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Regelmäßig zeichnet die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) die besten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus und gilt so als Prädiktor der sehenswerten Kinoerlebnisse. Nach dem Credo „Jeder Film ist an dem Anspruch zu messen, den er an sich selbst stellt“ werden die eingereichten Filme von Experten gesichtet und auf formale und inhaltliche Kriterien hin bewertet, dabei wird auch die Kunst als solches nicht vergessen. Wim Wenders‘ Tanzfilm in 3D PINA darf sich gleich über zwei Auszeichnungen freuen, zum einen über das Prädikat „besonders wertvoll“, zum anderen über die Ernennung zum „Dokumentarfilm des Monats“.

Pina Bausch war eine der größten Balletttänzerinnen und –choreographinnen unserer Zeit. In Wuppertal gründete sie 1973 das Wuppertaler Tanztheater und arbeitete dort mit ihrer stetig wachsenden internationalen Truppe bis zu ihrem plötzlichen Tod im Jahr 2009. Wim Wenders porträtiert ihre Arbeit auf herausragende Weise. Mit der 3D-Technik findet er eine filmische Ausdrucksmöglichkeit, die das Faszinosum der Tanz-Avandgarde facettenreich bebildert. Wenders mischt Ausschnitte aus Pinas berühmten Bühneninszenierungen mit einzigartigen Choreographien auf Straßen, Plätzen und an atemberaubenden architektonischen Orten. Interviews mit Mitgliedern des Ensembles zeugen von Pinas unerschöpflich künstlerischer Kraft, ihrer tiefen Menschlichkeit und der nie versiegenden Besessenheit an der Kunstform Tanz. Wenders PINA ist eine Liebeserklärung an ihre Person, eine Hommage an die Künstlerin und eine filmische Verbeugung vor dem Tanz.

Die ausführliche Jury-Begründung lautet:

Sehnsucht nach Liebe, Hoffnung auf Liebe. Alle menschlichen Empfindungen, die man damit in Verbindung bringen kann, gehören zu den elementaren Themen, aus denen Pina Bausch die von ihr kreierte neue Form des Theaters schuf, ja das Theater revolutionierte. Die Verbindung von Sprache, Gesang, Tanz und Ballett, weg von den klassischen Formen der Aufteilung, zum „Tanztheater“ – dafür wurde Pina Bausch in ihren Anfängen in Wuppertal angefeindet und später als Ikone neuer Gestaltungsformen des Theaters weltweit gefeiert. In fast vier Jahrzehnten ihrer Arbeit in Wuppertal, die von leidenschaftlichem Einsatz geprägt waren, schuf sie ein unvergleichliches Ensemble. Ein Ensemble, das nicht nur in der Gruppe Außergewöhnliches zu leisten vermochte, sondern in dem jedem Einzelnen durch Pina die Möglichkeit geboten wurde, eine eigenständige Persönlichkeit in den Ausdrucksformen zu entwickeln. Statt nur zu lehren, vermittelte sie ihren Künstlern die Botschaft, sich selbst unersättlich auf die Suche nach dem Sinnlichen zu machen.
Die Jury war überaus begierig zu erfahren, wie es Wim Wenders gelingen kann, das Phänomen Pina Bausch filmisch zu analysieren und dies auch noch in 3-D. Erstaunt muss man feststellen, dass 3-D geradezu die Idealform für die Verbindung von Pinas Tanztheater zum Publikum ist, den Zuschauer geradezu wie im Sog in das Geschehen hineinzieht. 3-D nicht, um das Tanztheater als Objekt zu missbrauchen sondern diesem zu dienen.
Viele Jahrzehnte kreatives Wirken Pina Bauschs in Wuppertal zollt Wim Wenders Tribut, in dem er mit dem Theater aus dem Theater in und um das Umfeld der Stadt zieht und dabei Räume der besonderen Art findet. So viel Raum und so viele Möglichkeiten. Raum und die Gestaltung desselben war für Pina immer ein ganz besonderes kreatives Element.
Geschickt lässt Wenders archivarisches zweidimensionales Filmmaterial auf eine Bildwand im dreidimensionalen Raum projizieren. Die hervorragende Montage des 3-D-Materials geschieht nach einer eigenen Dramaturgie. Hält sich in den ersten Stücken Pinas der Schnitt noch zurück, so steigert er sich bei „Vollmond“ und passt sich dem furiosen Geschehen auf der Bühne wunderbar an.
Eingebettet in den sinnlichen Rausch der Stücke kommen alle wichtigen Ensemble-Mitglieder zu Wort. Alle bezeugen ihre Liebe zu einer ungewöhnlichen Frau und alle bestätigen, wie sehr sie durch Pina in ihrem künstlerischen Reifungsprozess gefördert wurden.
Dieser Film ist nicht nur ein Film von Wim Wenders für Pina sondern auch eine grandiose Hommage ihres Ensembles an sie, die in ihnen weiterleben wird.

Dem kann man inhaltlich nichts hinzufügen. Ich freue mich über die schöne Begründung der Jury. PINA feiert am 13. Februar 2011 Weltpremiere im Wettbewerb der Berlinale und startet am 24. Februar 2011 auf den deutschen 3D- Leinwänden. Mehr über PINA auf der offiziellen Filmwebseite und bei Facebook.

Bild © NEUE ROAD MOVIES GmbH, photograph by Donata Wenders · Alle Rechte vorbehalten.

