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Großes Fernsehen- das meint vor allem die Größe des Empfangsgerätes und der Bildauflösung. Denn mal ganz subjektiv gesprochen, finde ich im regulären TV-Programm immer weniger Angebote für meinen Geschmack. Da gilt es die Perlen im linearen Fernsehen zu entdecken und für sich nutzbar zu machen. Bei mir bedeutet dies: Speichern für später. Hier ein Überblick, mit welchen Tools ihr Fernsehsendungen zu eurer persönlichen PrimeTime laufen lassen könnt.

Drei Gründe gegen lineares Fernsehen

Ehrlich gesagt, habe ich letzten halben Jahr fast gar kein lineares Fernsehen mehr geschaut, also TV zur festgelegten Sendezeit. Die drei Gründe dafür sind schnell ausgemacht: Wenn man sich nicht für Fußball, Tatort oder Soaps interessiert und Filme lieber im Kino schaut, bleibt nicht so viel im Programm übrig. Zwar gibt es spannende Sendungen, die muss man aber finden und sich aktiv durch die Programme wühlen. In der Zeit guck ich lieber einen Film. Zweitens: die Mediatheken bieten viele der relevanten Sendungen für den nachträglichen Abruf. Zu meiner Primetime, der Sendezeit, die mir am besten passt. Großes, großes Manko ist die von den Verlagen erzwungene Depublikationspflicht: Die öffentlich-rechtlichen Sender sind seit 2009 laut Rundfunkstaatsvertrag dazu verpflichtet, Audio- und Videobeiträge nach sieben Tage von ihrer Internetseite zu löschen. Wer im Urlaub war oder über beide Ohren in einem Projekt arbeiten musste, hat dann eben Pech. Der dritte Grund ist vielleicht der zeitlich größte Raubbauer am linearen TV-Budget: Streamingportale wie Netflix, Watchever und Amazon Prime bieten zwar nicht alles oder das brandneueste im Sortiment, zusammen stellen sie aber ein ziemlich großes Portfolio an Filmen und vor allem Serien, die ich gerne gucken.

Sony-BRAVIA-4K-Ultra-HD-TV

Sony BRAVIA 4K Ultra-HD – TV

Sat-Receiver, USB-Recording oder Online-Rekorder: Fernseh-Perlen retten

Es muss doch noch Programm jenseits der Heute-Show und der Sendung mit der Maus geben. Ja, gibt es. Beispielsweise den Mumblecore-Hit LOVE STEAKS- nachts um 01:30h in der Ausstrahlung auf dem NDR. Oder die Arte-Reportage POLAR SEA 360°- zehn Folgen an zehn aufeinander folgenden Abenden. Beim besten willen, mit Familie und Job findet so was einfach nicht mehr statt. Es sei denn, man zeichnet das gewünschte TV-Programm auf. Der Vorteil liegt auf der Hand: gewünschte Sendungen können zum Ausstrahlungszeitpunkt aufgezeichnet und zu einem beliebigen Moment wiedergegeben werden. Eben wenn es mir passt, zu meiner PrimeTime. Dafür existieren mit Receivern, USB-Recording oder Online-Rekorder unterschiedliche Techniken, die ich nachfolgend vorstelle

Receiver mit oder ohne Festplatte:

Wer sich nicht auf das reguläre Programm verlassen will, kann das Angebot mit einem Kabelfernsehen oder Satellitenfernsehen deutlich erweitern. Beim Kabelempfang benötigt man einen Kabelreceiver, beim Satellitenempfang logischerweise einen ein Satellitenreceiver. Die existieren für unterschiedliche Bildqualitäten: das bisherige Röhren TV-Bild mit der PAL-Auflösung. von 720 x 576 Pixel wird als Standard Definition angeboten. Allerdings haben die aktuellen Flachbildfernseher etwas besseres verdient. Die HDTV- Auflösung mit einer Anzeige von 50 Vollbildern in der Größe von 1280 mal 720 Pixeln wird auch als 720p bezeichnet, das beste ist natürlich eine Full-HD-Auflösung von 50 Halbbilder in 1920 x 1080 Pixeln, genannt 1080i. Um 4K-Inhalte brauchen wir uns hier noch nicht wirklich Gedanken machen, das hat noch ein bisschen Zeit, bis die regulären Fernsehsender in Ultra High Definition übertragen.

