Jahresendzeit ist immer auch Jahresrückbesinnung. Was hat das letzte Jahr an Überraschungen bereit gehalten? Was hat sich im Leben verändert?
Es hat sich viel getan im Digitalen Kino 2009. Und natürlich auch für mich persönlich. Heute möchte ich ein bisschen über den Hintergrund dieser Webseite berichten, wie sich DigitaleLeinwand.de in den letzten Monaten entwickelt hat. Und auch ein paar Fragen beantworten, die mir immer wieder gestellt werden.
Liebe Leute, ich wünsche euch allen einen fantastischen Start in ein wunderbares Jahr 2010! Bleibt gesund, übersteht die Krise, findet euer Glück. Vergesst das Träumen nicht. Und geht ins Kino, dort werden Geschichten lebendig.
Wir sehen uns im neuen Jahrzehnt!
Wie alles begann.
Ich hatte die Idee zu DigitaleLeinwand.de bereits im Sommer 2008, im Herbst 2008 habe ich die Domain bestellt. Die große Liebe zum Kino auf der einen Seite, das Interesse an dem neuen Themenfeld auf der anderen Seite war eine gute Voraussetzung. Doch sollten noch ein paar Monate vergehen, bis ich das Projekt wirklich in Angriff genommen habe. Erst Ende April 2009 bin ich mit dem Projekt gestartet. Der Anlass nun wirklich mit dem Blog zu beginnen, war eigentlich nicht so erfreulich: ich hatte gerade unter unschönen Umständen meinen Job verloren. Und aus der entstandenen Ratlosigkeit über all das, was da kommt, wollte ich die freiwerdende Energie für ein neues Projekt zu nutzen. Ein weiterer Impuls kam aus einer Weiterbildungs-Veranstaltung, mein selbstgestecktes Ziel war ein Lernprojekt. Zum einen sich mit WordPress vertraut zu machen, zum anderen wollte ich über das Thema Digitales Kino mehr lernen. Ich blogge bereits seit 2005, aber es war eher ein Sammelalbum für interessante Web-Fundstücke mit unregelmäßigen Updates.
Mit DigitaleLeinwand hatte ich mir ein anderes Ziel gesteckt: Jeden Tag einen Beitrag. Und bis auf die freien Weihnachtsfeiertage habe ich das erfüllt. Dafür gab es an vielen Tagen mehr als nur einen Beitrag, seit Ende April habe ich mehr als 430 Artikel geschrieben. Denn das Thema Digitales Kino hat mit seinem Motor stereoskopisches 3D-Kino kräftig an Relevanz gewonnen und so gibt es an vielen Stellen etwas zu berichten. Und die Relevanz merke ich auch an den
Besucherzahlen.
Die Besucherzahlen haben sich fantastisch entwickelt. Jeder fängt mit dem ersten Besucher an und nach und nach kommen immer mehr dazu. Mittlerweile besuchen zwischen 1000 und 3000 eindeutige Personen (wie es immer so schön in den Statistiken heißt) diese Seite. Täglich. Damit ist man in Deutschland ein A-Blogger. Und jeder der Besucher liest im Schnitt etwa 3 Artikel. Insgesamt konnte ich bisher über 150.000 Besucher begrüßen, die über 420.000 Artikel gelesen haben. Tendenz: steigend. 🙂
Das größte Problem?
Das größte Problem war die Umstellung des Blogs von dem WordPress-Hosting zu einem eigenen Hosting. Im September die Entscheidung: die Funktionen beim WordPress-Hosting reichen nicht mehr aus, Einbetten von Videos, PlugIns, auszuführende Skripte, Anpassungen des Themes. Ein eigenes Hosting muss her. Alle Besucherzahlen wieder auf Null.
Zwar lässt sich WordPress auch selber schnell installieren, aber ich musste alle Besucher erstmal umlenken. Und das ist, Suchmaschinen sei Undank, schwieriger als gedacht. Zwar habe ich die neue Adresse digitaleleinwand.de kommuniziert, Feeds umgestellt, Links aktualisiert, aber die Artikel sind in den Suchmaschinen weiterhin gelistet. Noch immer sind täglich zwischen 500 und 1000 Besucher auf der alten Seite. Obwohl ich dort seit September keine neuen Artikel mehr veröffentliche. Die hätte ich gerne alle hier. Wenn da jemand einen Tipp hat, wäre ich sehr dankbar.
Was waren die Herausforderungen?
