nolan bringt Interstellar im klassischen 15/70 lieber analog in den Postproduktions-Prozess, aber sicher mit erweiterten IMAX-Szenen. Zusätzlich profitieren natürlich die klassischen IMAX-Dokumentarfilme vom hohen Bildformat, wie die neulich erstmals gezeigten Born to be Wild oder To the Arctic. Wie die Leinwand für den Einsatz von Floating Windows bei 3D-Filmen eingesetzt wird, muss sich zeigen.
Weitere bauliche Veränderungen zur Neueröffnung
Neben der neuen Leinwand wurden weitere bauliche Veränderungen im Saal vorgenommen. Vor der Leinwand wird es wieder einen Grabenbereich geben, zuvor war dort eine Bühne gebaut, die im EVENT Cinema für Präsentationen und Moderationen genutzt wurde. Laut Pressemitteilung wurde das Seating Deck verändert. Was dies genau bedeutet, erfahre ich erst bei der Wiedereröffnung, die luxuriösen Leder-Sessel im Amphitheater-Seating bleiben erhalten. Auch am Tonsystem wurde wohl derzeit nichts verändert. Im Interview mit DigitaleLeinwand äußerte sich IMEX EMEA-Präsident Andrew Cripps, dass man beim Rollout des Laserprojektions-Systems wohl auch ein neues Tonsystem etablieren werde, Details sind aber noch unklar.
Andrew Cripps lässt es sich nicht nehmen, die neue Leinwand des CineStar IMAX am 27. Oktober 2013 persönlich vorzustellen und zu eröffnen. Mit der Deutschlandpremiere der Marvel-Comicverfilmung Thor: The Dark Kingdom wird der Spielbetrieb auf der neuen Leinwand wieder aufgenommen. Gigantisch, wie es sich für IMAX gehört. Weitere Details zur neuen Leinwand werde ich euch nach der Premiere liefern.
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