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Es ist mal wieder Der Erste. Diesmal feiert sich Delphis Youtube-Channel mit dem 1. deutschen Kinofilm, der komplett auf Youtube zu sehen ist. Man muss natürlich verfeinern: „der erste große deutsche Kinofilm, der nach 12 Jahren auf Youtube legal vom Verleih in voller Länge für eine begrenzte Zeit zur Ansicht mit Werbeunterbrechungen in 480p bereitgestellt wurde“. Das wäre zwar korrekter, aber passt halt auf keinen Störer oder Sticker. Die Free-VoD-Aktion mit Leander Haußmanns preisgekrönter Komödie startete pünktlich zum Nikolaus im neuen Youtube-Design. Und weil sich Videos aus Youtube grundsätzlich einbetten lassen (außer der Uploader sperrt dies), lässt sich der Film auch in Google+ und Facebook (auf denen Delphi auch vertreten ist) oder Blogs (siehe unten) einbetten, auch das gemeinsame Schauern per Google-Hangout ist möglich.

Andreas Briese, Strategic Partner Development Manager YouTube ist begeistert: “Sonnenallee auf YouTube ist eine Premiere. Wir freuen uns sehr, Filmfans in Deutschland erstmals einen so großen Publikumserfolg direkt auf YouTube zu präsentieren. Delphi Film ist der erste deutsche Filmverleih, der einen Filmklassiker auf unserer Plattform zeigt und damit die mehrere Millionen Mitglieder zählende YouTube-Community anspricht.“ Und auch Claus Boje, Co-Geschäftsführer des Delphi Filmverleihs schwärmt: „Für uns ist das ein spannendes Experiment, einen Filmklassiker dem Zuschauer auf diesem besonderen Weg zugänglich zu machen.“

An geeigneter Stelle wollte man durch Werbung auf die werbefreien Angebote VoD oder das physische Produkt auf DVD und Blu-ray hinweisen, um zusätzlich einen attraktiven Crosspromotion-Effekt zu generieren. Stattdessen unterbricht der Film einfach durch Werbepausen, deren Anzahl sich täglich steigert, mit den üblichen Werbepartnern.

Apropos Unterbrechung: für eine etwas unschöne Unterbrechung sorgte Deutschlands beliebtester Überwachungsverein die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz GEMA, zusammen mit Youtube in Form einer Texttafel. Statt der Komödie war am Vormittag des 7.12. der vielen Nutzern bekannte Hinweis zu lesen: Leider ist dieses Video, das Musik von SME enthält, in Deutschland nicht verfügbar. Die GEMA hat die Verlagsrechte hieran nicht eingeräumt. (Das tut uns leid.)

Das lässt die GEMA aber auf keinen Fall auf sich setzen, da Youtube selber schuld sei und klärt offiziell auf Facebook auf. Wörtlich heißt es dort:

Kurze Info zur Sperrung des Films „Sonnenallee“ auf YouTube: Die GEMA hat die Blockierung dieses Films nicht veranlasst. Das deutsche Urheberrechtswahrnehmungsgesetz, besagt, dass die GEMA die Rechte gar nicht verweigern kann und darf (Kontrahierungszwang). YouTube dagegen hat diese bisher allerdings noch nicht erworben. Trotz der aktuellen Streitigkeiten kann YouTube dies aber jederzeit tun – auch ohne Lizenzvertrag. Als zweite Möglichkeit neben dem direkten Erwerb der entsprechenden Rechte wäre für YouTube auch eine Hinterlegung, wie sie klassisch nach dem Urheberrechtswahrnehmungsgesetz vorgesehen ist, möglich, um die Inhalte legal nutzen zu können.

Und auch auf dem GEMA-Blog setzt man entgegen, Franco Walther schreibt ganz sachlich von „Tamtam“ und „Chronologie einer Posse“ (die keine vollständige Chronologie ist) um zur Aufklärung beizutragen.

Vermutlich hat bei Youtube ein automatischer Suchfilter nach lizenzrechtlich problematischen Musikstücken zugeschlagen, der zur Sperrung des Videos führte, um lizenzrechtliche Steitigkeiten zu vermeiden. Die Verhandlungen zwischen GEMA und Youtube dauern seit Monaten an, über die Details der Verhandlungen gibt es bisher nur Mutmaßungen.

Der Fall Sonnenallee zeigt: GEMA und Youtube nutzen die mediale Öffentlichkeit zum Schlagabtausch. Na hurra. Da setzt ein gerade wieder auferstandener Verleih ein zartes legales Pflänzchen in die Welt und zack kommen die Obergärtner mit der Heckenschere. Ich kann nicht beurteilen, wer der Bock und wer der Gärtner ist, aber eine Gießkanne wäre schöner gewesen, damit sich auch in Deutschland Formate zur Refinanzierung filmischer Inhalte entwickeln können. Als ob nicht jeder einigermaßen begabte Computernutzer weiß, wie man Geolocking umgeht. Und das nützt den Künstlern genau so wenig.

Und hier Sonnenallee für alle -live und in Farbe -solange es ihn noch gibt: