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Die BILD ist wohl auf den Geschmack gekommen- nach der BILD-Zeitung in 3D vom 28. August 2010 waren wohl noch ein paar der „Farbfolien-Brillen“ übrig. Zumindest bringt Der Springer-Verlag die heutige Ausgabe der BILD am Sonntag (BamS) ebenfalls als 3D-Ausgabe- als erste Sonntagszeitung Europas (wie ich dieses „Erster“ mittlerweile hasse…). Als 3D-Brille liegt wie bei der BILD letzten Monat die baugleiche Anaglyphbrille in Rot/Cyan als Vorhalter ohne Bügel bei. Diesmal hat man sich auf die Anaglyph-Darstellung eines Teils der Bilder beschränkt, 46 Motive von Oktoberfest über Ralph Siegel, von Wowereit bis Abraham, von Sport bis Viren, von Lindsey Lohan bis zu den schönsten Bildern Deutschlands befinden sich in der heutigen Ausgabe. In einem achtseitigen Heftspezial erklärt der BamS-eigen Technerd, was beim Kauf von 3DTVs zu beachten ist. Diesmal hat es wenigstens auch ein Film in die Heftausgabe geschafft: man berichtet über die Dreharbeiten von Constantins „Die Drei Musketiere“, die in diesem Fall zu den „3Dusketieren“ werden.

Erneut vorbildlich: man hat die Schreibweise „3D“ beibehalten, während andere Erzeugnisse immer noch dem Bindestrich in 3-D huldigen (übrigens gibt es eine Facebook-Gruppe zum Thema)

Na dann, Augen auf, Brille drauf und Anaglyph-BamS lesen!

Heute ist in Deutschland 3D-Tag. Zwei bipolare Medien bringen heute exklusiven Content in stereoskopischem 3D- zum einen zeigt ARTE heute Abend die Kultklassiker „Bei Anruf Mord“ von Alfred Hitchcock und Jack Arnolds „Schrecken vom Amazonas“, zum anderen erscheint heute wie berichtet die größte Tageszeitung Deutschlands als vollständige 3D-Ausgabe: die BILD-Zeitung.

Die Auflage von über 4 Millionen Exemplaren war an den Kiosken in meiner Umgebung am Morgen bereits weitgehend vergriffen. Der dritte Laden hatte noch Exemplare. BILD heute komplett in 3D! Alle Bilder wurden für diese Sonderausgabe in anaglyphe Raumbilder konvertiert. Und ich freue mich auf eine Ausgabe mit Berichten über das 3D-Kino, die neue Dimension im Film. Und was sehe ich auf der Titelseite. Verteidigungs-Minister Guttenberg im Kampfanzug und pomadierter Frisur (der Hightech-Helm in der Hand) vor einem Eurofighter, den er im Herbst auch mal befliegen will. Und ich dachte Karl Theodor wird der neue Tom Cruise in einem Top Gun-3D-Remake…

Und man lässt es sich nicht nehmen noch weiter Partiepolitik zu betreiben. Auf Seite zwei nochmal Guttenberg vorm Eurofighter und Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt den mächtigsten Schreibtisch Deutschlands. nein, nicht den von Kai Diekmann, sondern ihren eigenen. Deutschland-Flagge, PC und Monitor, zwei Telefone, Notizbuch von Sarkozy und Obstschale. Wahnsinn! In 3D! Auf Seite 6 nochmal große Politik, Berlins CDU-Chef Henkel erklärt, was in Berlin schief läuft. Das Volk wählt ihn nicht. Aber das war nicht gemeint.

Wo wir gerade bei Werbung sind, der gewählte Zeitpunkt ist nicht zufällig: nächste Woche startet mit der IFA in Berlin die weltgrößte Heimgeräte- und Elektronikmesse, die ganz im Zeichen von 3D steht. Und so hoffte man auf zahlungsfreudige Werbekunden, die allerdings tief in die Tasche greifen mussten. Inkl. MwSt. lag die Doppelseite für die BILD 3D bei knapp 1 Million Euro! Volkswagen, Möbel Höffner, LOTTO, Das Erste, Computer Bild und Kinder Überraschung haben sich Werbeplätze gekauft. Die Millionen-Eure-Seite wurde auch verkauft, Mediamarkt bewirbt ein Sony 3DTV-Package incl. 40″ 3DTV 3D-Playstation, 2 aktiven Brillen und der 3DBD „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ für schlappe 1999 €.

Doch bietet die BILD 3D leider keine Inhalte zu 3D-Filmen. Okay, zwei Werbeanzeigen, eine für Step Up 3D, eine für ICH-einfach unverbesserlich. Ein Hinweis auf die ARTE-Filme heute Abend. Und sie haben „3D-Papst James Cameron“ eine Dummy-3D-Bild geschickt, mit kurzem Interview über die 3D-Hauptfragen.Ansonsten nichts über 3D-Film?! Ich bin enttäuscht. Das System Kino lässt sich mal wieder aussaugen, dabei ist es doch das Kino, was diesen Hype überhaupt erst möglich machte und dazu führte, dass es heute diese Sonderausgabe gibt. Und wo ist eigentlich das Interview mit Deutschlands bekanntestem 3D-Film-Blogger und Chefredakteur von DigitaleLeinwand.de?

Was gibt es sonst noch? Michelle Hunziker ist neu verliebt in 3D, neue Show im Friedrichstadt-Palast in 3D, Fortsetzung der Ärzte-Serie (schon wieder 3D-Brüste), alte stereoskopische Fotos von Berlin inkl. Hitler in 3D, Udo Lindenberg und das krebskranke Kind Lisa in 3D, 3D-Bilder aus der Tornado- und Grubenhölle, 6 Seiten Stereo-Sport, ein 3D-Heimbesuch bei Wolfgang Joop und stereoskopische Lokal- und Regionalnachrichten.Das noch in der Dummy-Ausgabe auf der Titelseite babusige Mädchen von nebenan mit den 3D-Brüsten und entsprechendem Wortwitz hat man weit nach hinten verbannt.

Am vergangenen Mittwoch versuchte die Berliner Zeitung mit einer 24-seitigen 3D-Beilage die erste 3D-Printzeitung Deutschlands zu sein. Doch kamen sie mit welliger Brille und leider auch keinen Artikeln über das 3D-Kino, nur 3DTV wegen der Anzeigenkunden. Die 24 3D-Seiten bestanden auch 13 Seiten Werbung, 6,5 Seiten Bildern und 4,5 Seiten Text. Die BILD hat es wenigstens konsequent durchgezogen und die ganz Ausgabe in S3D gebracht, wenn auch in historischer 3D-Anaglyph-Technik. Doch anders geht es eben bei Printerzeugnissen nicht. Und das fachliche Ergebnis ist durchaus amtlich, zwar muss man sich die 3D-Brille erst noch zurrechtschneiden und kann sie aufgrund fehlender Bügel nicht aufsetzen, die Stereo-Bilder funktionieren aber durchaus gut, trotz des billigen Papiers und der regulären Drucks.

Eines muss sich euch aber lassen, Redakteure der BILD. Während im 3D-Dummy noch alle Formulierungen in hässlichen „3-D“ geschirben waren, habt ihr den unnützen Bindestrich in eurer Ausgabe gekillt. Das sieht nicht nur besser aus (der Grafiker wird es euch gedankt haben), sondern entspricht auch dem heutigen Verständnis, in dem keine Filmproduktion mehr „3-D“ schreibt, das machen nur noch unwissende Neulinge und sturköpfige Printjournalisten.

Und wer jetzt noch nicht genug hat, wechselt einfach zu Bild.de, wo es weiteren 3D-Content gibt. Von Klitschko, Netrebko und Blondine Daniela Katzenberger mit freizügiger Fotostrecke und 3D-Video. Natürlich auch in Anaglyph-3D mit der beiliegenden Brille in Rot/Cyan zu betrachten.

HINTER KLITSCHKOS FAUST STECKEN 430 KILO

DANIELA KATZENBERGER: Was ist der Unterschied zwischen 3D und Doppel-D?

Und Shakira performt dern WM-Song Waka Waka in 3D

Und wem das zu trashig ist: heute Abend ARTE! 🙂

Die Axel Springer AG will demnächst eine dreidimensionale Ausgabe der BILD-Zeitung auf den Markt bringen. Das bestätigte eine Verlagssprecherin. Dabei handele es sich zunächst um eine einmalige Aktion. Die Sonderausgabe wird komplett in 3D gestaltet sein, zum Betrachten benötigt man eine im Handel erhältliche 3D-Brille (wer sich schon mal vorab versorgen möchte, kann hier eine 3D-Brille bestellen). Alle redaktionellen Beiträge, Fotos und Anzeigen erscheinen dann dreidimensional. Den Erscheinungstermin nannte die Sprecherin noch nicht. Eingebunden in die Aktion wird ein Anzeigenkunde, der die 3D-Ausgabe der BILD-Zeitung exklusiv belegt.

Das Springer-Blatt hängt sich mit der geplanten Aktion an den 3D-Film-Boom an, der den Kinos zurzeit hohe Besucherzahlen beschert. Auch die Fernsehbranche rechnet sich mit der dritten Dimension neue Chancen aus; erste Geräte sind bereits auf dem Markt. Für klassische Druckmedien ist die räumliche Darstellung aber wohl kaum mehr als ein Marketing-Gag, kommt hier das Anaglyph-Verfahren („Rot-Grün-Brille“) zum Einsatz, mit dem das heutige 3D-Kino nichts mehr gemein hat.

Zu der ‚Bild‘-3D-Ausgabe und weiteren Aktionen mit Anzeigenkunden äußert sich Dietmar Otti, der beim Vermarkter Axel Springer Media Impact den Bereich ‚Marke‘ leitet, in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „new business“. Die ist bestimmt nur in 2D, aber ich werd mir die aktuelle Ausgabe trotzdem mal besorgen.

Quelle: New Business