Werner Herzogs 3D-Dokumentation "Cave of Forgotten Dreams" feiert Premiere in Toronto
Wie bereits im April berichtet, hat Werner Herzog eine Dokumentation über die Höhlenmalereien von Chauvet-Pont-d’Arc gedreht. Die weltberühmte Höhle in Südfrankreich nahe der Kleinstadt Vallon-Pont-d’Arc enthält über 500 Wandbilder mit gemalten und gravierten Tier- und Symboldarstellungen- und ist zum Schutz vor Beschädigungen nicht öffentlich zugänglich. Um so fantastischer, dass Werner Herzog uns mit einer stereoskopischen 3D-Dokumentation am Erlebnis vergangener Kulturen teilhaben lässt. „Cave of Forgotten Dreams“ feierte nun auf dem Filmfest in Toronto seine Weltpremiere.
Eine beeindruckende Dokumentation über die Entstehung der Bildkommunikation, vielleicht sogar über die Entstehung der bewegten Bilder, also des Kinos. Leider habe ich es nicht persönlich nach Toronto zur Premiere geschafft, muss auch also auf eine Fremdkritik der 3D-Doku verweisen. Und ein zweites leider hänge ich gleich hintendran: einen deutschen Starttermin für den Film gibt es noch nicht. Es gibt ja bisher auch so gut wie keine Arthaus- und Programmkinos in Deutschland, die in der Lage wären, den Film in seiner Gestalt zu projizieren. Denn 3D-Inhalte für die Programmkinos fehlten bisher, nun sind die ersten Inhalte da und es fehlt an Abspielstätten. Klingt nach Henne/Ei-Problem, was sich hoffentlich in schneller Zukunft löst.
Hier der Review von Indiewire:
“Cave of Forgotten Dreams” takes a fascinating 3-D journey into the inner sanctum of heretofore undocumented cave paintings in the south of France. Destined to delight Herzog fans for its offbeat ruminations on the evolution of creativity, the movie also derives ample philosophical weight from the sheer beauty and inherent mystery of the subject at hand. Guiding the audience with his typical voiceover narration, Herzog delves into “one of the greatest discoveries in the history of human culture,” the etchings on the walls of the 1,300-foot Chauvet Cave, presumably home to the oldest paintings in the world. Owned by the French government and restricted to a handful of experts, the cave remains as mysterious as the history of its contents.
Herzog naturally plays up the enigma at hand with epic grandeur, occasionally overdoing it but usually hitting the mark. Introducing the setting with a majestic crane shot (particularly immersive in 3-D), his camera soars above the cave and surveys the desolate landscape. Unleashing cosmic observations about “the abyss of time” and the like, Herzog ventures into the darkness with his small team, carefully illuminating the 35,000-year-old artwork within. The profoundly magical aura of the footage ranges from charcoal etchings of animals in motion (“almost like a form of proto-cinema”) to hints of attempts at self-portraiture (“as if the human soul was awakened within them”).
…And yet, given the unprecedented nature of the project, Herzog’s filmmaking efforts are tightly controlled and closer to conventions of the form than his other recent non-fiction ventures. He sticks to the practical goal of exposing the art, and concludes by dedicating the movie to the cave’s discoverers. Apparently, plans are underway to open a replica of the cave for the general public, but Herzog beats them to the punch by putting this natural museum on the big screen.“
Den vollständigen Review gibt es auf der Seite von Indiewire.
Bilder © Werner Herzog, Marc Valasella · Alle Rechte vorbehalten.
Technicolor hat eine 3D-Lösung für Arthouse Kinos angekündigt. Ein eigenes Patent ermöglicht eine over/under Anordnung der stereoskopischen Bilder auf einem 35 mm Film. Eine ebenfalls patentierte Splitlinse wird vor einen herkömmlichen 35mm Filmprojektor geschwenkt und ermöglicht somit die Wiedergabe dreidimensionaler Filme mittels circular Polarisation auf einer silberbedampften Leinwand. Die Qualität der 3D-Filme entspricht einer digitalen 4K-Auflösung und lässt sich mit einer einfachen Polarisationsbrille betrachten. Nähere Infos auf http://www.gizmag.com/technicolor-3d-cinema-solution/12925/ oder im BAF Blog vom 11. September 2010.
Danke Dir für den Hinweis. Ich habe auf DigitaleLeinwand auch schon über das Format berichtet (http://www.digitaleleinwand.de/2010/02/12/technicolor-stellt-heute-sein-analoges-3d-system-in-berlin-vor/) , leider gibt es ein paar „Abers“. Das größte Problem: das TC3D-Format ist nur eine Übergangslösung. Das Mietmodell für die Splitlinse wurde abgeschafft, so dass alleine der Kauf für 24.000 € möglich ist. Dazu kommen die Kosten für eine Silberleinwand, denn die wird dringend benötigt, für die (preiswerten) Einweg-Brillen und für die Installation und Anpassung des Projektors, wie lichtstärkere Kolben. Also doch ein Spaß von mindestens 35.000 € (plus MwSt.), den sich dann die Arthaus-Kinos sicherlich nicht leisten wollen. Von den angekündigten 60 Umrüstern waren zum Start von Shrek lediglich 12 Kinos wirklich mit TC3D ausgerüstet. Ein zweites großes Problem: nicht alle Filmverleiher unterstützen das Format. Menne von Disney hat ausdrücklich die Belieferung von analogem 3D ausgeschlossen- und Disney ist einer der Verleiher mit den meisten 3D-Produktionen bisher, also kein unwichtiger Player.
Die Bildqualität wird nach TC-eigener Studie im Vergleich zu einer digitalen 2K-Kopie von den meisten als gleich qualitativ eingeschätzt. Eine digitale 4K-3D-Projektion ist in Deutschland gar nicht zu sehen, da die 3D-Vorsätze derzeit nur eine 2K-Auflösung liefern. Nach eigenem Empfinden (ich konnte bereits Material in Technicolor 3D zur Berlinale sehen) sieht man durchaus einen Unterschied zu der für mich brillanteren digitalen 2K-3D-Projektion.
Insofern ist für mich das TC3D-System nur eine temporäre Nische, leider aber keine Lösung für die Programmkinos.