Beide Receiver -Arten gibt es grundsätzlich in verschiedenen Ausführungen mit und ohne Festplatte. Der Vorteil von integrierten Festplatten ist das nahtlose Zusammenspiel, es müssen nicht unterschiedliche Geräte verbunden und an den Strom angeschlossen werden. Dafür ist die Kapazität der Festplatt eben begrenzt, ist sie voll, müssen mitunter Sendungen gelöscht werden, denn nicht jeder Receiver bietet die Möglichkeit aufgezeichnete Sendungen auf einen Computer zu übertragen, mitunter sitzt ihr ein DRM-Schutz quer. Entscheidet man sich für eine externe Festplatte zum Anschluss an den Receiver, sollte man unbedingt eine Festplatte mit einer eigenen Stromversorgung verwenden, da die Receiver-Netzteile durch den zusätzlichen Strombedarf oft überfordert sind und das Gerät zum Absturz bringen können.

Bei der Auswahl des Gerätes sollte man auch seine gewünschte Nutzung bedenken: möchte man eine Sendung aufnehmen während man gleichzeitig eine andere Sendung anschaut? Das können die meisten Sat-Receiver, vorausgesetzt, die Programm lagen auf dem gleichen Transponder. Einige Geräte bieten auch zwei Empfangsteile, die problemlos zwei Sendungen verarbeiten. Wenn die gewünschten Programme jetzt innerhalb von zwei Transponder liegen, könnte man sogar zwei Sendungen parallel aufzeichnen, während man den dritten Kanal anschaut. Aber das ginge wohl ein bisschen weit, da müsste jeder aus der Familie auf eine dringende Sendung bestehen. Sinnvoll wäre auch ein CI+-Slot, durch den sich Pay TV-Sender wie Sky oder die privaten kostenpflichtigen HD-Kanäle wie von RTL  und Co. anschauen lassen. Besitzt das Gerät eine USB-Schnittstelle (wie alle Receiver ohne Festplatte) lassen sich TV-Programm nicht nur auf externe Medien aufzeichnen, sondern auch auf dem Speichermedium befindliche Formate wiedergeben, in der regel Video in Containern mit 720p und 1080p, komprimierte XviD- und DivX-Videos, MP3-Sounddateien und auch JPEG-Bilder. Wer das Programm von Online-Videotheken nutzen will, sollte einen WLAN Sat Receiver wählen, damit man über ein bestehendes Netzwerk auf dem Fernseher Internetinhalte nutzen kann.
Ob das jeweilige Satellitenreceiver-Gerät mit ohne Festplatte kommt, welche Auflösung es unterstützt und mit welchen Schnittstellen es ausgestattet ist, vergleicht man am besten auf einer Test- und Ratgeber-Seite für Receiver,  die Geräte im Vergleich getestet haben und das Preis/Leistungsverhältnis bewerten.Sat Receiver

USB-Recording am TV:

Viele Flachbildfernseher bringen diese Funktion bereits mit: USB-Recording. Dabei werden Programme der DVB-Empfangsteile auf einem externen USB-Speichermedium wie einer Festplatte oder einem USB-Stick aufgezeichnet. Auch hier gilt, dass  TVs mit Doppeltunern das gleichzeitige Fernsehen und Aufnehmen ermöglichen. Die Top-Modellen der großen Hersteller haben oft Doppeltuner verbaut. aufzeichnen. Vor der ersten Aufzeichnung auf Platte oder Stick muss der Datenträger oft noch vom Fernsehgerät formatiert werden. Dementsprechend empfiehlt es sich, andere Daten vorher auf dem PC abgelegt zu haben oder eben eine neue Platte zu verwenden.

Online-TV-Recorder:

Wer auf einen Internet-Dienst setzen möchte, kann mit einem Online-TV-Recorder wie  Safe.tv oder Shift.tv eine Alternative finden. Der Vorteil: man braucht keine separate Hardware, über den heimischen Computer können Sendungen aufgezeichnet und angesehen werden. Doch dafür sind Gebühren fällig: je nach Anbieter verlangt man an Abo mit monatlichem Grundpreis, einige Anbieter bieten auch einzelne Sendungen gegen eine einmalige Gebühr. Aufgezeichnete Sendungen lassen sich dann von der Anbieterseite streamen  oder als Datei herunterladen, mitunter gar in einer zusätzlichen App auch für Mobilgeräte abspielen. Die Unterschiede bei den Anbietern sind groß: die Menge des verfügbaren Speicherplatzes, Senderanzahl, Kompressionsqualität der Aufnahmen und die Dauer der Vorhaltung der aufgenommenen Sendung lassen den Preis variieren. Nicht jeder Anbieter stellt HD-Aufnahmen zur Verfügung, mancher punktet durch Mitschnitte, bei denen die Werbung bereits entfernt ist. Neben den technischen Parametern dürfte für viele die Einfachheit der Bedienung und die Übersichtlichkeit der Programm eine wichtige Rolle spielen, was nicht bei allen Anbietern gut gelöst ist.