In großer Regelmäßigkeit zeichnet die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) stereokopische 3D-Filme aus. Auch Rapunzel, der neue Animationsfilm aus dem Hause Disney darf sich mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ schmücken.

Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin mit langem blonden magischen Haar. Deswegen wird sie von einer bösen Hexe in einem Turm gefangen gehalten. Nie hat Rapunzel die Freiheit kennengelernt. bis eines Tages der charmante Dieb Flynn Rider daherkommt, mit ihr einen Pakt schließt und sie befreit. Der neue Animationsfilm aus dem Hause Disney überzeugt durch seine überraschend frische Neuinterpretation des Grimmschen Märchens mit einer unkonventionell zeitgemäßen Rapunzel. Schon ganz kleine Zuschauer werden ihre Freude an den liebevoll gezeichneten Haupt- und Nebenfiguren finden. Erwachsene kommen mit den frechen Parodien, der rasanten Situationskomik und dem Dialogwitz voll auf ihre Kosten. Gerade die Sidekicks wie das heroische Palastpferd Maximus, das spürhundgleich seine Pflichten erfüllt, oder auch das kleine Chamäleon Pascal als Rapunzels bester Freund verleihen dem Film seine Originalität und machen aus ihm eine moderne Märchenadaption, die neue Elemente hinzufügt und gewitzt fabuliert. Handwerklich perfekt in Szene gesetzt, mit wunderbarer Animation, Musik und einer stimmigen Synchronisation ist der Film aus einem Guss. Augenzwinkernd, kreativ und mit Anspruch. Genau das richtige für die Vorweihnachtszeit, egal ob zwei-oder dreidimensional.

Die ausführliche Jury-Begründung lautet:

Beim neuen Film aus dem Hause Disney ist schwer zu entscheiden, was den meisten Spaß bereitet. Die Geschichte selbst ist eine Mischung aus unterschiedlichsten Märchen. Die ewig gültige, mal mehr mal weniger problematische Beziehung zwischen Müttern und Töchtern wird hier erzählt, die Geschichte der Emanzipation, des Erwachsenwerdens, des Lösens aus der mütterlichen Obhut in all ihren Widersprüchen, aber natürlich mit viel Humor und Erzählfreude.

Rapunzel wächst behütet bei ihrer ewig jungen Mutter in einem abgelegenen Tal auf einem hohen Turm zu einer bezaubernden 18jährigen heran. Noch bevor der Prinz, diesmal in Gestalt eines armen, aber gut aussehenden jungen Mannes von schlechtem Ruf, in ihr Leben treten kann, begehrt Rapunzel, an ihrem 18. Geburtstag ins Tal zu den Menschen zu wollen. Dort will sie den Sternenregen beobachten, den sie jedes Jahr an ihrem Geburtstag vom Turm aus sieht.

Die Turbulenzen, die nun eintreten, sind überaus amüsant in Szene gesetzt. Als Parallelhandlung wird die Geschichte vom Räuber Flynn Rider erzählt, die für die nötige Action sorgt. Nachdem Rapunzel ihn zunächst mit der Bratpfanne zur Strecke bringt und dann in Schach hält, wird aus der zunächst schwierigen Beziehung eine immer engere, in denen Flynn Rider seine Qualitäten beweisen muss. Mit unzähligen originellen Gags, vor allem auf der Bildebene, wird der Film zu wirklich großartigem Family-Entertainment.

Besonders aber die Sidekicks sind für viele Lacher gut. Pascal, das Chamäleon, das sich von sattem Grün über unauffälliges Braun zu leuchtendem Lila verfärben kann, ist ein echter Hingucker. Sein größter Konkurrent könnte dabei Pferd Maximus werden. Er vereint perfekt die Stärke eines Pferdes mit der Schläue eines Drogensuchhundes und macht dabei stets eine hervorragend komische Figur. Die Bilder, die in den romantischen Szenen des Films zu finden sind, ergeben eine wirklich frohe Stimmung, die nicht ganz frei von Kitsch alle Familienmitglieder begeistern wird. Einzig die Titelgebung „neu verföhnt“ konnte die Jury nicht zu Begeisterungstürmen hinreißen, dies sei jedoch nur am Rande bemerkt.

Es ist wie früher, ein klassischer Disney-Märchenfilm zur Vorweihnachtszeit. Nur nicht mehr so klassisch. Rapunzel startet am 9. Dezember 2010 auf den deutschen 3D- Leinwänden. Hauptsache, die Frisur hält.

Erneut wurde ein stereokopischer 3D-Film von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) ausgezeichnet. Seit der aktuellen Veröffentlichung der Bewertungen darf sich Dreamworks CGI-Animations-Abenteuer „Megamind“ mit dem Prädikat „wertvoll“ schmücken.

Wenn es nach Megamind geht, dann würde die ganze Welt ihm gehören. Doch das ist leider nicht möglich, denn er als selbsterklärte Verkörperung des Bösen hat einen gewaltigen Gegenspieler: Metroman, der Beschützer des Guten, Held von Metrocity und ewiger Gewinner im gegenseitigen Kräftemessen. Eines Tages jedoch ist es soweit: Der Kampf scheint entschieden, der Gegner ausgeschaltet. Alles schön und gut, doch Megamind stellt fest, dass es ganz schön langweilig ist als Ying ohne Yang. Manchmal kann das Böse auch das Gute werden. Und umgekehrt. Ein 3D-Held, der gar nicht gut sein will und uns dennoch von Herzen berührt. Die pfiffigen Dialoge funktionieren auch in der Synchronisation durch das Dreiergespann Bastian Pastewka, Oliver Kalkofe und Oliver Welke, sodass ein Gag dem anderen folgt – im Sekundentakt. Der rockige Soundtrack unterstützt die positive Stimmung des Films, die spektakuläre Animation und die bissig-witzige Story sorgen für jede Menge Spaß für Groß und Klein. Um die Worte von Megamind zu benutzen: „Let’s fetz“!