Es ist nicht leicht als Blogger in die „Weihen“ der Presse zu gelangen. Man muss sich bei den Verleihern als Presse akkreditieren lassen, es gelten strenge Regeln für die Veröffentlichung von filmbezogenen Werbematerialien. Und leider sind deutsche Verleiher nicht immer schnell, z.B. wurde der erste AVATAR-Trailer erst eine Woche nach der weltweiten Premiere in das Presseportal eingestellt. Nicht einfach, das noch als News zu verkaufen.
Mittlerweile bin ich bei den relevanten Filmverleihern als Presse akkreditiert, werde zu Pressevorführungen eingeladen, auf Material aufmerksam gemacht, zu Setbesuchen eingeladen, zu Fragen rund um das Thema 3D, Digitales Kino und zu neuen Filmvermarktungsformen konsultiert. Das ist alles sehr erfreulich. Und es soll im neuen Jahr noch besser werden.
Die größte Herausforderung ist sicherlich die
Zeit.
So ein Blog macht eine Menge Arbeit. Ursprünglich war DigitaleLeinwand als mein 20%-Projekt geplant, also ein Fünftel meiner Arbeitszeit wird darauf verwendet. Das wird oft gesprengt, oder der Tag hat sehr viele Stunden (inkl. Wochenende). Alleine das Lesen und Recherchieren nimmt nimmt viel Zeit in Anspruch. Die Artikel schreiben sich nicht von selbst, umfassende Artikel brauchen auch mal mehrere Stunden, bis sie fertiggestellt sind. Man muss ständig die Nachrichten verfolgen, Pressemitteilungen wälzen, Filmstarts aktualisieren, andere Webseiten finden, Informationen abgleichen und bestätigen, Kommentare beantworten, Spam löschen, Erweiterungen bauen, PlugIns aktualisieren und und und.
Manchmal bin ich da sicherlich ineffizient und verliere mich in Details, aber es macht ja auch viel Spaß! 🙂
Was waren die größten Ereignisse in diesem Jahr ?
Auch hier spielt natürlich AVATAR eine Rolle. Ich durfte bei der AVATAR-Pressekonferenz dabei sein und konnte den Film als einer der ersten Menschen weltweit sehen. Hautnah an James Cameron, Jon Landau, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Zoe Saldana und Sam Worthington und den anderen. Ich habe euch live von der Pressekonferenz via Twitter berichtet – die erste Film-Twittferenz.
Auch ein Highlight war mein erster 3D-Film-Setbesuch, zu der mich die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Potsdam eingeladen hat.
Und natürlich ihr. Eure Besuche auf der Webseite, die ganzen Kommentare und netten Mails, die Diskussionen und Anregungen. Danke an euch.
Persönlich war das größte Ereignis übrigens die Geburt meiner Tochter im Juli. Sie ist so ein Sonnenschein, sehr aufmerksam und neugierig. Und wenn so ein kleines Baby zufrieden auf meinem Bauch liegend schläft, ist die Welt in Ordnung. Da muss dann auch das Kino mal warten.
Und was war nicht so erfreulich?
Neben Kleinigkeiten in der Technik nervte vor allem der Spam. Je mehr Aufmerksamkeit man erhält, desto mehr Spam in allen möglichen Sprachen, Fremdseeding und Hackingversuche muss man wohl erdulden.
Was mich auch störte, ist das Kopieren von Inhalten. Die Webseite wird unter Creative Commons-Lizenz BY-NC-SA veröffentlicht, das Übernehmen von Inhalten (sofern nicht geschützt) ist also unter der Voraussetzung der Nennung der Quelle erlaubt. Wenn aber Artikel mitsamt Bildern einfach so ohne Angabe übernommen werden, ist das nicht in Ordnung. Und dann sollte man wenigstens seine Links überprüfen und nicht auch noch auf meine Quelldateien zugreifen. Fällt sonst nämlich auf. 😉
Noch eine Sache zu den Gewinnspielen. Die Preise werden manchmal vom Verleih oder dem Kino gestiftet, oder ich schütte die erzielten Werbeeinnahmen dadurch an meine Leser wieder aus. Zumindest macht es Arbeit und verursacht auch Kosten wie den Versand. Es wäre schön, wenn in den Mails nicht nur „Lösung“ und „meine Adresse“ steht, sondern auch mal ein „Hallo“ oder ein „Tschüss“. Ist doch kein Gewinnspielclub hier, sondern von Menschen für Menschen. Und 12 Mails von einer Person mit gleichem Nachnamen und Adresse, wo die Vornamen alles A-Variationen (Anton, Anna, Annabelle, Arne, Agnes,…) auf die gleiche Mailadresse (a.nachname@web.de) sind, fällt auch auf.
