Filmplakate: klassisches Werbemittel, wertvolles Sammlerstück, individuelle Fanart
In der Filmkommunikation existieren zwei grundlegende Werbemittel, die jeder Film besitzt, ganz unabhängig ob Major-Blockbuster oder nischiges Arthaus. Zum einen sind das die Trailer, kleine filmische Vorschauen zur Bewerbung von Stars, Story und Look & Feel, zum anderen das Filmplakat. Man findet es noch heute als Aushang in Kinos und plakatiert an Litfaß-Säulen, mittlerweile auch animiert als Motionposter oder digitale Saalanzeige.
eine kurze Geschichte des Filmplakats
Schon die Urväter des Kinos, die Gebrüder Lumière, warben für ihre Filme mit Anzeigen und Plakaten, wenn auch zunächst nur in Textform, die visuelle Gestaltung mit Illustrationen entwickelte sich bis zu den 1920er Jahren. Damals war das Plakatemalen für große Filme noch ein Job für den Gebrauchsgrafiker, der auch Großformate für einzelne Kinos von Hand anfertigte. Und sie waren ihrer Zeit voraus, obwohl die Filme nur in Schwarz/Weiss auf der Leinwand zu sehen waren, bewarb man sie in colorierter Form. Auch das Format entwickelte sich im Laufe der Jahre, heute üblich ist das an der DIN-Norm orientierte Maß von DIN A1 für ein klassisches Anschlagsposter, das entspricht dem 2 zu 3 -Format, genauer sind es 59,4 cm in der Breite mal 84,1 cm in der Höhe. Im Lauf der Jahre nutzt man drucktechnische Errungenschaften, Filmplakate werden heute in hoher Stückzahl vierfarbig gedruckt und enthalten Bilder, Schrift und Grafiken in unterschiedlichen Zusammenstellungen. Ausnahmen von der Regel mit abweichenden Größen, gedruckt mit Sonderfarben oder eben als limitierte Auflage versuchen durch Abwechslung Aufmerksamkeit zu erregen. Falls ihr mal in einem Kino an einer Scheibe ein spiegelverkehrtes Poster seht- nicht wundern, ihr müsst dann nur einmal durch die Tür gehen, um es korrekt zu sehen. Durch das Papier des Plakates scheint immer ein wenig Licht, damit die Farben intensiver sind, druckt man das Motiv nochmal auf die Rückseite, dann eben spiegelverkehrt.
Durch die Veränderungen zur digitalen Drucktechnik sind auch Plakate für Konsumenten ein leicht erstellbares Gut geworden. Online Druckpartner wie Cewe-Print bieten neben den herkömmlichen Druckartikeln wie Geschäftsausstattungen, Flyern und Kalendern auch selbst erstellbare Poster in Quer- oder Hochformat im 4/0-farbigen Euroskala-Druck an. Dabei stehen unterschiedliche Papierstärken, Oberflächenveredelung durch UV-Lack und Optionen wie der rückseitige Druck zur Auswahl, auch ein Druck auf Neonpapier ist möglich. Besonders praktisch: Formatvorlagen für verschiedene DIN-Größen werden als Templates für verschiedene Designprogramme wie Photoshop, Illustrator, InDesign oder PDF angeboten. Damit steht der Auflage von selbst produzierten Fan Art-Postern (siehe unten) nichts mehr im Wege.
Saul Bass und Drew Struzan – Postermagier einer ganzen Generation
Die Filmplakate des 1920 geborenen amerikanischen Grafikdesigners Saul Bass sind auch heute wahre Klassiker. Er erschuf neben Plakaten auch illustrative Filmtitel für den Vor- oder Abspann oder diverse Firmenlogos. Die grafische orientierte, sehr plakative Gestaltung reduzierte den Filminhalt auf ein typisches Keyvisual, beispielsweise der expressionistisch anmutende Arm aus „The Man with the Golden Arm“ (1955) oder die Schwindel und Angst symbolisierende Spirale für „Vertigo“ (1958). Seine „Filmographie“ ist auch ein Who is Who der großen Regisseure von Otto Preminger über Alfred Hitchcock bis Martin Scorsese und ihrer erfolgreichen Hollywood-Filme. Sein letztes Poster schuf Saul Bass im Jahr 1993 für Steven Spielbergs Drama „Schindlers Liste“, dieses Motiv wurde aber nie veröffentlicht.
Neben den klassischen Plakaten mit der Anpreisung eines Stars und der filmischen Sensation entwickelte sich mit dem New Hollywood ein wahrer Meister des Filmplakats, oder der One Sheets, wie sie aufgrund ihres Größenformates in den USA heißen. Drew Struzan fing mit der Illustration von B-Movies wie „Empire of the Ants“ oder „Food of the Gods“ an, bei denen er die neu aufkommende Airbrush-Technik benutzte. Der Durchbruch gelang ihm mit dem ReRelease-Poster von George Lucas‘ „Star Wars“ im Jahr 1978, das er zusammen mit Charles White III umsetzte. Diese typische Art der Montage von Floating Heads in einem erzählerischen Gesamtbild in seinem eigenen visuellen Stil waren unverkennbar und prägten nicht nur meine Filmjugend von der „Indiana Jones“- über „Zurück in die Zukunft“-Franchise, „Die Goonies“, „Police Academy“, „Hook“ bis „Hellboy“. Drew Struzan designte auch das Original-Logo von George Lucas‘ Effektschmiede Industrial Light and Magic. Der Stil von Drew ist geblieben, doch heute oft der pixelbasierten Photoshop-Montage gewichen. Seine Arbeit wurde schließlich mit der Doku „Drew: The Man Behind the Poster“ von Regisseur Erik Sharkey selber zum Film. Hier der Trailer, der auch einige seiner Werke zeigt:
Mondo-Poster und Fan-Art
Auch wenn sie im Zeitalter des Medienmixes in unterschiedlichen Kanälen nicht mehr über die gleiche Bedeutung wie zu ihren Entstehung verfügen, sorgen nach einer FFA-Studie Plakate noch immer für rund 7,5% der Aufmerksamkeit für neue Filme. Heute werden Poster vor allem nach Marketing-Gesichtspunkten gestaltet. Große Köpfe der Darsteller sind das häufigste Motiv, gefolgt von einer dynamischen Charakter-Montage, ebenso wie die Klassiker von rückwärtigen Helden oder der bildlichen Konfrontation. Oftmals hat man das Gefühl, dass es doch möglich sein müsste, ein schöneres Plakat für einen Film zu entwickeln, etwas, dass man sich nicht zur Werbung ins Schaufenster, sondern als Liebhaber-Objekt ins heimische Wohnzimmer hängt. Ein schöner Vergleich hierzu bieten die Plakate des letzten Wolverine-Films „Weg des Kriegers“ mit einem herkömmlichen und einem schönen Sondermotiv:
Filmplakate können sich zu echten Sammlerstücke mit Kultcharakter entwickeln. Im November 2005 wurde das vom Grafiker Heinz Schulz-Neudamm gezeichnete Metropolis-Filmplakat in London für die Rekordsumme von 398.000 Pfund Sterling verkauft! Die Nische der Fanqualität hat auch Mondo erkannt und bedient sie mit großem Erfolg. Grafikdesigner erstellen unter einer Lizenz alternative Filmplakate, die in limitierter Auflage gedruckt und verkauft werden. Neben dem Charme des Besonderen trägt vor allem die kleine Auflage zum Erfolg bei, in der Regel sind Mondo Poster ruck zuck ausverkauft.
Auch IMAX nutzt oft eine Abgrenzung vom regulären Filmplakat der üblichen Kinos durch ein eigenes gedrucktes und plakatiertes Motiv. Der Anspruch: man will das beste Filmerlebnis liefern, und das schließt das Werbematerial mit ein. Diese IMAX-Plakate werden in den USA oft an die Besucher der ersten Vorstellungen als besonderes Goodie vergeben.
Auch im Rahmen der Fan Art erreichen Plakate durch die Beliebtheit der Themen und die alternative grafische Gestaltung vor allem durch die Verbreitung durch Social Media-Portale und Filmblogs eine enorme Aufmerksamkeit. Der ungarische Designer Zsolt Molnár geht auf seinem Tumblr-Blog Posterology neue Wege und begleitet ganze Serien. Zuletzt widmete er sich dem Serienhit „Breaking Bad“ um Chemielehrer Walter White aka Crystal Meth-Koch Heisenberg. Doch entwarf Molnár nicht nur ein Plakat für die Serie oder eines für jede Staffel, sondern entwickelte ein Motiv für jede Episode der gesamten TV-Serie- insgesamt 62 Stück. Diese Arbeit ist beendet, derzeit illustriert er die Folgen von „Hannibal“, in einer Umfrage lässt er seine Leser über seine nächste Arbeiten abstimmen, „Game of Thrones“, „True Detective“ und „House of Cards“ warten auf ihre Illustration. Nicht ganz uneigennützig, denn der Designer stellt seine Werke als Prints auf der Plattform Society 6 zum Verkauf, mit 20 US-Dollar ist man dabei. Macht 1240 Dollar für das gesamte Breaking Bad-Epos- aber wer hat schon so viel freie Fläche zum Aufhängen in seiner Wohnung?
Bilder © AMPAS, CeWe, 20th Century Fox, Zsolt Molnár · Alle Rechte vorbehalten
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