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Mit Twitter lässt sich das Einspielergebnis von Kinofilmen am marketingtechnisch wichtigen Startwochenende exakt voraussagen. Zu diesem Schluss kommen zwei Wissenschaftler aus den HP Labs in Palo Alto. Mithilfe von entsprechenden Computer-Algorithmen und einem Trackingsystem, das Twitter-Einträge zu neu startenden Kinofilmen auswertete, konnten die Technologieforscher mit laut eigenen Aussagen 97-prozentiger Genauigkeit den Kassenerfolg der ausgewählten Filme voraussagen.

Für das Experiment analysierte das HP Lab beinahe drei Mio. Twitter Updates zu den 24 größten Kinostarts in den vergangenen drei Monaten. Über die Erkenntnisse, die durch Filme wie „Avatar“, „Alice im Wunderland“ und „Twilight New Moon“ gewonnen wurden, konnte das Einspielergebnis der romantischen Komödie „Dear John“ sowie von „The Crazies“ genau vorausgesagt werden. „Dear John“ etwa spielte 30,71 Mio. Dollar ein, das Twitter-Analysetool hatte 30,46 Mio. berechnet. Und auch bei „The Crazies“ lag man mit vorhergesagten 16,8 Mio. Dollar (tatsächlich: 16,07 Mio.) nur knapp daneben.

Wie genau das Tool funktioniert, ist natürlich ein Geschäftsgeheimnis. Ich vermute, dass man semantische Zusammenhänge mit positiven und negativen Reaktionen ermittelt. In der Gesamtmenge lassen sich dann entsprechende Vergleiche zu anderen Filmstarts ähnlicher Trends ziehen. Aber das ist nur eine Vermutung von mir, da stecken selbstverständlich hochgewitzte Algorithmen dahinter.

Hollywood ist schon lange auf der Suche nach zuverlässigen Analyse- und Marketingtools, zumal sich aufwändige Methoden wie Test-Screenings sowie Telefon- und Onlineumfragen immer wieder nur als begrenzt aussagekräftig erweisen. Dass die automatisierte Analyse von Web-2.0-Communitys und Social Media hier einen zukunftsträchtigen Weg aufzeigt, ist allerdings nicht erst seit dieser neuen Twitter-Studie bekannt.

So forscht etwa Peter Gloor am MIT Cambridge seit mehreren Jahren an Lösungen, wie der riesige Pool an Social-Media-Informationen in der Trendforschung eingesetzt werden kann. Neben Twitter und Facebook bergen eine Reihe von Online-Foren, Blogs und anderen Plattformen die notwendigen Hinweise, um den Erfolg oder Misserfolg eines Filmes vorauszusagen. „Allein über die Leseraktivitäten und Forumsdiskussionen auf der wichtigsten Filmplattform Internet Movie Data Base lässt sich mit unserem Analysetool schon Wochen vorher erkennen, in welchem Umfang ein Film die nötigen Publikumsmassen anziehen wird“, so Gloor im Interview mit pressetext.

„Bei der erfolgreichen Vermarktung eines Produkts geht es immer mehr darum, die richtigen Trendsetter innerhalb der sozialen Netze herauszufinden und diese für sich zu gewinnen – sei es bei Blogs, Online-Foren, Facebook oder Twitter“, erklärt Gloor. Werden gewisse Trends sichtbar, kann die Industrie folglich noch marketingtechnisch gegensteuern bzw. Marketingaufwendungen überhaupt auf andere Projekte umlenken. Mit derartigen Analysemethoden, die auch eine semantische Inhaltsanalyse miteinbeziehen, könnte aber auch die Überlebenswahrscheinlichkeit von Software-Startups bzw. der Erfolg von Hedge Funds besser vorausgesagt werden, meint Gloor.

Die Analyse mach noch keine Vermarktungsstragie und gutes Marketing noch keinen guten Film. Wer im Verleih und in der Filmproduktion aber noch immer denkt, dass Social Media Marketing unnötig und neumodisch sei, sollte sich dringend informieren. Für kleine Filme ist es die Chance mit wenig Geld aber viel Manpower zum Thema zu werden, für große Produktionen gehören Profile und Community-Management auf Twitter, Facebook und Co. ganz selbstverständlich zur regulären Kommunikation.

Gerne kann man sich direkt an mich wenden, ich kenn da ein paar hervorragende Leute, die ihr Handwerk verstehen. 😉

Quelle: pressetext.deutschland