Erstmals ist ein Kurzfilm in handgezeichnetem 2D und computergeneriertem 3D zu sehen- und zwar gleichzeitig und in stereoskopischem 3D. Pixars Animations-Kurzfilm „Day&Night“ von Regisseur Teddy Newton läuft als Vorfilm vor „Toy Story 3“ ab dem 29.07.2010 auf den 3D-Leinwänden. Nun wurde Day&Night von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet.

Tatsächlich sind Tag und Nacht so unterschiedlich wie nur möglich. So reflektieren sie in diesem Kurzfilm unterschiedliche Zeiten der gleichen Orte: Wo Schmetterlinge fliegen und sich Bikinischönheiten am Strand sonnen, flimmern am nächtlichen Himmel Feuerwerk und die Bilder des Autokinos. Aus einer anfänglich misstrauischen Begegnung der beiden wird ein erbitterter Wettstreit um die tollsten Attraktionen der jeweiligen Tages- bzw. Nachtzeit, der jedoch in einer versöhnlichen Freundschaft mündet. In seiner Kürze steht der Vorfilm zu TOY STORY 3 seinem Kollegen in Sachen bunter Effekte, liebevoller Details und technischer Souveränität in nichts nach. Die Pixarstudios haben in ihrem ausgefeilten Shorty die Möglichkeiten der Kombination von 2D- und 3D-Effekten mit viel Fantasie, universeller Bildsprache und hohem Schauwert ausgelotet. Heraus kam eine muntere Revue von Nachtleben und Sonnenseiten – im amerikanischen Retrolook der 50er Jahre, mit viel Tempo und swingender Musik.

Die vollständige Jurybegründung lautet:

„Lady Sunshine and Mister Moon” – Connie Froboess war in ihrem Schlager einst überzeugt, dass sie sich nie begegnen würden. In diesem Pixar-Kurzfilm aber treffen Tag und Nacht (geschlechtsneutral) zusammen – und sind zunächst einmal erschrocken. Der Tag ist ein heiteres Kerlchen mit sonnigem Gemüt, während die Nacht ein eher düsterer Charakter ist. Beide beäugen sich erst einmal argwöhnisch, doch als sie sich besser kennen lernen und die einzigartigen Qualitäten des anderen erkennen, stellen sie fest, dass sie lediglich einen unterschiedlichen Ausblick auf ein und dieselbe Welt haben. Ihre Freundschaft eröffnet Tag und Nacht eine ganz neue Perspektive.

Bei jedem neuen Pixar-Langfilm, der in die Kinos kommt, freuen sich die Fans weltweit auf den „Shortie“, der traditionell vorgeschaltet ist. Die Erwartungen an den neuen Pixar-Kurzfilm, der vor TOY STORY 3 gezeigt werden soll, sind dementsprechend hoch. Überraschenderweise sind die Charaktere Tag und Nacht hier in 2D-Zeichentrick animiert. Nur ihr Inneres, das die Geschehnisse während des Tages oder der Nacht charakterisiert, ist in 3D gestaltet. Der eigentliche Pixar-Film spielt sich quasi im Körper der Protagonisten ab. Dabei ist der Film optisch (von Teddy Newton) und akustisch (von Michael Giacchino) voller schöner Einfälle.

Jede Sekunde birgt eine neue Idee, die überrascht und erfreut. Außerdem hat der Film eine positive Botschaft. Er öffnet die Augen für das Neue und Unbekannte und zeigt, dass man sich nicht fürchten muss, sondern dass die rätselhaften Dinge mitunter die schönsten sind.

Die Auszeichnungen mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ sind ja für Pixar-Filme beinahe Standard. Und sicherlich eine weitere Motivation, sich mit einer Kinokarte ab dem 29.Juli gleich zwei ausgezeichnete Filme anzusehen.

Bild © Disney/Pixar  · Alle Rechte vorbehalten.

Update: Sven hat mich noch aktualisiert, dass „Pixels“ der Gewinner des Internetfilm-Festivals „Webcuts“ 2010 in der Kategorie „Classics“ ist. Webcuts folgt man auf der Webseite, auf Twitter und auf Facebook. Gute Wahl!

Wenn das unsere Damen und Herren Politiker sehen, sie wollten gleich wieder dem Teufel Computerspiele den Garaus machen. Die Helden unserer Video-Konsolen-Kindheit in 8bit Frogger, Space Invaders, Tetris, Pacman oder Donkey Kong sind der Diskussion um Spieleverbote, Indizierungen und Verblödungsstudien leid, und gehen zum Gegenangriff über. Dabei pixilieren sie die Weltzerstörungs-Stadt Nummer 1, New York, nach allen Regeln der Computerspielekunst. Und schließlich wird das Runde zum Eckigen.