Die ausführliche Jury-Begründung lautet:

Was wäre, wenn die Trennungslinie zwischen gut und böse, zwischen gutem Helden und hinterhältigem Gegenspieler nicht so eindeutig verlaufen würde, wie sie in Superheldenfilmen in der Regel gezogen wird? Wo liegt dann die Grenze zwischen gut und böse, gibt es überhaupt dieses Absolute in der Zuordnung oder sollte man die eigenen (Vor-)Urteile nicht immer wieder hinterfragen und neu bewerten?

Dieses für einen US-amerikanischen Unterhaltungsfilm ungewöhnlich anspruchsvolle moralische Konzept kommt auf sehr unterhaltsame und generationsübergreifend verständliche Weise daher. Schnell ist auch dem letzten Zuschauer klar, dass hier nicht der strahlende Held Metroman im Mittelpunkt steht und dass auch der böse Gegenspieler Megamind noch so manche physische wie psychische Wandlung durchmachen muss. Leider ist das Geplänkel zwischen den beiden Gegenspielern anfangs etwas ermüdend geraten, da helfen auch die vor allem für erwachsene Zuschauer gekonnten Dialoge nicht drüber hinweg. Im zweiten Teil steigert sich der Film jedoch, die Pointierungen gelingen immer besser und man beginnt sich für die Entwicklung der Geschichte und der Figuren zu interessieren. Und jetzt wird die gesamte Story fintenreicher, wunderbare Einfälle kommen dazu wie Metroman, der sich heimlich ins Privatleben verabschiedet hat und jetzt lieber als schlechter Rocksänger glücklich ist, statt als ewiger Held amtsmüde seinen Job nur noch abzureißen. Oder ein völlig aus dem Ruder laufender Ersatzsuperheld, Titan, der nicht einmal im Stande ist, seinen eigenen Namen richtig zu schreiben.

Unangenehm fielen dem Ausschuss jedoch zwei Aspekte auf, die bei der Bewertung ins Gewicht fielen. Zum einen ist es die doch sehr hohe Zerstörungswut, bei der zwar keine Menschen sterben, einzelne Sequenzen für Kinder unter acht Jahren jedoch grenzwertig sein können. Schwieriger wurde allerdings das totalitäre Grundkonstrukt bewertet, nach dem das gesamte Sozialgefüge der Stadt funktioniert. Immer muss es einen einzelnen Führer geben, dem die Bewohner zujubeln können und ohne den sie sich hilflos und schwach fühlen. Hier wäre ein demokratischeres Sozialgefüge wünschenswert gewesen.

Die Erteilung des Prädikates wertvoll ist vor allem durch die vielfältige altersgerechte Ansprache gerechtfertigt, die oft angestrebt wird, aber selten so überzeugend gelingt, und die ernsthafte Auseinandersetzungen mit der Frage nach gut und böse, sogar unter Einbezug von optischen Anklängen an 9/11. Megamind zählt nicht zu den Meisterwerken aktueller CGI-Produktionen, aber ohne Frage zu den herausragenden Werken, das auch nach Vorführende in den Köpfen der großen und kleinen, jungen und älteren Zuschauer hängen bleiben wird.

Megamind startet am 02. Dezember 2010 in den bundesdeutschen 3D-Kinos.

Bild © Paramount · Alle Rechte vorbehalten.

Und erneut wurde ein stereokopischer 3D-Film von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) ausgezeichnet. Seit der aktuellen Veröffentlichung der Bewertungen darf sich Constantins CGI-Animations-Adaption von „Konferenz der Tiere“ mit dem Höchstprädikat „besonders wertvoll“ schmücken.

Die FBW findet: Der Staudamm für ein neues Luxushotel verhindert, dass die Tiere in der afrikanischen Savanne wie jedes Jahr ihr Wasser bekommen. Doch statt sich ihres Durstes und der misslichen Lage zu ergeben, gehen Erdmännchen Billy und sein Löwenfreund Sokrates der ganzen Sache auf den Grund. “Nur gemeinsam sind wir stark”, beschließen die Tiere und machen sich bereit zum Aufstand. Wie einst in Erich Kästners gleichnamigem Roman, der dieser Animation als Inspirationsquelle diente, lehnen sie sich gegen den fatalen Umgang der Menschen mit ihrer Umwelt, den bedrohten Tierarten und den natürlichen Ressourcen auf. Diese groß angelegte, deutsche (3D-)Produktion besticht durch technische Perfektion, erschafft wundervolle und abwechslungsreiche Landschaftsszenerien und kreiert lustige wie liebenswerte Tiercharaktere, deren Schicksale keinen kalt lassen. Ein groß angelegter Familienunterhaltungsfilm mit wichtigem Denkanstoß.

Die ausführliche Jury-Begründung lautet:

Dieser sehr freien Bearbeitung der Fabel von Erich Kästner gelingt es, deren Essenz in ihrer modernen und den jungen Zuschauern von heute angemessenen Form zu bewahren. Dabei beeindruckt zuerst der Ideenreichtum und die technische Souveränität, mit denen die einzelnen Tierfiguren entworfen und dreidimensional animiert wurden. Die deutsche Produktion kann sich dabei auf allen Ebenen mit denen der US-amerikanischen Animationsstudios messen.

Dabei wurde als besonders positiv bewertet, dass es zwar einige rasante Jagden, Abstürze und Flüge gibt, in denen der 3D-Effekt speziell ausgestellt wird, diese sich aber ansonsten nahtlos in die Geschichte einfügen, bei der die räumliche Wirkung eher mit einer souveränen Selbstverständlichkeit eingesetzt wird. Während die menschlichen Figuren eher Klischees entsprechen (der schießwütige Großwildjäger, der profitsüchtige Europäer in Afrika, seine rebellische Tochter usw.), hat man sich bei der Charakterisierung der Tiere viel größere Mühe gegeben. So wurden der gallische Hahn, der pazifistische Löwe, die majestätische Elefantenkuh, das abenteuerlustige Erdmännchen und alle anderen als zugleich starke, sympathische und komische Persönlichkeiten ausgebildet, die eben nicht simpel “vermenschlicht“ wurden, sondern jeweils dem „Temperament“ ihrer Art gemäß agieren.

Im Laufe ihrer Abenteuer und Reisen kommen sie zusammen und stellen sich gemeinsam der großen Aufgabe, den Menschen davon abzuhalten, die Umwelt so nach seinen eigenen Interessen umzugestalten, dass die Tiere darin keinen Platz mehr finden. Dass die internationale Konferenz der Politiker zum Schutz der Umwelt ausgerechnet in dem luxuriösen Hotelkomplex stattfindet, der das Wasser der gesamten Region verbraucht, ist eine von vielen satirischen Spitzen, mit denen der Film nicht nur technisch, sondern auch thematisch ganz auf der Höhe der Zeit liegt.

KONFERENZ DER TIERE ist auch für kleinere Kinder geeignet, weil er überhaupt nicht brutal ist – selbst dem Jäger wird kein Haar gekrümmt und der Löwe ist Vegetarier – und auch jene, die der Geschichte noch nicht so ganz folgen können, werden sich bestimmt schnell für mindestens eines der Tiere begeistern. Mit den wunderschönen, zum Teil realen Landschaften, der geschickten Auswahl von bekannten Popsongs, die wie Leitmotive die Wirkung einzelner Figuren und Situationen verstärken und der sorgfältigen Auswahl der Synchronstimmen ist dies eine durchweg gelungene Produktion, die das Prädikat besonders wertvoll verdient hat.

Für mich gibt es ein paar ganz schöne Dinge im Film, ich hätte aber auch ein paar Kritikpunkte. Die gibt es dann in der Filmkritik zum Kinostart. Die Konferenz der Tiere startet am 7. Oktober 2010 auf den deutschen 3D- Leinwänden.

Der Animations-Herbst wird bevölkert von Superschurken in CGI und kleinen gelben bebrillten Helfern in Latzhosen. „ICH- einfach unverbesserlich“ ist Agentenaction und Familienfindung, eine wundervolle Geschichte über die gescheiterte Eroberung der Welt und die geglückte Eroberung eines Schurkenherzens. Ein launiger Animationstrip und ein brillantes 3-D-Abenteuer für die Kleinen, Großen, Guten und für die Spitzbuben unter uns. Nun wurde „ICH- einfach unverbesserlich“ von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet.

Die FBW findet: Bösewichte sind die neuen Helden! Mit seinem schlauen Erfinder und einer Helferarmee der kleinen, gelben Minions will der skrupellose Gru den Titel als größter Schurke der Welt erlangen. Doch kurz vor seinem neuesten Coup – der Mond soll geschrumpft und gestohlen werden – bekommt er plötzlich Konkurrenz von Bösewicht Vector, der ihm technisch einen ganzen Schritt voraus ist. Um den Schrumpfstrahler zu ergattern, muss Gru zu ganz anderen Geheimwaffen greifen: zu drei kleinen Waisenmädchen, die sein Leben gehörig durcheinanderwirbeln. Pointen und Lacher lassen nicht lange auf sich warten im witzig-herzlichen Animationsspaß auf höchstem Produktionsniveau. Die Protagonisten dieses knallbunten und detailreichen Universums katapultieren sich schnell in die Herzen von jungen und älteren Zuschauern und bieten schräge Überzeichnungen, ironische Spitzen sowie parodistische Züge auf Spionage- und Agentenfilme im Stil von MISSION IMPOSSIBLE. Pfiffig, vergnüglich und temporeich, nicht nur in 3D ein Fest der filmischen Einfälle.

Die ausführliche Jury-Begründung lautet:

Auch die Vorführung ohne 3-D-Effekt konnte die Jury überzeugen. Sehr professionell werden die genrespezifischen Codes erfüllt. Das Publikum bekommt visuelle Attraktionen in großer Dichte und mit viel Spannung serviert. Hierbei werden auch reichlich Zitate aufgeboten, variiert und parodiert. Daneben bereichern viele originelle Einfälle diese amüsante Geschichte über den Bösewicht Gru, der eigentlich nur geliebt werden will und der sich letztendlich zum guten Pflegevater wandelt.

