Video killed the radio star. Und Internet killed MTV? Während man das Musikfernsehen MTV nur noch im Bezahlsegment wiederfindet und auf Youtube zwar Tonnen von Musikvideos hochgeladen, aus Urheberrechtsgründen oder GEMA-Streitigkeiten aber meistens genauso schnell verschwinden, hat das Musikfernsehen eine neue Heimat bekommen: Tape.tv. Tape.tv ist ein kostenloses Musikfernsehen im Internet, bei dem man selbst sein eigener Programmdirektor ist- entweder aktiver oder passiver. Man kann sich zurücklehnen und den vorgeschlagenen Songs folgen oder natürlich nach Lieder oder Künstlern suchen, deren Songs man gerne hören oder sehen möchte. Der Vorteil: die in Berlin ansässigen tape.tv arbeiten mit den großen Musiklabels Universal Music, Sony Music, EMI und Warner Music und verschiedenen Independent-Labels zusammen und haben Einigungen erzielt, die Musikvideos ihrer Künstler online zeigen zu können.
Die meisten Funktionen des browserbasierten Dienstes sind ohne Anmeldung nutzbar: man kann Songs suchen, Musikstile wie Pop, Alternativ, HipHop, Rock etc. definieren oder Videos zur passenden Stimmung auswählen. Das angezeigte Video kann man einfach laufen lassen und so dem Flow des Programms folgen, alternativ greift man in das Programm ein und skipt zum nächsten Videoclip. Oder individualisiert sich sein Programm durch das gezielte Auswählen von Songs oder Artists. In redaktionellen Rubriken, auf Tape.tv „Themen-Specials“ genannt, kann man tiefer in bestimme Interessen wie Live-Konzerte, Indie-Disko, das Live-Akustik-programm „Auf den Dächern“ oder Programme von einzelnen Künstlern wie Joy Denalane oder den Foo Fighters eintauchen.
Das Musikfernsehen tape.tv ist vollkommen kostenfrei und setzt zur Refinanzierung auf Werbung: in regelmäßigen Abständen werden kurze Werbespots gezeigt, die nicht überspringbar sind. Während dieser Unterbrechung sind auch die Steuerungsfunktionen des Players deaktiviert. Mitunter erscheinen während der Videos zusätzliche Werbebanner außerhalb des Videobereichs, also nicht wie auf anderen Plattformen als überlagernder Layer. Zusätzlich lassen sich die Songs oder Alben des Künstlers direkt bei Amazon kaufen oder Tickets für das nächste Konzert beim Ticketanbieter Hekticket kaufen.
Die Registrierung bei tape.tv hat mehrere Vorteile: wie man es von anderen Musikdiensten her kennt kann man seine Favoriten und No-Likes markieren. Ausgehend von Songs, die einem besonders gut gefallen, bekommt man weitere Videos in einem ähnlichen Stil angezeigt. So lässt sich das Musikprogramm durch ein wenig Pflege immer besser auf den eigenen Geschmack zuschneiden. Und Songs, die man gar nicht leider kann, verbannt man per Knopfdruck für immer aus seinem Tape.tv- das würde ich mir auch für manche Fernsehsendung wünschen. Die Songs in der Liste werden nach einem Algorithmus ausgewählt, und wie fast immer mit intelligenten Systemen klappt das mit der Empfehlung mal besser und mal schlechter. Ich für meinen Teil habe eine Menge Musik neu entdeckt, von Artists, die ich vorher nicht kannte- ich glaub‘ ich werd langsam alt… 🙂
Und für die älteren Semester jenseits der 30, die noch mit Musik-Kassetten aufgewachsen sind, kann man eine weitere schöne Option nutzen: Dein individuelles Musikvideo-Mixtape. Einfach ein paar Lovesongs kompilieren und der Freundin schicken, ein paar heitere Songs für die zu tröstenden, Soundtrack-Vorschläge für die neue Spielfilmproduktion- alles ist möglich. Songs zusammenstellen, labeln und den Link an Freunde weiterschicken, alles ganz einfach, Social Media sei Dank.
Doch wie groß ist der Katalog? Rund 30.000 Musikvideos sind im Angebot von tape.tv enthalten, Tendenz natürlich steigend. Das heißt, dass nicht alles mögliche auffindbar ist, gerade ältere Semester suchen so einige Songs aus dem Backkatakog jenseits der ganz großen Hits vergeblich. Und der Idee von Tape.tv folgend sind auch nur Songs auffindbar, zu denen ein Video produziert wurde.
Mir gefällt das schlichte Design der Seite, die Funktionen sind beschränkt und klar und daher für jeden einfach zu nutzen. Ein paar mehr Songs aus meinem Repertoire wäre schön. Und ich habe noch ein Special entdeckt: Tape.tv hat exklusiv den neuen Trailer für das Planet der Affen-Prequel „Prevolution“ im Programm. Ein weiterer CGI-Meilenstein aus dem Hause WETA Digital, die diesmal Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans statt mit Gummimasken pixelbasiert im Motionperformance-Verfahren auf die Leinwand zaubern. Da tritt die Filmmusik mal ausnahmsweise in den Hintergrund…
Wem das Musikfernsehen gefällt, kann auch Fan bei Facebook werden oder bei Twitter folgen. Und wer neugierig geworden ist: Hier geht’s direkt zu tape.tv!