Die Franzosen Patrick Jean und Matias Boucard haben den Kurzfilm PIXELS geschaffen, den ich euch dringend empfehlen möchte. Und ich würde ihn wirklich gerne in einer stereoskopischen Fassung sehen.

Bereits zum zehnten Mal findet SHORTMOVES – das internationale Kurzfilmfestival in Sachsen-Anhalt – statt. Unter allen Filmen, die an den beiden Festivaltagen am 17. und 18. September 2010 laufen, wird unter anderem ein Preis der Kunststiftung Sachsen-Anhalt vergeben, der mit 1.000,- € dotiert ist. Das Team von SHORTMOVES ruft alle Kurzfilmschaffenden dazu auf, ihre eigenen Produktionen beim internationalen Kurzfilmfestival in Halle (Saale) einzureichen. Einsendeschluss für die, ausnahmsweisen ganz analogen Einreichungen, ist der 30. Juni 2010.

Ob es ein Film in die engere Auswahl schafft, hängt bei SHORTMOVES nicht so sehr von der Ausrüstung oder Professionalität der Filmemacher ab. Viel wichtiger sind leidenschaftlich und engagiert erzählte Geschichten, innovativ eingesetzte Techniken und ungewöhnliche Ideen. Die Stärke von Kurzfilmen – das reduzierte und fokussierte Erzählen in zeitlich begrenztem Rahmen – soll beim Festival in Halle deutlich sichtbar werden. Inhaltlich sind den Filmemachern dabei keine Grenzen gesetzt. Im letzten Jahr reichte das Spektrum der Einsendungen von visualisierter schweizerischer Poesie bis zu einem Ballett eines sterbenden Waldes. Die einige Beschränkung bei SHORTMOVES betrifft die Länge der Filmstreifen. Maximal 15 Minuten sind erlaubt.

Sehr willkommen sind bei SHORTMOVES auch Beiträge, die jenseits deutscher Grenzen
entstanden sind. In den letzten Jahre erreichten uns Einsendungen aus Mexico, Neuseeland oder Australien. Diese Vielfalt soll auch weiterhin erhalten bleiben, weswegen sich der „Call for Entries“ explizit auch an ausländische Filmemacher richtet.

Wer es mit seinem Kurzfilm in die engere Auswahl des Festivals schaffen will, der sollte sich so schnell wie möglich online bei www.shortmoves.de das Anmeldeformular herunterladen. Rund 20 Beiträge werden an den beiden Festivaltagen gezeigt. Diese Kurzfilme sind dann auch für die zwei Festivalwettbewerbe nominiert und kämpfen um Jury- und Publikumspreis. Den Gewinnern winkt ein attraktives Preisgeld und allen anderen Kurzfilmbegeisterten ein Abend von hoher cineastischer Qualität.

Weitere Infos gibt es auf der offiziellen Webseite www.shortmoves.de und natürlich auf Facebook und Twitter @shortmoves.

Ladies and Gentlemen, start your Entries!

Lange haben die Fans anhand von Hintergrundzeichnungen in Featurettes gerätselt, was der nächste Kurzfilm der Animationsschmiede Pixar sein könnte. Denn die Kurzfilme gehören einfach vor jedem Langfilm dazu, außer, dass das Kino mal wieder vergessen hat ihn auf den Server zu spielen…

Doch lagen wir alle falsch. Nach dem Kurzfilm „Teilweise Wolkig“, der 2009 vor dem zweifachen Oscar-Gewinner „OBEN“ lief, kommt nun im Vorprogramm von „Toy Story 3“ der Shortie „Day & Night“ in unsere Kinos. Die Pixar-Kreativen aus Emeryville beschäftigen sich mit einer schwierigen Frage: Was passiert eigentlich, wenn Tag und Nacht aufeinandertreffen?- mit einer einleuchtenden Antwort!