Mitunter bekomme ich teilnehmende Mails, die sehr auf die Tränendrüse drücken: der Mann ist schwer krank, die Kinder haben Leukämie oder ähnliches. Liebe Leute, ich wünsche keinem ein so schweres Schicksal. Und ich möchte niemandem Unrecht tun. Aber wenn die Kinder schwer krank sind, sollte man vielleicht gemeinsame Zeit mit ihnen verbringen, statt das Internet nach Gewinnspielen zu durchforsten. Übrigens: Die Auslosung erfolgt nach einem Zufallsprinzip, ganz unabhängig vom Inhalt der Mails. Okay?
Im Kino haben mich die ganzen intransparenten Handhabungen mit dem 3D-Kino gestört. Von fehlenden Reservierungsmöglichkeiten bis zu unklaren Preishandhabungen (Eintritt + 3D-Zuschlag + Brille + Überlänge + + +). Dass man den dazugehörigen Kurzfilm nicht zeigt, weil man ihn vergessen hat auf die Festplatte zu überspielen. Verkratzte und schmutzige 3D-Brillen. Verpatzte Vorpremiere aufgrund fehlender DRM-Rechte. Aber darüber hatte ich mich neulich ja schon mal ausgelassen.
Welcher Film hat das Digitale Kino im Jahr 2009 am stärksten beeinflusst?
Die Antwort dürfte klar sein. James Camerons „AVATAR- Aufbruch nach Pandora“ war d e r Motor des digitalen und des stereoskopischen Kinos. Die umgerüsteten Kinos wollten alle bei diesem Ereignis dabei sein, und die Besucherzahlen lassen die Kinobetreiber jubeln.
Nicht zu vergessen sind aber der Kassenschlager „Ice Age: Die Dinosaurier sind los“ und der Start von Dreamworks „Monsters vs. Aliens“, mit dem die erste Welle der S3D-Kinos in Deutschland begann.
„Coraline“ von Henry Selick ist einer der besten 3D-Filme des Jahres für mich, da er die Tiefendimension sehr sinnvoll und beeindruckend nutzt. Auch Pixars „OBEN“ hat diese Qualität auf die Leinwand gebracht.
Welcher stereoskopische Film wird im Jahr 2010 das 3D-Highlight?
Im nächsten Jahr stehen viele CGI-Filme auf dem Programm, alleine drei von Dreamworks („Drachenzähmen leicht gemacht“, „Shrek 4“ und „MegaMind“), „Despicable me“ von Universal, Sony startet „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“. Pixar schickt die Fortsetzung seiner Spielzeug-Saga „Toy Story“ in die dritte Runde, darauf freue ich mich besonders. Und ich habe noch die Hoffnung, dass das Toy Story 3D-Doublefeature in Deutschland nicht ausfällt! Der Höhepunkt im ersten Quartal wird auf jeden Fall Tim Burtons „Alice im Wunderland“, wie immer ein skurilles Fest. Der deutsche Starttermin für TRON Legacy steht noch nicht fest- in den USA ist es der 17.12.2010- das wäre ein perfekter Knaller zum Jahresende! Und ich habe die Vorahnung, dass wir für 2010 noch die eine oder andere Überraschung in 3D erleben werden, 3D-Konvertierung sei Dank (doch noch Blockbuster wie Iron Man 2? Kampf der Titanen? Prince of Persia?).
Und natürlich lege ich großes Augenmerk auf die deutschen Produktionen. Zum einen feiert der erste 3D-Kurzspielfilm der HFF „Topper gibt nicht auf!“ Ende März Premiere. Zum anderen erwarte ich mit Spannung Wim Wenders 3D-Film „Pina“ über die verstorbene Choreografin Pina Bausch, der Ende 2010 in die Kinos kommen soll. Arthaus-Kino in 3D, dafür gibt es bisher noch keine (oder nur sehr wenige) Kinos in Deutschland. Ich hoffe, dass sich dort etwas entwickelt.
Aber das ist ja schon ein Vorgeschmack fürs neue Jahr. Ich wünsche euch einen guten Rutsch!
Alles Liebe, Gerold