Prince of Persia Desert Challenge: Weltreise im Wüstensand – die Atlas-Filmstudios in Ouarzazate
Doch war das Wehrdorf noch nicht das Ende unserer Reise: die sagenhaften Atlas-Filmstudios in Ouarzazate warten einige Kilometer weiter mit eine Führung über die Filmsets auf uns. Es wundert nicht, dass das auf dem Filmgelände liegende Hotel „Oscar“ heißt, versteht man sich doch als Mollywood, also Marokkos Hollywood. Und das zu recht, mit jährlich 5-6 Produktionen sind die Studios gut ausgelastet. Und große Regisseure wie Ridley Scott, Oliver Stone, Martin Scorsese oder Mike Newell haben hier ihre Filme in Szene und ins richtige Licht gesetzt. Der Vorteil: das Land ist regensicher, die Sonnenscheindauer ist lang, so dass ein Drehtag voll ausgenutzt werden kann. Die Landschaft mit den Bergen im Hintergrund ist wunderbar. Und die Handwerker bauen geschickt eindrucksvolle Attrappen und Kulissen von Sets in riesigem Ausmaß. Wir begeben uns nicht nur auf eine Reise durch die Welt der Filme, sondern auch durch die Epochen und rund um die Welt, noch größer als das Reich der Perser.
Der erste in den Atlas Filmstudios gedrehte Film war die „Jagd nach dem Juwel vom Nil“ mit Michael Douglas, Kathleen Turner und Danny de Vito. Zu sehen gibt es noch das Kampfflugzeug-Modell der F16, das allerdings nie flog, sondern lediglich von einem VW-Käfer-Motor angetrieben rollte.
In einem buddhistischen Tempel erahnen wir die Gegenwart des jungen Dalai Lamas in Film Kundun von Martin Scorsese, der hier einen großen tibetischen Tempel errichtete.
Wir verlassen Asien und gelangen auf unserer kleinen Weltreise gleich nach Rom. Ridley Scott filmte hier Gladiator mit Russel Crowe in der Hauptrolle. Die imposanten Tore der römischen Herrschafts-Stadt lassen Filmerinnerungen aufkommen. Gleich gegenüber liegen kleine Gassen, die ebenfalls in Gladiator zu sehen waren. Wer denkt, dass die Mauern in örtlicher Handwerksweise errichtet wurden, irrt. Lediglich Gips und eine optisch perfekt gestaltete und auf entsprechendes Alter und Zustand getrimmte Oberfläche lassen die Illusion perfekt werden. Der Rest ist die Kameramagie des Kinos, die die Sets zum Leben erweckt. In den gleichen Kulissen filmte übrigens auch Mel Gibson seinen vieldiskutierten Film „Die Passion Christi“. Von Rom nach Jerusalem ist es also kein geografischer, sondern nur ein inhaltlicher Sprung, zumindest in den Atlas Filmstudios.
Endlich sehen wir auch das Set, weswegen wir eigentlich die Reise antraten: Prince of Persia. Zwar kein gewaltiger Herrschaftspalast, wie mancher hoffte, aber eine verwinkelte Gasse mit vielen kleinen Häusern. Dieses Set kann man in der Anfangssequenz des Films Prince of Persia sehen, als der junge Dastan vor den Soldaten des Königs flieht und sich mit ihnen eine packende Verfolgungsjagd kreuz und quer durch die Gassen und über die Strohdächer der Häuser liefert. Eine Leistung, die den König so sehr beeindruckte, dass er das junge und mutige Kind von der Straße als seinen Sohn adoptiert und ihn in den königlichen Palast aufnimmt- Dastan wird zum Prinzen, der Rest ist Geschichte.
Religiöses wurde in diesen Sets und der umgebenden Landschaft viel gedreht: von Bibel-Verfilmungen über Sönke Wortmanns Romanverfilmung „Die Päpstin“ bis hin zu den Kreuzzügen nach Jerusalem. Mit einem besonders beindruckenden Set wartet Ridley Scotts Film „Königreich der Himmel“ auf, in dem sich Orlando Bloom und Eva Green in das Jerusalem des 12. Jahrhunderts hineinversetzen. Dafür hat man in den Atlas Filmstudios Alt-Jerusalem aus dieser Zeit als Außen und Innenkulisse in 9 Monaten als große Festung in das Bergpanorama gebaut. Stolze 9 Millionen Dollar verschlang diese monumentale Umsetzung des Sets!
Apropos groß: wir wandern ein wenig weiter und stehen vor einem großen Ägyptischen Tempel, der im Actionabenteuer „Die Mumie“ zum Einsatz kam. Auch hier verbirgt sich die Pracht aus Gips und rückwärtigen Stahlrohren. Dass die Ägypter nicht spinnen, beim Teutates, konnte man auch im Film Asterix und Obelix: Mission Cleopatra sehen. Wir dürfen auf dem Gelände des Atlas-Filmstudios den gigantischen Tempel von Luxor und die Miniatur-Ausgabe von Abu Simbel bewundern. Die Fassade ist besser erhalten als das ägyptische Original, allerdings darf man nicht auf die Rückseite gucken, wo das Gerüst aus Stahlstreben, Schilfrohren und jede Menge Gips zum Vorschein kommt.
Was uns allen nach dem Besuch des Filmstudios klar wurde: Film ist eine fantastische Illusion, bei der alles zusammen kommen muss. Die richtigen Schauspieler an den passenden Sets. Die packende Story in atemberaubender Landschaft. Spannende Abenteuer, Rührendes fürs Herz und ein bisschen digitale Effekte. Der Rest ist die Magie des Kinos.
Glücklich, aber auch ein bisschen erschöpft, schwingen wir uns in die Geländewagen und machen uns auf den Heimweg. Das Navi kennt unseren Heimatort zur Medina von Marrekech, da genügt beim Mio ein Knopfdruck für die richtige Route. Was allerdings noch schlimmer ist als eine 200 Kilometer-Fahrt durch die Serpentinenstrecken des Atlas, ist eine eine 200 Kilometer-Fahrt durch die Serpentinenstrecken des Atlas in der Dunkelheit, getrieben von rasenden LKWs und einheimischen Bussen mit schlechter Verbrennung und qualmenden Motor. Doch kommen wir heile ans Ziel, und wir werden in unserer Herberge Riad Ifoulki von einem fröhlichen Fest im Innenhof überrascht. So lassen wir den Abend mit Essen, Tanz und Musik ausklingen, und geben uns bis zum pünktlich zum Sonnenaufgang stattfindenden Gebet des Muezzins dem Schlaf hin.
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