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Pacific Rim - Logo

Vorweg gesagt: wer grundsätzlich nichts mit Mecha-Robotern und gigantischen Alien-Echsen anfangen kann, ist wohl in einer RomCom besser aufgehoben. Und es gibt viele Gründe, Guillermo del Toros neues Werk Pacific Rim nicht zu mögen. Der Film gebietet sich sehr patriotisch, die Figuren sind selbst in ihrer Verrücktheit so stereotyp wie nur möglich, die Handlung ist bis auf einen kleinen Kniff absolut vorhersehbar. Das Rad- wenn auch bedeutend größer als sonst-  erfinden del Toro und sein Co-Drehbuchautor Travis Beacham nicht neu, neben den direkten Anleihen an die Kaiju-Filme wie Godzilla schwingt der gesamte Kanon der Mecha-, Manga und SciFi-Welt mit, von Tetsujin 28-go bis Neon Genesis Evangelion sind die Anleihen mehr als deutlich, aber auch Independence Day, Jurassic Park, Cloverfield oder Avatar lassen beiläufig oder direkt grüßen.

PACIFIC RIM

Angekratzer Pulp

Jetzt das große Aber: die Zuschauer bekommen mit Pacific Rim genau das, was drauf steht. Riesige Roboter- hier Jaeger genannt-  im apokalyptischen Kampf für die Menschheit gegen gigantische Monster. Wer sich an dieser Art von High-Concept, Nerdstuff oder Pulp erfreuen kann, nehme ich sich einen Eimer Popcorn (Monstergröße) und genieße. Del Toro ist mit seiner Gigantenschau ein sehr sympathischer Film gelungen, der dort abliefert, wo andere Filme mit vergleichbaren Sujets versagen. Der Man of Steel konnte sich beispielsweise in seiner Übernatürlichkeit stundenlange Duelle mit den Gegnern liefern, wobei die Hausetagen wie Papier wegknickten, die Stofflichkeit der Umgebung war kaum nachzuempfinden. In Pacific Rim ist die Physis in jeder Szene vorhanden. Die Maschinen arbeiten und ächzen unter der tonnenschweren Last, jeder Schlag bereitet Mühe, jeder Treffer erfordert ein Verschnaufen. Der Kampf gegen das Böse wird erlebbar, die Bedrohung spürbar. Die tadellosen VFX aus dem Hause Industrial Light & Magic liefern aber nur das halbe Erlebnis, für mich hat sich der Bau der realen Sets besonders ausgezahlt. Wenn im Abspann sowohl Jaeger wir Piloten in ihren glossy Uniformen präsentiert werden, ist man sehr froh, dass im Production Desing nicht alles glatt und schick à la Transformers oder Stark Industries gestaltet wurde. Das Verteidigungsprogramm soll einem Schutzwall weichen, die Gelder fehlen, es wird allenorts improvisiert, der Rost frisst dich durch das Metall, der Beton bröckelt, die Narben vergangener Schlachten liegen blank. Darauf werden die VFX-Layer wie die HUDs aufgesetzt, die sehr stimmig das Physische mit dem Holografischen verbinden. Sehr beeindruckend ist die Farbgestaltung des Films, da hat Kameramann Guillermo Navarro alles rausgeholt, was die Red Epic aufzeichnen konnte. Mitunter mag es subtil sein, doch wer drauf achtet, erkennt das Farbkonzept der einzelnen Figuren, Gold steht für Raleigh Becket, Blau für Mako. Im Verlauf des Films lässt sich ihre Veränderung, bzw. Verbindung auch in der Farbwelt wiederfinden.

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Beste 3D-Konvertierung des Kinojahres

Del Toro, durchaus ein Kenner und Befürworter der Stereoskopie, entschied sich zunächst gegen 3D, da er eine Miniaturisierung der Größe der Jaeger und der Kaijus durch die visuelle Verzerrung der Brennweiten befürchtete. Warner Bros. als Verleih stimmte ihn (mit welchen Mitteln auch immer) um, neben den Extra-Dollars baut Warner auf kräftigen Zulauf in den asiatischen Boommärkten, die verrückt nach 3D-Inhalten sind. Del Toro rang Warner im Gegenzug enstprechendes Budget und 40 Wochen Zeit für eine äußerst sorgsame Konvertierung ab. Pacific Rim liefert die bisher beste 3D-Konvertierung des laufenden Kinojahres ab, dessen technische Brillanz man zum Standard erklären sollte. Del Toro hat nach seinen Angaben persönlich die 3D-Konvertierung von Stereo D überwacht und Szenen so lange überarbeiten lassen, bis sie seinen Ansprüchen genügen, dieser Schweiß hat sich definitiv gelohnt.

