Die technische voranschreitende Entwicklung der Digitalisierung ermöglicht Neuerungen im gesamten Filmproduktions-Zyklus. Nicht nur das Abspiel wird von analogem auf digitales Material umgestellt, auch die Produktion und Distribution durchlaufen hiermit Veränderungen. Die nachfolgende Abbildung erläutert die einzelnen Schritte der Produktion.
In der Pre-Production werden Drehbücher und Storyboards digital angefertigt. Über entsprechende Zugriffe wird kollaboratives, asynchrones Arbeiten ermöglicht. Veränderungen am Text können schnell umgesetzt oder bearbeitet werden. Zeichnungen für das Storyboard können direkt über Zeichentabletts als digitale Bilder angefertigt werden. Bilder lassen sich ergänzen oder verändern, oder Farbvariationen testen und über Compositing weitere Ebenen hinzufügen. Previsualisierungen wie Animatics bieten einen zeitbasierten Ablauf der Bilder, um Handlung, Timing und Stimmungen der Szenen festzulegen, oftmals werden Tonebenen wie Sprache, Musik und Geräusche an die Bilder angelegt. Einzelne Bilder, Tonebenen oder das Timing kann leicht verändert und direkt getestet werden.
In der Produktion werden die Szenen in Bild und Ton erstellt. Hochauflösende digitale Filmkameras finden fortschreitende Verbreitung. Ein großer Vorteil digitalen Materials ist die Möglichkeit zur direkten Kontrolle der gedrehten Szenen. Es muss kein analoges Filmmaterial über Nacht entwickelt werden, die digitalen Aufzeichnungen können direkt vor Ort gesichtet und auf Qualität überprüft werden.
Das erzeugte Material kann mit einer Datenverbindung oder auf einem Datenträger an die Postproduktion geschickt werden. Dort werden Bild und Ton digital bearbeitet. Animationen und Spezialeffekte lassen sich einfügen. Da diese heute fast ausschließlich computergeneriert sind, lässt sich durch die digitalen Aufnahmen viel Zeit für den sonst erforderlichen Schritt des Rollfilm-Scans einsparen. Auch der Schnitt des Materials kann an entsprechenden Workstations mit beispielsweise Avid oder Final Cut digital erfolgen. Vorabversionen lassen sich beispielsweise für Testscreenings oder Abnahmen ausspielen. Schließlich erfolgt das digitale Mastering, in dem die Endversion des Films als Digital Source Master (DSM) ausgespielt, und an den Verleih weitergeleitet wird.
Im Auftrag des Verleihs übernimmt ein Playout-Center oder Kopierwerk die Archivierung der hochauflösenden Master und die Vervielfältigung des Films auf digitalen Datenträgern für die Kinos. Ein Digital Cinema Distribution Master (DCDM) wird erstellt. Es beinhaltet sämtliche projektionsbezogenen Daten, wie Bild, Ton, unterschiedliche Sprachversionen und Untertitel. Es besteht die Möglichkeit der Erweiterung mit individuellen Codecs.
In der Distribution erfolgt der Versand mittels Datenträger oder über per Datenübertragung im Push- oder auch Pullprinzip. Dabei sind Verschlüsslungen erforderlich, um einen Schutz gegen Raubkopien zu bieten. Sogenannte Intermediaries übernehmen die verlustfreie Übertragung der Daten per Datenleitung.
Im Vorführraum des Kinos werden die Filme auf den Server überspielt oder mit speziellen Festplatten als Wechselplatte integriert. Zusammen mit den digitalen Schlüsseln werden die Filme für die Vorführung freigeschaltet und für das Abspiel, die Projektion, vorbereitet. Hierbei lassen sich über Peripheriesysteme auch die vorgeschaltete Produkt- und Trailerwerbung kombinieren und systematisierte Abläufe zusammen mit den Theater Management System (TMS) steuern.
Anhand der einzelnen Schritte wird deutlich, wie sich durch die voranschreitende Digitalisierung Arbeitsprozesse verändern. Zusammenarbeit kann kollaborativer, dezentralisierter und effizienter gestaltet werden. Während die ersten Schritte bereits zunehmend den analogen Bereich verlassen haben, hinkt die digitale Projektion gerade in Deutschland noch sehr hinterher. Es gilt Synergien zu nutzen und Geschäftsfelder zu besetzen. Also, in die Hände gespuckt und 1 und 0 fabrizieren!