Technisch gibt es also viele Möglichkeiten trotz freier Zeitgestaltung vom linearen Fernsehprogramm zu profitieren. Doch egal, für welche Methode man sich bei der Programmaufzeichnung entscheidet- es gibt dann zwar ehr Programm, aber nicht unbedingt ein besseres. 😉

Bilder © SONY (1) – Alle Rechte vorbehalten und Audioreservoir (2) – CC BY 2.0

Wer lässt sich denn eigentlich heute noch vom Fernsehprogramm vorschreiben, wann er was zu gucken hat? Immer kleiner wird der Anteil an braven Zuschauern, die die Glotze anschalten, wann die privaten und öffentlichen Rundfunkanstalten es ihnen befehlen.

Kommt man doch einmal in die Verlegenheit, das Fernsehprogramm anzumachen – sei es aus Langeweile oder Neugier – wundert man sich eigentlich nicht, weshalb keiner guckt. Während man sich früher ein wenig fremdgeschämt hat, wenn zum Exhibitionismus neigende Gäste bei Hans Meiser oder Arabella ihr Liebesleben breittraten und man ein wenig missbilligend auf die Familienverhältnisse der Bundys aus „Eine schrecklich nette Familie“ herabsah, sehnt man sich diese Zeiten heute fast wieder herbei.

Arabella Kiesbauer

Moderatorin Arabella Kiesbauer talkte zwischen 1994 und 2004 in die deutschen Wohnzimmer

Neben dem Klatschprogramm am Morgen und den Castingshows am Abend, die sich immerhin noch um Authentizität bemühen, tun sich am Nachmittag wahre Abgründe auf. Hinter dem Fachwort narratives Realitätsfernsehen verstecken sich eine Reihe Sendungen mit an den Haaren herbeigezogenen Inhalten und Schauspielern, denen jegliches Talent zu fehlen scheint. Konnte man ihnen zu Anfang immerhin noch nachsagen, stets bemüht zu sein, haben die Macher mittlerweile wohl resigniert. Die Folge: Es werden immer mehr Sendungen in immer schlechter werdener Qualität produziert. Vor Kurzem bäumt sich das ZDF noch einmal für eine letzte Inkarnation der guten alten Nachmittags-Talkshow auf, setzte dabei scheinbar alles auf die schillernde Inka Bause und vergaß, dass ohne ein stimmiges Konzept auch die sturmerprobte Kapitänin dieses marode Schiff nicht vor dem Kentern retten konnte.

Dabei wäre alles so einfach, wenn die deutschen Fernsehmacher auf Qualität statt Quantität setzen würden. Leider verhallt so ein Ruf nach künstlerischem Anspruch schnell in der Leere. Während das Musikfernsehen schon vor längerer Zeit ins Internet geflüchtet ist, haben jetzt auch Video-On-Demand-Services den Bedarf des deutschen Fernsehzuschauers nach guter Fernsehunterhaltung erkannt. Sie zeigen immer mehr qualitativ hochwertige Fernsehserien aus aller Welt – wann immer man gerade Lust dazu hat.

 

Schnelle Internetverbindung ein Muss

Um ohne nervige Puffer und Einschränkungen in Bezug auf die Qualität das Programm genießen zu können, braucht man neben einem internetfähigen TV-Gerät vor allem eine gute Internetverbindung mit hoher Datenübertragungsrate. Solche DSL-Verbindungen in verschiedenen Abstufungen (6.000 oder 16.000 kBit/s) sind heutzutage häufig in Verbindung mit einer Telefonflatrate erhältlich und garantieren einen weitgehend störungsfreien Stream. 1und1 bietet sogar eine VDSL-Verbindung mit einer Übertragungsrate von 50.000 kBit/s an, wodurch besonders schnelle Datenübertragungen ermöglicht werden. Der Ausbau dieser besonders schnellen Internetanschlüsse wird derzeit deutschlandweit vorgenommen. Wer keinen internetfähigen Fernseher oder eine Spielekonsole wie die PlayStation3 hat, kann Streaming-Dienste auch über das Smartphone oder seinen Computer empfangen. Eine Übersicht über die drei größten in Deutschland verfügbaren Portale liefert die Redaktion von Spiegel-Online, die diese Services ausführlich getestet hat.

VOD

die drei großen deutschen VoD-Portale

Am Ende bleiben die Fragen: Ist das deutsche Fernsehen, wie wir es kennen, mittlerweile passé? Wie wird die Fernsehlandschaft wohl in zehn Jahren aussehen? Es bleibt nur zu hoffen, dass wir uns nicht nach den guten alten Reality-Dokus der 2010er-Jahre zurücksehnen werden. Vielleicht werden wir aber auch erst dann ihre Genialität erkennen und sie als antike Trashperlen feiern, wie wir es heutzutage mit so mancher 90er-Jahre-Sitcom tun.

 

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