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Frustration und Faszination – DER MARSIANER zu Besuch beim ESOC in Darmstadt

Ist das Leben auf dem Mars auch für unsere Kinder noch eine Zukunftsversion? Oder wird aus dem Science Fiction allmählich Science Fact? Anlässlich des Heimkino-Starts von Ridley Scotts SciFi-Abenteuer DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY geht es zum Faktencheck in das Europäische Raumflugkontrollzentrum der European Space Agency:

DER MARSIANER - Szenenbild 3

Filmszene: Gestrandet auf dem Mars- Mark Watney kämpft um’s Überleben.


Als ein heftiger Sandsturm auf dem Mars aufzieht, muss die Crew der Ares 3 Mission der NASA den roten Planeten fluchtartig verlassen. Ihr Raumschiff droht von den heftigen Winden umgestoßen zu werden. Es sind auch diese Winde, die eine Kommunikationsschüssel abreißen und den Astronauten Mark Watney auf der Flucht treffen und vermeintlich tödlich verletzen. In ihrer Not lässt die Crew Watney zurück und kehrt zurück zur Erde. Am nächsten Morgen erwacht jedoch Mark, gespielt von Matt Damon, alleine auf dem Mars, ohne die Möglichkeit der Rückkehr oder Kommunikation zur Erde. Fortan muss er mit dem, was ihm zurückgelassen wurde, ums Überleben kämpfen.

Der Autor

Anlässlich des Heimkino-Starts von DER MARSIANER besuchte Sascha das Europäische Raumflugkontrollzentrum der European Space Agency (ESA).
Sascha bündelt auf seinem Blog PewPewPew die kulturelle Kraft von Filmen, Katzen und Space und spricht sonst über Serien im PewCast und alles andere auf Twitter.

Eine interessante Gemeinsamkeit, die sowohl der Film als auch die Buchvorlage von Andy Weirs Der Marsianer teilen, ist die Prämisse: Die Crew der Ares 3 befindet sich schon eine kleine Weile auf dem Mars – und sie sind nicht einmal mehr die ersten Menschen, die den vierten Planeten des Sonnensystems erkunden. Es handelt sich um die bereits dritte Mission. Ähnlich wie bei Apollo 13 könnte man vermeintlich meinen, es handle sich um eine Routinemission. Been there, done that. Doch dann geht etwas schief. Die Politik und Weltgemeinschaft reagieren. Aber die Politik, die zu dieser Mission überhaupt geführt hat, wird jedoch zu keinem Zeitpunkt, weder im Buch noch im Film, erörtert. Watney und seine Crew sind, irgendwann in einer nicht allzu fernen Zukunft, einfach da.

DER MARSIANER - Szenenbild 4

Filmszene: Die Crew der Ares (v.l.): Botaniker Mark Watney (Matt Damon), Kommandantin Melissa Lewis (Jessica Chastain), Computerspezialistin Beth Johanssen (Kate Mara), Arzt Dr. Chris Beck (Sebastian Stan) und Chemiker Dr. Alex Vogel (Aksel Hennie)

Die Missionen im Film überraschen jedoch kaum, sagt Johann-Dietrich Wörner, Generaldirektor bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA, während eines Pressebesuch im ESOC in Darmstadt, zu dem 20th Century Fox für den Heimkinostart des Films geladen hat. Wörner hält den Weg zum Mars als den nächsten logischen Schritt der Menschen und zitiert dabei fast Carl Sagans Pale Blut Dot: Der Mensch ist ein Wanderer, ein Entdecker, jemand, der Grenzen überschreitet. Innerhalb der nächsten dreißig Jahre wäre eine Mission, wie sie im Film zu sehen ist, durchaus denkbar. Wenn man seinen Worten lauscht, fällt es sehr schwer, nicht selbst in Schwärmerei zu verfallen. Ein Dorf auf dem Mond, Reisen in die Tiefen des Sonnensystems, zum Mars, zu Asteroiden, Rover auf den Jupiter- und Saturnmonden. All das ist denkbar und innerhalb eines überschaubaren Zeitraums denkbar. Es muss nur einer damit anfangen. Doch dann setzt die Nüchternheit ein. Das Telefon klingelt. Es ist der hessische Ministerpräsident.

Und dann wird einem schnell wieder bewusst, dass die Mondlandung hauptsächlich durch das space race des Kalten Krieges vorangetrieben wurde und trotz den wissenschaftlichen Erkenntnisse und Fortschritte eine teure Machtdemonstration war. Wer sich in den Sechzigerjahren von der Idee der „World of Tomorrow“ anstecken ließ, wird wohl von Missionen, wie sie uns Der Marsianer zeigt, bereits in den Achtzigern geträumt haben, spätestens zu Beginn des neuen Jahrtausends. Sinkende Budgets, größere Vorsicht und ein größeres Desinteresse der Bevölkerung, ja eine Infragestellung der Raumfahrt angesichts akuterer, irdischer Probleme ließen diese Träume vorerst platzen.

Marsianer ESA Paolo Ferri

ESA-Flugbetriebsleiter Paolo Ferri ist der Vater der erfolgreichen Rosetta-Mission

Das ist frustrierend für Raumfahrtfans und alle fortschrittlich denkenden Menschen. Paolo Ferri, Flugbetriebsleiter bei der ESA und Vater der erfolgreichen Rosetta-Mission, sieht die Sachlage sehr nüchtern. Wie alle scheint er abgebrüht und seine Erwartungen runtergeschraubt zu haben. Momentan erkunden wir das Weltall hauptsächlich mit Robotern, doch die Technik würde uns theoretisch mehr erlauben. Nicht nur Werners Monddorf steht zur Diskussion, auch eine Landung von Astronauten auf Asteroiden sei möglich, um mehr über die Entstehung des Sonnensystems und die mögliche Abwehr von Gefahren zu lernen, um dem Schicksal der Dinosaurier zu entgehen.

Grundsätzlich sei laut Ferri, ein großer Fan des Buches und den kreativen Ideen Watneys in der Geschichte, weitaus mehr möglich. Zusammen plant er mit seinen Mitarbeitern gerade den Start der ExoMars-Mission der ESA. Im März 2016 startet der ExoMars Orbiter mit einer russischen Trägerrakete in Richtung des roten Planeten. Dort angekommen, wird er Messungen vornehmen und mit einem Probelander schauen, inwiefern es der ESA gelingen wird, einen Rover sicher zu platzieren. Nach den Russen und den Amerikanern will man nun ebenfalls mit der zweiten Phase der Mission ab 2018 einen ferngesteuerten Roboter auf den Mars bringen. Es soll ein Rover landen und bis zu zwei Meter tief in die Planetenoberfläche bohren können – die tiefste Bohrung überhaupt. Beide Missionen dienen zur Erkundung der Messungen von Methan auf dem Mars, die einen geologischen oder sogar – unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen – biologischen Ursprung haben können.

Marsianer ESA Kommandozentrale

Die Europäische Weltraumorganisation ESA ist Europas Tor zum Weltraum. Sie soll die Entwicklung der europäischen Raumfahrt koordinieren und fördern — und natürlich sicherstellen, dass die diesbezüglichen Investitionen allen Europäern dauerhaften Nutzen bringen.

Eine Landung auf dem Mars von Astronauten sieht die ESA aktuell nicht als realisierbares Ziel. Die Technik sei da und vorhanden, doch der Wille fehlt. Es wird hier häufig vom Willen gesprochen. Damit sind natürlich der politische Wille und die Finanzierung der Missionen gemeint, deren Vorteil dem Steuerzahler schmackhaft gemacht werden muss. Darin seien die Amerikaner sehr gut, meint Ferri. Die große mediale Berichterstattung zur Landung von Curiosity, die Verfilmung des Bestsellers und der große Film des Films beweisen, dass eine Reise zum Mars die Menschen immer noch bewegt und faszinieren kann. Und das obwohl der Mars im Kino mit MISSION TO MARS und RED PLANET Anfang der Jahrtausendwende kränkelte und spätestens mit Disneys bombastischem Flop MARS NEEDS MOMS endgültig für Tod erklärt wurde. Währenddessen bleiben die Budgets für Weltraumbehörden jedoch auf einem historischen Tiefpunkt.

Die Führung im ESOC zeigt jedoch, dass abseits der Träumereien die Wissenschaft ihr Möglichstes innerhalb des gestellten Rahmens tut. Flugdynamiker sitzen konzentriert an ihren Computern und berechnen Flugbahnen bereits Jahre im Voraus. In anderen Bereichen werten Wissenschaftler die Daten der Copernicus-Mission aus. Im Kontrollzentrum probt man für zukünftige Missionen bereits jeden erdenklichen Fehler. Die ESA ist gerüstet. Auch ihre Astronauten finden regelmäßig den Weg ins All, wie kürzlich der deutsche Alexander Gerst. Nicht ohne Grund wird der norwegische Schauspieler Aksel Hennie den deutschen Alexander Vogel im Film gespielt haben. Die Filmfigur und Gerst teilen sich nicht nur den Vornamen, Hennie ist Gerst auch äußerlich nachempfunden worden.

Der Marsianer zeigt also: Ob das Ziel das anvisierte Monddorf oder der rote Planet ist, die ESA wird an vorderster Front bei der Erkundung des Weltalls dabei sein – sofern der Wille und die Ressourcen vorhanden sind.

DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY

jetzt auf Blu-ray und DVD


Ridley Scotts eindrucksvolle SciFi-Abenteuer DER MARSIANER – RETTET MARK WATNEY ist ab dem 18.2.2016 als Blu-ray 3D, Blu-ray und DVD erhältlich, außerdem als Digital HD-Version.

Auf den HD-Medien ist zusätzlich über eine Stunde Bonusmaterial enthalten, darunter Featurettes über die Buchadaption, Kostümdesign und Produktionsdesign-Galerien und MakingOf-Dokumentationen. Neu und exklusiv produziert für den Home Entertainment Release erzählt „Ares III: Nachbesprechung der Mission“ die Geschichte hinter der waghalsigen Rettung sieben Jahre nach den Geschehnissen.
Natürlich ist der nativ in 3D gedrehte Film DER MARSIANER auch als Blu-ray 3D erhältlich, die ich absolut empfehlen kann. Kameramann Dariusz Wolski erzielt grandiose Landschaften, unendliche Weiten im All, ein tolles Volumen in den Figuren und sehr schöne Texturen. Das 3D ist dabei absolut unaufdringlich, transportiert den Zuschauer aber immersiv an die Orte und sorgt immer wieder für einen visuellen Wow-Faktor, gerade auch auf der Raumstation Hermes.

Während ein gewaltiger Sandsturm die Notevakuierung der NASA-Basisstation auf dem Mars erfordert, wird der Botaniker Mark Watney (Matt Damon) fortgerissen und man glaubt, er sei ums Leben gekommen. Da der immer stärker werdende Sturm die Landefähre zu zerstören droht, gibt Commander Lewis (Jessica Chastain) schweren Herzens den Befehl, die Suche nach Watney abzubrechen und mit den verbliebenen vier Crewmitglieder zu starten, bevor es zu spät ist.
Aber Watney hat überlebt und versucht nun – vollkommen auf sich allein gestellt – auf dem unwirtlichen Planeten zu überleben. Mit seinem Einfallsreichtum, Überlebenswillen und dem Wenigen, das er hat, findet er einen Weg, der Erde zu signalisieren, dass er noch am Leben ist. Millionen Meilen entfernt arbeiten die NASA und ein Team von internationalen Wissenschaftlern unermüdlich daran, den „Marsianer“ heim zu holen; gleichzeitig planen seine Crewmitglieder eine waghalsige, wenn nicht gar aussichtslose Rettungsmission. Während dieses Vorhaben allen Beteiligten unglaublichen Mut abverlangt, rückt die Welt zusammen, um Watneys Rückkehr sicher zu stellen.  

Der Marsianer Blu-ray DVD

 

Bilder © Sascha/PewPewPew (3, 4) , 20th Century Fox (1,2,5) · Alle Rechte vorbehalten.

1 Kommentar

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  1. […] liebe Gerold von DigitaleLeinwand.de hat mich letzte Woche zum ESOC in Darmstadt geschickt und ich kam mit diesem Text […]

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