Sounddesign und Sprachebene unterstützen wirkungsvoll das Kinoerlebnis. Grus Gegenspieler Vector wird in der deutschen Synchronisation recht amüsant von Jan Delay gesprochen. Bereits die Einführung bringt gute Laune und viel Tempo ins Geschehen, welches angemessen gesteigert bzw. gedrosselt wird, um immer wieder zu rasanten Handlungsverläufen zu führen. Moderne Muster der Geschäftswelt, der Entertainment-Branche und andere Schauplätze des modernen Alltagslebens werden geschickt in die Fantasiewelt des Films integriert. Geschmeidig wird ein Menü zusammengestellt, welches der gesamten Familie Vergnügen bereiten kann. Neben viel Schadenfreude und exzentrischen Übertreibungen finden sich auch subtilere Arten des Humors.

Die Situationskomik führt zuweilen sogar beim Gauner Gru zu Anflügen von Selbstironie. Tendenziell generiert der Film permanent Grundstimmungen wie Fröhlichkeit und gute Laune. Witzige Figuren wie die „Minions“ – die übrigens bei bestimmter Betrachtungsweise auch Arbeitssklaven ähneln oder quasi das Massenpublikum repräsentieren können, der schrullig-gefährliche Erfinder Dr. Nefario und vor allem die drei niedlichen Waisenkinder Margo, Edith und Agnes sind die wichtigsten Mitspieler für Gru. Natürlich gehören auch fiese Kontrahenten und einige drollige Nebenfiguren dazu.

Durch das professionelle Handwerk des Aminationsteams verfehlen die verschiedenen Komponenten niemals ihre Wirkung. Im Kleinen – mit lustigen Details wie den Säulenträgern – ebenso wie im Großen – mit einer gut gesteuerten Dramaturgie – gelingt es, die gewünschten Affekte beim Publikum auszulösen, sodass in der Regie von Pierre Coffin und Chris Renaud eine gelungene, stimmige Gaunerkomödie entstanden ist. Die Mehrheit der Jury sprach sich für das Prädikat besonders wertvoll aus.

Bisher konnte ich nur den Trailer in S3D im Kino sehen, und der macht absolut Lust auf mehr. Zwar ist die Story um Superschurken keine brandneue Idee, die Ausführung des Animationsstudios aber auf bestem Niveau und vor allem mit bestechend guten S3D. In den deutschen 3D-Kinos in voller Pracht am dem 30. September 2010 zu bewundern.

Bild © Universal · Alle Rechte vorbehalten.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW zeichnet Brad Peytons stereoskopisches 3D-Tier-Spektakel „Cats & Dogs – Die Rache der Kitty Kahlohr“ mit dem Prädikat „wertvoll“ aus. Die besten Freunde des Menschen können nicht nur sprechen, sondern sind in Wahrheit Geheimagenten im ewigen Kampf gegeneinander. Im zweiten Teil der tierischen Agentenparodie wird der suspendierte Polizeihund Diggs zum neuen Mitglied der hochtechnologisierten Hunde-Geheimorganisation. Diese schützt die Menschen vor drohenden Gefahren – so auch vor fiesen Katzen wie der größenwahnsinnigen Kitty Kahlohr, die alle Hunde vernichten und dann die Weltherrschaft an sich reißen will. Für diesen kniffligen Einsatz müssen sich die verfeindeten Agenten von Katzen und Hunden zusammenraufen und erstmals kooperieren. Da sind Ärger und Turbulenzen vorprogrammiert!

Die FBW findet: CATS & DOGS gelingt durch seine professionelle Machart ein gewagter Spagat. Der tollkühne Mix aus Animation und Realfilm serviert abgefahrene Helden, coole Sprüche und Actioneinlagen, die Kids nicht nur in der 3D-Version bestens unterhalten. Erwachsenen bietet die Geheimagenten-Parodie einen zitatereichen Ritt durch die Filmgeschichte von James Bond bis zu Inspektor Clouseau. Temporeiches, leicht überdrehtes Familienspektakel.

Die ausführliche Jury-Begründung lautet:

„Katzen und Hunde bekämpfen sich nicht nur durch rivalisierende Geheimdienste, sie sind insgeheim auch noch intelligenter und mit einer besseren Technologie ausgestattet als die Menschen. Auf dieser Prämisse fußt der inzwischen zweite Film der CATS & DOGS-Reihe, in dem mit viel Ironie in erster Linie die James-Bond-Filme parodiert werden. So gibt es einen typischen Titelvorspann, in dem die Hunde und Katzen so verführerisch als Ornamente präsentiert werden wie die Bondgirls einst von Maurice Binder und zur Krönung singt dazu Dame Shirley Bassey. Eine Figur mit dem Namen des Bonddarstellers Lazenby hat in der Originalfassung die Stimme von Roger Moore und eine Superschurkenkatze will mit einer Superwaffe zuerst alle Hunde vernichten und dann die Weltkatzenschaft.

