Immersives Erleben – welche Möglichkeiten gibt es?

In den letzten Jahren haben wir das Wort „immersiv“ immer öfter mit Bezug auf Marketing, Technik und Gaming gehört, aber was bedeutet es eigentlich? „Immersio“ ist die lateinische Ursprungsform des Wortes und bedeutet so viel wie „eintauchen“. Genau darauf beziehen sich die immersiven Erfahrungen, die den Spielemarkt und viele andere Bereiche der digitalen Welt übernehmen. Mit immersiven Techniken sollen Kunden tiefer in eine Materie eintauchen und im Idealfall ganz vergessen, dass sie sich nicht in der realen Welt, sondern einem Spiel oder einem Programm befinden. Während im Spielsektor jahrelang hauptsächlich durch die Verbesserung von Grafiken und mit intensivem Storytelling an der Immersion in Spielen und Co. gearbeitet wurde, gibt es heute einige Technologien, die die Reise in ein Game verbessern sollen. Wir haben uns verschiedene Möglichkeiten genauer angesehen.

VR AR Immersion

Mittels virtueller Realität tauchen Nutzer in eine völlig andere Welt ein.

Interaktive Filme

Bei dem Spielgenre, das in den letzten Jahren stark gewachsen ist, handelt es sich um eine Form des immersiven Films, der gleichzeitig ein Spiel ist. Dabei folgt der Spieler einer Storyline und kann diese durch zahlreiche Entscheidungen und Taten maßgeblich verändern. Der Vorreiter dieses Genres ist das französische Entwicklerstudio Quantic Dream unter der Leitung von David Cage, das bereits 2005 mit Fahrenheit eine erste Version eines interaktiven Films herausbrachte. In dem Konsolen- und PC-Spiel folgte man einem sehr cineastischen Geschichtsverlauf und musste mehrere Charaktere in einem mysteriösen Mordfall steuern, um herauszufinden, was passiert ist. Zu welcher Auflösung es kommt, war abhängig von den Entscheidungen des Spielers. Das Spiel erhielt zwar zahlreiche gute Kritiken, wurde jedoch noch nicht als besonders immersiv wahrgenommen, da die Grafiken damals noch nicht so ausgereift waren. Anders sah das bei dem nächsten Teil des Studios aus, dem Spiel Heavy Rain und seinem Nachfolger Beyond: Two Souls. Dabei kam die Technologie von Motion Capture ins Spiel. Alle Charaktere wurden von realen Schauspielern verkörpert, die alle Szenen vor speziellen Kameras durchspielten und dabei ihre Bewegungen, sowie ihre Mimik und Gestik einspielten. Diese wurden dann später auf die animierten Charaktere übertragen. Selten hatte man solch einen Detailreichtum an Gesichtsausdrücken und Bewegungsabläufen bei Spielfiguren gesehen. Je glaubwürdiger die Spiele werden, desto immersiver wird die Erfahrung und umso mehr leben Spieler mit den Figuren mit.

Live-Casinos

Eine weitere Anwendung des immersiven Spielens findet in einer neuen Entwicklung der Online Casinos statt. Dieser technologische Fortschritt trägt die Bezeichnung Live Casino.
Casino Plattformen bieten Live Casinos mit Spielen wie Live Roulette, Live Blackjack und Live Poker an, in denen Spieler mit echten Croupiers via Livestream interagieren können. Dabei wird ein ausgebildeter Karten-Dealer vor einem Green-Screen gefilmt, auf dem später ein Video eines gut besuchten Casinos eingeblendet wird. Der Croupier teilt dabei reale Spielkarten auf einem Spieltisch aus und ersetzt damit die künstliche Intelligenz des Computers, gegen die man üblicherweise bei Online-Poker und anderen Spielen antritt. Spieler können via Live-Chat mit dem Dealer kommunizieren und ihre Züge ansagen. Gleichzeitig werden die Karten auf dem Tisch von dem Computer mit Hilfe von OCR-Technologien (Optical Character Recognition) eingelesen und die Daten verwertet. Das bedeutet, dass der Computer die Symbole auf den abgefilmten Karten interpretieren und daraus das Resultat jeder Runde berechnen kann. Damit werden Gewinne direkt auf dem Konto des Spielers verbucht. Durch die Interaktion mit echten Menschen und einer belebten Kulisse tauchen Spieler tiefer in das Erlebnis ein und können sich viel leichter vorstellen, in einer landbasierten Spielbank auf Besuch zu sein.

