Ein trauriger Tag für alle Stopmotion-Fans: die Legende Raymond Frederick „Ray“ Harryhausen ist im Alter von 92 Jahren in London verstorben. 30 Zentimeter große Trickfiguren wurden in 50 Jahren Filmgeschichte unter seinen Händen zu den eigentlichen Stars auf der Leinwand. Jason und die Argonauten, Mighty Joe Young, die Sindbad-Abenteuer, Kampf der Titanen- wir alle sind mit seinen Fabelwesen und Filmmonstern im Kino aufgewachsen, eine leidenschaftliche zeitintensive und aufwändige Tricktechnik, die uns immer wieder in Staunen versetzte. Harryhausen experimentierte in den 50ern auch mit dem 3D-Format, erkannte aber schnell, dass der ohnehin quälende Prozess der Stopmotion dadurch unerträglich würde. (Zum Glück kamen irgendwann Henry Selick, Tim Burton, Aardman Animation und die Jungs von Laika). Einige seiner 3D-Modelle können in einer 3D Vision Live-Galerie bestaunt werden, mancher hatte auch das Glück im Filmmuseum Berlin den mittlerweile aufgelösten Teil mit den Harryhausen-Modellen zu sehen.
Im vorletzten Jahr sendete Arte eine Kurzdoku über Harryhausen. 1933 stieß der damals 13-jährige Ray unverhofft auf King Kong. Seitdem lassen ihn prähistorische Monster und Fabelwesen nicht mehr los. Nachdem er seine ersten Dinosaurier aus Knete geformt hatte, wurde er in den 1950er-Jahren zu Hollywoods gefragtestem Spezialisten für Spezialeffekte. Mittlerweile gibt es den Beitrag auch auf Youtube:
Ein kurzer Blick auf sein Können mit meisterlichen Armaturen gibt es im Kampf der Skelette aus Jason und die Argonauten:
Und mit einem wehmütigen Seufzer könnt ihr euch hier Mother Goose Stories aus dem Jahr 1946 in voller Länge ansehen, bei denen Ray Harryhausen auch als Regisseur und Produzent tätig war:
https://digitaleleinwand.de/wp-content/uploads/2014/10/DigitaleLeinwand-Logo.png00Gerold Markshttps://digitaleleinwand.de/wp-content/uploads/2014/10/DigitaleLeinwand-Logo.pngGerold Marks2013-05-07 19:48:582013-05-07 19:48:58Stopmotion-Legende Ray Harryhausen ist tot
Steve Jobs ist tot. Er unterlag heute nacht im Alter von 56 Jahren seinem Krebsleiden. Und auch wenn es sich bei seinem Rücktritt von der Apple-Geschäftsführung schon mal im medialen Echo so anfühlte, diesmal ist es ernst. Die bunte Startseite von Apple ist einem Gedenk-Bild gewichen. Mach’s gut, Steve.
Dass Steve Jobs, wie von einigen bösen Stimmen behauptet, an gebrochenem Herzen über die maue Präsentation des iPhone 4S durch seinen Nachfolger Tim Cook gestorben sei, ist als pietätslos einzustufen. Aber die Presse hämmert aktuell kräftig auf die Transistoren, und haut die lange vorbereitete Nachrufe aus der Schublade, die mehr einem ultimativen Lobhudelei-Contest gleichen. Steve-O, der größte Innovator unserer Zeit, der Erfinder des Computers, der Software, des Telefons, des Kommunikations-Satelliten, der Musik überhaupt, des Automobils, der Waschmaschine und der atombetriebenen Aufklärungs-U-Boote. Der visionäre Weltverbesserer. Entdecker des Buchstaben „i“. Der größte Erfinder seit Menschengedenken. Der iGod.
Das Steve nun final in den Apfel gebissen hat, ist folgenschwer: Das St. Oberholz in Berlin-Mitte hat bereits nächtlich Halbmast geflaggt und bietet spontane Selbsthilfegruppen beim Kauf einer fettfreien Soja-Latte. Der Bundestag hat dreitägige Staatstrauer für den verflossenen iPad-Erfinder angeordnet, schließlich hat er ihnen das perfekte Spielzeug für langweilige Plenar-Sitzungen gegeben, mit dem sogar sie das Internet bedienen können. Im Mailverteiler der Universität der Künste Berlin werden aktuell defekte iMacs, runtergefallen Macbooks, leergesaugte iPods und jailgebrochene iPhones der ersten Generation zu Höchstpreisen mit Zertifikat vertickt- Steve hatte sie schließlich angefasst! Sascha Lobo weiß nicht, auf welches seiner drei neuen iPhones er die Kondolenz-App laden soll. Der Börsenkurs von Apple an der Wall Street sackt ab.