Der Film spielt humorvoll mit dem Kontrast zwischen dem harmlosen Aussehen der Haustiere und deren beachtlichen Fähigkeiten als Actionhelden. Die vielen Sprünge, Fahrten, Flüge und Stürze entsprechen der Dramaturgie eines 3D-Films. Aber auch wenn es immer aufregend zugeht und eine Katze sogar für so gefährlich gilt, dass sie wie Hannibal Lekter mit einem Lederknebel gefesselt wird, passiert weder Tier noch Mensch etwas wirklich Schlimmes, sodass den Kindern der Spaß an den sprechenden Tieren nicht durch Brutalitäten verdorben werden dürfte.“

Bisher konnte ich nur den Trailer in S3D im Kino sehen, der zwar verdeutlicht, warum man den Film stereoskopisch in die Kinos bringt. Leider aber auch deutlich offenbart, dass es sich um eine nachträgliche Konvertierung handelt. Cats & Dogs – Die Rache der Kitty Kahlohr startet am 12. August 2010 in den bundesdeutschen 3D-Kinos.

Bild © Warner Bros. · Alle Rechte vorbehalten.

Nicht das es daran Zweifel gegeben hätte, aber dennoch freue ich mich natürlich über das Prädikat der „Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW). Das Prädikat lautet natürlich „besonders wertvoll“.

Im aktuellen Teil von Pixars erfolgreicher Animationstrilogie um die quirlige Spielzeugtruppe müssen Cowboy Woody, Buzz Lightyear & Co einsehen, dass ihr geliebter Andy kurz vor dem Umzug ins College endgültig zu alt für die gemeinsamen Spiele geworden ist. Als Spende gehen die Freunde auf Umwegen an einen Kindergarten, doch dort warten keine allzu sanften Spielkameraden… Viele komische Ideen, technische Perfektion, amüsant-ironische Filmzitate und eine rasante Story ergeben ein liebenswertes Ganzes, das die Qualität der Vorgängerteile sogar noch zu übertreffen vermag. Die anrührende Erzählung um das Erwachsenwerden, Freundschaft und Loyalität wird durchbrochen durch viel Abwechslung und Bewegung, was für aufregende 3D-Effekte sorgt. Aber auch in 2D sind die sympathischen Helden aus TOY STORY 3 noch lebendiger als zuvor und liefern einen Riesenspaß für die ganze Familie. Lacher und große Emotionen garantiert!

Die vollständige Jurybegründung lautet:

Vor genau elf Jahren, 1999, kämpften Woody der Cowboy und seine Freunde, allen voran Buzz Lightyear, zuletzt in TOY STORY 2 um die Zuneigung ihres Besitzers Andy. Inzwischen ist Andy 17 Jahre alt geworden und auf dem Weg ins College. Der Abschied von Zuhause bedeutet auch den Abschied von der Kindheit und den Spielsachen, die Andy seit seiner frühen Kindheit treu begleitet haben. Doch nur Woody soll mit Andy ins College gehen, alle anderen Figuren, einschließlich der beiden Kartoffelköpfe und dem törichten Dinosaurier, sollen auf dem Dachboden ein eher tristes Leben in einer Kiste fristen. Aber alles kommt anders, und als die Spielsachen in einem Kindergarten des Schreckens landen, dessen Spielzeug von einem auf den ersten Blick liebenswerten, aber psychisch traumatisierten Knuddelbären und seiner Gefolgschaft, darunter einer ausrangierten Babypuppe, tyrannisiert werden, da muss Woody wieder einmal handeln. Selbst wenn Andy seinen Kindheitsfreunden entwachsen zu sein scheint, sieht Woody doch seine eigene Zukunft und die seiner Freunde weiterhin an der Seite von Andy – um jeden Preis.

Wie doch die Zeit vergangen ist seit TOY STORY 2! Das sieht man vor allem an der rasanten Entwicklung der technischen Mittel, die bei diesem dritten Spielzeugabenteuer zum Tragen kommt. Mit ihrer Hilfe lassen sich die verrücktesten Einfälle umsetzen, wie das Eigenleben der Körperteile von Ehepaar Kartoffel. Selbst wenn man den Film nicht in der 3-D-Version sehen kann, so fesselt doch die Handlung durch ihren Witz, ihre Fülle an Filmzitaten, durch die köstlichen Pointen wie etwa die Rettung der „Toys“ vor der Müllverbrennung durch die kleinen Marsianer vom Pizzaplaneten und dank vieler überraschender Elemente.

TOY STORY 3 bietet viel Tempo und bunte Action, die aber unterbrochen werden durch ruhigere und viele humorvolle Szenen. Neben all dem Spaß und der Spannung, die unter anderem ironisch mit Versatzstücken des Horrorkinos spielt, ist dies doch vor allem eine Geschichte über Freundschaft und Loyalität, über das Erwachsenwerden und das Verlassen des Paradieses der Kindheit. Und deshalb wird dieser Film Erwachsene wohl ebenso begeistern wie Kinder.

Glückwunsch an Pixar für eine weitere Auszeichnung!

Bilder © Disney/Pixar · Alle Rechte vorbehalten.

Tim Burtons neuer Film „Alice im Wunderland“ ist von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet worden.

Die Jury begründet ihe Prädikatvergabe so:

„Wie erwartet fantastisch, schrullig und surreal entführt uns Tim Burton in die Abenteuer der nunmehr fast erwachsenen Alice. Alle ihre Kindheitsabenteuer sind vergessen und tauchen nur noch unverstanden in Träumen auf. Vor dem arrangierten Heiratsantrag eines vermögenden jungen Mannes des englischen Adels verunsichert fliehend, fällt Alice in das uns allen bekannte Kaninchenloch.