Als Sonnenschein Day zum ersten Mal auf den finsteren Fremden Night trifft, fliegen die Fetzen! Day und Night sind verunsichert und beäugen sich argwöhnisch. Prompt haben sie einander auf dem falschen Fuß erwischt. Doch als sie sich besser kennen lernen und die einzigartigen Qualitäten des jeweils anderen erkennen, stellen sie fest, dass sie lediglich einen unterschiedlichen Ausblick auf ein und dieselbe Welt haben. Ihre Freundschaft eröffnet Day und Night eine ganz neue Perspektive…

Ein ungewöhnlicher Look, sieht ja fast nach klassischem Zeichentrick aus?! Ich denke, dass genaue wie „Teilweise Wolkig“ auch „Day & Night“ in stereoskopischem 3D in den Kinos zu sehen sein wird. Und freue mich schon jetzt auf den deutschen Starttermin von Toy Story am 29.Juli 2010!

Bild © Disney/Pixar

Im letzten Jahr starb der King of Pop, Michael Jackson. Heute Nacht findet in Los Angeles die 52. Grammy-Verleihung an die besten Musikkünstler des Jahres statt. Das Motto lautet: „We’re all Fans“. Der Veranstaltungsort ist das Staples Center, der Ort, an dem Jacko auch für seine „This is it“- Konzerte probte.

Als kleinen Tribute wird es heute die Premiere eines noch nicht gezeigten 3D-Kurzfilms geben, genauer gesagt für den Earth Song. Alle, die die Konzertdokumentation „This is it“-im Kino gesehen haben, wissen, dass für die Stücke Thriller und den Earth-Song extra Filmmaterial in stereoskopischen 3D gedreht wurde. Und ich bin mir nicht sicher, ob das Video zu Smooth Criminal nicht auch für S3D geplant wurde, die Filmausschnitte geben es absolut her, es gibt viele zentralperspektivischen Einstellungen. Und man munkelt über Proben, wie Michael am Ende des Konzerts in ein großes Flugzeug steigt und davon fliegt, optisch gelöst mit einer Mischung aus Live-Performance und filmischen 3D-Effekt.

Eine ganz schlechte Bootleg-Version von Thriller gibt es auf Youtube, damit bekommt man eine vage Idee der S3D-Umsetzung:

Es scheint unwiederbringlich, durch den Tod von Michael Jackson ist auch dieses stereoskopische Konzerterlebnis gestorben, es wird niemand so wie geplant zu sehen bekommen.

Es sind auch keine Details bekannt geworden, wie diese Mischung aus 3D-Film und Konzert hätte vonstatten gehen sollen. Ich weiß, dass Sony ein riesiges 3D-fähiges LED-Panel für Public Viewings gebaut hat. Satte 280 Zoll, das sind über 7 Meter. Vielleicht hätte es auch stereoskopische Rückprojektionen gegeben? Ich bin mir da nicht sicher. Und das Auf- und Absetzen der Brille während des Konzertswäre sicher auch merkwürdig gewesen, aber vermutlich gab es da eine gute Choreographie. Davon gehe ich mal aus. Aber wir werde es nie sehen, auch auf der demnächst erscheinenden This is it DVD und BD sind die Filme nicht als 3D-Fassung enthalten, worauf ich eigentlich gehofft hatte.

Heute Abend gibt es also bei der Grammy-Verleihung den Tribute zum Earth-Song, gesunden von Celine Dion, Jennifer Hudson, Smokey Robinson, Carrie Underwood und Usher. Das anwesende Grammy-Publikum bekommt 3D-Brillen, das Fernsehpublikum muss mit rot-blauen Anaglyphen-Brillen vorlieb nehmen, von denen 15 Millionen Stück in den USA verteilt wurden.
The 52nd Annual Grammy(R) Award

Die Übertragung der Grammy-Verleihung findet heute Nacht ab 3 Uhr unserer Zeit statt. Live kann man sie sich im Internet auf der Webseite des Sender CBS ansehen, zusätzlich gibt es einen Facebook-Webcast zum Neben-Dran-Chatten.

We’re all 3D-Fans, Michael!

An der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf (HFF) in Potsdam
entsteht derzeit das erste 3D-Spielfilmprojekt. Für den 10-minütigen Kurzfilm „Topper gibt nicht auf!“ fiel am Freitag die letzte Klappe. Aber es handelt sich bei dem Projekt nicht nur um einen Film, wird er doch gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). (Ja, richtig gelesen, nix mit Medienboard und Filmförderungsanstalt, man setzt auf die Bereiche Wirtschaft und Technologie.) Zu recht, denn „Topper gibt nicht auf!“ ist ein Forschungs-, Arbeits- und Lernprojekt. DigitaleLeinwand war zu Gast beim Produktionsteam und auf dem 3D-Set.

