Hiermit wird das Jahr 2014 zum Jahr des Sandalenfilms ernannt. Gleich ein halbes Dutzend Verfilmungen von Geschichte, Mythologie und Religion starten in den deutschen Kinos, ergänzt um Klassiker und Serien in den Videothelen und VoD-Angeboten. Hier eine vorsommerliche Zusammenstellung der schönsten Riemchen und Bändchen:
Das Kinojahr in Sandalen
Den Anfang im Sandalenfilm-Jahr machte Paul W. S. Andersons Katastrophenfilm Pompeii über die feurige Liebe zwischen reicher Kaufmannstochter (Emily Browning) und pferdeverständigem Gladiatorensklaven (Kit ‘Jon Snow’ Harington). Ein bisschen ist es wie in Titanic, man wusste, dass das Schiff untergeht, ebenso weiß der Zuschauer um den Ausbruch des Vesuvs, die Frage bleibt lediglich, ob die Hauptfiguren überleben (und dies den Zuschauer noch interessiert). Mit rund 250.000 deutschen Besuchern und einem weltweiten Einspiel von 83 Mio. Dollar bei 100 Mio. Dollar Produktionskosten war der Film durchaus eine Katastrophe.
Die Fortsetzung, oder vielmehr die Seitenhandlung von Zack Snyders ebenso bildgewaltiger wie brutaler Schlachteplatte 300 konnte den Sensationserfolg nicht ganz wiederholen. Die Verfilmung von Frank Millers Comic 300 startete 2007 auf der Berlinale im Wettbewerb außer Konkurrenz und sorgte für einige Diskussionen, nicht nur aufgrund der Digital Backlot-Ästhetik in gaaaannnnz viiiiieeeeelllllll Zeeeeeiiiiittttluuuuupeeeeee. Neben der expliziten Gewaltdarstellung wurden auch rassistische und homophobe Ausprägungen diskutiert. 300: Rise of an Empire setzte nun mit konvertiertem 3D und epischen Wasserschlachten noch eines drauf und sorgte für immerhin immerhin rund 330 Mio. Dollar Boxoffice.
Aktuell im Kino kämpft der Welt erster Superheld gegen die Sünde der Welt und vollzieht Gottes Auftrag durch den Bau einer Arche. Russel Crowe, der mit Ridley Scotts Gladiator den Sandalenfilm wiederbelebte, darf als biblischer Noah der Weltbevölkerung zeigen, wo der Zimmermanns-Hammer hängt. So mancher fundamentaler Christ hätte sich eine werksgetreue Dokumentation gewünscht, Regisseur Darren Aronofsky hatte aber einen kreativen Ansatz im Kopf, der die altbekannte Geschichte aus einer neuen Perspektive erzählt.
Im Mai zieht Schlüpper-Modell Kellan Lutz in die Arena und bringt diverse Slowmotion-Aufnahmen auf die Leinwand, laut Trailer aber eher wenig Text. The Legend of Hercules ist eine von zwei Verfilmungen der mythologischen Sagengestalt in diesem Jahr. Und sowohl Hauptdarsteller wie Kinoeinnahmen waren von halbgöttlich deutlich entfernt, wovon ihr euch ab dem 1. Mai im deutschen Kino selbst ein Bild machen könnt.
Von Regisseur Brett Ratner kommt der deutlich interessantere Hercules mit Start 4.9.2014, der die thrakischen Kriege thematisiert. In bester Conan-Manier spielt Dwayne „The Rock“ Johnson die Titelrolle, auch Ian McShane, John Hurt und Joseph Fiennes sind im Film zu sehen. Dem Trailer nach wird das ein ziemlich solider Fantasyfilm, der den Mythenklassiker vor allem mit sehr großen Ungetümen aus dem Lande CGI ausgestaltet. Für zusätzliche Schauwerte sorgt ebenfalls 3D.
Zum Jahresende wagt Ridley Scott den Auszug aus Ägypten. Bisher haben wir zwar wenig vom Bibel-Epos Exodus gehört. Als Prophet Mose wird Batman-Darsteller Christian Bale zu sehen sein, der auf Geheiß Gottes das Volk der Israeliten auf einer vierzig Jahre währenden Wanderung aus der ägyptischen Sklaverei in das kanaanäische Land führt. Das klingt verdächtig nach Überlangen-Zuschlag an der Kinokasse, als christlich passender Starttermin wurde der 25.12.2014 angesetzt.
Spartacus: War of the Damned als kostenfreies Video on Demand
Wem das Kino zu wenig neues Sandalenmaterial bietet, bekommt via kostenlosem Video on Demand weiteres Futter in Form einer erfolgreichen Serie: Spartacus ist zurück. Mit seiner offensiven Darstellung von Gewalt, expliziten sexuellen Inhalten und einer doch eher groben Sprache fing sich die Serie Spartacus eine Altersfreigabe ab 18 Jahren ein- das Leben der Gladiatoren ist halt kein Zuckerschlecken. Die Vorbilder der Kinofilme Gladiator und 300 sind klar erkennbar, deren Erfolg ebnete den Weg für die Produktion des amerikanischen Pay-TV Sender Starz. Und sicher hat man sich zuvor auch die von HBO-produzierte Serie Rome angesehen.
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