AR und VR

pokemon-go

Caption: Pokémon Go eroberte mit der Anwendung von erweiterter Realität (AR) die mobile Spielewelt.

Die virtuelle (VR) und erweiterte (AR) Realität sind besonders in der Spielebranche keine Neuheiten mehr. Trotzdem hat die Technologie hinter diesen Spieletrends noch jede Menge Verbesserungspotential. Der Unterschied der beiden Technologien scheint klein, ist aber von großer Bedeutung. Während bei VR mit Hilfe einer VR-Brille eine virtuelle Realität erzeugt und die Realität komplett ausgeblendet wird, entsteht bei der erweiterten Realität eine Mischung aus der echten Welt und einer digitalen Erweiterung. Beide Methoden sind extrem immersiv. Die VR-Technologie wird bei Spielen wie Beat Saber im PlayStation Store angewandt, bei dem die PlayStation 4 mit einer VR-Brille und einer Motion-Capture-Kamera verbunden wird. Durch die Brille, welche die gesamte Sicht, also auch den peripheren Blickwinkel einnimmt, wird die Umwelt komplett ausgeblendet. Bewegt der Spieler seinen Kopf, so dreht sich auch der Blickwinkel in der Spielwelt, wodurch ein sehr realistisches Erlebnis kreiert wird, selbst wenn die Grafiken sehr fantasiereich gestaltet sind. Die erweiterte Realität wurde besonders erfolgreich in der App Pokémon Go angewandt. Spieler konnten auf ihrem Smartphone-Bildschirm immer noch das Bild der Kamera und somit die Umwelt dahinter sehen, gleichzeitig wurden jedoch Animationen eingeblendet. Das Erlebnis schien für viele so fesselnd zu sein, dass sie die Augen selbst beim Gehen gar nicht mehr vom Bildschirm reißen konnten.

360-Grad-Filme

Der 360-Grad-Film ist VR-Spielen sehr ähnlich, wird jedoch auf andere Weise produziert. Statt eine 3D-Umgebung zu erzeugen, in der sich der Spieler frei bewegen und uneingeschränkt umsehen kann, muss im 360-Grad-Film alles gefilmt werden. Angesehen werden jene Filme ebenfalls mit einer VR-Brille oder einem ähnlichen Head-Mount. Damit der Zuseher sich während des Geschehens in alle Richtungen drehen und verschiedene Winkel der Filmwelt sehen kann, muss aus mehr als nur einer Perspektive gefilmt werden. Aus diesem Grund werden gerne omnidirektionale Kameras verwendet, die z. B. kugelförmig sein können und mit mehreren Linsen gleichzeitig filmen. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, die Aufnahmen von verschiedenen eigenstehenden Kameras mit der passenden Software später zusammenzusetzen. Einige große Blockbuster wurden bereits zumindest in Teilen mit jener Technik aufgenommen, so z. B. eine Probe aus dem Film Greatest Showman, die einen besonders spannenden und immersiven Einblick in die harte Arbeit hinter dem Filmhit zeigt.

Immersive Erfahrungen im Spiel und im Film helfen dem Publikum dabei, tiefer in die Materie einzutauchen und sich ganz in das Geschehen des Mediums fallen zu lassen. Wenn die Technologien gut umgesetzt sind, sollte der Zuseher oder Spieler für einen Moment lang komplett vergessen, dass er sich in einer fiktiven Welt befindet.

Photo by Lux Interacton, CC0 Public Domain (1), Photo by Tumisu, CC0 Public Domain (2)

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