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Nach eigenen Angaben hat der Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt FFA auf seiner heutigen Sitzung den Weg für die Förderung der Digitalisierung der sogenannten Kriterienkinos geebnet. Laut Pressesprecher Thomas Schulz wurde die Einbindung der FFA in die Förderung des digitalen Kinos beschlossen.

Wörtlich heißt es: „Das Gremium beschloss in Berlin eine Änderung des laufenden Wirtschaftsplans. Danach werden bis zu 12 Mio. Euro aus dem laufenden Haushalt der FFA für Förderungsmaßnahmen zur Digitalisierung der Kinowirtschaft bereitgestellt. Der Beschluss steht unter dem Vorbehalt, dass die formale Änderung des Wirtschaftsplans vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) genehmigt und die notwendige Rechtsverordnung erlassen wird. Die Mittel sollen für Förderungsmaßnahmen von 1.200 so genannten Kriterienkinos zur Verfügung gestellt werden, die vom Staatsminister Bernd Neumann im Rahmen seines Zwei-Säulen-Modelles festgelegt worden waren.“

Details sind noch nicht geklärt, auch steht noch die Zustimmung des BKM und des Bundeskartellamtes aus. FFA-Präsident Eberhard Junkerdorf bezeichnete den Beschluss als einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Als Kriterienkinos werden die Filmtheater mit mindestens 40.000 Euro Jahresumsatz oder 8000 Besucher pro Jahr definiert, die jedoch einen Jahresumsatz von 180.000 Euro unterschreiten. Dieser Entschluss mag eine Rettung für die kleinen Kinos sein, deren Existenz aufgrund fehlender Finanzierung der Digitalisierung von manchen als bedroht angesehen wird. Da geht es nicht mehr um eine Innovation, sondern um Existenz. Bleibt zu hoffe, dass die Gelder nun tatsächlich schnell zur Verfügung gestellt werden, Anträge zur Förderung von Kinobetreiber liegen bereits vor.

Quelle: FFA

Zusammen mit der Bayerischen Staatskanzlei hat der FFF für Bayern als erstes Bundesland ein Sonderprogramm zur flächenweiten Umrüstung auf die digitale Kinotechnik gestartet. Hierzu stellt der Freistaat Bayern pro Jahr 1 Mio. Euro zur Verfügung. Bewilligt werden Investitionszuschüsse für 2K-, 4K- oder 3-D-Projektionssysteme. Kinobetreiber, die ein Filmtheater in Bayern betreiben, können erstmals bis zum 31. Oktober 2009 Anträge für die Umrüstung stellen.

Die Besucherzahlen im Kinojahr 2009 sind so hoch wie lange nicht mehr und trotzen der allgemeinen Wirtschaftskrise. Der Erfolg basiert auf einer Vielzahl attraktiver Filme, mit den Tophits „Ice Age 3“ und „Harry Potter und der Halbblutprinz“ und einem Boom des digitalen 3-D-Kinos, das in immer mehr Kinosälen angeboten wird. Angesichts dieser Entwicklung und den bevorstehenden Starts weitere 3-D Kinohits wie die Pixar-Produktion „Up-Oben“ oder „Avatar“ von „Titanic“-Regisseur James Cameron investieren immer mehr Kinobetreiber in die digitale Kinotechnik ab 2K-Projektionssystemen, die von den Studios in Hollywood als Standard für die künftige Herausbringung ihrer Filme festgelegt wurde.

fff bayern

„Wir gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre die meisten Kinosäle auf digitale Projektionstechnik umgerüstet werden. Mit dem Einzug der neuen Technik wird der Kinobesuch zu einem noch attraktiveren Freizeit- und Kulturerlebnis, insbesondere bei 3-D Filmen, mit denen die Betreiber auch höhere Umsätze erzielen. Da bisher innerhalb der Branche kein einheitliches Finanzierungsmodell verabschiedet wurde, ist das FFF Fördermodell vor allem eine Unterstützung der Kinobetreiber, die im Moment das wirtschaftliche Risiko der Investition weitestgehend alleine tragen“, so FFF Geschäftsführer Prof. Klaus Schaefer. „Sobald ein bundesweites Finanzierungsmodell verabschiedet wird, kann dieses auch mit dem FFF Zuschuss kombiniert werden“.

In Bayern gibt es derzeit 300 Filmtheater mit fast 800 Leinwänden, darunter rund 100 Programmkunstsäle. Über die Hälfte der Filmtheater befinden sich in Orten unter 50.000 Einwohner abseits der Ballungsräume. Das neue Förderprogramm ist vor allem für mittlere und kleinere Betriebstypen mit bis zu sechs Kinosälen ausgerichtet. Für Programmkunsttheatern gibt es einen zusätzlichen Bonus.

FFF-Aufsichtsratsvorsitzender Staatsminister Siegfried Schneider: „Der Erhalt des flächendeckenden Kinobestands ist ein wichtiges Anliegen der bayerischen Filmförderpolitik. Der Freistaat hat deswegen rechtzeitig ein Programm zur Förderung der Umrüstung auf die digitale Kinotechnik initiiert, damit auch in Zukunft die bayerische Kinolandschaft hinsichtlich Ausstattung als auch Programmangebot attraktiv bleibt. Filmtheater sind mehr als nur Abspielstätten, sie haben eine wirtschaftliche, soziale und kulturelle Funktion und sind gerade in kleinen und mittleren Orten eine wichtige Bereicherung für das Freizeit- und Kulturangebot.“

Die detaillierten Richtlinien und Fördervoraussetzungen für das neue Sonderprogramm sind in einem eigenen Merkblatt zusammengestellt, das zusammen mit dem Antragsformular auf der FFF Homepage zum Download bereit steht. Ansprechpartnerin für das Digitalisierungsprogramm beim FFF Bayern ist Filmtheater-Referentin Birgit Bähr.

Quelle: FFF Bayern

Eine ungelöste Frage ist die Finanzierung des Digitalen Rollouts in Deutschland. Pro Saal entstehen Kosten für den Projektor und den Server mitsamt erforderlicher Infrastruktur wie klimatisiertem Vorführraum, Netzwerkanbindung und entsprechender Stromversorgung. Je nach Modellen, Ausstattung und Leistungsumfang summieren sich Kosten pro Saal von 50.000- 100.000 Euro. Dies ist für Kinobetreiber in der Regel nicht aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Auch die Filmverleiher sehen sich außerstande die Gesamtkosten zu tragen. Staatliche Förderungen werden zwar für einzelne Projekte vergeben, allerdings steht auch hier der erforderliche Gesamtbetrag nicht zur Disposition.

Als Kompromiss wurde von den Verbänden das sogenannte 100er-Modell als Vorschlag entwickelt. Demnach zahlt die Gemeinschaft der Verleiher eine virtuelle Printfee (VPF) von 100 Mio. Euro. Dieser Beitrag wird nutzt die Einsparungen der Verleiher bei den Kosten für analoge Kopien und deren Distribution. Die Kinobetreiber zahlen pro Saal und Monat 100 Euro. Dritte, wie der Staat, die Filmförderungsanstalt, Werbung und Produzenten sollen in der Gesamtheit den Betrag von 100 Mio. Euro finanzieren. Auf Ausnahmen hat sich der HDF mit der AG Kino für Programmkinos geeinigt: „Filmkulturell engagierte Kinos sind von der Zahlung des monatlichen Grundbetrags in Höhe von 100 EUR befreit, sofern sie im Vorjahr mit dem Kinoprogrammpreis des Bundes ausgezeichnet wurden oder mit dem entgeltlichen Abspiel von deutschen und europäischen Filmen einen nachgewiesenen Besucheranteil von mindestens 50 % erzielt haben. Gleiches gilt in Orten unter 20.000 Einwohnern für Leinwände in Filmtheatern mit bis zu vier Sälen, deren Kinokartenumsatz im Vorjahr weniger als 100.000 EUR betrug.“ (Pressemitteilung HDF)

Insgesamt sollen diese Leistungen über den Zeitraum von 5 Jahren erbracht sein, um die flächendeckende Digitalisierung zu gewährleisten. Allerdings sind die Zeiten nicht gerade rosig: Aufgrund der Finanzkrise werden derzeit keine verbindlichen Aussagen über die tatsächliche Finanzierung oder den Zeitpunkt der Bereitstellung der Mittel getroffen.

Ein flächendeckender Rollout des Digitalen Kinos hat in Deutschland noch nicht begonnen. Und doch kommt die Umstellung in Schwung: von 30 digitalen Leinwänden Ende 2008 hat sich die Anzahl zum Ende des ersten Quartals 2009 auf 45 Leinwände erhöht, zum heutigen Stand existieren in Deutschland 59 digitale Leinwände. Eine flächendeckende Umstellung der rund 5000 Leinwände in Deutschland soll in einem Zeitraum von fünf Jahren erfolgen. Eine Übersicht als Landkarte erhaltet ihr auf der Seite Digitale Leinwände.
Kinobetreiber müssen sich entscheiden, ob sie direkt auf digitale Inhalte umschwenken oder einen Hybridbetrieb mit digitaler und analoger Technik fahren wollen. Mit aktuellem Stand können die Verleiher augenscheinlich Neuerscheinungen mit digitalen Content liefern, da es bereits reine digitale Kinos gibt. Natürlich ist bei der Menge der herkömmlichen Kinos der Großteil der Filmkopien weiterhin analog. Kinos mit Filmreihen älterer Filme müssen sorgfältig planen, da eine Verfügbarkeit des gesamten Backkataloges noch nicht absehbar ist.
Ich sehe bei der Umstellung vor alle zwei Probleme: zum einen die Finanzierung, zum anderen die Unsicherheit und Unkenntnis gegenüber der Technik. Die Zukunft Kino Marketing (ZKM) hat im August 2008 die digitale Roadshow durchgeführt, um Kinobetreibern mal die Technik zu demonstrieren, Fragen zu beantworten und den Dialog zu starten. Dies ist sicherlich ein wichtiger Schritt gewesen, vor allem für die Kinobetreiber, die nur unter Protest die dunkle Abgeschiedenheit ihres Vorführraums verlassen.
Das größte Problem bleibt die Finanzierung: es gehört nicht nur die Anschaffung eines digitalen Projektors zur Umrüstung, sondern auch eine komplette Anpassung der Hintergrundsysteme. So wird zum Beispiel ein Server benötigt, eine Netzwerkinfrastruktur muss verlegt werden und der Vorführraum klimatisierbar sein, mitunter ist eine neue silberbeschichtete Leinwand erforderlich. Insgesamt rechnet man an Kosten pro Leinwand (also nicht für jedes Kino, sondern für jeden Saal) etwa 70.000 Euro. Dies können die meisten Kinobetreiber nicht mal eben aus der Portokasse zahlen. Die Verbände haben zusammen mit den Verleihern ein Modell zur Finanzierung entwickelt, das sogenannte 100er-Modell. Damit soll die Umstellung aller Leinwände in Deutschland ermöglicht werden, die Kosten teilen sich der Kinobetreiber, die Filmverleiher und der Staat. (Über das 100er Modell gibt es in den nächsten Tagen noch einen ausführlicheren Artikel.)

Bisher sind als nur etwa 1,2% aller Kinoleinwände digital. Letztlich geht es bei der Digitalisierung nicht nur um das Erschließen neuer Märkte, sondern auch um das Überleben einzelner Kinos. Der Zeitpunkt des Markteintritts bestimmt die Möglichkeiten es Wettbewerbsvorteils, ist aber auch an die potentiellen Risiken gekoppelt. Dem Fortschritt des Kinos zu seiner digitalen Form wird man sich letztlich nicht verweigern können. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis sich digitale Filme als ausschließlicher Content etabliert haben. Auch wenn der Zeitpunkt der flächendeckenden Versorgung ungewiss ist, die Zukunft des Kinos ist digital.