Ein spannendes Kinojahr 2011 mit einer großen Bandbreite von sage und schreibe 48 3D-Filmen liegt hinter uns (die Übersichtsliste der 3D-Filme gibt es hier und natürlich auch in der 3D-Timeline). Doch nicht alles, was Stereoskopie auf die Leinwand bringt oder gar 3D im Titel trägt war ein echter Hingucker (hier geht es zur 3D-Top 5) , wenn auch massive Katastrophen wie Kampf der Titanen aus 2010 ausgeblieben sind. Pünktlich zum Jahresende lohnt ein Rückblick auf die Tops und die Flops des 3D-Kinojahres 2011, in der ich euch meine Negativ Top 5 vorstelle. Es hätte durchaus noch ein paar weitere Kandidaten gegeben, die aufgrund schlechter 3D-Konvertierung oder einfallslosem 3D-Einsatz einen Platz in dieser Liste verdient hätten, vor allem, wenn man die Geschichte der Filme mit berücksichtigen würde, wie Captain America oder Die Drei Musketiere.
Hier meine 3D-Flops des Jahres 2011:
Platz 5: Milo und Mars
Dieser Film brach Robert Zemeckis kommenden Animationsprojekten das Genick. Nach dem Polarexpress, Monster House, Beowulf und Eine Weihnachtsgeschichte lieferte Zemeckis mit seinem ImageMovers-Studio nicht nur eine Reihe Motioncapturing-Filme ab, sondern auch das erste stereoskopische Material für die 3D-Kinos. Interesse und Zahlen waren soweit immer in Ordnung, Luft nach oben gibt es immer. Doch sein letztes CGI-3D-Projekt, die Kinderbuchverfilmung Milo und Mars, floppte mit seinen 150 Mio. Dollar Produktionskosten und 21 Mio. Dollar Einspiel in den USA gewaltig. Auch wenn die kunterbunte Story über die Rettung der entführten Mutter von den Marsianern eigentlich bei der Zielgruppe hätte landen müssen, unterstützt vom 3D. Die deutsche 3D-Quote ist top, sie liegt bei 100%. Allerdings erreichte der Film auch nur 885 Besucher in 5 Kinos, da Disney den Film in Deutschland. Das ist erstmal das Ende für Zemeckis MoCap-Projekte, trotz durchaus sehenswerter Stereoskopie.
Platz 4: Iron Doors
Die deutsche 3D-Independent-Produktion Iron Doors hat als erster Film in 2011 gezeigt, dass allein die Tatsache eines stereoskopischen Films Besucher nicht mehr in einen Film zieht. Mit bescheidenen Zuschauerzahlen von etwas über 3000 bei 51 Startkopien wurde der von Cube, SAW und ähnlichen Genrevertretern inspirierte Film von Regisseur Stephen Manuel mit Darsteller Axel Wedekind quittiert. Schuld war nicht die Postkonvertierung, die zugegeben ordentlich gelungen ist, sondern vielmehr das Drehbuch, dem noch etwas mehr Tiefe wirklich genutzt hätte. (Sorry Stephen!)
Platz 3: Green Hornet
Ein 3D-Film von Michel Gondry! Der verspielte-kreative Stil des Regisseurs heizte zum Start des Jahres die Erwartungen auf ein fulminantes Kinoerlebnis an, auch wenn die Titelfigur des Superhelden Green Hornet vielleicht nicht jedem geläufig war. Doch dann kam Gondry statt mit skurillen filmischen Ideen mit merkwürdigen Erklärungsversuchen, warum er die Adaption auf analogem Film drehen und nachträglich in 3D konvertieren wollte. Das Ergebnis: ein flaches Filmchen, ohne den gewünschten Esprit und einer Stereoskopie, die allein im Abspann annehmbar ist.
Platz 2: Green Lantern
Ich geh mit meiner Laterne, und der letzte macht das Licht aus. Was ist denn da passiert? Gut, The Green Lantern ist nicht der bekannteste und beliebteste Comic bei uns. Und auch wenn die Superkraft einer intergalaktischen grünen Auflade-Laterne ein bisschen blöd scheint, ist Ryan Reynolds doch durchaus ein anehmbarer Darsteller. Die Idee alles Vorstellbare durch Gedankenkraft zu manifestieren, ist eigentlich eine Steilvorlage für das 3D-Effektkino, doch bleibt dieses postkonvertierte Machwerk trotz 200 Mio. Dollar Budget in allen Bereichen blass, egal ob Stereoskopie, Visual Effects, Bösewichte oder Handlung. Da bewahrheitet sich deutlich der Satz: ein schlechter Film wird selbst durch gutes 3D nicht zu einem guten Film. Und The Green Lantern lieferte nicht mal gutes 3D…
Platz 1: GLEE on Tour – Der 3D-Film
Nein, ich bin kein Gleek. Insofern konnte ich ganz voreingenommen den Glee 3D-Konzertfilm betrachten, der eigentlich nur zur Hälfte ein abgefilmtes Live-Konzert ist. Die andere Hälfte ist eine Dokumentation über die Auswirkungen der Serie Glee auf drei amerikanische Jugendliche (kleinwüchsige Cheerleaderin, farbigen schwulen Collegejungen, adipöse Couchpotato), welche die Außenseiter-Singshow als Psychopharmaka nutzen. Und obwohl mir die Idee der Doku grundsätzlich gut gefällt, finde ich es einfach frech, dass man diese Filmhälfte in 2D zeigt. Warum wurde nicht der ganze Film in 3D aufgenommen? Nicht dass ich die nachträgliche Konvertierung propagieren würde, auch im Justin Bieber-3D-Konzertfilm gibt es eine Menge 2D-Material, da historisch und nicht nachträglich umgewandelt. Das ist zwar beim 3D-Aufschlag durchaus grenzwertig, aber nachvollziehbar. Beim Glee 3D-Konzertfilm ist es reine Geldschneiderei, da die Interviews extra für den Film angefertigt wurden. Und leider liefert auch das 3D-Konzert trotz Steregropher Vince Pace, die zweite Hälfte der Pace/Cameron-Group neben James Cameron, kein immersives Konzerterlebnis außer ein paar herausragend verzerrten Mikrofonen und ein paar Staffelshots. Da hat sich seit U2 3D nicht weiterentwickelt. Songs aus der Retorte, performt von geschauspielerten Außenseitern, nur zur Hälfte stereoskopisch- das ist nichts, was den 3D-Zuschlag lohnt. Und eigentlich nicht mal den Kinobesuch. Für diese Geldschneiderei gibt es dieses Jahr den 3D-Flop des Jahres 2011 von mir.
So, und jetzt dürft ihr euch in den Kommentaren über meine Flop 5 und eure schlimmsten 3D-Kinoerlebnisse des Jahres austoben. 🙂