Überrascht schon dieser ungeahnte Einstieg, so wird die Geschichte umso subtiler weitergeführt und entwickelt eine wunderbare Eigenständigkeit. Alice bewegt sich ungläubig in ihrem jahrelang gefürchteten Traum und begegnet den vielfältigen und in ihrer Unterschiedlichkeit hervorragend präsentierten Charakteren aus Carrolls Geschichte. Wie in der realen Welt muss sie eine Entscheidung treffen, mit der sie sich vom jungen, unsicheren Mädchen in eine selbstbewusste, moderne Frau verwandeln wird.

Mit Hilfe ihrer Freunde, dem Hutmacher, der geheimnisvollen Grinsekatze und der kämpferischen Schlafmaus bewegt sich Alice durch prächtige als auch geschundene Landschaften, märchenhafte wie beängstigende Schlösser und begegnet den Didels, der rätselhaften Raupe Absalom, der bösen Herzkönigin und der unergründlichen Weißen Königin. Immer wieder versucht Alice ihrem Traum auf altbewährte Weise zu entfliehen, bis sie am Ende erkennt, dass er ein Teil von ihr ist und sie über diesen Traum zu visionärem Denken findet.

Bemerkenswert sicher führt der Film die Vielfalt der Geschichten aus Carrolls Buch so zusammen, dass die ursprüngliche bloße Aneinanderreihung merkwürdiger Begegnungen zu einer spannenden Entdeckungsreise voller Reflexion und ironischer Versatzstücke wird. Die Darsteller, allen voran Mia Wasikowska, Johnny Depp, Helena Bonham Carter und Anne Hathaway sind bestens aufgelegt, außerordentlich gelungen auch der klare, pointierte Rhythmus des fesselnden Geschehens. Insbesondere die Figur der Alice, von ihren kindlich süßen Eigenschaften befreit und zu einer denkenden, fast pragmatischen jungen Frau gewandelt sowie der schräge, aber auch leidgeprüfte Hutmacher sind meisterhaft als Sympathieträger in Szene gesetzt.

Überaus gelungen und überzeugend ist die Mischung aus bestem englischen Kostümkino und tricktechnischen Komponenten, die ein wahrhaft einzigartiges Wunderland erschaffen und zu einem visuellen Highlight verschmelzen. Dass die technische Umsetzung hierbei nicht zum Selbstzweck gerät, ist eine der Stärken des Films.

Ein cineastischer Genuss, der trotz sehr freier Interpretation den Geist des Buches wie eine Essenz einfängt und in traumhaft fantasievollen Bildern auf der Leinwand zum Leben erweckt.“

Alice im Wunderland startet bei uns, wie geplant, am 4. März 2010 in den stereoskopischen 3D-Kinos, als auch auf flachen Leinwänden und in IMAX 3D.

Bild © Disney

Der 3D-Animations-Film UP aus dem Hause Disney/Pixar hat von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) das Prädikat „besonders wertvoll“ erhalten. Die im Jahr 1951 gegründete FBW ist im Auftrag aller Länder tätig. Ihre vergebenen Prädikate „wertvoll“ und „besonders wertvoll“ haben bundesweite Gültigkeit. Über die Auszeichnung entscheiden unabhängige Jurys mit ausgewiesenen Filmexperten aus ganz Deutschland. Mit dem Prädikat besonders wertvoll wird ein Film ausgezeichnet, „dem überragende künstlerische, dokumentarische und filmhistorische Bedeutung zukommt.“

besonders wertvoller Höhenflug

Der Film in der Regie von Pete Docter läuft ab dem 17. September in Deutschland. Natürlich in ausgewählten Kinos in stereoskopischer Fassung. Hier noch der Wortlaut des FBW-Gutachtens:

„Im Animationsfilm ist alles möglich – aber eine Geschichte über einen grimmigen alten Mann, der Tausende von Luftballons an sein Haus bindet und davon schwebt, ist selbst für dieses Genre einmalig. Der 78jährige Carl Fredricksen hat eine zutiefst berührende Vergangenheit – und genau damit beginnt das große Abenteuer.

In den ersten Minuten wird in einer einfühlsamen Rückblende Carls Lebensgeschichte wunderbar auf den Punkt gebracht und dennoch liebevoll und unsentimental wie in einem Bilderbogen erzählt. Wir lernen Carl, seine Lebensträume, seine Kindheit, seine Frau Ellie und ihre gemeinsame Geschichte kennen. Perfekt zusammen gefasst und herzergreifend.

Angekommen in der traurigen Gegenwart entfaltet sich peu à peu eine vielschichtige Geschichte voll entzückender Einfälle und imposanten Bildern.

Oben bietet jede Menge Spannung und schönen familiengerechten Humor für Groß und Klein. Nicht nur für Erwachsene gibt es viel Stoff zur Identifikation und Reflexion. Schon allein die ersten fünfzehn Minuten, in denen Carls Lebensgeschichte erzählt wird, lohnen den Filmbesuch. Selten hat man im Kino ein ganzes Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, Momenten des großen und kleinen Glücks, mit Schmerz und Verlust und mit all seinen Träumen in dieser Dichte miterlebt. Von da an hat Carl Fredricksen einen festen Platz in unserem Herzen erobert, wir verstehen und verzeihen seine Grantigkeit und sind bereit, ihm zu folgen, wohin er uns führt.