Topper-Logo

An der HFF sind bereites zwei stereoskopische Animationsfilme und ein 3D-Dokumentarfilm entstanden. Das erste szenische Realfilmprojekt „Topper gibt nicht auf!“ erzählt die Geschichte von Axel, der Regie studiert und die männliche Hauptrolle seines aktuellen Films mit seinem Idol Til Topper besetzt. Topper entpuppt sich allerdings beim Dreh als arroganter Exzentriker, der droht alles hinzuschmeißen. Doch dann kommt Marleen. Sie spielt die weibliche Hauptrolle, weckt seinen Ehrgeiz und – ist Axels Freundin.
Für das Projekt konnte Schauspieler Claude-Oliver Rudolph („Das Boot“, „James Bond 007: Die Welt ist nicht genug“) als Til Topper gewonnen werden. Scheint perfekt für die Rolle besetzt, Rudolph ist nicht nur die neue deutsche Synchronstimme für den abgehalfterten und wiederentdeckten Mickey Rourke, sondern tritt auch (für die Presse) mit der entsprechenden Attitude am Set auf. Der Regisseur wird von Maximilian Vollmar („Die Welle“, „Nancy and Frank – A Manhattan Love Story“) gespielt. Die (sozusagen doppelte) weibliche Hauptrolle übernahm Anna-Maria Sturm („Beste Zeit“, „Beste Gegend“).

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Vollmar, Sturm und Rudolph am Set , Bild: Gerold Marks

Die Beschreibung deutet das dahinterstehende Konzept an: der Film agiert in mehreren Ebenen. Zunächst ist es ein Film über das Filmemachen. Sowohl der Backstagebereich, wie der Filmfilm (also der in der Geschichte zu drehende Film) spielen eine Rolle. Getrennt werden diese beiden Bereiche optisch: der Filmfilm wird mit den Stilmitteln des Film Noir und in Schwarz/Weiß umgesetzt, der Backstage-Bereich der Produktion wird farbig dargestellt. Aber der Film besitzt auch Metaebenen als Forschungsgegenstand und praktisches Lernprojekt:

Dem stereoskopischen 3D-Kino als Motor der Digitalisierung wird eine große wirtschaftliche Bedeutung beigemessen, zum einen aufgrund der Strahlkraft des Neuen, aber auch in der technischen Entwicklung der Produktion und Projektion. Und nicht zuletzt in der Verwertung an Kinokasse oder Ladentisch. Acht führende Unternehmen und Forschungsinstitute haben sich zum Konsortium PRIME zusammengeschlossen, was in Langform „Produktions- und Projektionstechniken für immersive Medien“ bedeutet. Konsortialführer ist das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen, weitere Partner sind das Fraunhofer Institut für Nachrichtentechnik, die Digital Video Systems AG, Flying Eye Management Beratung und Medieninvestitionen GmbH, die Kinoton, KUK Filmproduktion, Loewe Opta und natürlich die HFF Potsdam. Ziel ist die Entwicklung zukunftsweisender Technik und tragfähiger Geschäftsmodelle für die Einführung des stereoskopischen Medienkonsums in den Bereichen Kino, TV und Games. Das BMWi unterstützt diese Entwicklung mit einem Volumen von 5,8 Mio Euro, wobei die Fördersumme etwas über 4 Mio € liegt. Der Film ist ein Bestandteil dieses umfassenden Projektes.

Aber „Topper“ kann noch mehr:  Die Medienwissenschaftler der HFF werden den Film für qualitative Akzeptanztests einsetzen. Claudia Wegener, Projektleiterin für PRIME an der HFF, hat bereits mit ihrem wissenschaftlichen Mitarbeiter Jesko Jockenhövel eine quantitative Studie zur Nutzung und Akzeptanz von stereoskopischem Kino vorgelegt. Derzeit sind weitere Studien in der Vorbereitung. Beispielsweise soll geklärt werden, warum sich Kinogänger die stereoskopische Version der ebenfalls verfügbaren monoskopischen Version vorziehen, hat dieses soziale Aspekte oder ist dies im Technik- oder Filminteresse begründet? Eine weitere Studie soll die Auswirkung der Immersion auf junge Zuschauer testen. Aktuelles Beispiel: Disneys Eine Weihnachtsgeschichte wird von Zuschauern als zu gruselig beschrieben. Verstärkt der stereokopische 3D-Einsatz noch die Furcht? Auch ist bisher nicht geklärt, warum Frauen beim Betrachten stereoskopischer Filme häufiger über Übelkeit klagen als Männer.

An „Topper“ sollen weitere Grunderkenntnisse überprüft werden: Wie weit wird das filmische Erleben durch den Einsatz von S3D gesteigert? Steht der Protagonist dem Zuschauer emotional inhaltlich näher, wenn die Figur auch räumlich näher abgebildet ist?

Ein bisher wenig untersuchtes Feld, umso erfreulicher, dass sich Designforschung allmählich etabliert. Ziel der Medienwissenschaftler sind empirisch abgesicherte und fundierte Erkenntnisse über unterschiedliche Aspekte der Beurteilung und Akzeptanz von stereoskopischen, bzw. mehrdimensionalen Inhalten. Und das Einbringen der gewonnenen Erkenntnisse in den Gestaltungsprozess.

Robert Laatz, künstlerisch-technischer Leiter des Projekts, betont wiederholt  die Bedeutung der stereoskopischen Technik im digitalen Zeitalter. Zwar sehen Kritiker S3D-Filme oftmals skeptisch, Laatz ist aber überzeugt von der Relevanz von 3D für den Kino, TV und Games: „Die HFF reitet auf dem Schaumkamm der Renaissance des 3D-Kinos“.  An der Filmhochschule arbeitet er als 3D-Producer und Director of Photography (DoP) intensiv mit den Studenten an der stereokopischen Technik.

Den Studierenden wird mit dem Film ein umfassendes Praxisprojekt ermöglicht, in dem der Umgang mit der Tiefendimension ausprobiert und angewendet werden kann. Natürlich gibt es diverse Unterschiede zu einem herkömmlichen Dreh. Regisseur Félix Koch betont, dass man bei einem stereoskopischer Dreh erstmal eine Menge von dem vergessen kann, was in 2D-Produktionen gilt. Es gibt sehr viele zusätzliche Fehlerquellen. Und es dauert, bis man die Kamera beherrscht. Insgesamt dauert der Dreh oft doppelt so lang wie gewohnt, beispielsweise benötigt der Aufbau der Kamera deutlich mehr Zeit. Eine wichtige Arbeit für Kameramann Benjamin Raeder: Es muss viel eingemessen werden, was ist der nächste Punkt, was ist der fernste. Stimmen die Einstellung nicht, kommt es aufgrund der stereoskopischen Sicht durchaus zu Übelkeit beim Zuschauer. Dies bedeutet auch längere Wartezeiten für die Schauspieler und das gesamte Filmteam.

Und auch die Technik dahinter muss gelernt werden, dreht man doch in High Definition und bedient gleichzeitig zwei unkomprimierte Datenstreams. Und die Datenmengen sind riesig, leider konnte die Mustervorführung des gedrehten Material nicht stattfinden, da das Glasfaser-Serversystem die Datenmengen nicht übertragen kann.

Insgesamt ist der Dreh sehr viel geplanter. Bei diesem Projekt hat man den Film bereits vorab in einem Computerprogramm previsualisiert. Dies hilft nicht nur bei der Entwicklung der Story und des Timings, sondern auch für die Definition der Einstellungen und das Planen der stereoskopischen Wirkung.

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Previsualisierung der Szene, Illustration: HFF

Die stereoskopische Dimension bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Auch die Szenen verlangen einen anderen Aufbau. Zum einen interessiert sich das Auge intensiver für den dreidimensionalen Raum und benötigt dafür Ruhe. Die Szenen sind daher ruhiger, die Schnittfrequenz niedriger. Das Anschneiden von Personen durch den Kadrierung funktioniert im 3D-Film nicht. Auch sollten Personen oder Gegenstände das Bild nicht über die seitlichen Ränder oder nach oben und unten verlassen. Eine große Bedeutung bekommt die Positionierung der Personen im Raum.

Dramaturg Florian Hawemann hat vielleicht den wichtigsten Job bei diesem Projekt. Er ist sich des Problems Handlung versus Effekthascherei bei stereoskopischen Filmen absolut bewusst: „Ein gutes Drehbuch in 2D ist auch ein gutes Drehbuch in 3D. Ein schlechtes Drehbuch in 2D wird in 3D nicht besser.“ Produktionsleiter Paul Andexel hat bei dieser Produktion ebenfalls gut zu tun: 50 Crewmitglieder und bis zu 12 Schauspieler auf und am Set sind zu koordinieren. Für die Produktion eines Kurzfilms eine beachtliche und auch ungewohnte Größenordnung.

Selbst klassische Berufe wie die Bühnenbauten und Dekoration müssen sich an die neuen Erfordernisse anpassen. In der Gestaltung sind gegenüber den erlernten 2D-Konvention neue Konventionen erforderlich. Wie arbeitet man in 3D mit perspektivisch verzerrten Räumen oder der Vortäuschung von Dimensionalität durch Patinierung und Schattierung? Alles eine Aufgabe für die Szenografin Susanna Cardelli. Da muss mal eine Wand höher sein als gewohnt, Wandbilder können auch zu Reliefs werden, damit die Tiefenperspektive zur Geltung kommt. Für die Möglichkeiten räumlichen Gestaltung wurde ein Tiefenskript angefertigt, eine Art zusätzliches Drehbuch für die Tiefendimension. Dieses Script wird als gemeinsames Asset gemeinsam mit dem Bereich der Medienwissenschaft der HFF iterativ durch Akzeptanztests in 2D und 3D entwickelt.

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Kameramann Raeder und Regisseur Koch am 3D-Spiegel-Rig, Bild: Gerold Marks

Die HFF verfügt durch die Investitionen über eine sehr gute Ausgangslage: Zum einen arbeiten jetzt Studierende praktisch mit der 3D-Technik und sammeln somit wertvolle Erfahrungen für gefragtes Spezialwissen. Zum anderen konnte die Hochschule mit dem Kauf von Geräten und Software einen kompletten digitalen Workflow aufbauen. Das Herzstück ist natürlich das 3D-Spiegel-Rig. Da für stereoskopisches 3D die Bilder von zwei Kameras aufgenommen werden müssen, braucht man eine Apparatur, die das exakte Positionieren und Justieren ermöglicht. Dabei werden die Kameras mit dem gleichen Versatz von 6,5 cm wie die menschlichen Augen angeordnet. Nun sind die Kameras und Objektive aber breiter und müssen daher versetzt aufgebaut werden. Eine Kamera wird seitlich, eine oben positioniert. Über einen gekippten Spiegel wird das Bild umgelenkt. Ein 3D-Monitoring-System, der vom Fraunhofer HHI und KUK entwickelte Stereoscopic Analyzer (STAN), ermöglicht die Kontrolle der Szenen im Live-Modus direkt am Set. Natürlich steht auch ein Stereo 3D-Bildschirm mit passiven 3D-Brillen für die On-Set-Überprüfung zur Verfügung.

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"Marleen" am Set und im Monitoring-System, Bild: HFF

Für die jetzt beginnende dreimonatige Postproduktion wurde an der HFF eine Flame-Suite von Autodesk angeschafft- ein sehr mächtiges Visual-Effects-System, mit dem auch die großen Filmstudios und Effektschmieden arbeiten. Und selbst an das Abspiel ist gedacht: im hochschuleigenen Kino kann die HFF ihre Werke auch in S3D seinem Publikum vorführen, immerhin mit einer Kapazität von 220 Plätzen.

Die HFF hat somit als erste deutsche Filmhochschule einen komplett digitalen Workflow aufgebaut, der für mono- oder stereoskopische Produktionen und Projektion zur Verfügung steht. Projektleiter Laatz betont dieses Alleinstellungsmerkmal, die HFF ist nicht nur als derzeit einzige europäische Universität in der Lage stereoskopisch zu produzieren, auch wird an der HFF derzeit die nächste Generation der Filmemacher ausgebildet. Und diese besitzen mit diesen Projekten praktische Erfahrungen mit dem Dreh in 3D.

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Das Filmteam beim Begutachten des Materials, Bild: HFF

Es gibt gerade an den künstlerisch schaffenden Universitäten viele Verfechter der freien Kunst und Film als Kulturgut. Die aufsetzenden Wissenschaften waren oft isoliert, haben im nachhinein gemessen, untersucht und bewertet. Zu oft nur für die Bibliographie der Forschenden. Ableitungen für marktrelevante technische Entwicklungen oder gar wirtschaftliche Modelle scheinen dabei viel zu selten produziert worden zu sein. Insofern begrüße ich die Verbindung von künstlerischer Produktion mit der Medienwissenschaft, sind dies doch auch meine beiden Studienschwerpunkte an der Universität der Künste. Wenn man sich gegenseitig zuhört und achtet, lässt sich viel voneinander lernen. Aber es kommt dabei auch auf die Tiefendimension an.

„Topper gibt nicht auf!“ feiert am 26. März 2010 im Rahmen des Symposiums „Insight Out 2010“ Premiere. Der 10-minütigen Film wird voraussichtlich gemeinsam mit einem 60-minütigen Making-Of aufgeführt. Zudem ist eine Festivalauswertung und eine Veröffentlichung mit Bonusmaterial auf Blu-ray geplant. Mehr Informationen über den Film gibt es auf unter dem offziellen Twitteraccount @3DTopper, der Facebook-Fanseite und dem Blog des Produktionsleiters Paul Andexel. Regisseur Félix Koch hat bereits Ideen für das nächste S3D-Projekt. Ich bin gespannt.

Ein wenig Off-Topic, aber ihr liebt ja alle Pixar-Kurzfilme. Hier habe ich die sechs Shorts aus dem Cars-Universum für euch.

Pixar hatte angekündigt zukünftig alle Filme in einer stereoskopischen 3D-Fassung (S3D) herauszubringen. Und die Vorbereitungen für die Fortsetzung von „Cars“ („Cars 2“, Filmstart in USA 2012) läuft mit ungedrosseltem Motor. Was die meisten nicht wissen: es gibt eine Reihe von Kurzfilmen aus dem Cars-Universum, der etwas rostige Redneck-Abschleppwagen Mater hat sein eigenes Spin-Off erhalten. Unglaublich, was der schrullige Mater alles erlebt hat. Zumindest fällt beim Flunkern der Rost nicht ab. 😉

Die Kurzfilme mit dem klingenden Namen Car-Toons werden in loser Reihenfolge auf dem Disney-Channel ausgestrahlt. Natürlich mit Larry the Cable Guy als Stimme.

Unidentified Flying Mater – Letzten Freitag hatte das neueste Werk unter der Regie von John Lasseter Premiere. Mater berichtet von seinen Erlebnissen der dritten Art. Und nun wird auch geklärt, woher die Kornkreise stammen und was in der Area 51 passiert. 😉

Mater the Greater – Der wagemutige Evil Knievel mit seinen Stunts kann gegen Mater natürlich einpacken:

Rescue Squad Mater – Rostiger Abschleppwagen? Funky strahlend-roter Feuerwehr-Einsatzwagen! In diesem Kurzfilm rettet Mater seinen Freund Lightning McQueen aus einem brennenden Hochhaus:

El Materdor – Keine Frage, Mater ist natürlich auch der beste Bulldozer-Kämpfer in ganz Spanien: Überzeugt euch hier:

Tokyo Mater – knallbunt wie ein japanisches Videospiel kommt diese Episode daher. Mater bekommt ein Extra-Tuning für den perfekten Tokyo Drift:

Der Vollständigkeit halber hier natürlich noch der Kurzfilm Mater and the Ghostlight, der als Bonusmaterial auf der Cars-DVD veröffentlicht wurde. Es wird gruselig. Und ich liebe den kleinen Lightning-Bug!

Filmemacher haben großen Ärger mit Produktpiraten: im Kino wird mitgefilmt und später auf die Torrent-Server der Welt hochgeladen, zum DVD-Start überschwemmen Raubpressungen aus Fernost den Straßenhandel. Nun wird man eine Spur professioneller: die Filme werden einfach nochmal angefertigt. Gut, in Hollywood nennt man das Remake, davon kann bei den unten gezeigten Beispielen aber keine Rede sein. Da bekommt der Begriff „Raubkopie“ eine ganz neue Bedeutung.

Die Filme der Animationsschmiede Pixar sind in der ganzen Welt beliebt. So wundert es nicht, dass sie unter RipOffs zu leiden haben. Zumal man ja keine Star-Schauspieler braucht, die Charaktere werden einfach im Rechner selber erzeugt. Dann klaut man noch die grobe Handlung und bedient ein paar Key-Visuals, fertig ist das schlechte Klon. Im Juni hatte ich euch schon mal das Poster für eine geklonte Version von OBEN gepostet (kann man hier nochmal ansehen).

Nun kommen Film-RipOffs hinzu. Hier eine sehr deutliche Anlehnung an „Cars“ mit dem Trailer für „The little Cars“:

Und wer Lust auf eine Geschichte mit einer kochenden Ratte hat, ist bei „Ratatoing“ gut bedient. Youtube versorgt uns mit dem gesamten Film:

Den Höhepunkt der digitalen Kopierkunst dürfte aber das „Remake“ des Kurzfilms „Presto“ sein, der bei Wall-E als Vorfilm gezeigt wurde. Im Vergleich zu den oben genannten Beispielen haben wir hier durchaus eine gute Bildqualität und ansprechende Renderings mit vernünftigen Modellen. Und es ist doch eine fast genaue Kopie des Pixar-Originals. Ich war bei der ersten Sichtung verblüfft, das wirklich über weite Strecken der Film szenengenau kopiert wurde. Und doch besitzt das Original in den Nuancen mehr Liebe, mehr Seele. Und ich hoffe, dass das auch von den Zuschauern honoriert wird.