Inhaltlich betrachtet bin ich ja grundsätzlich ein Freund von wundervollen Tiefen, Pulp-Filme wie Pacific Rim dürften aber dennoch deutlicher mit den möglichen Gimmicks im Zuschauerraum spielen. Neben einer leichten Verlagerung außerhalb der Leinwand und einigen wenigen Out of Screen-Effekten wie einem herausragenden Jaeger-Schwert bleibt man recht zurückhaltend. Der Raum hinter der Leinwand wird gut genutzt, die gebauten Sets in den verwüsteten Straßen oder der Jaeger-Steuerungszentrale geben genügend natürliche Tiefeninformation für Raumstaffelung her. Diese werden dann nochmals mit dem Effektlayer mit den Virtual Graphical Interfaces überlagert, und damit zusätzliche Tiefe erschaffen. Wer nach einem 3D-Forschungsthema sucht , sollte sich den Einsatz der Floating Windows in Pacific Rim vornehmen. Mit einem Scheinfenster können die Objekte im Raum in den Tiefen veränderlich platziert werden, auch lässt sich das gesamte Tiefenbudget einer Szene steuern oder korrigieren. Wo andere konvertierte Filme einen Talking Head vor unscharfem Hintergund in einer flachen Szene böten, nutzt Pacific Rim diesen kreativen 3D-Ansatz des Dynamic Floating Window zur Raumschaffung ausführlich, vor allem zur Tiefengestaltung von Dialogszenen. Da war ein echter Könner am Werk.

PACIFIC RIM

Die Szenen sind auch in der Nacht, im Regen oder unter Wasser so gut beleuchtet, dass in einer regulär eingestellten Projektion trotz 3D-Lichtverlust keine Details absaufen. Die Roundness der Objekte in 3D ist ansprechend gestaltet, Menschen und Objekte besitzen ein natürliches Volumen. Zu gute kommt, dass die visuellen Effekte von Industrial Light & Magic stereoskopisch geliefert wurden, reine Schlachten zwischen Jaeger und Kaiju in den Tiefen des Pazifiks sind in nativem 3D zu erleben, laut del Toro entspricht dies insgesamt rund 30 Minuten des Films.

Im Storytelling hätte man sicher noch weiter im Raum erzählen können, geht es doch nicht nur um Größen und Höhen, sondern auch um Nähen und Distanzen der Figuren.

Ausgelagertes Storytelling

Die Verteidigungs-Geschichte wird clever erzählt, während andere Regisseure sich hätten verleiten lassen die gesamte Ursuppe zu inszenieren, beginnt del Toro direkt im Geschehen. Die ersten zehn Minuten eines Films ist der Zuschauer erstmal aufgeschlossen, akzeptiert „Unglaubliches“. Pacific Rim nagelt das Suspension of Disbelief in dieser Gnadenfrist absolut fest. Zwar hätte man sich durchaus weitere Einblicke in die Schar der eigentlich interessanten Figuren gewünscht, die kommen allesamt etwas kurz. Leider auch in der schauspielerischen Leistung von Idris Elba, von dem ich deutlich mehr Performance erwartete. Doch auch hier ist Abhilfe geschaffen, begleitend zum Film haben del Toro und Beacham einen begleitenden Comic veröffentlicht, der das Storytelling auf eine andere Basis heben will. In Pacific Rim. Geschichten aus dem Jahr Null wird die Geschichte des K-Days erzählt, der Tag als San Francisco durch den ersten Kaiju-Angriff vernichtet wurde und der World War K begann. Der Comic erzählt weit mehr als  Monsterschlachten, der Leser begibt sich auf eine persönliche Erzählreise der Charaktere des Films, ohne die das Jaeger-Programm nie entwickelt worden wäre. Er stellt Helden vor, die ihr Leben für die Rettung der Menschheit gelassen haben und zeigt Hintergründe auf, allem voran wie die Widerstandskämpfer des Films zu dem wurden, was sie sind. Wer also tiefer in die Geschichte eintauchen will, sei der Comic aus dem Cross Cult-Verlag wärmstens empfohlen.