Carl, in seiner ausweglosen tristen Lebensphase, traut sich das Unglaubliche und entflieht seinen Peinigern indem er 20.000 Ballons an sein Haus bindet und abhebt. Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, sich einfach in die Luft zu erheben und davon zu fliegen, wenn eine Situation allzu bedrohlich wird?

Der grimmige alte Carl nimmt uns mit auf seine wagehalsige Reise, überrascht immer wieder aufs Neue und wird uns zum Vorbild: er mag gebrechlich erscheinen, aber ist erstaunlich fit in Geist und Körper, wenn er beispielsweise sein Haus mit den wenig verbliebenen Ballons über die Felsen zieht und wenn er seinen Widersachern immer neue Haken schlägt. Vor allem ist er kantig: In seiner Physiognomie und Dickköpfigkeit erinnert er an den alten Spencer Tracy, der über Jahrzehnte vom Publikum geliebt und als das „humanitäre Gewissen der Leinwand“ verehrt wurde.

So bleibt Carl stets glaubhaft, auch wenn die Geschichte in einem wilden Genremix von Indiana Jones, bis Fitzcarraldo und Ein verrücktes Paar immer neue Herausforderungen für ihn bereit hält. Dabei muss er sich von seinem alten Helden Charles Muntz verabschieden, der ursprünglich seinen und Ellies Traum begründet hatte. Im Kampf auf Leben und Tod mit dem einstigen Helden wird Carl zum wohl ungewöhnlichsten Action-Helden der Filmgeschichte. Aber während er die abenteuerlichsten Dinge erlebt, wird er gewahr, dass er, ohne es wissen, das größte Abenteuer seines Lebens schon gelebt hat: sein Leben mit Ellie, das sie in ihrem Abenteuerbuch seit der ersten Begegnung fortgeschrieben hat. So ist Oben im Grunde auch ein Film über Trauerarbeit, in dem Carl das Versprechen einlöst, das er seiner Frau einst gegeben hat, und allmählich den Schmerz über ihren Verlust überwindet.
praedikat-besonderswertvoll

Ein Gradmesser dafür ist sein Verhältnis zu dem kleinen Jungen Russell, den er zunächst nur als Nervensäge und unliebsamen Blinden Passagier betrachtet. Aber mit Russells ungetrübtem Zutrauen, seiner Umtriebigkeit und seiner beispielhaften Fürsorge für den bedrohten Vogel gelingt es ihm Stück für Stück, Carl den Weg zurück ins Leben zu weisen. Schließlich wird Carl für den Jungen zu einem Ersatzgroßvater. So wie Russell den wunderlichen und strengen Carl annehmen kann, können sicher auch junge Zuschauer ihn als Filmhelden aus der Großelterngeneration akzeptieren.

Die Charaktere sind prägnant gestaltet und perfekt animiert. Alle Komponenten wie Mimik, Kleidung, selbst das Federkleid des Vogels Kevin sind detailliert ausgeführt. Der Film besticht durch ein ausgefeiltes Production Design und eine wunderbare Farbgebung. Die Stimmen sind passend gewählt, und die Musik von Michael Giacchino ist emotional, aber dezent und stets im Sinn der Geschichte eingesetzt. Sie verbindet die verschiedenen Teile des Films, der immer neue Wendungen nimmt und von der liebevollen Einführung der Figuren über die märchenhaften Flugsequenzen zum temporeichen Abenteuer- und Actionfilm wird, zu einem einheitlichen Ganzen. Bemerkenswert ist, dass es auch in den actionreichen Teilen immer wieder ruhige und emotionale Passagen gibt, die der Besinnung dienen. Sie tragen dazu bei, sich trotz aller Aufregungen und Schauwerte immer wieder auf die Charaktere, ihre Motive und Wandlungen zu konzentrieren und ihnen emotional weiter durch Dick und Dünn zu folgen.

So werden uns Carl und Russell, aber auch ihre tierischen Begleiter Dug und Kevin lange in Erinnerung bleiben, und auch das an Ballons schwebende Haus werden wir nicht vergessen.“

haus-an-leine

Fotos © Disney/Pixar

Das wird ein ausgezeichnetes Double-Feature! Nicht nur der Film UP wurde von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet, sondern auch der im Vorprogramm gezeigte Kurzfilm „Partly Cloudy“ (dt: Teilweise Wolkig). Ebenfalls in 3D klärt uns der sehr charmante 5minüter auf, wie Babys entstehen und wer sie auf die Welt bringt. Natürlich ist das ganz anders, als ihr euch das jetzt vorstellt, ist ja schließlich Familienunterhaltung aus dem Hause Pixar.

Aus der Begründung hab ich mal die ersten beiden Sätze aufgrund von Spoilerei entfernt, hier das restliche Statement:

praedikat-besonderswertvoll

„Diese überaus ironisch-witzige Erzählung über die Nachwuchs produzierenden Wolken ist etwas für’s Herz – in bester Disney-Manier mit originellen Bildern und putzigen Figuren. Ein weiterer Beweis, dass die Shorts der Pixar Animationsstudios in gewohnter und kaum zu überbietender Originalität und Professionalität ebensolche liebenswerte Wunderwerke sind wie ihre Langfilmproduktionen.

Aussichten: ohne Ausnahmen heiter!“

die Hauptdarsteller von "Partly Cloudy"   -    Disney/Pixar

die Hauptdarsteller aus "Partly Cloudy" - © Disney/Pixar