Große Filme- dicke Leitung- so einfach ist die Gleichung leider nicht. Aber wie schnell sollte meine Internetverbindung sein, damit ich Filme und Serien problemlos und in einer guten Qualität sehen kann? Wer wie ich noch die Zeiten des jaulenden Modems mit einer Geschwindigkeit von 56 kbit/s kennt, mag die aktuellen DSL-Angebote für Wettrüsten halten. Für das Schreiben von Mails, Surfen im WWW, ein bisschen Chatten und der Oma mal ein Foto senden braucht es keine gigantische DSL-Leitung. Anders ist es allerdings beim gesteigerten Konsum von Medieninhalten, vor allem das Streamen von Filmen benötigt eine ordentliche Bandbreite.
Datenautobahn Deutschland?
Und die ist in Deutschland nicht überall verfügbar. Der seit dieser Legislaturperiode neu amtierende Internetminister Alexander Dobrindt von der CSU (genauer: Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur) verspricht dem Deutschen das schnellste Netz der Welt. Im Ausbau. Bis 2080. Nein, das war ein Versprecher, er meinte wirklich 2018. Da gibt weiterhin einen echten Handlungsbedarf, aktuell ist Deutschland nämlich alles andere als schnell im Netz, wie die Grafik von Statista mit Quelle Akamai zeigt. Im weltweiten Vergleich belegen wir mit einer durchschnittlichen Übertragungsrate von 7,6 MBit/s den Rang 27, Spitzenreiter sind die asiatischen Nationen Südkorea (22,1), Japan (13,3) und Hong Kong (12,5), letztere gleichauf mit dem europäischen Marktführer Niederlande:
Welche DSL-Geschwindigkeit wird benötigt?
Neben der klassischen DSL-Leitung eines Internetproviders stehen auch Satelliten-Anbieter und die Glasfaserleitungen der Kabelfernseh-Provider in Konkurrenz. Dazu kommen seit einigen Jahren die Angebote der Mobilfunkbetreiber, die zuletzt mit der LTE-Technik in der UMTS 4G-Generation Datenraten von bis zu 150 Mbit/s ermöglichen wollen. Zumindest theoretisch, die tatsächliche Leistung ist ja immer abhängig von den genutzten Endgeräten, dem Empfang oder „der letzten Meile“, sowie der parallelen Nutzung der existierenden Bandbreiten durch mein lokales Umfeld. Ich persönlich habe beispielsweise zwar eine 16.000 DSL-Leitung, mehr als 12.000 gehen technisch aber nicht durch und praktisch verfügbar sind irgendwas zwischen 7.000 bis 8.5000 MBit/s.
Die Vielzahl der Anbieter verschärft sich dabei noch durch ein recht unübersichtliches Angebot von Tarifen und Leistungen. Ganz praktisch ist hier eine Meta-Vergleichsseite wie Toptarif, die eine DSL-Suche der verfügbaren Angebote für die jeweilige Vorwahlregion ermöglicht- zusätzlich filterbar nach gewünschter Geschwindigkeit, der privaten oder beruflichen Nutzung und der kabelgebundenen oder drahtlosen Übertragung. Als Empfehlung setzen sie die notwendige Geschwindigkeit für Internet TV und Livestreams bei DSL 6000 an, allerdings nett umschrieben als „nutzbar“. In der nächsten Stufe mit DSL 16.000 dann auch in guter Qualität. Mit einer VDSL-Leitung mit einer Datenübertragungsrate von 50 Mbit/s lässt sich über nur eine Leitung mit sogenanntem Triple Play telefonieren, surfen und auch eben richtig gut fernsehen.
Video on Demand-Markt setzt auf hochauflösende 4K-Inhalte
Für den Herbst 2014 wird mit dem deutschen Markteintritt des US-VoD-Giganten Netflix gerechnet. In Übersee eine echte Erfolgsgeschichte zum Jahresende 2013 versorgte der Streaming-Anbieter in den USA bereits 30 Millionen zahlende Abonnenten mit Spielfilmen und Serien. Berechnungen des Netzwerkanbieter Sandvine zufolge war Netflix aber auch für beinahe ein Drittel des gesamten Datenverkehrs des Landes verantwortlich, gefolgt von YouTube mit 18,6 Prozent Anteil am gesamten Datenverkehr. In die Höhe gehen die Volumen nochmals durch die gestiegenen Ansprüche in der Bildqualität. Die von Netflix eigens produzierte Serie „House of Cards“ mit Kevin Spacey als machthungriger Senator Frank Underwood bietet Netflix mit der zweiten Staffel auch in der 4K-Auflösung, oder besser gesagt Ultra High Definition an. Die gestrige Entdeckung war aufgrund der hohen Bitrate mehr zufällig, Nutzer lobten das scharfe Bild. Ultra High Definition bietet mit 3840 x 2160 Pixeln die vierfache Auflösung zu Full HD, dementsprechend fein ist das Bild. Natürlich in größeren Datenpaketen verpackt, wenn da auch neue Codecs wie HEVC Abhilfe schaffen sollen. 4K bei Serien scheint mehr als ein Trend zu sein: Sony hat der Erfolgsserie „Breaking Bad“ ein 4K-Remastering gegönnt und auch VoD-Konkurrent Amazon Instant Video produziert all seine eigenen Serien in 4K-Auflösung. Doch selbst wenn die neue Kompression eine höhere Qualität bei gleicher Datenmenge erlaubt, sehen die Prognosen eine klares Wachstum in der Menge der via Internet transportierten Daten aus Mediatheken und Video on Demand-Diensten. Um die großen Datenmengen für die Nutzer schnell verfügbar zu machen, setzt Amazon bei seiner neu vorgestellten Set Top-Box „Fire TV“ auf ein lernendes Empfehlungssystem, das anhand der bisherigen Nutzung des Kunden weitere interessante Serien und Filme bereits auf Verdacht vorab herunterlädt, damit man sich nahtlosem Bingewatching ergeben kann.
In der Zukunft werden neben der Verfügbarkeit von Content auch weiterhin der Zugang und der Transport der Daten ein Thema sein, man denke neben dem dringend erforderlichen Netzausbau auch an die angekündigte Drosselung der DSL-Flatrates durch den Rosa Riesen oder auch das Thema bevorzugte Datenübertragung,bei uns unter dem Begriff „Netzneutralität“ diskutiert.
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Grafik: Statista (CC BY-ND 3.0)