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Robert Rodriguez‘ "Machete": wie aus einem Faketrailer ein Film wird

Machete Faketrailer

Seit langer  Zeit beschäftige ich mich mit Trailern in ihrer Funktion als wichtigstes Werbemittel für Kinofilme. Ein Trailer vermittelt nicht nur Informationen über die Schauspieler, Regisseur und die Handlung, sondern gibt auch einen visuellen Eindruck des Film. Dieser Look wird zur bestimmenden Ausrichtung des ganzen Films. Dabei geht es nicht nur um Effekte oder besonders markante Szenen, sondern um das gesamte Produktionsdesign.

Seit einiger Zeit gibt es das Phänomen der Fantrailer, ich hatte letztes Jahr im Juli schon mal einen Artikel anlässlich des Fantrailers zu „The Green Lantern“ darüber geschrieben (kann an hier nochmal nachlesen).

Mein Fazit war, und davon bin ich auch weiterhin überzeugt, dass Trailer ein hervorragendes Testmaterial sind, wir Kommunikationswissenschaftler sagen Stimulus-Material dazu. Veröffentlicht auf den gängigen Portalen regt es nämlich Interessierte zu Kommentaren an. Sie äußern sich über die Handlung, die Schauspieler, den Look des Films. Zwar sind nicht alle Kommentatoren der selben Meinung, doch kann man durch eine Inhaltsanalyse eine Menge an Informationen erhalten, was die Zuschauer gerne sehen wollen. Ich sage nur: Auswahl des Bösewichts für den nächsten Spiderman-Film.

Ist die Richtung klar, spinnt man das Konzept drumrum und entwickelt die Geschichte. Und wenn das Ding gut ist, dreht man eben diesen Film. Das klingt sehr konstruiert, aber Highconcept-Filme verfolgen genau dieses Ziel: die Masse mit Dingen zu füttern, die sie sehen wollen und bereit sind an der Kinokasse Geld auszugeben.

So ähnlich lief das mit einem angekündigten Werk von Robert Rodriguez, den die meisten als Regisseur von „From Dusk till Dawn“ oder „Sin City“ kennen. Schon damals mit Quentin Tarantino verbandelt, haben die beiden das Doublefeature „Grindhouse“ auf den Markt geworfen, dass aus Tarantinos „Death Proof“ und Rodriguez „Planet Terror“ bestand. Lief zwar nur mit mäßigem Erfolg an der Kinokasse, besitzt aber weiteres Potential. Denn im Doublefeature gab es einen Trailer für einen Film, der gar nicht existierte: „Machete“. Sie hatten sich für das Doublefeature wirklich den Spaß gemacht und einen weiteren 70er-Jahre-Grindhouse-Trashfilm konzipiert. Doch statt den Film zu drehen, wurden eben nur die Szenen des Trailers wirklich gedreht. Noch ein bisschen mit Farbkorrektur und Kratzern auf alt getrimmt, und schon war der Fake-Trailer fertig.

Nun kam der nicht jugendfreie Trash um einen rachsüchtigen mexikanischen Auftragskiller mit messerscharfen Macheten eben so gut an, dass man sich entschlossen hat, den gesamten Film zu realisieren.
Aktueller Stand: Der Film ist so gut wie fertig. 20th Century Fox hat in dieser Woche die US-Rechte für den Film erhalten, obwohl auch fünf weitere Firmen drauf geboten hatten. Kein Wunder, denn man liebt in Hollywood keine Überraschungen, alles was auf einer Vorlage basiert, die auch noch interessiert vom Publikum aufgenommen wurde, stellt einen guten Ausgangspunkt dar. Die internationalen rechte hält Sony. US-Filmstart ist am 16. April 2010.

Ob der echte „Machete“ nun genau der im Trailer vorgestellten Handlung folgt, oder man einfach das Konzept und den Look des Films für die Umsetzung nutzt, bleibt abzuwarten. Und der Cast läst sich sehen: Danny Trejo ist als Machete natürlich dabei, außerdem Michelle Rodriguez (Trudy aus Avatar), Jessica Alba, Robert de Niro, Lindsey Lohan, Steven Seagal und Don Johnson (kennen die älteren noch aus Miami Vice). Rodriguez ist als Produzent und Co-Regisser tätig, die Hauptregie hat Ethan Maniquis übernommen.

Ich glaube nicht an Zufälle, dafür ist das Hollywood-Geschäft zu eng. Aber ich glaube an cleveres Marketing. Und Faketrailer sind dafür eine ganz wunderbare Basis.

Und hier habe ich noch den Fake-Trailer für euch. Ist nicht ganz jugendfrei, daher müsst ihr über 17 Jahre alt sein. Wetzt die Machete!

5 Kommentare
  1. Paul Andexel
    Paul Andexel sagte:

    Großartig. Man kann über Robert Rodriguez ja viel sagen (z.B. das er sich gern mal übernimmt und Projekt ankündigt, die dann ewig nicht kommen), aber der Kerl hat einfach Klasse.
    Ich mag alle seine Filme und finde die kleinen Anspielungen untereinander großartig.
    Aufgefallen, wie Ähnlich die Bilder und Posen von Danny Trejo in „Machete“ zu „Desperado“ sind?
    Ich fand „Grindhouse“ auch ein großartiges Konzeptkino mit tollen Ideen. Schade, dass ich es nie als Double Feature in Originalfassung gesehen habe. Habe mir nun aber die in Deutschland zensierte „Planet Terror“ in Österreich gekauft. Und man hat so viel Spaß mit den Filmen von RR. Und lernt echt ne Menge durch ihn.

    Bin sehr gespannt auf „Machete“.

    Finds übrigens lustig, dass keiner der anderen Fake-Trailer solch eine Aufmerksamkeit erregt haben. Die waren nämlich ebenso geil konzipiert.
    Aber egal.

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    • Gerold Marks
      Gerold Marks sagte:

      Und RR hat als einer der ersten digital gedreht, nicht zu verschweigen seine 3D-Spy Kids-Filme! 🙂

      Ja, Desperado war auch mein erster Gedanke. Aber es ist in dem Genre eh ein wenig generisch.

      Erinnerst Du Dich an weitere Faketrailer aus dem Doublefeature? Mehr konnte ich bisher nicht auftreiben. Wen ja, lass es mich wissen!

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  2. Paul Andexel
    Paul Andexel sagte:

    Es waren vier Fake-Trailer soweit ich weiß.

    1) „Thanksgiving“ von Eli Roth
    2) „Machete“ von RR
    3) „Werewolf Woman of the SS“ von Rob Zombie
    4) „Dont’t“ von Edgar Wright

    Ziemliche kranke Dinger, aber total amüsant. Leider bisher keine DVD gefunden, wo sie mit drauf sind. Zumindest in Europa.

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  3. Manuel
    Manuel sagte:

    Ich fände es ebenfalls cool, wenn weitere der Fake-Trailer tatsächlich zu einem Film werden könnten. Immerhin ist jeder Regisseur eine Bekanntheit und hätte somit die Möglichkeit, einen erfolgreichen Film zu drehen. Besonders interessieren würden mich dabei die Verfilmungen von Rob Zombie und Eli Roth. Neben Tarrantino und RR sind das meine absoluten Lieblingsregisseure.

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