Bevor ein falscher Eindruck entsteht: ich habe lange Jahre auf iOS gearbeitet, auch bei mir liegen so olle nicht brauchbare iPods in der Elektronika-Schublade, und ich könnte von meinem iPad bloggen, wenn damit gescheites Arbeiten möglich wäre. Doch ist dies keine Laudatio. Apple war angetreten, die Welt zu verbessern und aus der Knechtschaft des bösen Lord Gates zu befreien. Mit wenigen Prozent Marktanteil, proprietären Computern, die von 10 auf 0 rückwärts zählten und einer Attitüde (designed in California!), die leider in den letzten Jahren zunehmends von kämpferisch auf unerträglich umschlug. Und wie in Star Wars den kleinen Guten zur eigentlich finsteren Macht verwandelte, Apple mittlerweile ein Konzern, der mehr Patentanwälte als Entwickler zu beschäftigen scheint.
Apple hat weder iTunes erfunden (sondern zugekauft), noch das Prinzip der Apps. Und Tablet-Rechner gab es schon vor 10 Jahren. Und doch verstand es Apple mit stylischem Design und einfacher Bedienung durch verminderten Funktionsumfang zu begeistern, Produkte zur rechten Zeit in den Markt zu drücken, gefeiert von einer Jüngerschaft, an der sich jeder Hare-Krishna eine Scheibe in Gehorsam abschneiden konnte. Und sie verstanden es Geld zu verdienen, in dem man elektronische Geräte ohne wechselbare Batterien vertickt, an jeder verkauften fremdentwickelten App und digitalem Produkt im erheblichen Umfang mitverdient und natürlich mit einer neidlos anzuerkennenden Revolution im Musik- und Filmmarkt. Plötzlich konnte Pop nicht mehr als MP3 genapstert, sondern unteilbar bei iTunes gekauft werden- die Stützkrücke für die durch die Digitalisierung gebeutelte, am Boden liegende Musikindustrie. Die Filmindustrie folgte, und seitdem fragt man sich oft, ob es überhaupt Sinn macht, dass Peter Jackson derzeit den Kleinen Hobbit in einer Auflösung von 5K dreht, wenn das eh nur auf Minidisplays (die dafür in brillanter Retina!) irgendwo in U-Bahn, Firmenklo oder in Hipster-Läden via WiFi oder 3G konsumiert wird.
Und doch findet Steve Jobs auch in meinem Herzen ein Plätzchen. Schließlich war er es, der 1986 die sieben Jahre zuvor gegründete Grafikabteilung für 5 Mio. US-Dollar von der Lucasfilm Graphics Group kaufte. Nochmal wurden 5 Mio. Dollar investiert, Steve CEO, Vizepräsident Edwin Catmull. Der Pixar Image Computer war zwar ein Flop, aufgrund des Potentials aber schließlich ein Nebenprodukt zum Hauptwerk fokussiert: die Pixar Animation Studios. Und mit ihrem ersten digital erzeugtem Kurzfilm Luxo Jr., bis heute das lampige Maskottchen der Animationsschmiede, begann eine neue Ära. Zusammen mit Animator John Lasseter und einem dicken Deal mit den Walt Disney Studios entstand 1995 der erste computergenerierte abendfüllende Spielfilm: Toy Story. Und wurde ein echter Hit mit 360 Mio. Dollar Einspiel und aktuell zwei Fortsetzungen. Pixar ging an die Börse, Steve Jobs wurde durch gestiegene Aktienkurse zum Milliardär. Der Rest ist Filmgeschichte.