Pacific Rim- Geschichten aus dem Jahr Null

Es wird (hoffentlich) Groß

Über ein mögliches Sequel wird bereits nachgedacht, es bleibt abzuwarten, wie finanziell erfolgreich Pacific Rim an der Kinokasse läuft. Inhaltlich wurde ein Keim für eine Fortsetzung gepflanzt. Achtung, Mini-Spoiler: was passiert mit unserer Welt, wenn die Kaiju mit dem transferierten Knowhow ebenfalls riesige Mechs bauten, die sie per Drift steuern? Das vergrößert alles nochmals um einen Faktor 50. Mechagodzilla lässt grüßen. 😉

Pacific Rim startet am 18. Juli 2013 in den deutschen 3D-Kinos, in ausgewählten Kinos auch in Dolby Atmos 3D-Sound, in IMAX 3D oder 2D. Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Film-Webseite und auf der Facebook-Fanpage. Noch ein Hinweis: Pacific Rim ist unbedingt auf der größten verfügbaren Leinwand anzusehen. Dafür wurde der Film erschaffen. Warum Warner Bros. für die Pressevorführung bei einem auf Gigantomanie ausgelegten Eyecandy-Film den kleinsten Saal des Kinos mit einer 60 Quadratmeter-Leinwand bucht, ist nicht nur mir schleierhaft. Zumal wenn zwei Türen weiter ein Dolby Atmos-Saal für ein umfassendes 3D-Sound-Erlebnis zur Verfügung steht und sich eine Treppe nach oben das neue IMAX mit der größten Leinwand der Stadt befindet…

Die Pacific Rim-Bildergalerie:

Der deutsche Pacific Rim-Trailer: 

Kurzinhalt: Als Legionen von Monstern aus dem Meer auftauchen, beginnt ein Krieg, der Millionen Menschen das Leben kostet und auf Jahre den Einsatz aller zur Verfügung stehenden Rohstoffe erfordert. Zur Abwehr der gigantischen Ungeheuer, die Kaiju genannt werden, konstruiert man gewaltige, als Jaegers bezeichnete Roboter – sie werden gleichzeitig von zwei Piloten gelenkt, deren Gehirne über eine Neuronenbrücke gekoppelt sind. Doch selbst die Jaegers können gegen die unerbittlichen Kaiju kaum etwas ausrichten. Angesichts der drohenden Niederlage müssen sich die Verteidigungstruppen wohl oder übel auf zwei Soldaten verlassen, denen man zu allerletzt Heldentaten zutrauen würde: auf einen heruntergekommenen Ex-Piloten (Charlie Hunnam) und eine Rekrutin ohne jede Erfahrung (Rinko Kikuchi). Sie sollen gemeinsam einen legendären, bisher als völlig veraltet eingestuften Jaeger steuern. Weil das apokalyptische Inferno unausweichlich scheint, bilden die beiden das letzte Bollwerk der Menschheit.

Das Pacific Rim-Hauptplakat:

Pacific Rim - Hauptplakat

Bilder © Warner Bros, Comiccover @ Cross Cult · Alle Rechte vorbehalten.

Mit 2, 5 Mio. Besuchern war ICH – Einfach unverbesserlich von Illumination Pictures ein Hit, weltweit spielte der CGI-Animationsfilm um den Superschurken Gru und seine drei Adoptivkinder gar über 500 Mio. Dollar ein. Wobei der eigentliche Knüller die gelben durchgeknallten Minions sind, Grus Gehilfen, denen kein Slapstick zu alt oder Blödelei zu albern ist. Kein Wunder, dass man bei dem Erfolg nachlegt, heute startet das Sequel ICH – Einfach unverbesserlich 2 in den deutschen Kinos und bringt natürlich alle Erfolgskomponenten mit: Gru mit seinen extravaganten Spielereien, Agnes mit ihrer Vorliebe für Einhörner, Dr. Nefarios genial-absurde Erfindungen und jede Menge Minions.

