100jähriges Jubiläum des Meisterwerks NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS
Er ist der Inbegriff des Schreckens, die Ikone des Grusel-Stummfilms, ein Meisterwerk des Expressionismus: heute vor genau 100 Jahren feierte NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS von Regisseur Friedrich-Wilhelm Murnau seine Weltpremiere in Berlin.
Auch mit Blick auf die aktuellen Kinostarts wird klar: die Faszination um den Vampir-Mythos ist ungebrochen. Der Stummfilm NOSFERATU ist eine – nicht autorisierte – Adaption von Bram Stokers Roman Dracula und erzählt die Geschichte des Grafen Orlok (Nosferatu), eines Vampirs aus den Karpaten, der in Liebe zur schönen Ellen entbrennt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wisborg bringt. Nosferatu gilt als einer der ersten Vertreter des Horrorfilms und übte mit seiner visuellen Gestaltung einen großen Einfluss auf das Genre aus. Zugleich gilt Murnaus Werk mit seiner dämonischen Hauptfigur, die von Max Schreck verkörpert wurde, und seiner traumartigen, gequälte Seelenzustände spiegelnden Inszenierung als eines der wichtigsten Werke des Kinos der Weimarer Republik. Der Film sollte nach einem verlorenen Urheberrechtsstreit 1925 vernichtet werden, überlebte aber in unzähligen Schnittversionen und ist heute in mehreren restaurierten Fassungen verfügbar.
Heute genau vor 100 Jahren feierte der Klassiker seine Welturaufführung im prächtigen Marmorsaal des Zoologischen Garten Berlins. Zu dieser als großer Gesellschaftsabend geplanten Veranstaltung wurde unter dem Titel „Das Fest des Nosferatu“ geladen, wobei das Erscheinen der Gäste in Biedermeierkostümen erwünscht war. Ein von Kurt Alexander geschriebener und nach dem Vorbild von Goethes Vorspiel auf dem Theater gestalteter Prolog eröffnete die Filmvorführung, während der die Kapelle Otto Kermbach unter der Leitung des Komponisten die Filmmusik spielte. An die Aufführung von Nosferatu schloss sich ein von Erdmann geschriebenes Tanzspiel „Die Serenade“ an, dargeboten von einer Solotänzerin der Staatsoper. Der darauf folgende Kostümball zog viele prominente Filmschaffende Berlins an, unter anderem Ernst Lubitsch, Richard Oswald, Hanns Kräly, Johannes Riemann und Heinz Schall. Der Kinostart von Nosferatu erfolgte schließlich am 15. März 1922 im Primus-Palast in der Potsdamer Straße.
Bis zur Aufführung im deutschen Fernsehen sollte es noch etwas dauern: die TV-Premiere fand am 23. Juni 1969 in der ARD statt.
Wem nach einer Aufführung auf der Leinwand zumute ist: Stefan Graf von Bothmer spielt NOSFERATU regelmäßig in seinen Stummfilmkonzerten.
Ich wünsche schaurige Unterhaltung!
Foto: J.-H. Janßen/ Wikimedia