Und so möchte ich von ganzem Herzen schließen mit den Worten von John Lasseter und Ed Catmull:
„Steve Jobs was an extraordinary visionary, our very dear friend and the guiding light of the Pixar family. He saw the potential of what Pixar could be before the rest of us, and beyond what anyone ever imagined. Steve took a chance on us and believed in our crazy dream of making computer animated films; the one thing he always said was to simply ‚make it great.‘ He is why Pixar turned out the way we did and his strength, integrity and love of life has made us all better people. He will forever be a part of Pixar’s DNA. Our hearts go out to his wife Laurene and their children during this incredibly difficult time.“
– John Lasseter, Chief Creative Officer & Ed Catmull, President, Walt Disney and Pixar Animation Studios
00Gerold Markshttps://digitaleleinwand.de/wp-content/uploads/2014/10/DigitaleLeinwand-Logo.pngGerold Marks2011-10-06 06:45:362011-10-06 06:45:36Farewell, iGod und Vater von Pixar – Steve Jobs ist tot
Wir können Cookies anfordern, die auf Ihrem Gerät eingestellt werden. Wir verwenden Cookies, um uns mitzuteilen, wenn Sie unsere Websites besuchen, wie Sie mit uns interagieren, Ihre Nutzererfahrung verbessern und Ihre Beziehung zu unserer Website anpassen.
Klicken Sie auf die verschiedenen Kategorienüberschriften, um mehr zu erfahren. Sie können auch einige Ihrer Einstellungen ändern. Beachten Sie, dass das Blockieren einiger Arten von Cookies Auswirkungen auf Ihre Erfahrung auf unseren Websites und auf die Dienste haben kann, die wir anbieten können.
Notwendige Website Cookies
Diese Cookies sind unbedingt erforderlich, um Ihnen die auf unserer Webseite verfügbaren Dienste und Funktionen zur Verfügung zu stellen.
Da diese Cookies für die auf unserer Webseite verfügbaren Dienste und Funktionen unbedingt erforderlich sind, hat die Ablehnung Auswirkungen auf die Funktionsweise unserer Webseite. Sie können Cookies jederzeit blockieren oder löschen, indem Sie Ihre Browsereinstellungen ändern und das Blockieren aller Cookies auf dieser Webseite erzwingen. Sie werden jedoch immer aufgefordert, Cookies zu akzeptieren / abzulehnen, wenn Sie unsere Website erneut besuchen.
Wir respektieren es voll und ganz, wenn Sie Cookies ablehnen möchten. Um zu vermeiden, dass Sie immer wieder nach Cookies gefragt werden, erlauben Sie uns bitte, einen Cookie für Ihre Einstellungen zu speichern. Sie können sich jederzeit abmelden oder andere Cookies zulassen, um unsere Dienste vollumfänglich nutzen zu können. Wenn Sie Cookies ablehnen, werden alle gesetzten Cookies auf unserer Domain entfernt.
Wir stellen Ihnen eine Liste der von Ihrem Computer auf unserer Domain gespeicherten Cookies zur Verfügung. Aus Sicherheitsgründen können wie Ihnen keine Cookies anzeigen, die von anderen Domains gespeichert werden. Diese können Sie in den Sicherheitseinstellungen Ihres Browsers einsehen.
Google Analytics Cookies
Diese Cookies sammeln Informationen, die uns - teilweise zusammengefasst - dabei helfen zu verstehen, wie unsere Webseite genutzt wird und wie effektiv unsere Marketing-Maßnahmen sind. Auch können wir mit den Erkenntnissen aus diesen Cookies unsere Anwendungen anpassen, um Ihre Nutzererfahrung auf unserer Webseite zu verbessern.
Wenn Sie nicht wollen, dass wir Ihren Besuch auf unserer Seite verfolgen können Sie dies hier in Ihrem Browser blockieren:
Andere externe Dienste
Wir nutzen auch verschiedene externe Dienste wie Google Webfonts, Google Maps und externe Videoanbieter. Da diese Anbieter möglicherweise personenbezogene Daten von Ihnen speichern, können Sie diese hier deaktivieren. Bitte beachten Sie, dass eine Deaktivierung dieser Cookies die Funktionalität und das Aussehen unserer Webseite erheblich beeinträchtigen kann. Die Änderungen werden nach einem Neuladen der Seite wirksam.
Google Webfont Einstellungen:
Google Maps Einstellungen:
Google reCaptcha Einstellungen:
Vimeo und YouTube Einstellungen:
Andere Cookies
Die folgenden Cookies werden ebenfalls gebraucht - Sie können auswählen, ob Sie diesen zustimmen möchten:
Datenschutzrichtlinie
Sie können unsere Cookies und Datenschutzeinstellungen im Detail in unseren Datenschutzrichtlinie nachlesen.