ICH – Einfach unverbesserlich 2 startet am 4. Juli 2013 in den deutschen 3D-Kinos, in ausgewählten Kinos auch in 2D. Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Film-Webseite und auf der Facebook-Fanpage.

ICH - Einfach unverbesserlich - Szenenbild 19

Kritik

Auch wenn Gru als geläutert in seinem Familiendasein aufgeht, wird er die Vergangenheit nicht los. Die Anti-Villain League braucht seine Hilfe, um dem Oberschurken El Macho das Handwerk zu legen, der eigentlich vor Jahren an einen mit Raketen gespickten Riesenhai gekettet in einen Vulkan stürzte. Gru kommt das auf der Flucht vor Verkupplungsversuchen von Töchtern und Nachbarn gerade recht, zumal Agentin Lucy mit ihrem Lippenstift-Taser durchaus elektrisierende Argumente vorzuweisen hat. ICH – Einfach unverbesserlich 2 setzt dabei auf eine Mischung aus Agentenparodie und RomCom mit einem Spritzer Superhelden-B-Movie und Zombiefilm. Verweise an James Bond und Indiana Jones waren dabei unausweichlich. Leider verstrickt sich die Geschichte immer wieder in unnötigen Seitenerzählungen, sehr spät erst entwickelt sich der eigentliche Drive. Die Motivationen der Protagonisten bleiben recht oberflächlich. Dabei bleibt leider auch das Herz seines Vorgängers auf der Strecke. Dafür werden aber gerne Klischees bedient, ob alle Mexikaner mit der Darbietung begeistert sind, bleibt fraglich. Die Minions dürfen erneut in ihrem respektlosem Slapstik über die Bühne toben, dabei ist den Regisseuren kein Popo-Witz in Ghibberisch zu schade. Doch sorgen sie für die Lacher und werden definitiv auch in diesem Sequel das Publikum anziehen (bevor sie dann im Dezember 2014 in ihrem eigenen SpinOff im Kino zu sehen sind). Dabei wird mit Sicherheit auch das Startergebnis des ersten Teils übertroffen, und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man sich mit gesamt über 3 Mio. deutschen Kinobesuchern weit vorne in den Kino-Jahrescharts platziert.

Auch wenn ich sonst OV-Fan bin- die deutsche Synchronisation kann sich absolut hören lassen. Synchronsprecher Oliver Rohrbeck darf als Gru erneut sein Können beweisen und Martina Hill geht in ihrer komödiantischen Leidenschaft völlig auf, wenn ihre Rolle als Agentin Lucy auch manchmal etwas ins Nervige abgleitet. Das Ergebnis ist weit entfernt von den Promi-Synchronversuchen mancher Filme, hier gibt es Dubbing erster Güte.
ICH Einfach unverbesserlich 2 -Banner

3D-Check

Bereits im ersten Teil von ICH – Einfach unverbesserlich hat man sich im ganzen Sortiment der Stereoskopie ausgetobt. Wie die Teasertrailer mit Scope on Flat-Effektrahmen bereits vermuten ließen, wird der Zuschauerraum mit diversen Out of Screen-Effekten genutzt. Formal wie inhaltlich ist es Gimmick 3D-Kino, kein Zuschauer ist vor der Marmeladenkanone der Minions sicher. Die Sets sind farbenfroh und bieten interessante Staffelungen für die Raumtiefe. Selbst in 3D-Kinos mit Polarisationstechnik gibt es keine nennenswerten Ghostingfehler, auch nicht in nächtlichen Szenen mit starken Kontrasten. Tipp: Beim Abspann sitzen bleiben, die Minions bekommen Extra-Screentime mit 3D-Schabernack. Wer sonst bei 3D-Filmen fehlende Pop Outs bemängelt, wird mit ICH – Einfach unverbesserlich 2 bestens bedient.