Hier das Original und das Plagiat im direkten Vergleich:

YouTube Doubler

(via Slashfilm)

Nach „Alice in Wunderland“ (natürlich in S3D) dreht Tim Burton ein Remake- seines eigenen Films. Frankenweenie gab es bereits im Jahr 1984 als 29-minütigen Kurzfilm. Passend zum Genre in schwarz/weiss. Es ist die Variation der Frankenstein-Geschichte aus der Sicht eines Kindes. Als Hund Sparky von einem Auto überfahren wird, kennt Victor nur eine Möglichkeit, ihn zurückzubringen. Friedhof der Kuscheltiere lässt grüßen!

Nun soll es ein Remake des Films geben. Als abendfüllenden Spielfilm. Als Stopmotion. In stereoskopischem 3D. Und fotografiert in schwarz/weiß. Diese Kombination im Look eines 50er-Jahre B-Movies ist bisher einmalig. Und natürlich wird es ein echter Burton. Zwar reißt mich die Geschichte nicht wirklich vom Hocker, aber die von Burton produzierten Stopmotion-Animationsfilme „The Nightmare before Christmas“ und „Corpse Bride“ gehören zu meinen großen Lieblingen. Insofern freue mich selbstverständlich auf das Projekt! Bei IMDb ist der Filmstart für 2011 vorgemerkt.

Wie ComingSoon berichtet, wird Allison Abbate, die schon für „Corpse Bride“ und den aktuellen Stopmotionfilm von Wes Anderson „The Fantastic Mr. Fox“ produzierte, auch hier mit von der Partie sein. Die Three Mills Filmstudios in London dürften dafür auch gerade zur Verfügung stehen.

Hier könnt ihr euch schon mal den Frankenweenie-Kurzfilm von 1984 in drei Teilen ansehen:

Wie OregonLive berichtet, fokussiert sich das Animationsstudio Laika auf Stopmotion-Spielfilme- und lässt die CGI-Sparte fallen. 63 Mitarbeiter der CGI-Abteilung müssen ihren Pixel zusammenpacken und das Unternehmen verlassen, bereits im Dezember mussten 65 Mitarbeiter nach der Fertigstellung des CGI-Films „Jack and Ben’s Animated Adventure” gehen.

Laikas Erfolgsfilm Coraline, immerhin mit einem Boxoffice von 120 Mio $ bei 60 Mio $ Produktionskosten, mag den Ausschlag gegeben haben. Gegen die großen Platzhirsche Disney/Pixar und Dreamworks Animation lässt sich sicherlich schwer behaupten, zumal es in diesem Feld weitere starke Konkurrenten gibt. Aber auch durchaus eine riskante Entscheidung, da die Produktionszyklen von Stopmotion-Filmen aufgrund der aufwändigen Produktionen einige Jahre betragen. So lange wird sich Laika mit dem zweiten Standbein, der Produktion von Werbefilmen und Videoclips über Wasser halten müssen. Diese werden übrigens in allen Animationsformen angeboten, da bleibt Laika ein Vollsortimenter.

Aber Coraline hätte auch ein CGI-Film werden können. Regisseur Henry Selick ist ein Spezialist für abendfüllende Stop-Motion-Filme, gehören doch „The Nightmare before Christmas“, „Monkeybone“ oder „James und der Riesenpfirsich“ zu seiner Filmographie. Gemeinsam mit Laika hat er den Kurzfilm „Moongirl“ umgesesetzt, der auf dem Filmfestival in Ottawa den Spezialpreis der Jury für den Bereich Kurzfilme erhielt. Letztlich hat er sich doch für sein klassisches Format der Stopmotion entschieden.

Man munkelt bereits über Folgeprojekte von Selick, die Palette scheint groß: eine Buddy-Komödie, eine Gespenstergeschichte, ein Kinder-Monsterfilm, ein mystisches Märchen und ein Anderer-Welt-Krimi sollen sich in der Entwicklung befinden  Auch eine erneute Zusammenarbeit mit Neil Gaimann, dem Buchautoren von Coraline, scheint möglich. Ich als großer Stopmotion-Fan freue mich sehr auf kommendes Material!

Henry Selicks Kurzfilm „Moongirl“ könnt ihr euch hier ansehen: