Er ist der Inbegriff des Schreckens, die Ikone des Grusel-Stummfilms, ein Meisterwerk des Expressionismus: heute vor genau 100 Jahren feierte NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS von Regisseur Friedrich-Wilhelm Murnau seine Weltpremiere in Berlin. Weiterlesen
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Ein echter Filmschatz findet seine digitale Wiederaufführung als einmaliges Kino-Event: das Cinemagnum im Cinecitta in Nürnberg zeigt den Stummfilm RICHARD WAGNER von Produzent Oskar Messter in der restaurierten Fassung mit musikalischer Live-Begleitung der Nürnberger Symphoniker. Das 1913 uraufgeführte Werk gilt als die erste Biographie der Filmgeschichte und ist auch der welterste stumme Langspielfilm, noch zwei Jahre vor Griffiths „Birth of a Nation“. Der Film wurde zum 100. Geburtstag des Opern-Meisters gefertigt, in der Regisseur Carl Froelich in der Manier von „tableaux vivants“ ein umfassendes filmisches Biografie-Porträt von Wagners in üppiger historistischer Ausstattung zeichnet. Dies reicht von seinen Lehrjahren, seiner frühen Kapellmeister-Zeit, seinen Liebesgeschichten und seinen ersten Erfolgen als Komponist. Wagner durchlebt eine wechselhafte Karriere, er wird gefeiert, verrissen, er wird in Intrigen des Adels verwickelt und von Politikern missbraucht. Schließlich findet er in König Ludwig II. von Bayern einen treuen Förderer.
Am Dienstag und Mittwoch den 22. und 23. Oktober 2013 wird es jeweils eine Vorführung von RICHARD WAGNER um jeweils 20 Uhr im Cinemagnum in Nürnberg geben. Ein Event, dass sich weder Film- noch Opernfans entgehen lassen sollten. Tickets gibt es direkt im Kino oder als Reservierung auf der Kino-Seite.
Wagner-Film ohne Wagner-Musik
Eine Besonderheit: musikalisch gibt es keinen Wagner zu hören. Natürlich sollte Wagners Musik für den Film genutzt werden, doch seine Witwe Cosima verbot dies den damaligen Produzenten strikt, auch durfte keine Musik ihre Vaters Franz Liszt verwendet werden. Kino galt zu jener Zeit und in diesen Kreisen noch als unkultivierter Schund. So komponierte der aufgrund seiner Ähnlichkeit besetzte Hauptdarsteller Giuseppe Becce eine Musik, der die beiden Musiker stark referenziert und nachempfinden lässt, aber eben so unterschiedlich ist, dass es rechtlich unproblematisch ist. Becce entwickelte diesen Mimikry-Soundtrack aus Werken von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Gioacchino Rossini, die er variierte, kombinierte und verzerrte und schuf so ein kongeniales Plagiat.Die Bearbeitung der Originalmusik von Giuseppe Becce leistete der Berliner Komponist Bernd Schultheis auf Basis des überlieferten Klavierauszuges, er synchronisierte und instrumentierte auf die restaurierte Filmfassung. Das Kino-Event im Cinecitta wird von den Nürnbergern Symphonikern live bespielt, geleitet vom in Filmbegleitung erfahrenen Dirigenten Christian Schumann.
Analoge Restaurierung und Digitalisierung
Richard Wagner ist einer der wenigen vollständig erhaltenen Stummfilme aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Als Basis für dieses aufwändige Rekonstruktionsprojekts diente eine restaurierte Filmkopie aus dem EYE Filminstitute Netherlands, wo sich zwei historische viragierte Nitro-Kopien erhalten haben. Beide Kopien wurden sorgfältig abgeglichen und anschließend ein neues Internegativ nach dem Desmet-Verfahren hergestellt.
Dabei werden die historischen Einfärbungen wird mit Farblicht und unter Verwendung der Ausbelichtung von farbigem Trägerfilm erreicht. Mit der rekonstruierten Farbigkeit wirkt der Film wie ein Ausflug ins illusionistische Theater des 19. Jahrhunderts. Zur Digitalisierung wurde der Film in einer 2K-Auflösung gescannt. Es erfolgte eine Ergänzung mit den überlieferten historischen Zwischentiteln. Nun liegt Richard Wagner restauriert in digitaler Qualität als DCP vor.
Aufwändiges Kino-Event
Trotz des digitalen Standards ist dieses Kino-Event eine Herausforderung für das Cinecitta, die Richard Wagner auf der größten Leinwand, dem ehemaligen IMAX-Saal CINEMAGNUM zeigen. Vor der riesigen 600qm- Leinwand wurde eine 20 Meter breite Bühne für ein komplettes Orchester gebaut. Alle Bauteile, aber natürlich auch sämtliche Instrumente, Stühle der Musiker und Pulte müssen in den 30 Meter unter der Erde liegenden Saal geschafft werden. Da ein Hightech-Kinosaal akustisch völlig anders als ein Konzertsaal ausgerichtet ist, muss das Orchester mikrofoniert werden.
Ein Aufwand, der Wagner sicher gefallen hätte. Ich wünsche ein volles Haus und gute Unterhaltung bei diesem Kino-Event!
Bilder und Quelle © Cinecitta · Alle Rechte vorbehalten.
Eine einmalige Liebeserklärung an die Magie und Größe des Kinos: Dieser Film ist ein Ereignis. In Zeiten des 3D-Kinos und der Spezialeffekte, der Action-Spektakel, Romantic Comedies und Teenie-Filme, wagt THE ARTIST das Einzigartige. Im Verzicht auf Farbe und auf gesprochene Dialoge bringt er die Gefühle der größten Epoche des Kinos auf unsere Leinwände. Der Film erzählt die Geschichte zweier Schauspieler, zum einen George Valentin (Jean Dujardin) als selbstverliebter Hollywood-Darsteller mit Starappeal, zum anderen Peppy Miller (Bérénice Bejo), die als Tänzerin aus der dritten Reihe zufällig von George Valentin entdeckt wird. Doch das Starsystem gerät durch eine technische Neuerung ins Wanken – der Tonfilm erobert die Leinwände. Plötzlich stehen die beiden Schauspieler zwischen Ruhm und Untergang.
Das Besondere: bei The Artist handelt es sich um einen Stummfilm, der in Schwarz/Weiß und im Bildformat 4:3 zu sehen ist. Neben der Rückschau auf die erste Phase des Kinos in der Zeit des Glamours und der Stars spielt The Artist ebenso charmant wie clever mit den Einschränkungen des gewählten stummen Formats. Da geht jedem Cineasten das Herz auf.
Das finden auch die Kritiker: The Artist ist unter anderem nominiert für 6 Golden Globes und prämiert mit dem Großen Preis von Cannes für den besten Hauptdarsteller (Jean Dujardin). Außerdem konnte Filmhund Uggie für seine hinreißende Performance den Palm Dog Award abräumen.
Der Film ist ab dem 26. Januar 2012 in den deutschen Kinos zu sehen. In 2D, wenn ich auch der Meinung bin, dass The Artist mit seinem eindringlichen Spiel und den wunderbaren Tanzszenen ein großartiger immersiver 3D-Film wäre. Und die Thematik des Übergangs des Stummfilms zu den sogenannten „Talkies“ trifft ja in gewisser Weise auch auf die heutige Kinosituation mit dem Übergang des „Flattie“-Kinos zu den stereoskopischen 3D-Filmen zu- wenn es hier auch mehr um eine Verschiebung bei den Produzenten und weniger bei den Schauspielern handelt.
Jetzt aber Bühne frei für den Trailer der kleinen großen Kinosensation THE ARTIST: