… lässt sich im Grabenkampf zwischen E- Und U-Kultur regelmäßig vortrefflich streiten. Wer besitzt die Deutungshoheit eines filmischen Werkes? Gibt es, wie vom Verband der Filmkritiker ergänzend eingefordert, ein Anrecht auf allgemein zugängliche Pressevorführungen, großzügig verteilt in den zehn größten deutschen Städten und bei ausländischer Wäre in der Originalfassung? Wie stark darf man der Befeuerung durch PR Raum gewähren? Muss Til Schweiger seine mit deutschen Fördergeldern (co-)finanzierten Filme vorab den Kritikern zeigen? Und besitzt die Filmkritik überhaupt noch die Kraft, in der Vielzahl der Starts die Perlen hervorzuheben und – vor allem – eine nennenswerte Anzahl an Publikum ins Lichtspielhaus zu transportieren?
Diese und andere Themen kochen immer mal wieder in mehr oder minder hitzigen Debatten hoch. Jetzt bin ich gerade in der Berliner Zeitung auf eine neue Qualität der Filmkritik gestoßen: Constanze Knoche, die Regisseurin des Films „Die Besucher„, schreibt die Kritik zum Film eben selbst. Und belegt der Leserschaft die Qualität ihres Werkes mit Powersätzen wie diesem:
Mit einer kontrastreichen Charakterprofilierung, einer exzellenten Ensembleleistung und einer komplexen Verknüpfung von Ökonomie und Familie ist „Die Besucher“ ein strenger, außergewöhnlicher Film geworden.
Ob das zutrifft, vermag ich nicht zu beurteilen, ich habe den Film schließlich nicht gesehen (und auch keine Einladung zur Pressevorführung erhalten). Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, auf den eigenen Film aufmerksam zu machen.
Aber, liebe Berliner Zeitung, trotz knapper Ressourcen hat der Beitrag dann in der Rubrik Filmkritik sicher nichts zu suchen. Vielleicht sollte man eine neue Rubrik Film-PR einführen?
[UPDATE: Nach schriftlicher Anfrage hat der Online-Redakteur der Berliner Zeitung den Autoren des Artikels auf Jan Bachmann korrigiert.]