Die ICH – Einfach unverbesserlich 2-Bildergalerie:

Kurzinhalt: Der ehemalige Superschurke Gru ist Familienvater geworden und lebt ein beschauliches Leben mit seinen drei Adoptivtöchtern Margo, Edith und Agnes. Nachdem er scheinbar mit seiner dunklen Vergangenheit abgeschlossen hat, muss er sich nun mit der Organisation von Kindergeburtstagen, ersten unliebsamen Verehrern seiner Töchter und aufdringlichen Verkupplungsversuchen seiner Nachbarin herumschlagen. Doch als mysteriöse Vorfälle auf spektakuläre Pläne eines neuen Superschurken hinweisen, wird Grus Idylle jäh gestört. Eine ultrageheime Organisation schickt ihre beste Agentin Lucy, um seine Hilfe einzufordern – ob er nun will oder nicht. Nach erster Skepsis stürzt sich Gru voller Eifer in seine neue Aufgabe: Die Welt zu retten. Bei diesem nicht ganz ungefährlichen Unterfangen kann er sich voll und ganz auf seine Minions verlassen, die ihn hochmotiviert und mit blinder Begeisterung unterstützen. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten merkt Gru schnell, dass ihn mit Lucy nicht nur die Jagd nach dem neuen Superschurken verbindet, sondern die beiden auch außerhalb der Verbrecherbekämpfung ein gutes Duo abgeben könnten. Das stellt ihn allerdings vor ganz neue Herausforderungen, in denen Gru über sich selbst hinauswachsen muss…

Der deutsche ICH – Einfach unverbesserlich 2 -Trailer:

Das ICH – Einfach unverbesserlich 2 – Hauptplakat:
Plakat - ICH einfach unverbesserlich 2

Bilder © Universal Pictures · Alle Rechte vorbehalten.

 

Im heutigen 3D-Check widme ich mich erneut der Stereoskopie als Stilmittel und natürlich Burtons Stopmotion-Animationsfilm Frankenweenie, der etwas entkoppelt von der Hochzeit der Filmgrusler rund um Halloween ab sofort in den deutschen 3D-Kinos zu sehen ist. Die Lorbeeren der Kritiker sind umfassend, vom BAFTA über die Annie Award bis Golden Globe  und Academy Award kassierte Frankenweenie Nominierungen in der Kategorie Animationsfilm. Die Kritikerzirkel aus New York, Boston, Los Angeles, Florida und Kansas haben ihr sogar schon zu ihrem Gewinner gekürt.

Doch haben es Stopmotion-Animationsfilme an der Kinokasse in der Konkurrenz zu den vorherrschenden CGI-Werken nicht leicht, wie zuletzte Die Piraten oder auch ParaNorman belegten. Auch wenn 3D oder nicht 3D für mich keine Frage ist- was bringt Tim Burtons neues Gruselstück in der dritten Dimension? Lohnt sich der Aufschlag an der Kinokasse? Oder recyclet Burton nur alte Inhalte in neuer Form?

Und auch eure Meinung ist gefragt: am Ende des Artikels findet ihr eine Möglichkeit zur Abstimmung- werdet ihr euch den Film in 2D oder in 3D ansehen? Ich bin gespannt auf euer Feedback und wünsche euch gute Unterhaltung bei Frankenweenie!

Frankenweenie -Banner

Der begabte Victor mit seiner wiederbelebten „Kreatur“ Sparky

Hinweis: ohne kleine Spoiler geht es leider nicht, allerdings verrate ich im 3D-Check keine Kernpunkte der Geschichte.

3D-Potential

Auf dem deutschen Filmplakat verweist man auf den Regisseur von Alice im Wunderland. Für Burton und Disney ein Riesenerfolg, erreichte der Film über eine Milliarde Dollar Einspiel an der Kinokasse. Doch war nicht jeder amused über den Ausflug ins Kaninchenloch, das im Vorfeld so vielversprechend war. Mit Alice traf Burton bereits eine Entscheidung: bei allem liebenswerten technischem Schnickschnack- Drehen in 3D hält den Meister nur auf. So wurde auch Frankenweenie lediglich nachträglich ins stereoskopische Format gebracht, obwohl Stopmotion aufgrund der Kontrollierbarkeit eigentlich sehr dankbar für das 3D ist.

Inhaltlich bietet die Langfassung von Burtons Liveaction-Kurzfilm aus dem Jahr 1984 natürlich großartige Ansatzpunkte. Angefangen von Zitaten der 3D-Filme der S/W-Ära, kann man mit einem Arsenal der Monster der Filmgeschichte so ziemlich alles anstellen, von ausufernden Tentakeln über Größenunterschiede zwischen Herrchen und Riesen-Echse bis fliegenden Ungetümen. Da könnte man mal so richtig aus dem vollen Greifen!

[sws_grey_box box_size=“570″]3D-Potential- Wertung: 3/5 [/sws_grey_box]

formale und kreative 3D-Umsetzung

Gleich zu Beginn zeigt der junge Victor seinen Eltern den selbstgedrehten kindlichen Monsterfilm mit Sparky als Supersaurier im Kampf gegen die Flugsaurier-Bedrohung. Die Eltern sitzen gebannt mit einer Papp-3D-Brille auf dem Sofa uns folgen begeistert dem Werk des Sprößlings. Man merke auf: der junge Victor hat mit einfachsten Mitteln auf dem Dachboden einen 3D-Film gedreht, nachträglich konvertieren war damals noch nicht angesagt.  Da hat er dem Tim Burton von heute etwas voraus, wenn auch sonst Frankenweenie an vielen Stellen wie eine Aufarbeitung von Burtons kindlichen Traumata wirkt. Und hier beginnt die Oberflächlichkeit: wir zeigen einen 3D-Film im 3D-Film, das wäre doch nett.  Die Details gehen dabei unter: herkömmliche 2D-Kamera, herkömmlicher 2D-Projekter mit einzelner Filmrolle. Das ist zwar jetzt Rosinenpicken, zieht sich aber leider inhaltlich durch den ganzen Film, wo Inhalte zwar mit viel Stil, aber oft zu wenig Herz amalgamiert werden, einfach weil es gerade nett ist.

FRANKENWEENIE

Ein 3D-Film im 3D-Film- und ganz ohne Anaglyph-Technik!

Auch die Form des Schwarz/Weiss-Films lässt den Zuschauer stärker auf das Bild fokussieren, da der Informationskanal der Farbigkeiten fehlt. Das ist eine Stärke des Stopmotion-Films, da werden keine Elemente künstlich gerendert, sondern alle Objekte sind bereits real. Diese Fokussierung und die Strenge von 3D erfordern bessere Puppen, größere Sets und mehr Details, damit sie auf der großen Leinwand auch wirklich klingen. Die großen und schönen Innen und Außen-Sets geben das absolut her, die Figuren wirken für mich zurückbleibender. Damit meine ich nicht die schöne Animation, sondern mehr den Look. Der ist natürlich typisch Burton cartoony und überzogen, aber einfach schon zu oft gesehen.

Formal ist Frankenweenie eine absolut saubere 3D-Konvertierung, die auch in schwierigen Bildbereichen besteht, beispielsweise in Bildbereichen mit durch die Arbeit des Animatoren auftretenden Boiling-Effekte wie im Gras oder Mr. Whiskers Fell. Man könnte Frankenweenie auch für in 3D gefilmt halten. Allerdings bleibt die inhaltliche Verwendung der dritten Dimension deutlich hinter meinen Erwartungen zurück, weder Immersion noch Budenzauber werden gewinnbringend für das Storytelling genutzt.

[sws_grey_box box_size=“570″]3D-Umsetzungs- Wertung: 2/5 [/sws_grey_box]

PopOuts und Raumtiefe

Die Räumlichkeit rangiert in der Raumtiefe, was vor allem bei den großen Sets wie dem Jahrmarkt sehr schön wirkt. Dort gibt es schöne Distanzen und Staffelungen, auch der Detailreichtum sorgt für interessante plastische Bilder. Das Auge hat in der Regel genug Zeit zum Erfassen der Szenerie, die Blickführung ist eindeutig.

Sparky

Räumliche Staffelungen und perspektivische Hinweise bieten zusätzliche 3D-Informationen

Leicht herausstehende Objekte oder Popout-Effekte sind zwar vorhanden, werden aber eher selten eingesetzt. Und das fand ich für einen Monsterfilm, der eigentlich alle Freiheiten ermöglicht eher enttäuschend. Da dürfte man sich ruhig mal erschrecken oder etwas Bedrohliches abwehren. Die ganze Stadt ist bedroht durch die Invasion vom Friedhof der Kuscheltiere, das Publikum sitzt aber abseits, beobachtet aus der Distanz. Für meinen Geschmack wäre hier deutlich mehr in 3D möglich gewesen.

[sws_grey_box box_size=“570″]Popouts und Tiefe- Wertung: 3/5 [/sws_grey_box]

 

Helligkeit und Bildfehler

Die Schwarz/Weiss-Bilder bieten natürlich ein ungewöhnliches Seherlebnis. Doch auch ohne Farbe und trotz der düsteren Stimmung haben wir genügend Informationen für die Wahrnehmung von Helligkeiten.

FRANKENWEENIE

Eindrucksvolle Lichtführung und Kameraperspektive unterstützen den wirkungsvollen Auftritt von Mr. Rzykruski

 

Auch in den Nachtszenen sind die Helligkeitsunterschiede vorbildlich. Lediglich bei dem harten Konstrast von Schwarz auf Weiss wie dem Vollmond kommt es mal zu leichtem Ghosting, was aber nicht ins Gewicht fällt.

Wie immer gilt: ich gehe von einer gut eingestellten Kinoprojektion aus. Wer das Gefühl von absaufenden 3D-Filmen hat, sollte vielleicht mal das Kino wechseln.

[sws_grey_box box_size=“570″]Helligkeit und Bildfehler- Wertung: 5/5[/sws_grey_box]

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Gesamtwertung 3D-Check: 13 von 20 möglichen Punkten

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Kritik und Fazit :

Für wen ist Frankenweenie eigentlich gemacht, außer für Tim Burtons Ego? Mir ist an vielen Stellen der Film einfach zu selbstverliebt. Als ruft Burton ständig: guck mal, ich kann alle Horrorklassiker zitieren! Und mich selbst! Klar, ist ja auch das erweiterte Remake seines eigenen Kurzfilms. Natürlich ist der vielzahnige Mr. Rzykruski eine Hommage an Burtons Idol Vincent Price, natürlich ist Elsa van Helsing DIE Winona Ryder (wird im Original auch von ihr gesprochen). Aber der Bürgermeister von New Holland Mr. Burgermeister ist eben auch das recycelte Modell von Finis Everglott aus Tim Burtons anderer Stopmotion-Regiearbeit Corpse Bride.

Links der böse Schwiegervater Finis Everglott aus Corpse Bride- rechts der böse Mr. Burgermeister aus Frankenweenie

Es fehlen allerdings Johnny Depp und Ehefrau Helena Bonham Carter, die sind ausnahmsweise nicht mal als Cameo dabei. Dafür liefert selbstervständlich Danny Elfmann den schönen Score.

Liebenswerte Zitate sind überall im Film eingearbeitet: so heißt die verstorbene Schildkröte Shelley, was natürlich aufgrund des Panzers passt, aber eben auch der Name der Frankenstein-Autorin Mary Shelley ist. Und mir fehlte es so manches mal an der inhaltlichen Tiefe -warum hat Victor einen ägyptischen Mitschüler- weil man natürlich noch einen Bezug zu Die Mumie brauchte.

Hier stellt sich dir große Frage nach dem Zielpublikum- für wen ist Frankenweenie eigentlich gemacht? Kinder werden zwar der Geschichte um Victor etwas abgewinnen, doch sind andere Teile des Films zu gruselig. In Deutschland kassierte Frankenweenie gar eine FSK 12, was ihm vermutlich den Garaus macht, denn welcher pubertierende 12jährige prahlt damit, sich einen Puppenfilm anzusehen? Auch kennen Kinder die Zitate an die Klassiker der Horrorfilm-Geschichte nicht, da sie den Kanon noch gar nicht entdeckt haben. Für die Erwachsenen hätte es mehr Substanz geben müssen, wenn man sich die ursprünglichen Fragen aus Shelleys Frankenstein stellt, also der Anmaßung der göttlichen Schöpfung und der Grausamkeit gegenüber Fremden aus eigener Furcht.

Auch wenn der eigentliche Sympathieträger der Films, Mr. Whiskers, einen unschönen Tod stirbt, ist der Film durchaus sehenswert. Schöne stimmungsvolle Bilder treffen auf ausgefeiltes Stopmotion-Handwerk. Doch hätte ich lieber etwas Frisches, Neues mit der kreativen Düsternis im experimentierfreudigen 3D von Burton gesehen.

Bilder © Disney · Alle Rechte vorbehalten.