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Das Filmfest München hat mit einer Pressenotiz auf die Beiträge zum Abspiel der Alejandro Jodorowsky- Hommage von DVD und Blu-ray geantwortet. Zugute halten muss man ihnen, dass sie die Kritik aufgreifen und relativ schnell antworten, trotz Stress vor dem Festivalstart. Inhaltlich klingen die Begründungen ein wenig nach Beamtenstadl: das haben wir schon immer so gemacht und es hat auch noch keinen gestört. Das Filmfest München räumt freimütig ein, bereits seit Jahren Filme als Heimkino vorzuführen:

Bereits seit mehreren Jahren zeigt das Filmfest insbesondere im Rahmen der Retrospektiven Werke auf Blu Ray, wenn sie der Qualität einer Originalkopie entsprechen oder sogar, aufgrund des schlechten Zustands des analogen Originals, eine bessere Vorführqualität aufweisen.

Na, das man seit Jahren dem Publikum Video statt Film bietet, macht es natürlich besser. Weiter heißt es in der Pressenotiz:

Bislang hat es weder von Zuschauern noch der Presse auch nur einen Fall einer Beanstandung gegeben – sehr im Unterschied zu unrestaurierten Originalkopien, deren schlechter Erhaltungszustand schon zu Beschwerden bei „verregneten“ und „verkratzten“ Retrospektiven-Vorführung führte.

Jetzt gibt es Beanstandung. Ich stimme durchaus zu, natürlich sollte man dem Kinobesucher die bestmögliche Qualität bieten. Und eine zerschlissene und verkratzte 35mm-Kopie mag in einer Zeit, wo es sogar schon 4K-Videos auf Youtube  zu sehen gibt, nur für eingeschworene Analog-Liebhaber taugen. Um die Lizensierung hat man sich gekümmert, was auch einen Vorführpreis in Kaufhöhe des Datenträgers rechtfertigen mag.

Und es gibt wohl noch ein Bonbon, Jodorowsky, der laut Mitteilung das Abspiel von DVD und BD  persönlich als geeignetste Lösung vorschlug, bringt seine Blu-ray-Masterkopien mit:

 Außerdem sicherte Alejandro Jodorowsky dem Filmfest München zu, seine persönlichen Blu-Ray-Masterkopien mit nach München zu bringen, um im Falle von Schwierigkeiten so die bestmögliche Qualität der Vorführungen zu sichern.

Sind die geweiht? Lassen sich im Handel erhältliche Blu-rays sonst etwa nicht auf Festivals abspielen? Verfügen sie über einen höheren Datendurchsatz wie uns das zuletzt Sony mit Mastered in 4K verkaufen wollteOder sind die schlicht Regionalcode-frei?

Spaß beiseite, mir ging es bei der Diskussion vor allem um die Kennzeichnung der Abspielquelle. Wenn mir auf einem Filmfestival eine DVD im Kinosaal vorgeführt wird, möchte ich das vorher wissen. Die Entscheidung des Kaufs eines Kinotickets bleibt dann mir selbst überlassen. Dieser Vermerk ist weiterhin bei den Filmprofilen oder den Kartenkauf nicht gegeben. Das wäre ein Verbesserungspunkt für das kommende Jahr, der sich sicher umsetzen lässt. Es ließe sich noch darüber diskutieren, ob es nicht auch Sinn und Zweck eines gut finanzierten Filmfestivals ist, frische tadellose Kopien von geschätzten Klassikern anfertigen zu lassen. Wobei die Hommage an den großen Filmemacher eben den Seiteneffekt hätte, dass sein Werk digitalisiert als DCP (oder von mir aus auch auf einer frischen 35mm-Kopie) auch künftig auf Festivals gezeigt werden könnte. Das Förderprogramm zur Digitalisierung bei der FFA gilt nur für nationales Filmtum, auch Europes Finest schließt das Werk eines Chilenen schon vom Namen her aus, da greifen die bisherigen Programme nicht. Aber es könnte ein Denkanstoß sein, vielleicht wäre diese Form der Hommage eine Liebeserklärung mit Nachhaltigkeit.

PS: Liebe Kollegen, Blu-ray schreibt sich mit Bindestrich in der Mitte.

Plakat 31 Internationales Filmfest München

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