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Im Juli hatte ich über das erste Mass Animation Projekt mit dem Titel „Live Music“ berichtet. Nun gibt es von den Machern ein neues Projekt, in dem begabte 3D-Animatoren ihr Können unter Beweis stellen können. Und diesmal gibt es Spannenderes zu animieren als Musikinstrumente: Superhelden.

animation contest

Das DC Universe vereint eine ganze Schar von Helden und Villains, hier dürft ihr euch an Batman und dem Joker, Wonder Woman und Circe, sowie Superman und seinem Antagonisten Lex Luthor versuchen.

Für das neue Projekt werden wieder viele talentierte Animatoren gesucht. Man kann wählen, ob man für das Computerspiel eine Game-Charakter-Animation übernehmen möchte, oder lieber eine Szene aus dem dazugehörigen Gametrailer liefert. Schließlich wählt man sich aus den Storyboard-Vorlagen seine zu bearbeitende Szene. Nachdem man alles hübsch fertig animiert hat, lädt man seine Szene auf das Portal hoch. Die anderen User können nun die Qualität der Ausführung bewerten. So will man natürlich noch mehr Aufmerksamkeit schaffen, da jeder Animator all seine Freunde motiviert, für seinen Beitrag zu stimmen. Die besten Szenen werden dann schließlich zum Gametrailer zusammengesetzt oder fließen in das Spiel ein.

Alles was man zum Animieren benötigt, wird von Massanimation gestellt. Inklusive einer Spezial-Edition der 3D-Animations-Software Autodesk Maya. Auch erhält man vollständig geriggte 3D-Modelle der Charaktere und natürlich die benötigeten Szenen. Man richtet sich in seinem Werk nach dem Storyboard und den Designs. Während die offizielle Webseite nur repräsentativen Charakter hat, wird das komplette Projekt über Facebook abgewickelt, genau wie damals „Live Music“. Ihr könnt euch vorstellen, dass der Download ein wenig umfangreicher geraten ist, alleine die Maya Edition schlägt mit gut 460 MB auf die DSL-Leitung.

So soll es dann später mal aussehen. Hier das Storyboard für den Trailer:

[flv]http://cdn.massanimation.com/flv/sequence/Trailer1.flv[/flv]

Ich stehe genau wie bei „Live Music“ auch diesem Projekt ein wenig kritisch gegenüber. Das Storyboard ist vorgegeben, also sind Handlung, Einstellungen und Bewegungen bereits festgelegt. Nun braucht man die Scharen begabter Nerds um die Animationen abzuarbeiten. Und wer besonders gut ist, gewinnt vielleicht ein Laptop. Und seine Animation ist im Trailer oder im Spiel zu sehen. Da arbeiten Tausende Personen Stunden um Stunden, die meisten vermutlich für den Papierkorb. Und letztlich kommt ein Trailer, bzw. Spiel dabei heraus, der für eine nicht Hunger leidende Firma ein kommerzielles Produkt vertreibt. Ein weiterer Vorteil: man hat natürlich ein Zusammengehörigkeitsgefühl und alle Animatoren kaufen sich bestimmt auch das Spiel. Ich hatte Crowdsourcing und collective Filmmaking anders verstanden. Wie seht ihr das?

Wenn man zusammen ein Lexikon schreiben kann (Wikipedia), kann man auch durch Crowdsourcing Filme erstellen. Genau das hat Yair Landau, einst Leiter der Digitalfilmsparte bei Sony, mit dem CGI-Kurzfilmprojekt „Live Music“ jetzt bewiesen. Der Neologismus Crowdsourcing beschreibt die Auslagerung auf die Intelligenz und die Arbeitskraft einer Masse von Freizeitarbeitern im Internet. Amateure mit Liebe zum Projekt erarbeiten die zu verwendenen Ergebnisse. Und so wurde der 5-minütige Kurzfilm wurde nicht durch ein klassisches Studio, sondern durch Einzelpersonen realisiert, die sich über die Facebook-Plattform vernetzten. Mehr als 50.000 Menschen aus 101 Ländern registrierten sich auf der Seite, 17.000 luden die erforderliche Software herunter.

massanimationDer Plot ist eine recht klassische Romeo-und-Julia-Geschichte mit unterschiedlichen Musikinstrumenten als Charaktere.  Das vorgebene Film-Drehbuch wurde in viele kleine Sequenzen unterteilt. Zwei Monate hatten die Teilnehmer Zeit, um aus den Vorgaben eigene Szenen zu entwickeln. Im wöchentlichen Rhythmus konnten die User dann über die besten Resultate gemeinsam entscheiden, die Gewinner erhielten kleine Belohnungen, beispuelsweise vom Hardware-Partner Intel. Die finale Auswahl der Szenen traf hingegen eine professionelle Jury: die besten 51 Schnipsel wurden herausgesucht und zusammengefügt- der Film ist fertig! Als Preis bekam jeder der 51 Animatoren einen Betrag von 500 Dollar, außerdem wird ihr Name im Abspann erwähnt.

Landau nennt das Mass-Animation-Verfahren „Einen eindeutigen Schritt in Richtung Demokratisierung des kreativen Storytelling“. Doch findet das Projekt nicht nur Freunde: Zwar haben die 51 Gewinner jeweils 500 Dollar für ihren Beitrag erhalten, im Vergleich zu den Produktionskosten von einer Million Dollar sind diese 25.500 Dollar sozialabgabenfreie Lohnkosten natürlich nur ein Bruchteil. Neben der „Ausbeutung“ der Teilnehmer wird das Zerstören der Animationsbranche beklagt. Solch ein Lohnpreisdumping kann natürlich kein professionell arbeitendes Filmstudio unterbieten. Für die Teilnehmer des Projektes ist es aber sicherlich ein Sprungbrett für weitere Projekte. Auch die prominente Platzierung von Intel wird kritisiert. Intel drängt immer wieder als Hardware- und Renderingpartner in das Feld der CGI-Filme, konkurrierend zu Pixars „Renderman“. Das mag zum Gefühl des kollektiven Filmemachens nicht passen, doch liefert der Computerriese nicht nur das Budget, sondern auch die Technik und eben die Rechenleistung.

Ob die Qualität des Films den heutigen Sehgewohnheiten in Sachen Animationsgeschick, professionellem Look und tragfähiger Geschichte reicht, wird wohl jeder selbst beurteilen müssen. „Live Music“ wird im August auf der SIGGRAPH 2009 uraufgeführt und läuft als Vorfilm des 3D-Films „Planet 51“, der bei uns am 3.12.2009 im Kino startet. Landau hat bereits neue Pläne für einen abendfüllenden Spielfilm.

Hier geht es zur Mass-Animation-Seite auf Facebook. Und natürlich gibt es noch den Werbeteaser zum Kurzfilm: